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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
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Redaktioneller Teil. .1/ 10, 14. Januar 19l.i. Verlagsfirma den Zeitungen zwei Exemplare eines kleinen Büchleins »Scherzfragen in der Westentasche« zusandte, um sic ihnen geschenkweise zu überlassen, wenn - darüber eine Besprechung oder eine Anzeige ausgenommen würde. Der Or dinärpreis beider Exemplare betrug 60 ! So weltfremd ein solcher Versuch anmutet, so wenig darf seine Wirkung auf die Zeitungsredakiioneu unterschätzt werden, zumal wenn solche Vorkommnisse in der Fachpresse als thpisch erörtert werden. Ähnliche Angebote werden in dem erwähnten »Zeitungs-Verlag« des öfteren niedriger gehängt und beweisen, mit welcher Unklugheit manche Verleger darauf hinarbeiten, die Zeitungen noch inehr zu verbittern. Sehr viel böses Blut Hai auch die Stellungnahme des Deutschen Verlegervereins zu der Frage der Besprechungsexenrplare gemacht. Diese Stellung nahme gipfelt bekanntlich darin, daß die Mitglieder des Deutschen Verlegervereins sich bei Versendung von Rezensionsexemplaren das Eigentumsrecht an den nichtbesprochenen Büchern Vorbe halten sollen. Das ist natürlich im allgemeinen gar nicht durch führbar. Es kann doch den Zeitungen wirklich nicht zugcmutet werden, daß sie jede bedeutungslose Broschüre, jedes Machwerk eines Dichterlings, der die Tinte nicht halten kann, auf ihre Kosten zurllckschicken sollen. Wenn von 33 000 Neuerscheinnngen im Jahr 3000 besprochen lverdcn können, so würde die Rück sendung der übrigen 30 000, bei angenommen nur 10 -z Porto für das Buch, dem Zeitungsverleger eine Erhöhung seines Porto kontos von 3000 -tk bringen. In einer längeren Arbeit: »Die Bücherdesprechung« schreibt Artur Dtx, Berlin, in dem mehrfach zitierten »Zeitungs-Verlag« <Nr. 51, 19I2> darüber u. a. folgendes: »Das Publikum verlangt Buchkritiken wie Theaterkritiken, es will auf wichtige, allgemein interessierende Neuerscheinungen des Büchermarktes auch redaktionell hingewiesc» sein. Aus dieses Ver langen des Publikums glauben die Bnchverleger sich in weitest gehendem Maße verlassen zu diirfen. Mit verhältnismäßig recht we nigen Ausnahmen meiden sie den Inseratenteil der Zeitungen und erwarten die Gratisreklame durch redaktionelle Besprechung ihrer Neuerscheinungen. In dieser Beziehung stehen nun aber Leistung und Gegenleistung oft in schroffem Gegensatz. Eine günstige Be sprechung an hervorragender Stelle kan» sllr den Bnchverleger von außerordentlichem Wert sein, inbesten der Gegenwert des Rezen sionsexemplars nur höchst bescheiden ist. Dieser Tatsache mllstcn die Bnchverleger Rechnung tragen. An statt aber im Verkehr mit de» Zeitungen solcher Pflicht z» genügen, neigen sie neuerdings in steigendem Umfange zu einer Praxis, die vom Standpunkte des Zeitungssachmannes durchaus nicht gebilligt werden kann, sondern vielmehr mit Nachdruck nnd Folgerichtigkeit zu bekämpfen ist. Gewisse Veriegerkreise wollen sich der Gratts- rekiame immer mehr versichern, die Gegenleistung aber immer ge ringer gestalten. Der Deutsche Verlegerverein zu Leipzig hat es sich zur Ausgabe gemacht, seine Mitglieder anzuhalten, daß sie Be sprechungsexemplare nur unter Vorbehalt an die Redaktionen geben. Für de» Kall, daß eine Besprechung nicht erfolgt, verlangen sic die Wiederausliesernng des Rezensionsexemplars. Eine Zeitung, die aus diese Bedingungen elngeht, lädt sich eine nnvcrhältnismäßige Bürde ans nnd trüg! dazu bei, daß im Verkehr zwischen Buchverlag und Zeitung Werte und Gegenwerte immer mehr zu ungunsten der Zeitung verschoben werden. Ein Buchverlag kann einer Redaktion zehn Neuerscheinungen senden, die sich als zur Besprechung nicht sonderlich geeignet er weise» und demgemäß beiseite gelegt werden, ohne baß der be treffende Zeitungsverlag sich nun auch noch etwa die Umstände nnd Kosten einer Rücksendung macht. Die elfte Einsendung eignet sich zur Besprechung, und die erfolgte Besprechung ist sllr den Buchverlag sehr viel mehr wert, als der ganze gelieferte Gegenwert der elf ver schiedenen Rezensionsexemplare. — — Im übrigen aber missten in, Verkehr zwischen Bnchverleger nnd Zeitung unhaltbare Zustände einireten, wenn die Zeitungen sich daraus einlasten, den Vorschriften zu folgen, die ihnen von den Mit gliedern des Deutschen Verlcgcrveretns in Leipzig gemacht werden. - Es kann den Redaktionen nur empfohlen werden, Rezensionsexem plare solcher Verleger, die mit dem erwähnten Vorbehalt arbeiten, grundsätzlich abzulehnen.« Diesen Ausführungen kann man eine gewisse Berechtigung nicht absprechen. Vor allem aber geh! aus solchen Äußerungen hervor, daß man auch im anderen Lager die Frage der Buch besprechungen nicht als guantits nsgligosdle zu behandeln gedenkt, sondern sie recht oft und eingehend erörtert. Eine andere Frage ist es, ob die Bedeutung der Bücherbesprechungen in Zeitungen von dem Verlagsbuchhandel nicht ganz beträchtlich überschätzt wird. Eine gute Besprechung ist zweifellos überaus wertvoll, doch den Wert erhält sie erst dadurch, daß sie durch den Ver leger in seinen Prospekten, Inseraten, Katalogen und sonstigen Drucksachen fruktifiziert wird. Bei der gewaltigen Fülle des Stoffes, die in unseren Tageszeitungen heute dem Leser zwei- oder dreimal ins Hans gebracht wird, kann es nicht ausbleiben, daß das Gelesene zu einem großen Prozentsatz in dem Augen- blick vergessen ist, wo die Zeitung beiseite gelegt wird. Der ein fache Mann wird nur in Ausnahmefällen auf Buchbesprechungen reagieren, am wenigsten, wenn es sich darin um Abdruck schwül stiger, das Buch über den grünen Klee lobender Waschzettel des Verlegers handelt. Der literarisch Gebildete aber weiß noch besser die Spreu vom Weizen zu trennen und wird seine In formationen in den zahlreichen literarischen Fachblättern oder in, Buchladen suchen. Auch im großen und ganzen ist das Pu blikum gegen Buchbesprechungen recht skeptisch geworden und zwar durch überlaute Verherrlichung von minderwertigen Lite- raturerzeugnissen. Ich denke beispielsweise an jenen famosen mehrbändigen Roman, der zu Anfang dieses Jahrhunderts dank einer vortrefflich organisierten Reklame seines Verlegers in Hun dertlausenden von Exemplaren verkauft wurde und der sich als ein Riesenschmarrn entpuppte, trotzdem die glänzendsten Kritiker namen sein Erscheinen mit Jubel begrüßt hatten. Solche Dinge machen das kaufende Publikum kopfscheu. — Als ganz wertlos aber glaube ich die reine Titelaufnahme bezeichnen zu dürfen, besonders wenn es sich um belletristische Erscheinungen handelt, obwohl die Zeitungsverleger von ihrem Standpunkt aus nicht ganz unrecht haben, wenn sie sagen, daß dadurch schon ein Äqui valent für den Marktwert des Rezensionsexemplares geboten wäre. Unverständlich ist es mir, wie Herr Paul G. A. Sydow auf Sette 112 die abfällige Besprechung eines Buches als sinn- und zwecklos bezeichnen kann. Es ist doch selbstverständlich, daß der Verleger sowohl wie der Autor nicht nur mit empfehlenden Besprechungen rechnen dürfen. Jeder, der sich der öffentlichen Kritik aussetzt, muß auch abfällige Beurteilungen mit in den Kauf nehmen. Es ist nicht nur das gute Recht, sondern sogar die moralische Pflicht des Rezensenten, ein schlechtes Buch — und deren werden in Deutschland leider Gottes mehr als genug verlegt — als solches zu kennzeichnen, denn er trägt dem Publikum gegenüber doch die Verantwortung. Im übrigen hat eine schlechte Besprechung immer heilsame Wirkun gen, sowohl für den Autor wie für den Verleger. Beide werden in der Herausgabe von Werken kritischer werden. Und dies wäre für die Literatur kein Schaden. Ich möchte sogar soweit gehen, zu behaupten, daß in den Buchbesprechungen der Zeitun gen noch viel zu viel gelobt wird. Vorbehaltlos zustimmen mutz ich dagegen Herrn Shdow, wenn er dafür eintritt, daß bestimmte Literaturgattungen zu bestimmten Gelegenheiten zufammcngesaßt besprochen und dem Publikum empfohlen werden. Die Anregung hierzu aber wäre bei den Zeitungsredaktionen vorzubringen, und wie die Aussichten da stehen, zeigt sich schon darin, daß Fon tanes Wunsch, den Herr Sydow zitiert, noch heute nicht in Er- füllung gegangen ist. Ich bin der Ansicht, daß es den Interessen des Verlagsbuch handels in erster Linie dienlich wäre, wenn die Versendung von Rezensionsexemplaren mit wesentlich mehr Sorgfalt und Weisel- Auswahl vorgenommen würde. Für Besprechung von »Scherz fragen in der Westentasche« hat eine emste Tageszeitung schlech terdings keinen Raum, ebensowenig für solche rein technischer oder schwer wissenschaftlicher Erscheinungen. Für diese letzteren beiden Kategorien sind die Fachblätter da. Wird hier mit Weiser Mäßigung vorgegangen, so wird die Bücherinvaston in die Re daktionen einen wesentlich geringeren Umfang annehmen, der Redakteur wird nicht mehr kopfscheu und ratlos dem Einlaus gegenüberstehen, und es wird endlich das wirklich Wertvolle und zur Besprechung Geeignete eher zu seinem Rechte kommen als bisher. H. Dotzenrodt. iFortscßung aus Seite <7S >
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