Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1925

X- 214, 12. September 1925. Redaktioneller Teil. «Srl-nbl»,, ,. d. üttchn, «uchhandcl. 1Z6S7 Neben Albert Langen und Eugen Diederichs Hilst ein dritter an gesehener Bcrlag sördernd am Ausstieg des deutschen Buchgewerbes: der Insel-Verlag zu Leipzig. Verleger, Drucker, Schrist- künstler und Buchbinder schassen gemeinsam bas schöne Buch, mit dem der Insel-Verlag seine sührcnde Stellung errang und noch heute innc- hat. Namen wie E. R. Weiß, H. Vogeler-Worpswede, G. Lein me n, Heinrich Wlepnk, MarcuS Nehmet, WalterTicinann erhalten durch diesen Verlag Weltrus und Welt geltung. Die Ausstellung zeigt den ersten Jahrgang der berühmten Schwesterzeitschrist des Pan, der »Insel-, mit reichem Schmuck von Karl Lemincn 189Ü, Heinrich Vogelers Gedichte, Dir, mit Zeichnungen und Buchschmuck vom Dichter selbst. Die äußere Note der Werte des Jnseloerlags zeigt das hübsche Bändchen: Bicrbaum, Gugcline; Umschlag und Buchschmuck von E. R. Weiß, gedruckt bei Drugultn 1899. Erwähnt sei an dieser Stelle noch G. LemmenS Titelentwurs zu Harry Graf Keßler, Notizen über Mexiko (F. Fontane sc Co. 1898s, mit zweifarbigem markanten Druck, bas sa in der neuen Auslage beim Jnselverlag erschienen Ist. In der schönen »Neuen Rundschau-Antiqua- erscheint 1899 »A. W. Heymel, Die Fischer-, von E. N. Weiß mit schönen Schluhstllcken und Kapitel bezeichnungen verziert und mit belebender Ornamentik in Ranken- mottven geschmückt. 1909 druckt Otto von Holten des kunstsinnigen A. W. HeymeIs -Ritter Ungestüm- ln einer prachtvollen Antiqua, rot und schwarz. 1993 tritt Walter Tie mann in den Kreis der für den Jnselverlag Wirkenden; bet Porsche! sc Trepte läßt er »Arnims Jsabella von Ägypten- aus seiner Künstler- Hand erstehen. Auch der mustergültige Druck von Oscar Wildes Granatapfelhaus mit Buchschmuck von H. Vogeler-WorpSwede geht aus der Porsche! Sc Trepteschen Osstzin hervor. Daß der Wett bewerb Drugulin-Poeschel für die gesamte Entwicklung unserer neueren Druckkultur von entscheidendem und segensreichem Einfluß war, be weist die Ausstellung auss neue mit größter Deutlichkeit. Vcr- meylens Ewiger Jude mit Holzschnitten von Frans Masereel 1921 zeigt, daß der Jnselverlag auch der JllustrattonSkunst der Jüngsten seine Aufmerksamkeit zugewandt hat. Unter den Schrift- und Buchkünstlern, die sich am Ansang der neuen Entwicklung keiner ausgesprochenen Förderung durch einen der eben gewürdigten drei schöngeistigen Verleger erfreuen konnten und trotzdem Richtunggebendes und Unvergängliches in der Buchkultur geleistet haben, steht an erster Stelle Joseph Sattler; 1899 tritt er mit hübschem, originellem Buchschmuck zu W. Lenburg, Oberlehrer Müller, aus den Plan, um gleich kurz darauf die staunenden Gemüter mit zwei gewaltigen buchkünstlerischen Leistungen größten Stils zu überraschen: 1899—1991 schmückt er das im Austrage und mit Unter stützung des Wormser Industriellen Freiherr:, Heyl von Herrnsheim in einer «alten Schwabacher- (Genzsch und Heyses mit größter Sorg salt bei Otto von HoltenIn Berlin gedruckte kulturgeschichtliche Werk »Boos, Geschichte der rheinischen Städtekultur. 1 Bdc. 4°. Stargardt, Berlin 1899—1991». Inzwischen arbeitet er s1898—1994) an einem nationalen Werk ersten Ranges, bas sich dem Chaucer des Morris ebenbürtig an die Seite stellen kann. Mit reicher, stilvoller Ornamentik, monumentalen Versalien in Blau aus purpur rotem Grunde, mit ganzseitigen Holzschnitten in dunklen, blauen, roten und braunen Tönen läßt er in gewaltigem Foltosormat »DieNibe- lunge- sin altdeutschem Texts erstehen. Staunend stehen die Be sucher der Ausstellung vor diesem Kunstwerk deutschen Fleißes und Könnens. Als Meister der Schwarz-Wetß-Jllustration bars der au» dem Kreise des »Jungbrunnen« (Fischer sc Frankes stammende Franz Stassen nicht vergessen werben. F. W. KIeukens, der spätere Leiter der Ernst Ludwig. Presse in Darmstabt, zeigt sein Können in einem 1995 bei Hesse sc Becker gedruckten Werke. Die schöne Ausstattung von »Dehmel, 2 Menschen- durch Peter Beh ren s in braunen Farbtönen mit zarter blauer Umrandung der Seiten wirkt wohltuend. Der Versuch des Bildhauers Ignatius Tasch ner, sich dem Buchschmuck zu widmen, wird an »Ludw. Thomas HetligemHteS» dargebracht (Albert Langen 1994s. Den Münchner Emil PrcetoriuS kann der Besucher in seinen köstlichen Zeich nungen zu Chamissos Peter Schlemihl, 1997, bewundern. In der Reihe der Illustratoren fehlt nicht der graziöse Franz von Bay. ros, der mit dem Buchschmuck zu »de la Sale, 199 neue Novellen sich würdig präsentiert. Mit mehreren schönen Objekten ist Mel chior Lechter vertreten, der durch die buchtechnische Sorgfalt der Druckerei Otto von Holten, Berlin, viele seiner herrlichen Schöpfungen ans Licht gebracht hat: 1998 Shakespeare in deutscher Sprache, Hrsg, von Fr. Gundolf, 1999 Goethe und seine Freunde Im Briefwechsel, 8 Bände. 1999 auf der Einhorn-Presse opus I Wolters, Herrschaft und Dienst. Die Reichsbruckerei, Berlin, wirb außer Sattlers »Nibelunge- durch die prächtige »Sütterltn- Bibel« 1998, ln der Germania-Schrift von Gg. Schiller gesetzt, ver treten; Kapitel-Überschriften und Versalien in leuchtendem Rot geben dem »Buch der Bücher- ein würdiges Gepräge. Von Paul Renner, einem der Vorkämpser sür die »Typographie als Kunst-, bringt die Ausstellung -Firenzuola, Novellen und Gespräche- (1919, Gg. Müller, Münchens. Als Illustratoren sind vertreten: Karl Walser mit seinem eigenen Werk »Das Theater- (1912, Br. Cassircrs, R i ch. Secwald mit den Zeichnungen zu Jamines' Hasenroman <1918 ge- druckt bei I. Hegner, Helleraus; ausfallend schön leuchten in diesem Werk die Versalien in Hellem Blau; Dietsch sc Brückner, Weimar, liefern einen entzückenden Frakturdruck von Lenz' Soldaten in» Zeich nungen von Ernst Stern 1916; Otto mar Starke illustriert Carl Sternheims Mädchen (Kurt Wolss 1917s; Nud. Grobmann schmückt E. T. A. Hossmanns Ritter Gluck (Bremer Presse 1929s; Hasler liefert den Buchschmuck zu Bethges Pstrsichblüten aus China (E. Rowohlt 1929s; GeorgeGrosz illustriert in kongenialer Art Daubets Tartartn von Tarascon 1921; Alfred Kubin bietet Illustrationen zu Dostojewskis Doppelgänger 1922. Als jüngste Schöpfungen buchgewerblicher JllustrattonSkunst bergen die Vitrinen: Willi Jaeckels Buchschmuck und Radierungen zu Cohen, Buddha, den schönen Druck Poeschel Sc Treptes von Gryphius' Peter Squentz mit den Holzschnitten von Ma; UnoIb (Als Häger, Berlin 1924s, den stattlichen Ouartband Hebbel, Nibelungen, mit prächtigen Radierun gen von Alois Kolb (Karl W. Hiersemann, Leipzig 1924s, den schmucken Band W. Schäfer, Rhetnsagen, mit Buchschmuck und Illustrationen von Hans Pape 1925. »Typographie als Kunst- repräsentieren aus der sogenannten -typographischen Periode- in vortresslichster Weise aus der Ausstellung: Homers Odyssee, 1913 in einer edlen Antiqua bei Drugultn sür Ohle in Düsseldorf gedruckt, Aeschylos, Die Perser, 1917 als Privatdruck in Tiemann-Mebiaeval bet Gerstung, Ofsenbach, hergc- stellt, S a i n t - S i m o n, Memoiren, inPaulRenners »dick Laos-, Schrift 1917 von Spanier gedruckt; ein schöner Druck von Heinrich Schiele, Regensburg 1929, zeigt die wohltuende Wirkung derEhmcke- Antiqua. Aus der Nachkriegszeit der berühmten ErnstLudwig- Presse erfreut der reizende Druck von »Rückerts Märlein sür Kin der- (1921s. Daß auch modernster Werksatz aus der »Linotype-.Zcilen- Gieß- und -Setzmaschine der Mergenthaler Setzmaschinen-Fabrik den Forderungen nach Typographie als Kunst gerecht zu werden versucht, beweist deutlich die ausgestellte »Festschrift der Maschinenfabrik Augs burg-Nürnberg 192K-. Jeder Besucher der Ausstellung wird ohne Bedenken die treff lichen Borte des Festredners vr. Rodenberg zur Gutcnbergfeier 1925 unterstreichen, die da ausklangen in die Worte: »Drei Dinge sind es, die den deutschen Buchgewerblern zu dem ungeahnten Ausstieg der letzten 25 Jahre verholsen haben und stets sördernd zur Seite stehen: der Glaube an die Größe ihrer Kunst; die Hoffnung, durch ihre Kunst dem Ideal des Schönen Immer näher zu kommen; die Liebe, mit der sie sich voll tiefster Überzeugung und in echter künst lerischer Begeisterung ihrer Sache widmen, die Liebe aber ist die größte unter ihnen . . Wiesbaden. AlsrcdSchmidt, Prokurist der Firma Heinrich Staadt. Der deutsche Büchermarkt im 3uli 1S2S. (Juni 1925 s. Bbl. Nr. I89.s Jnl Gebiet des deutschen Buchhandels wurden nach dem „Wöchent lichen Verzeichnis der erschienenen und vorbcreiteten Neuigkeiten des deut schen Buchhandels" gezählt im Monat Juli 1925 — für VeraleichSzwecke werden die Zahlen sür Juni teilweise wiederholt — an Büchern: Juli Juni Zunahme (-j-) Abnahme (—) Bezeichnung der Bücher 2099 1723 -i- 376 Neuerscheinungen 698 630 -i- 68 Neuauflagen 2697 2263 -i- 444 Insgesamt