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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1913
- Strukturtyp
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- 1913-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1913
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- Deutsch
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1126 »lirs-M-tl f. b Dtichn. Bllchh»adkl. Redaktioneller Teil. ^ 25, 31. Januar IS13. laut hatte: »Leben Sie denn immer noch?« Run, Gottschall lebt heute nicht mehr, und wir wissen, datz sich bereits die Keime des wiedererwachenden literarischen Leipzig bemerkbar machen, daß ihnen Weiler nichts fehlt, als Luft und Sonnenschein, Anteil- nähme des Publikums und auch des Buchhandels. Für diesen ist es geradezu eine Ehrenpflicht, die junge Pflanze zu hegen und zu pflegen, und die warme Fürsprache zu beherzigen, die einer der Seinen, Or. Julius Zeltler, für die neue literarische Pro duktion gefunden hat. Auch der Leipziger Buchhandel darf im Jahre 1913 auf eine Festigung seiner Stellung zurückblicken, die ihm durch die Er richtung der Deutschen Bücherei beschieden war, nachdem der Sächsische Staat dieses Werk vertrauensvoll in die Hände des Börscnvereins der Deutschen Buchhändler gelegt hat. In einigen Jahren dürfte im Südosten unserer Stadt ein Bibliothekbau ent stehen, der sich würdig den bemerkenswerten großen öffentlichen Bauwerken anschließen wird, die wir bereits besitzen. Freilich fehlte cs auch im vergangenen Jahre nicht an Kämpfen und Schwierigkeiten, die dem Leipziger Buchhandel beschieden waren, voran der jüngst erst überwundene Markthelserstreik, der den inneren Verkehr der Buchhändler untereinander immerhin bor übergehend erschütterte, wenn er ihm auch keine unheilbaren Wunden zu schlagen vermochte. Ein neuer Impuls, der seinen Ursprung in diesen Schwierigkeiten fand und auf die Schaffung einer Paketbestellanstalt hinziclte, schien den Leipziger Ver- kchrsformen eine zeitgemäße und vom auswärtigen Buch handel mit Beifall aufgenommene Reform zu bringen. Man erwartete draußen, daß man die Lehren des Markt- helferstreiks beherzigen und einen Schritt weiter auf der Bahn der Konsolidierung des buchhändlcrischen Verkehrs wesens gelangen würde. Diese Hoffnung ist vorläufig nicht erfüllt worden. Gleichwohl hat diese Bewegung den Beweis erbracht, daß es unter den führenden Geistern im Leipziger Buchhandel nicht an Männern fehlt, die das Fazit aus den Ereignissen schnell zu ziehen wissen und zeitgemäße Reformen durchzufllhren suchen. Zu ihnen muß man das Vertrauen haben, daß das Projekt einer Buchhändler - Pakelbestellanstalt in Leipzig in der geplanten Form oder in neuer verbesserter Auflage eines Tages unter günstigeren Voraussetzungen seine Auferstehung feiern wird. Diese sichere Energie zeigte sich auch deutlich im Verlause des unglücklichen Streiks, überall konnte man bemerken, daß der Kampf auf seiten der Unternehmer weniger mit Worten, als durch kluges, zielbewußtes Han deln geführt wurde, wenn man auch wünschen mochte, daß einige Härten vermieden worden wären. Umgekehrt kämpfte man in der Gegenpartei. Dort mußte die Flut der Flugblätter und Prcsseartikel als ein einziger großer Wortschwall ersetzen, was die eigne Kraft, deren Ohnmacht sich bald herausstellte, nicht sertig- brachte. Mit der Verurteilung des Vorsitzenden des Leipziger Transportarbeiterverbandes und gleichzeitigen Streikleiters zu einigen Wochen Gefängnis wegen Beleidigung, begangen in den verschiedenen Flugblättern, für deren Inhalt er die Verantwor tung übernommen hatte, ist der Vorhang über dem Schauspiel gefallen. Wer den Ton und Inhalt dieser Flugblätter genauer kennt, wird nicht ohne eine gewisse Genugtuung von dem Urteil Kenntnis genommen haben. Inzwischen ist schon seit Wochen der Verkehr in alter Weise wieder ausgenommen worden und auf Jahre hinaus eine Störung durch Streik verhütet. Das Interesse der Allgemeinheit wird sich in diesem und im folgenden Jahre aus den Südosten unserer Stadt konzentrieren, der sich unmittelbar an das Buchhändlerviertel im Osten an schließt. Dort erhebt sich, in seinen äußeren Formen vollendet, der Koloß des Völkerschlachtdenkmals, dessen Einweihung für den Oktober dieses Jahres bevorsteht. Aus dem nach der Stadt zu ihm vorgelagerten Gelände arbeitet man fieberhaft an der Errichtung der Bauten für die Internationale Baufachausstellung mit ihren Sonderausstellungen, die in diesem Jahre einen großen Fremdenstrom nach Leipzig locken werden. Ein impo santer, von hohen Säulen getragener Torbau gestattet schon heute einen Einblick in die weitläufige von Kuppeln und Türmen überragte Anlage der Ausstellung. Besonderes Interesse dürfte im Buchhandel die Ausstellung der Fachliteratur beanspruchen. Es soll dabei nicht nur den großen Verlegern in besonderen Abteilungen <Kojen) Gelegenheit zu Sonderausstellun gen gegeben, sondern durch eine nebenhergehende große Kol lektivausstellung die ganze Fachliteratur, auch die Einzelerscheinun gen und die Produktion der kleineren Verleger, vereinigt werden. Dadurch soll eine Bevorzugung der großen Verleger vermieden und ein möglichst lückenloses Gesamtbild der Fachliteratur und ihrer Grenzgebiete erzielt werden. Daß diese Kollektivausstellung zugleich eine mit geschultem Personal versehene Verkaufs- Ausstellung werden soll, mag von den dabei interessierten Ver legern begrüßt, vom Leipziger Sortiment aber, dem da draußen eine große Konkurrenz erwächst, nur mit gemischten Gefühlen ausgenommen werden. Eine Ausstellung von Büchern, die zu gleich eine Verkaufsausstellung ist, büßt m. E. an Ruhe und Geschlossenheit ein, weil die stille, eingehende Be trachtung durch den Handel empfindlich gestört wird. Da lobe ich mir die Ausstellungen im Buchgewerbehause, in dessen stimmungsvollen Räumen kein Hauch von Prositmacherei zu verspüren ist. Und doch mögen von dort aus starke An regungen zum Kauf und Eigcnbesitz von Büchern und gra phischen Kunstwerken ausgehen. Dort kann man sich ungestört dem Genuß der weniger umfangreichen Sonderausstellungen hin- gcbcn, kann die Eigenart der einzelnen Graphiker mit Muße und Gewinn studieren. Gegenwärtig sind in den Parterreräumen rechts graphische Arbeiten des Kunstgewerblers Theo Paul Herrmann und des Malers Herbert Graß, beide in Leip zig, ausgestellt. Vor allem verdient Herrmann Beachtung, dessen Phantasie auf dem Gebiete des Ornamentalen sich in vielfach ver schlungenen, aber als Ganzes überaus fein und vornehm wirkenden Gebilden von fast orientalischem Anstrich äußert. Auch eine Anzahl schöner Einbände legi Zeugnis von dieser Wirkung ab. Mehr dem Figürlichen zugeneigt ist die Schwarz-Weißkunst von Herbert Graß. Sein Buchschmuck zu einigen neueren, besonders stim mungsvoll ausgestatteten Werken moderner Dichter offenbart ein feines Einfühlen in den Inhalt und zeichnet sich durch einfache Größe der Komposition und gute Linienführung aus. Freilich scheint seine Bedeutung mehr auf dem Gebiete des Malerischen zu liegen. Beide Künstler weisen eine etwas herbe Eigenart auf, die nicht unmittelbar auf den Beschauer einwirkt, bei längerer Betrachtung und aufmerksamem Studium aber seinen Beifall findet. Zum Schluß möchte ich noch einer Erinnerungsgabe an die Völkerschlacht gedenken, die aus dem Nachlaß Gustav Wustmanns stammt, des Verfassers der »Sprachdummheiten«. Es ist eine 12V Folioseiten umfassende liebevolle Würdigung des Malers und Radierers Gottfried Geißler, der, ein geborener Leipziger, vorzüglich durch seine Bilder der Stadt Leipzig und ihres Lebens und Treibens besonders während der franzö sischen Jnvasionszeit, vor allem aber in den Tagen der Völker schlacht sich den Nus eines tüchtigen Künstlers und zuverlässigen Darstellers erworben hat.*) Zu drei Vierteln fand sich die Arbeit fertig im Nachlasse des Verfassers vor und ist von seinem Sohne Rudolf in pietätvoller Weise vollendet und im Seemann'schen Ver lage, reich und zum Teil farbig illustriert, herausgegeben worden. Geißler war zu seiner Zeit ein begehrter Illustrator und hatte mancherlei Beziehungen zu Leipziger Buchhändlern. Insofern dürste die Schrift auch in buchhändlerischen Fachkreisen Interesse begegnen. Der Verleger gab dem Buche, wie nicht anders zu er warten, ein sehr ansprechendes und geschmackvolles äußeres Ge wand. Es dürfte unter den Erinnerungsgaben, die vornehmlich okales Gepräge tragen, mit an erster Stelle stehen. Sein kul turgeschichtlicher Wert macht es aber andrerseits auch zu einem Dokument, an dem der Historiker der Freiheitskriege nicht vor übergehen kann. kiseatvr. *j C. G. H. G e i ß l c r, der Zeichner der Leipziger Völkerschlacht. Aus dem Nachlaß von Gustav Wustmann. Mit 4V Textabbildungen und 4 Farbendrucktafcl». Leipzig, Verlag von S. A. Seemann. Preis broschiert 5 -/l, geb. l! ord. sAortsctzung aus Leite 1167.)
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