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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1925
- Strukturtyp
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- 1925-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1925
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- Deutsch
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14326Mrse»iIatt s. d, Dgch», B»chhand-I, Redaktioneller Teil. 224, 24, September 1925, angepriesen werden, die in mehr oder weniger verhüllter Form ihrerseits mit Pflichtbüchern oder »Jahresbüchcrn« arbeiten wollen. Zwar sind alle diese Projektenmacher vorsichtig genug, zu er klären, daß sie das Sortiment nicht ausschalten wollen und ihm einen Zwischenhandelsgewinn auch bei den Pflichtbüchern zu gestehen, Aber man kann dieser löblichen Absicht, selbst wo sie ehrlich ist, nicht glauben, da jedes Pflichtbuchsystem, für das die Absatzgemeinde organisiert ist, zwangsläufig zur Ausschaltung des überflüssig gewordenen Sortiments führt! In Erkenntnis dieser Zusammenhänge und der sich daraus ergebenden Schlußfolgerung, daß nur das System der freien Buch Wahl den deutschen Buchhandel ret ten kann, entsteht sehr leicht die Meinung, daß man über die Frage der Buchgemcinschasten -zur Tagesordnung übergehen soll, um alle Kräfte auf die Anregung zur freien Buchwahl in den werbenden Möglichkeiten des Sortiments zu konzentrieren. Genau in dieser Richtung liegt ein Plan, der von dem Ver fasser dieses Aufsatzes zusammen mit Herrn Knielin-g schon am I, September dieses Jahres in Leipzig einer Versammlung von Verlegern und Sortimentern, die im Namen von Or, Eugen Diederichs zusammengerufen war und die unter Leitung von vr, Felix Meiner stand, vorgelegt werden konnte. Dieser — übrigens einstimmig angenommene — Plan geht, was charakteristisch für ihn ist, weder von den besonderen Interessen des Verlags noch von -denen des Sortiments aus, sondern von den Nöten der Bücherkäufer! Und dürfte eben darum, weil es seine Aufgabe ist, dies cNötenichtdurch Buchgemeinfchaf- ten außerhalb des Buchhandels, sondern durch den Buchhan-delselbst behöben zu lassen, dennoch oder erst recht dem Gesamtbuchhandel, und -zwar sowohl dem Verlag w i e dem Sortiment -dienen! Um diesen Plan zu verstehen, wind man sich zunächst einmal über -den Begriff des »Bücherkäufers«, von dessen Nöten die Rede war, verständigen müssen. Vor dem Kriege wußte der deutsche Buchhandel ganz genau, wer seine Bücher kaufte, Uni -diese Schicht von Kulturträgern aller Stände und von Gebildeten aller Grade lag ein Kreis von Nichtkäufcrn aller Wirtschastsklassen, vom reich gewordenen Unternehmer bis zum Angestellten, der im Tagesfron unterging, und zum Bauer oder Proletarier, soweit sie für sich dahinlebten und von wirt schaftlichen oder politischen Kämpfen noch nicht erfaßt waren, Mer tausend Kanäle stieg und ergänzte sich die Schicht der Büchcr- käu-fcr aus dem Kreis der Nichtkäufer, die allmählich zu Käufern wurden über wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Inter essen, oder auch durch die Bildungsarbeit, die an den bildungs hungrigen Elementen -der großen Masse verrichtet wurde. Aber dieser Zuwachs an Teilnahme und Bildung im deutschen Volke, wodurch Bücherkäufer entstanden und der Buchkauf selbst sich ver mehrte, vollzog sich organisch und daher langsam, Kriegsende und Revolution haben diesen Entwicklungsprozeß gestört, wenn nicht vernichtet, weil sie den -Kern auflöstcn, der die Bildungs schicht und damit die Käuferschicht bestimmte, -Es ist augenscheinlich, daß der sogenannte gebildete Mittel stand, welcher das Hauptkontingent der Bücherkäufer nusmachtc, unendlich verarmt ist und seine Büchcrkttuse in einem Grade hat einschränkcn müssen, der für den gesamten Buchhandel bedrohlich geworden ist und das Sortiment -zum Teil schon ruiniert hat. Wenn man in wirtschaftlicher Hinsicht von einem neuen Mittel stand spricht, so enthält diese Feststellung keinen Trost für den Buchhandel! Denn dieser neue Mittelstand ist, im Vergleich zum alten, ungebildet und uninteressiert und kann zu Bücherkäusern nurallmählich erzogen werden. Überhaupt kann von einem Ersatz der alten Käuserschicht durch andere nicht die Rede sein! Auch der Arbeiter, der durch die Revolution geistig mobilisiert wurde, kommt in der Masse als -Bücherkäufcr nicht in Frage, Wenn es ihm relativ — vielleicht — besser geht als großen Gruppen des Mittelstandes, so ist doch heute auch der Arbeiter schlechter bezahlt als vor dem Kriege und selbst von der Wirtschaftskrise schwer mitgetroffen. Überhaupt muß der Buch handel in Rechnung stellen, daß Krieg und Not eine Umstellung des Menschen bewirkt haben, die dem Buch feindlich ist, Wir alle sind überlastet, verhetzt und haben keine Zeit, oft auch durch die Wohnungsnot keinen Raum, keine Ruhe, keine Stille zum Lesen. Die Muße des Menschen wird vergeudet aus Kino und materielle Genüsse, Für die körperliche und seelische Erholung beansprucht der Sport immer mehr Zeit, Im ganzen müssen wir also einen kulturellen Auflösungsprozeß konstatieren, gegen den im Grunde nur Verinnerlichung durch Erziehung zum Geistigen, durch Erziehung zum Buch Helsen kann. Nur aus -dieser allge meinen Grundlage läßt sich auch die Gewinnung neuer Büchcr- käufcrschichten allmählich erreichen. Daher ist es nicht nur praktisch richtig, wenn der Buchhandel versucht, das Hauptkontingent der alten Bücherkäufer wieder zuerobern, weil sie im Grunde die einzige erzogene und willige Schicht von Bücherfreunden darstellen, die an der deutschen Buch produktion interessiert sind, sondern es ist auch vom Gesichtspunkt der Ausbreitung und Verinnerlichung von Bildung aus unerläß lich, die Spitzengruppe der alten Buchkäuserschicht als Vorreiter der freien Buchwahl, des Interesses am Buch und der Werbung für das Buch einzuspannen! Diese oberste Schicht hat ihr geistiges Programm, Ein Ziel für den lebendigen Willen der Aufnahme, in dem er sich mit den stärksten Kräften des f ch ö p s e r i s ch e n Geistes begegnet. Bei aller Freiheit -der Buchwahl wird das bildungsstark«, das schöpfe rische, das geschichts- und zukunstswillige Buch gerade von diesen Kreisen gefordert! Und diese Forderung von Führern wird maßgebend -für Millionen hinter ihnen, für Millionen, denen hierdurch der Weg zur Bildung und zum Bücherkauf bestimmt wird. Aber für diese Millionen und auch für ihre geistigen Führer ist im Verhältnis zu ihrer gesunkenen Kaufkraft das Buch zu teuer! Sie können ihre Buchkaufwünsche nicht mehr oder nur noch zum Teil befriedigen. Ihnen muß man das wert volle Buch verbilligen! Verbilligung des Buches durch die Eigenproduktion buchhandelsfeindlicher Buchgemeinschaften wird in voller Wür digung der Bedeutung des Gesamtbuchhandels für die Kultur unseres Volkes gerade auch nach dem Prinzip der freien Buchwahl grundsätzlich abgelehnt! Gleichgültig, ob «sich nun Buchgemein- schaftcn innerhalb oder außerhalb des ordentlichen Buch handels dasiir anbieten. Man will nur mit dem ordentlichen Ver- lagsbuchhandcl und mit dem ordentlichen Sortiment arbeiten, um beide zur freien Buchproduktion und zum freien Angebot im In teresse der freien Buchwahl zu stärken! Diesem Ziel dient der in Leipzig einstimmig angenom mene Plan der Deutschen Buchcinkaussgemeinfchast E. B. Dieser Verein ist auf der einen Seite eine Organisation der Kon sumenten, um ihre Buchkaufwünfche sicherzustellen, und eben da durch andererseits eine Organisation für das Sortiment, für das zum ersten Malseins alten und neuen Kun den wirklich organisiert werden, Di« Buchcinkaussgemeinschafk <B, E, G,) wirbt ihre Mitglieder nur durch das Sortiment und verkauft Bücher ebenfalls nur durch das Sortiment, dessen notwendiger Handelsgewinn ihm dabei ge sichert ist. Jedes Mitglied kann die ihm durch die B, E, G, an geborenen Bücher nur von dem Sortimenter beziehen, bei dem es als Mitglied eingetragen ist. Die Mitgliedsbeiträge -werden selbstverständlich in voller Höhe auf Käufe der von der B, E. G, angebotenen Bücher angerechnet. Natürlich entsteht zuallererst die Frage, auf welche Weise die Verbilligung der Bücher der B, E, G, zu erzielen ist. Es -han delt sich um zwei Gruppen von Buchgeschäften, bei denen eine Verbilligung bewirkt werden kann, ohne daß die Verkaufsordnung des Buchhändlcr-Börsenvereins dadurch gestört würde. Nämlich erstens, um die Aufnahme von Beständen, deren Absatz trotz ihres Wertes, sei es durch die Auswirkung der Wirtschaftskrise, sei es durch Unkenntnis des Publikums ins Stocken geraten ist; zweitens um das Subskriptionsgeschäft, Nun ist vorauszusehcn, daß im ersten Fall alsbald die Agi tation der Buchgemeinschaften, die ja über genügend viel Kapital zu Propagandazwecken verfügen, cinfetzcn und behaupten wird, daß die B, E, G, ihren Mitgliedern nur Ladenhüter vorsetze, die
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