Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130220
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191302207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130220
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-02
- Tag1913-02-20
- Monat1913-02
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
U 1866 Mri-Nilan,. d. Michn, B„ch«»ndel. Redaktioneller Teil. 41, 2V. Februar 1013. I beweist. Der deutsche Musikverleger ist eigentlich immer ein be- ^ deutender Exporteur gewesen, denn Noten sind ja ein internatio- naler Handelsartikel, da die Notenschrift in allen Sprachen r gilt und keiner Übersetzung (wie das Buch) bedarf. Es läßt sich A aber deutlich erkennen, daß die Verbreitung und der Einfluß der k deutschen Musik, die im Ausland zeitweilig zuriickgedrängt k war, wieder im Wachsen begriffen sind. Eine besondere Wirkung k in dieser Richtung scheint mir noch das Freiwerden Richard 7 Wagners zu haben, mit ihm wird der Einfluß der deutschen t Musik ungemein an Ausdehnung gewinnen. So entstehen, offen- s, bar im Hinblick auf dieses Ereignis, nicht nur in Deutschland <z. B. p in Charlotlcnburg), sondern auch in andern Ländern neue Opern« ! Häuser. k Ein Beispiel sei Frankreich: In Paris gründet man wieder zwei neue Opernunternehmen: ein Haus, das mit städ tischem Zuschuß erbaut wird und das dem Volke dienen soll, i und ein kostspieliges prunkvolles Theater inmitten des vornehmen i Viertels der Chanrps-Elysöes. In dieser Oper, an deren Spitze l der bekannte Unternehmer Astruc steht, soll das internationale ! Moment besonders betont werden. Aus allen Ländern werden j die Dirigenten eingeladen, dort den Stab zu führen. Neben den heimischen Künstlern Paul Ducas, Vincent d'Jndy, die ja in erster Linie Komponisten sind, kündet das soeben veröffent- ' lichte Programm internationale Gastdirigenten an, darunter s Weingartner, Nikisch, Mengelberg: das deutsche Element steht im Vordergrund, zweifellos im Hinblick auf die bevorstehende Entfaltung der freiwerdenden Wagnerwerke. War schon bisher in den Programmen der Großen Oper und der Opera comique der Name Richard Wagners häufig zu lesen, so wird er jetzt seinen Zauberbann auch über die weiteren Pariser Opernhäuser aus dehnen. Vom Juni dieses Jahres, dem Zeitpunkt der Eröffnung des Astrucschen Unternehmens, wird die französische Hauptstadt ' deren nicht weniger als sechs aufweisen. Das Repertoire der neuen Oper wird natürlich Werke der modernsten französischen Tondichter, Debussys, Ducas, Florent Schmitts, Ravels, aufwei sen, dann aber auch auf die Meisterwerke alter Zeit zurückgreifen. Aus der Fülle der in Aussicht genommenen Werke seien Orpheus von Gluck, Figaros Hochzeit von Mozart, Beethovens Fidclio und fast das ganze Lebenswerk Webers hervorgchoben: Syl- vana, Freischütz, Oberon und Eurhanthe sollen auf dieser Bühne ihre glänzende Auferstehung feiern. So wird in Verbindung mit Wagner der Machtkreis der deutschen Oper eine gewaltige Erweiterung erfahren. Der Einfluß der sinfonischen Kunst von Bach bis Brahms ist ja in Frankreich längst besiegelt. Auch Brahms' Lebenswerk scheint langsam, aber stetig vorwärlszu- dringen. Deutschland kann mit Stolz auf diesen Triumph seiner tonkünstlerischen Größen blicken. Kein Wunder, daß in Würdigung dieser Tatsachen der Zu fluß der jungen Elemente, die ihre Ausbildung suchen, in Deutschland dauernd und rapide steigt. Alle größeren Musik- zeniren sind gleichsam Hochschulen der m u s i k a l i s ch e n Aus bildung internationalen Charakters geworden. Berlin, Dres den, Leipzig, Stuttgart, München, Köln, Frankfurt a. M. usw. werden die Lehrmeister des Auslandes, das dem heimischen Schülermaterial sich zugeselll. Nach den Russen und Nordame« rikanern sind es jetzt die Spanier, die Mittel- und Südamertkaner, die das Heer der Studierenden ständig vergrößern. Eine weitere Lehrtätigkeit deutscher Kräfte entfaltet sich durch die Pädagogen, die als Pioniere unserer Musikkultur in ferne Länder Amerikas, selbst Asiens ziehen. Diese Stellung Deutschlands verdient die vollste Beachtung und Würdigung in weiten Kreisen der Päda gogik. EL handelt sich selbstverständlich nicht um chauvinistische Ausbeutung der bevorzugten Stellung; es handelt sich um die vornehm-sachliche, der großen Tradition entsprechende Anwen dung der zu Gebote stehenden Mittel, um eine der edlen Kunstsache dienende Betätigung der Lehrkräfte und der Lehrstoffe. Nach dieser Richtung kann mit einem weiteren Aufschwung sür die Zeit noch sicher gerechnet werden. Der Musikhandel darf aus dieser Voraussetzung seine Pläne gestalten und ausbauen! Es läßt sich nicht mehr bestreiten, daß der große Zeit abschnitt der Wiener Operetten erfolge vorüber ist und daß die letzten Ausklänge dieser schon recht entarteten und ge schwächten Kunstform leider einer auf »och niedrigerer Stufe stehenden Musikgattung Weichen, nämlich der sogenannten »Posse mit Musik«, der ganz derben Burleske mit eingelegten einzelnen Musiknummern. Das sind die von Berlin sich verbreitenden Pos sen, wie Bummelstudenten, Große Rosinen, Polnische Wirtschaft, Autoliebchen, Filmzauber, Puppchen usw. Es zeigt sich hier als Rückschlag die bisher nicht beobachtete Tatsache, daß zurzeit in Wien selbst die Berliner Tanzmusik beliebt wird und vor zuherrschen beginnt. Mir wird berichtet, daß in diesem Winter die bisherigen sechs Wiener Operettennovitäten sämtlich keine Zugkraft bewiesen haben, daß sogar Leo Falls »Lieber Augustin« versagt hat, daß aber andererseits die Berliner Schlager, insbesondere die sogenannten Schiebertänze, die sich aus dem amerikanisch-englischen Two-step entwickelt haben, ge spielt und getanzt werden. Das sonst so rührige und einfluß reiche Wiener Musikleben scheint überhaupt gegenwärtig unter dem Zeichen eines völligen Stillstandes zu stehen. Die Hof oper brachte bisher als Neuigkeit nur den »Oberst Chabert«, dem ich in einem früheren Berichte viel Gutes nachsagen zu können glaubte, der aber in Wien völlig adgefallen ist. Die Pariser Bearbeitung des »Tannhäuser« kam mit besserem Erfolg heraus. Das ist ja aber nichts Neues und Wichtiges. Und die immer wieder erfolgte Hinausschiebung der Uraufführung der Oper »Die Prinzessin und das Spielwerk« des talentvollen Schrecker ist auch kein gutes Omen für dieses ungemein schwierige neue Werk. Die »Volksoper« hatte mit einer hübschen Aufführung von Humperdincks »Königskindern« mehr Glück. Die großen Konzertinstitute bringen fast gar nichts Neues mehr zu Gehör. Die 4. Sinfonie von Sibeltus wurde dicht vor der Aufführung wieder abgesetzt. Weingartners »Lustige Ouvertüre«, die in Berlin so erfolgreich war, machte in Wien keinen nennenswerten Eindruck. Als besondere Sensation werden die »Gurrelieder« von Schönberg angekündigt. In den Ausführungen der Werke dieses Kontponisten Pflegt aber der dabei übliche lärmende Kampf der Freunde und Gegner den Hauptreiz auszuüben. Während die Gegenwart über eine große Reihe der hervor- ragendsten und einzigartigen Konzertdirigenten verfügt, herrscht an den Opernhäusern ein auffallender Mangel an tüchtigen und hervorragenden Kapellmeistern. Die Wiener Hosoper kann nicht den »rechten Mann« finden, in Berlin ist die Kapellmeistermisöre durch den ausfallenden Rücktritt des Hoskapellmeisters Paur wie der in den Vordergrund des Interesses getreten. An vielen an deren großen deutschen Opernbühnen und vor allen Dingen an mittleren Theatern wird ständig nach tüchtigen Bühnendirigenten gesucht. Eine große deutsche Musikalienhandlung, die Firma Ed. Bote L G. Bock in Berlin, konnte am 27. Januar den Tag ihres 75jährigen Bestehens festlich begehen. Ihre Bedeu tung liegt in erster Linie in dem großen Opernverlage, der, auf Meyerdeer (Afrikanerin), Gounod (Faust), Verdi (Aida), Offen bach usw. aufbauend, seine größten Triumphe mit Mascagni er rang und bis in die neueste Zeit durch reiche Bühnenerfolge (wir nennen vor allen Dingen Kienzls Evangelimann und d'Al- berts Tiefland) sür seine zielbewusste Arbeit belohnt wurde. Als Verleger von Richard Strauß und Max Reger hat sich die Firma dann auch der modernsten Instrumentalmusik zugewendet, daneben die bekannten Berliner »Revuen« veröffentlicht und, last not least, ihr Sortimentsgeschäft in mustergültiger Weise so ausgebaut, daß es ohne Frage zurzeit das bedeutendste Berlins und eines der bedeutendsten deutschen Musikaliensortimente genannt werden kann. Wir dürfen stolz sein auf diese ehrwürdige, noble Firma und aus ihre tatkräftigen, auch den gemeinsamen Berufsinteressen sich nie verschließenden Leiter. Recht unerfreulich gestaltet sich das Unwesen der dem Buch handel nicht angeschlossenen Warenhäuser. Die Musikalien- Schleuderei, insbesondere mit neuesten Schlagern, nimmt so überhand, daß dem soliden Sortimenter die größten Gefahren I erstehen. Alle Arbeit und alle Mühe unserer Vereinsvorstände, I diesen Mißständen zu steuern, sind vergeblich, weil leider I eine Reihe großer Firmen es an der nötigen Sorgfalt und Auf- I merksamkeit fehlen läßt und auf diese Weise dazu beiträgt, daß I die Warenhaushintermänner mit Leichtigkeit Waren bekommen I und an die Warenhäuser weilerschieben können. Es ist ein be- I (Fortsetzung aus S. tölt.) I
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder