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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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.,E 282, 5. Dezember 1902. Nichtamtlicher Teil. 1015b glücklichen Verleger können sich mit Recht die Hände reiben über ihren »Schlager«. — Absatz durch Kolportage. Da wird so oft auf die großen Erfolge dieser Vertriebsart hingewiesen. Mit Unrecht. Die großen Reisebuchhandlungen machen zwar ihr Geschäft; aber man srage nicht, auf welche Weise viele der Herren Reisenden ein Geschäft zum Abschluß bringen. Billige Angebote vieler großen bändereichen Werke in den Buchhandlungen von Leuten, die sich lieber etwas andres hätten anschaffen sollen als ein solches Werk, das sie fast nie gebrauchen können, beweisen das zur Genüge. — Der seß hafte Kolportagebuchhändler hat aber ebenso wie der Sortimentsbuchhändler unter vielen Schwierigkeiten ein arbeitsreiches Leben und ist nicht auf Rosen gebettet. Jeder der beiden Berufszweige bebaut auch ein andres Feld. Aber welcher Sortimenter hätte sich nicht schon die Finger verbrannt, um dem Kolporteur ins Handwerk zu pfuschen!? Vielleicht kommt noch die Zeit, wo der Sortiments buchhändler ebenfalls selber mit der Mappe unter dem Arm herumgehen muß, um sein Dasein zu fristen! — Der Stoff fließt mir in die Feder, viel mehr, als ich zum Beginn meiner Schreiberei ahnte, und das Vorhergehende war eigentlich nur eine lange Vorrede zu dem eigentlichen Thema, über das zu plaudern ich beabsichtigt hatte. Dieses sollte die Freuden und Leiden des Sortimenters zur Weih nachtszeit behandeln. Die Freuden und Leiden beginnen eigentlich schon im Hochsommer; denn dann schon erscheinen vereinzelt die Vertreter größerer Verlagsbuchhandlungen, die reisen lassen und die Sortimenter direkt aussuchen, um ihre Artikel zu verkaufen. Die Weihnachtszeit rückt näher. Es mehrt sich das Angebot, und da sieht man sich seine Schränke und Regale an, und sieh, es fehlt schon jetzt »kein teures Haupt«. Trotzdem werden die Werbungen und Kaufangebote immer zahlreicher: direkt, durchs Börsenblatt, durchs Zettel- paket u s. w. u. s. w. Es wird wirklich zu viel des Guten, vom weniger Guten ganz abgesehen. Das alles soll man übersehen, die laufenden Arbeiten selbstverständlich auch erledigen, zudem die Neuerscheinungen zum mindesten durchblättcrn, um bei der späteren Nachfrage gewappnet zu sein und seinen Ruf als litterarischcr Ratgeber nicht zu verlieren! Denn eben das ist eine große Hauptsache: die Kundschaft zu fesseln und sie sich zu erhalten dadurch, daß sie Vertrauen gewinnt und dem Rate ihres Buchhändlers folgt, der mit dem, was er für die verschiedensten Zwecke von seinem Lager auswählt und empfiehlt, auch Ehre ein- legen will, der sich gern sagen läßt: »Das Buch, das Sic mir empfohlen haben, hat sehr gefallen«. Beim Näherrücken des Festes wächst auch der Laden verkehr erfreulich; aber es beginnt auch das verstärkte Bom bardieren des Publikums durch auswärtige Angebote ver mittelst Zeitschristen-Beilagen, durch Inserate u a. m. Es ist einer förmlichen Ueberschwemmung vergleichbar. Wie manche Bestellung geht da nach außerhalb, weil ein Angebot besonders vorteilhaft erschien; wie manche Enttäuschung aber auch wird bei der Sendung dem Besteller bereitet, der dann naiv genug seinem Buchhändler den »Reinsall« beichtet, gleichzeitig schwört: »einmal und nie wieder« und — es nächste Weihnachten ebenso macht. Natürlich fährt auch der ansässige Buchhändler sein schwerstes Geschütz auf. Auch er bombardiert mit Inseraten, Katalogen, Ansichtssendungen und zwar derartig, daß das sogenannte »bessere« Publikum von sämtlichen Buchhand lungen des Platzes besonders mit Katalogen überschüttet wird und manche Familie, die vielleicht in diesem Jahr zu Festgeschcnkcn überhaupt kein Buch kaust, sechs und mehr Kataloge erhält, die dem Sortimenter schweres Geld kosten an Material, an Botenlöhnen u. s. w. Ich behaupte, daß die Kauflust und die Kauskraft des Publikums nicht im Verhältnis steht zu den von den meisten Buchhandlungen für Reklame aufgewendeten Opfern Dazu kommt, daß uns manches Geschäft entzogen wird, dessen Domäne früher der Buchhandel war. Zum Beispiel Bilderbücher, Kochbücher, Jugendschriften; diese sogenannten »Brotartikel« werden jetzt bei Papierhändlern, in Bazaren, Warenhäusern und dergleichen gekauft. Oft trägt solche »Ware« die Signatur »billig und schlecht«; aber leider ist vielen Eltern für ihre Kinder das Billige und Schlechte gerade gut genug; das merkt man beim Bilderbuch- und Jugendschriftengeschäft ganz besonders. Man geniert sich, die Bazarware mit zu führen, und so bröckelt mancher Posten vom bisherigen Umsatz ab. Das Manko aber auszugleichen, erfordert unausgesetzt die volle Anspannung aller Kräfte, und es ist dann bitter, sich vorwerfen lassen zu müssen, daß das Sortiment veraltet sei, nichts thue, u. s. w. Diese Vor würfe, weil sie unberechtigt find, sollten vom thatkräftigen Sortiment energisch zurückgewiesen werden. Ich meine: der Verlags- und der Sortimentsbuchhandel befinden sich im gleichen Verhältnis wie Hausbesitzer und Mieter. Einer ist aus den andern angewiesen, und jeder soll Rücksicht auf den andern nehmen. Es besteht eine Ueberproduktion aus dem Büchermarkt. Mit notwendiger Konsequenz also müssen unzählige Bücher Makulatur bleiben oder es werden. Und wenn sämtliche Verleger selbst Sorti menter würden, so könnten sie das Publikum ebenso wenig zwangsweise an den Haaren herbeiziehn, wie wir jetzigen Sortimenter das vermögen. — — Ist das liebe Weihnachtsfest dann vorüber, dann steht der Sortimenter vor seinen Schätzen, d. h. an Büchern; denn andere Schätze hat er nicht angesammelt. Die Regale weisen zwar manche erfreuliche Lücke auf, doch nicht im Verhältnis zu all der gehabten Arbeit, Sorge und Mühe und zu all den Unkosten. Aber wir Sortimenter sind ja Bescheidenheit gewöhnt und froh, wenn jede Jahresbilanz einen bescheidnen Fortschritt oder doch wenigstens keinen Rückschritt aufweist. Uns muß das Ideale unsers Berufs Über den Mangel an pekuniärem Realen hinweghelfen. Ein schlechter Trost ist besser als gar kein Trost, und cs ist nicht einmal der schlechteste. Zum Schluß wünsche ich allen Kollegen ein gutes Weihnachtsgeschäft und ein frohes Weihnachtsfest. Kleine Mitteilungen. (s.) Gerichtsentscheidung. -— Eine beachtenswerte Entscheidung fällte die Strafkammer des Landgerichts Düssel dorf am 29. November d. I. Der Angeklagte L. L. hatte als Geschäftsführer einer Gesellschaft in Leipzig einen Reklame prospekt entworfen. Später nach Düsseldorf verzogen, gab er einen Reklameprospekt heraus, der zwar ein andres Warenzeichen als der Leipziger Prospekt trug, diesem sonst aber sehr ähnelte, namentlich in Bezug auf die Abbildungen. L. wurde wegen un erlaubten Nachdrucks vor Gericht gezogen, und die Strafkammer erkannte, daß er nach Benutzung seines Entwurfs für die Leipziger Firma keinen Anspruch mehr auf eigne Verwendung desselben hätte. Sie verurteilte ihn zu ISOGeldstrafe und ordnete Ein ziehung der vorrätigen Prospekte, sowie der zu ihrer Herstellung benötigten Klischees an. Die neuen Rabattbestimmungen des Vereins der deutschen Musikalienhändler. — Der Zeitschrift -Musikhandel und Musikpflege- entnehmen wir folgendes: Die neuen Rabattbestlmmungen des Vereins der deutschen Musikalienhändler für Musikalien <vgl. Börsenblatt 1902, Nr. 272), die bereits am 3. v. M. die Genehmigung des Börsenvereins-Vorstands erhielten, treten zugleich mit den neuen Verkaufsbestimmungen des deutschen Buchhandels für Bücher am 1. Januar 1903 in Kraft. In dankenswerter, entgegenkommender Weise sind nicht nur, wie bekannt, seitens des Vereins der deutschen Musikalienhändler den Mitgliedern, sondern allen Musikalien- und Buchhändlern Prospekte -An das Noten kaufende Publikum, zur Verfügung 133?'
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