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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1925
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- 1925-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1925
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- Deutsch
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1S64L Mrl-Ldlaa !- b. Dlichn. vnchtzmidll R«daktion«llei Teil. 214. 12. September 1925. Jnflationsjahre noch nicht überwunden sind. Die Währung ist gefestigt, aber das Vertrauen zur Währung wird nur langsam zurückgewonnen. Besonders haben die dauernden Lohn- und Preissteigerungen beunruhigend gewirkt. Gerade die letzten Wochen haben wieder Preiserhöhungen, besonders der Nahrungs mittel gebracht, die geeignet sind, eine Erschütterung der Währung ahnen zu lassen. Hoffen wir, daß das Deutsche Reich vor einer Währungskrisis bewahrt bleibt, die Wirtschastskrisis wird uns nicht erspart bleiben. Steuerpolitik und Auswertungspolitik haben ein gutes Teil dazu beigetragen, die Wirtschaft in Unruhe zu halten. Die jetzt angenommenen neuen Gesetze sind nicht dazu angetan, die Wirt schaft in eine srohe Zukunst blicken zu lassen. Die Aufwcrtungs- gesetze werden sicher vor 1832 einer gründlichen Änderung be dürfen, denn das Kapital, das zu 1932 gekündigt werden kann und wird, ist bei dieser Steuerbelastung unmöglich zurückzulegcn. Leidet die deutsche Wirtschaft, dann leidet auch der deutsche Buchhandel. Wir sehen es in der jetzigen Absatzstockung und werden es in den nächsten Monaten in steigendem Maße am eigenen Leibe spüren. War im vergangenen Jahr eine Über produktion im Verlag, also ein Überangebot von Ware, so wird jetzt jeder Weg recht sein, diese Bücher abzusetzen. Angebote zu Vorzugspreisen seitens des Verlages unter Um gehung des Sortiments, Borzugsangcbote durch Vereine, der Vcr- einsbuchhandel selbst, alles das sind zum größten Teil Auswir kungen der Überproduktion. Dazu kommen noch die Buchgemein- schaftcn, die dem deutschen Volke Millionen aus der Tasche ziehen. Worin liegt ihr Erfolg? In der Denkfaulheit der Menschen. Statt selbst zu überlegen, was man kaufen will, wird man Mit glied einer Buchgcmeinschaft und bekommt nun für seinen Beitrag gewisse Bücher ohne weiteres ins Haus gesandt. Würde man denken wollen, hätte man die meisten der Bücher für dasselbe oder weniger Geld schon lange in der Buchhandlung kaufen können. Aber dann hätte man unter Hunderten von Büchern wählen oder Vertrauen zu einem Buchhändler, der Passen des empfiehlt, haben müssen, jetzt besorgt das alles der Leit hammel, die liebe Buchgcmeinschaft oder wie der fragliche Verein sonst heißen mag. Allerdings, die eigene Wahl ist schwer, denn sonst hätte ein Buch wie Tarzan, der Affenmensch, nicht ein Jahr lang den Markt beherrschen können. Auch der Sortimentsbuchhändlcr hat als Folge der Wäh- rungssestigung einen schweren Stand mit dem Teil seines Lagers, der während der Inflation unter dem Zeichen der »Flucht in die Sachwerte« angeschasft wurde. Ausverkäufe sind im Buchhandel nicht üblich, anderseits aber handelt es sich um Bücher, die infolge der Ausstattung jetzt nicht mehr zum Neupreise zu verkaufen sind. Die Großstädte unseres Kreises haben daher billige Buchwochen veranstaltet, aber der Erfolg war gering. Es bleibt nichts anderes übrig, als diese Bücher als Antiquariat zu verkaufen; auch ist die Beachtung der »Gesuchten Bücher« im Börsenblatt allen Kol legen zu empfehlen. Bei billiger Preisstellung ist so manches Buch zu verkaufen. Ganz abzulehnen ist es, diese Bücher unter Verschweigung ihres Charakters durch Schleuderangebote abzustoßen. Es ist jede Handlung zu vermeiden, die geeignet ist, den Ladenpreis illu sorisch zu machen, denn der deutsche Buchhandel steht und fällt mit dem Ladenpreis. Eine weitere Folge der Stabilisierung war der Abbau des Spesenzuschlages. War es uns in Oldenburg im September 1924 noch möglich, den Spesenzuschlag wenigstens zum Teil zu retten, mußten wir doch noch vor Weihnachten ihn fallen lassen bis auf den Teil der Verlagsproduktion, der auch heute noch im allgemeinen mit durchaus ungenügendem Rabatt geliesert wird, die Schulbücher. Solange der Schulbuch-Verlag nicht die kaufmännische Einsicht hat, daß der Sortimenter mit einer min destens ebenso hohen prozentualen Spescnzunahme zu rechnen hat wie der Verlag, und daher die Rabattspanne eine höhere sein muß, solange muß der Sortimenter beim Einzelverkauf von Schul büchern einen Spesenzuschlag nehmen. Weshalb stehen die Schul buchverleger dieser rein kaufmännischen Frage so verständnislos gegenüber, während ihre Kollegen von der Wissenschaft richtige Kausleute geworden sind? Auch die große Zunahme an Buchhandlungen ist eine Jnslationserscheinung. Es ist daher zu begrüßen, daß der Bürsenverein neue Richtlinien sür die Neuaufnahme von Firmen ins Adreßbuch erlasse» hat. Der »Kreis Norden» hat die Arbeit, auch alle eingetragenen Firmen unter diesem Gesichtswinkel zu betrachten, sofort ausgenommen und die Streichung von 70 Fir men, davon allein im Bezirk Hamburg-Altona 37, beantragt. Trotzdem sind, nur in Hamburg, heute 150 buchhändlerische Be triebe gegenüber 91 im Jahre 1913. Wir bitten alle unsere Kol legen, uns bei dieser Reinigungsarbeit nach besten Krästen zu unterstützen. Wie wichtig die Reinigung ist, dürste auch daraus ersichtlich sein, daß der Bar sortimentskalalog ganz überslüssiger- wei-se wieder mit Nettopreisen erscheint und an alle geliefert wird, die im Adreßbuch stehen. Also auch die 37 Hamburger, die nicht ins Adreßbuch gehören, weil sie keine Buchhändler sind, können den Nettokatalog für 10 bzw. 12 Mark kausen. Wie lange wird der Buchhandel noch so offen seine Karten spielen? Muß denn der Katalog durchaus mit Nettopreisen gedruckt werden? Ich habe noch nie den Nettopreis im Barsortimenlskatalog gebraucht. Bon den Belastungen und Hemmungen, die dem Buchhandel auferlegt find, ist nur ein Schritt zur Besprechung der Mittel zu ihrer Bekämpfung. Werbung heißt das Schlagwort, unter dem heute der gesamte Buchhandel steht. Werbung in jeder Form wird als Allheilmittel empfohlen, jeder entdeckt aus einmal sein Herz für die Buchwerbung, als wenn es derartiges bisher überhaupt nicht gegeben hätte. Dabei haben doch auch früher schon Verleger wie Sortimenter tatkräftig sür ihre Bücher geworben. Wenn nun heute vom Buchhandel in feiner Gesamtheit sür das Buch Reklame gemacht werden soll, dann handelt es sich in der Haupt sache nicht um das einzelne Buch, sondern um «das Buch an sich«. Immer wieder nruß dem Deutschen «ingehämmerl wer den, daß das Buch nicht Luxus ist, sondern daß das Buch ein Bestandteil unseres geistigen sowohl wie unseres materiellen Lebens sein muß. Eine solche Werbung kann nur von unser», ganzen Stande ausgehen, wir müssen immer wieder betonen, daß ein Haus ohne Bücher nicht vollständig ist, daß ein Leben ohne Bücher nur ein halbes Leben, kein Leben eines Menschen deutscher Kultur ist. Keine Zeitung, kein Theater, kein Kino kann solches Wissen, solche Freude, solchen Genuß bereiten wie ein gutes Buch. Welche Schätze in unserm deutschen Bücherlande verborgen liegen, das muß allen Menschen osscnbar werden. Bon diesem Gesichts punkt aus sind in einigen Städten unseres Kreises von den Orts vereinen Werbungen veranstaltet worden, über deren Ersolg ein Ur teil kaum abzugeben ist. Es sind Propagandamaßnahmen, die sich ziffernmäßig nicht ausdrücken lassen, die aus lange Sicht gemacht werden. Daher sind die Kosten auch nicht vom einzelnen, sondern nur von dem gesamten Buchhandel zu tragen. Für Verlag und Sortiment ist aber die eigene Arbeit sür den Buchabsatz nie durch eine solche Werbung zu ersetzen, denn während die eine den Ge danken an den Buchkaus anregen soll, muß der einzeln« Buch händler sagen, welches Buch und wo, nämlich beim Sortimenter, es zu kausen ist. Büchertage und Buch Wochen werden vom Bör senverein in einer Schrift von Fritz Schnabel empfohlen und unterstützt. Sehr richtig ist in Stuttgart daraus hingewiesen worden, wie viele Gelegenheiten sich bieten, Bücherauslagcn zu machen, Gelegenheiten, die schon seit Jahrzehnten von Sortimen tern ausgenutzt worden sind. Sie sind meist billiger, als eine Buch woche sein kann, die mit großen Reklameunkosten verbunden ist. Aber sie macht auch ganz anders auf das Buch ausmerksam, steht doch das Buch als solches im Mittelpunkt der Veranstaltung, während bei einer Tagung die Buchausstellung ein kleines An hängsel bildet, oft das kleinste von allen. In den Mittel- und Kleinstädten unseres Kreises werden solche Büchertage, geschickt aufgemacht, sicher Ersolg haben. Die Hauptsache aber ist und bleibt die eigene Tüchtigkeit und Findigkeit des Buchhändlers. Damit es daran nie fehle, sei auch
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