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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1905-09-06
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1905
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- Deutsch
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776» Nichtamtlicher Teil. 207, 6. September 1S05. Format, so daß ihres Umfanges wegen ein ertragreicher Ab satz fast ausgeschlossen war. Es wurde damals über die unreellen Geschäftsgrundsätze des Knnsthandels viel geklagt, und man nahm keinen An stand, Firmen, die Leute »mit vollem Beutel und leeren Köpfen« an sich zu ziehen wußten, durch Namensnennung öffentlich zu kennzeichnen. Man glaubte, dadurch nicht nur das Interesse der Käufer, sondern auch das der soliden Kunst händler, die schwer kämpfen mußten, zu fördern; denn selbst Versteigerungen, die zur Meßzeit in Leipzig abgehalten wurden, waren schwach besucht, und es mag als bezeichnend für die Kauflust, den Kunstgeschmack jener Zeit gelten, daß ein Bild von Lucas Cranach, das Luther und seine Frau darstellte, trotz des billigen Preises stets vergebens aus geboten wurde. Für Berlagshandlungen, die in bessern Zeiten mit der Herausgabe großer künstlerischer Liefcrungswerke begonnen hatten, war es nicht leicht, unter veränderten Verhältnissen, bei stets geringer werdenden Vcrkaufsausstchtcn ihrem ur sprünglichen Plan treu zu bleiben. Der Wert der Werke muhte notgedrungen abnehmen; die Kritik aber urteilte trotz dem milde und nachsichtig, um die wenigen Verleger nicht zu verstimmen, die auch in schwerer Zeit die Kunst zu fördern suchten, ohne sich von einseitigem Geschäftsinteresse leiten zu lassen. In erster Reihe wurde das Wiener Kunst- und Jndustriekomtoir genannt, bei dem talent volle Künstler stets Rettung und Aufmunterung fanden und dessen Veröffentlichungen, vor allem die Radierungen nach den Handzeichnungen des Herzogs von Sachsen-Teschen, für Kenner wie für Sammler gleich wertvoll waren. Es sei eine Ehrenpflicht für die Stadt Wien, meinte man, ein solches Institut auch finanziell zu unterstützen, damit der Leiter desselben, der ohnehin an dem Hause Artaria einen Konkurrenten habe, dem er an Ausdehnung des Verlags wie des Kundenkreises nicht gleichkomme, auch fürderhin hart bedrängte Talente heranzuziehen vermöge und nicht ängstlich mit den Mitteln rechnen müsse. Mit besonderm Nachdruck wurde betont, daß er schon deshalb eine Unterstützung ver diene, weil er den Kupferstich vor der Schabkunst bevorzuge, die von wirklicher Kunst so wenig an sich habe. Selbst Frauenholz aus Nürnberg, der einen ausgebreiteten Ver lag in Schabkunstblättern hatte, trat damals von diesem Zweig des Kunstverlags zurück, und beseligt darüber ruft der Berichterstatter aus; »Möchte es nur bald von allen diesen Schwarzkünstlern, auch den vortrefflichsten, heißen; sie haben ausgeschaben! Die wahre Kupferstecherkunst würde sich sehr wohl dabei befinden!« Es wurde als ein großer Verlust betrachtet, daß die größte der deutschen Kunstfirmen, Artaria aus Mannheim, die Messe des Jahres 1805 nicht beschickt und besucht hatte, weil sie sich keinen nennenswerten Gewinn im Hinblick auf die großen Kosten versprach. Über eine Reihe von Kunst werken, deren Erscheinen in Aussicht stand, hätte man sich mit dem bedeutenden Händler gern persönlich besprochen, vor allem der Werke Raphael Morghens wegen, die er in mehr als zweihundert Abdrucken besaß. Und gerade diese Sammlung (das sei hier eingeschoben) erregte damals um so größeres Aufsehen, weil sich an ihr der ganze Entwick lungsgang des Künstlers verfolgen ließ und sie Seltenheiten ausweiseu konnte, die sich kaum ein zweites Mal wieder fanden. Neben einer Rapporttafel, die Morghen auf den Wunsch Murats für den italienischen Feldzug des Jahres 1800 gestochen hatte, befand sich in dieser Sammlung auch der einzige existierende Abdruck einer antiken Gemme, dessen Platte Morghen zerstört hatte, weil er in der Darstellung einer nackten Frauengestalt eine Förderung der Unsittlichleit erblickte. Das wertvollste Kunstwerk, das auf der Leipziger Messe vorgelegt wurde, war der Kupferstich der Llockonoa äslla 8g>1i» des Stuttgarter Professors Johann Gotthard Müller <1747—1830) nach dem Original im Besitze der Kaiserin Josephine. Er war in der letzten Lieferung des Nusös kranyoise, les planolws gravvss par les premisrs artistos cko I'Luropo« erschienen und auf Grund einer Zeichnung ange fertigt, die Müller selbst in den Tuilerien gemacht hatte. Die Pariser, die den Stich mit dem Original des Bildes ver gleichen konnten, rühmten seine unübertreffliche Feinheit und stellten den Künstler mit Raphael Morghen auf die gleiche Stufe. Das künstlerische Leben Leipzigs und Dresdens war von geringer Bedeutung; selbständige Verlagshandlungen gab es kaum, und es wurden bei den dortigen Kunsthändlern fast ausschließlich Ansichten von sächsischen und böhmischen Land schaften gefunden, wovon -in Sachsens Hauptstadt sich so mancher Künstler und Kunsthaudlanger nährt«. Einzelne tüchtige Namen wurden zwar auch hier genannt, vor allem Adrian Zingg, ein geborener Schweizer, aber seit einem Menschenalter schon an der Dresdener Akademie, dessen großes Kupferstichwcrk in 26 Blättern -ein Monument des ausharrenden Fleißes in der Bearbeitung landschaftlicher Gegenstände und einer jetzt immer seltener werdenden Präzision und hohen Korrektheit in der Ausfüh rung ist«. Zugleich lagen auch Ziuggs Stiche von den Potsdamer Gegenden vor, die bei Paskal in Berlin er schienen waren, ein Werk, »dessen Vollendung auch dem mutigen Verleger zum Verdienst angerechnet werden kann, da nur wenige seiner Kollegen Lust und Ausdauer zu einem so kostbaren Unternehmen haben möchten». Denn gerade die Berliner Verhältnisse waren damals sehr schwierige, und Paskal (ein ehemaliger Hutfabrikant) hatte bei seinem Kunsthandel 30 000 Taler zugesetzt, was auf andre weder fördernd noch ermunternd wirken konnte. Da blieb den Berliner Künstlern, die ihre Werke verkaufen wollten, nichts übrig, als selbst auf die Messe zu gehen; aber bei der den Künstlern meist fehlenden Gcschästsgewaudt- heit sah nicht jeder die Hoffnungen und Erwartungen erfüllt, die er an die Reise zur Leipziger Messe geknüpft hatte. Berlin vor hundert Jahren hatte für Kunst wenig Verständnis. Vergeblich suchte der Fremde, der von Wien oder auch aus deutschen Kleinstaaten kam, nach Museen und Kunstsammlungen; dem Wagnis einer Gemäldeaus stellung wollte sich in dem damaligen Berlin niemand unterziehen. Der König hatte wenig Interesse für Malerei; gab es Maskenbälle oder höfische Feste, so wurden die Kostümzcichnungen für billiges Geld bald geliefert, größere Darstellungen von Revuen und Manöverszencn »trafen den Geschmak aller Spartaner, und die es gern seyn möchten«. Nur das Porträt wurde auch am Berliner Hof eifrig ge pflegt, und als einst der König einen jungen talentvollen Maler nach Italien sandte, um an den dortigen Vorbildern seinen Geschmack zu bilden und seine Kenntnisse zu er weitern, glaubte man, daß auch der Berliner Kunst jetzt höhere Ziele und Aufgaben gesetzt würden. Aber es blieb beim alten, und nach seiner Rückkehr wurde der Künstler doch nur dazu verwandt, Porträts von Mitgliedern der königlichen Familie und von Personen des Hofstaats zu malen, die dem König nahestanden. Eine solche Ver wendung von tüchtigen Künstlern an Unrechter Stelle wurde sehr beklagt, und nur zeitweilig, wenn etwa ein Bild der Königin zur Besichtigung ausgestellt war, versöhnten sich die künstlerisch Empfindenden mit dem Unrecht, das durch den gewaltsamen Zwang einer künstlerischen Begabung in eng umgrenzten Bahnen begangen wurde. Daß die Leipziger Messe des Jahres 1805 vom Aus-
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