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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1925
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- 1925-09-12
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- 12.09.1925
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IZg14«SHn,d»it> I. d. DNchn. «uchd-ndel. Xedakttoneller Teil. X- 314, 12. September 1925. Fachmann oder Late reichste Anregung siir Berus oder Passton mit hinausnehmen. Aus dem von der L. C. Wittich'schen Hosbuchdruckerel in Darmstadt gedruckten und gestifteten Führer durch die Ausstellung (gesetzt aus der Ratio-Latein der Schriftgießerei Stempel A.-G. in Frankfurt a. M.s erfahren wir den leitenden Gedanken, der den Ver anstaltern Richtung und Ziel gab: ». . . . lind den Leser siir die Sache des schönen Buches zu gewinnen, ihn zunächst einmal in seinem barbarischen Vorurteil, es ko,»nie ganz einseitig nur aus de» Inhalt an, zu erschüttern und ihm an Beispielen zu zeigen, wie nicht Snobis mus, sondern Ehrfurcht vor Geist und Dichtung zu künstlerischen Drucke» drängt: ihm also die Augen zu ösfnc» sllr das wahre Buch, das nur aus dem vollkommenen Einklang von Gehalt und Gestalt entstehen kann, — dies ist Sinn und Absicht unserer Aus stellung«. Wie alle Betrachter, Kritiker oder Historiker unserer neuen deutschen Buchkunst von der Anregung durch die Mcistererzeugnisse eines William Morris ausgehen, so beginnt auch diese Aus stellung mit dem Kapitel »Englische Anregung«. Bewundernd steht der Besucher vor einem entzückenden Erzeugnis der Kelmscott- Preß, dem Morrts-Druck von 1895: »Ille rowance vk Sxre kerecz,-- volle ok Oslos«. Der vornehme Titeldruck in Not und Schwarz, die reiche Laub-Ornamentik, die Harmonie der Illustrationen mit und in dem Satzbild machen es zu einem buchkünstlerischen Juwel. Nicht weniger Aussehen erregt der monumentale Folioband: »Oksuesr's IVorlcs, eck. dz- b. 8. Lllis, vrnamonteck Lurne ckvnes 1898«. Schriftkunst und »Schwarz-Weiß-Kunst« bilden in diesem praeraphaelttischen Meisterwerk ein harmonisches Ganzes. Meister Morris zeichnete, schnitt und goß die prachtvolle Type nach dem Muster unserer alten deutschen Handwerkskllnstler Günther Zainer und Erhard Ratdold aus Ulm und Augsburg. Die Fülle der Orna mentik, die herrlichen und unvergleichlich schönen Anwendungen und Abwandlungen des von Morris so gern bevorzugten Weintrauben- motivS, die monumentalen Versalien konnte nur ein Meister schassen, der sich dem Werk mit ganzer Hingebung widmete. Der Subskriptions preis dieser Prachtausgabe, die in Form und Ausführung stark an die deutschen Meister des 15. und 18. Jahrhunderts erinnert und nur in 4L5 Exemplaren hergestellt wurde, betrug etwa 49V Mark; heute zählt sie zu den größten Seltenheiten und Kostbarkeiten der modernen Buchkunst. Von welch entscheidendem Einfluß diese Pionier arbeit des Künstlers aus bas gesamte englische Buchgewerbe war, konnten wir aus der Bücherschau Großbritanniens zur Bugra 1914 feststellen: Bis zum billigsten Buch (bivsiz-mall iibrruv) eine buchgewcrbltche Geschmacksbildung erlesenster Art in Schrift, Satz, Papier und Einband. Aus der chronologisch aufgcbauten Ausstellung ist deutlich ersichtlich, wie »eben dem künstlerischen Bemühen der deut schen Buch- und Schristkllnstler besonders einige deutsche Verleger täti gen Anteil an der Entwicklung unserer deutschen Buchkunst von 19VV bis 1925 genommen haben: 1895 zieht Albert Langen für seinen jungen Verlag den Buchkünstler Th. Th. Heine heran, um seine» Büchern zunächst nach außen hin — durch farbige Umschläge mit künst lerischen Zeichnungen — eine eigene Note und zugkräftige Wirkung zu geben. Besonderes Verdienst von Schn st er Sr Loefsler, Ber lin, war cs, Th. Th. Heine die dekorative und buchkünstlerische Aus stattung von »Pierre d'Aubecque, DieBarrisons. Ber lin 1897« übertragen zu haben. Die duftige und graziöse, an andere» Stellen wieder herb-erschütternde Linienführung des Schwarz- Wciß-Künstlers zeigt die Verwandtschaft mit dem großen englischen Meister und Lehrer Andren Beardslcy. Daß unsere Buchkünstler viel Anregung von der Plakatkunst mitbrachten, zeigt der ausgestellte Um schlag von Fidus zu »Das edle Wcidwerk und der Lustmord. Verlag Aug. Schupp, München 1897«. Die illustrierte Ausgabe von G. Haupt mann, Hannelc, 4» 1894 mit Buchschmuck von Jul. Exter in einer hübschen Antiqua bei B. Drugultn gedruckt, ist mustergültiges Beispiel sllr Harmonie von Satz und Bild. Stark an englische Vor bilder erinnernd und doch mit eigener künstlerischer Note tritt 1895/W der »Pan«, eine Zeitschrift siir Kunst und Literatur, herausgegebc» von der Künstlergenossenschaft »Pan», gedruckt bei W. Drugulin, auf den Plan. Die namhafteste» Auchkünstler, Dichter und Schriftsteller der Zeit konnten sich in den Spalten ihrer eigenen Zeitschrift srei ent falten und schufen einen Markstein in der Entwicklung deutscher Buch kunst sowohl wie deutscher Dichtung. Auch der Name EugenDiedc- rIchS ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Buchkultur von 19VV bis 1925. Seit der Gründung feines Verlags 1898 gab er jedem seiner Berlagswcrke ein eigene künstlerische Art, die bis ins kleinste Detail durchdacht und ausgesührt wurde. Alfred Lichtwarks Fanal vom Buch als Kunstwerk sand schon lange vorher in Eugen DiederichS den bc- rusenen Künder. Mit seinem Grundsatz: »das ganze Buch soll ein Kunstwerk sein, und als solches hat es eine bedeutsame Kulturmtsston zu erfüllen, die sich nicht allein aus den Inhalt beschränkt, sondern durch ein delikates Gewand die Freude am Schönen, das Bedürfnis nach Kunst in die weitesten Schichten der Bevötkerung zu tragen be rufe» ist», hat er einen gewaltigen, segensreiche», noch heute nachhalti gen Einfluß aus Verlagsbuchhandel, Druck- und Bindegcwerbe Deutsch lands ausgeübt. Die zahlreichen in den zwölf großen Schaukästen der Ausstellungsräume verstreuten Verlagswerke von Eugen Dicdc- richs sind das beste Zeugnis siir seine sruchtbringende Tätigkeit. Es würde im Rahmen dieser Betrachtung zu viel Raum elnnchmcn, wenn jede dieser buchgeiverblich-verlegerisch-künstlertsche» Schöpfungen be sonders gewürdigt werden sollte. Interessierte Kollegen verweise ich auf die aufschlußreichen Bücher über neue Buchkunst: Otto Grautofs, Entwicklung der modernen Buchkunst in Deutschland, Leipzig 1901, und Hans Loubier, Die neue deutsche Buchkunst. Mit 157 Abbildungen. Stnttgart 1921. Beide Verfasser haben Eugen DiederichS' Verdienst, Wesen und Werk eingehend gewürdigt. Neben Kidus wußte er E. R. Weiß, Melchior Sechter, W. Lefebre, Peter Behrens, Ernst Kreidols, I. V. Cissarz, Otto Ubbelohde, I. G. Veldheer, K. H. Ehmcke, M ü l l e r - S ch ö n f e l d, Marcus Bchmer, Rud. Koch siir seine Ideen und Verlags projekte zu interessieren und zu begeistern und konnte so durch bas harmonische Zusammenarbeiten mit der berühmten Ossizin W. Drugulin In Leipzig den deutschen Büchermarkt mit »Büchern als Kunstwerken« vornehmster Art beglücken: 1898 schuf ihm Mel chior Sechter den Buchschmuck und überwachte die Drucklegung von »M aeterlinck, Schatz der Armen«. In einer schönen »Römi schen Antiqua« der berühmten Schriftgießerei Genzsch L Hetzse, Hamburg-München gesetzt, erregt das Werk mit seinen künst lerischen Kapitel-Überschriften in Rotdruck und seinen monumentalen Versalien das größte Entzücken aller Besucher der Ausstellung. Mil der Behrens-Antiqua und eigenem Buchschmuck erschien 19VV »Peter Behrens, Feste des Lebens und der Kunst«! ein vollendeter Braun-Druck aus Bütten, mit prachtvollen Versalien in bunkelrot, jede Sette in zartem Hellblau umrandet und in den Kasten-Ränder» die Seitenzahlen tragend. Ein Meisterstück buchgewerbltcher Stilkunst. (Druck E. K. Winter, Darmstadt.j Den Buchschmuck und Umschlag zu »Bölsches Liebesleben« schuf W. Lesebre. Ernst Kreidols illu strierte und schmückte in kongenialer Art 19VV Andersens Bilderbuch ohne Bilder. 1908 schmückt I. V. Cissarz verschiedene VerlagSwerke mit reicher Ornamentik und lyrischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Der monumentale Umschlag zu H. Blum, Die deutsche Revolution 1848, der seinerzeit von einem Naumburger Staatsanwalt wegen seiner »aus reizenden Tendenz« beschlagnahmt wurde und den Künstler schnell be kannt machte, fehlt leider in der Ausstellung. Cissarz wendet beim dekorativen Schmuck und den eingefügten Zeichnungen mit gutem Er folg grüne und braune Druckfarben an: H. Voigt-Diedcrichs Untcr- strom. 1981, sowie der Katalog »Das Buchgewerbe im Deut schen Reiche 1988« (Schrift von Genzsch u. Heysej sind Muster beispiele seines Schaffens. Prächtig wirkt der farbige Umschlag von E. R. Weiß zu H. Voigt-Diedcrichs' Schleswig-H. Landleute 1898. Die gute Schriftenauswahl der Drugulinschen Ossizin wird von diesen »schmückenden Künstlern« stets bestens verwertet. 198Z gewinnt DiederichS F. H. Ehmcke siir sich, der in seiner Steglitzer Werk statt »Brownings Sonette« mit einer schönen Antiqua, orna mentalem Schmuck der Versalien und Tonplatte in drei Farbtönen druckt. Heute eine Perle siir Sammler, die natürlich auch tn der Ausstellung staunend bewundert wird. 1985 ist der »Blütenkranz des hl. Franziskus-, vom Künstler geschmückt, entstanden. Müller-Schönfeld liefert den hübschen Schmuck z» Maeterlincks Leben der Bienen, und Marcus Behmer schmückt tn starker An lehnung an die englischen »Archatsten« Waldschmidts D. G. Rossetti. 1988 bis 1889 überrascht F. H. Ehmcke mit seinem »Faust» in der neuen Ehmcke-Fraktur, den der Verleger 1912 in einer neuen Auflage ohne das schmückende Beiwerk herausgibt. Der um 1989 anstretcndcn Devise, daß die Schrift ohne Buchschmuck bas Buch beherrschen soll, solgt Eugen DiederichS mit dem Monumentalwerk »Die 4 Evan gelien»; es wäre nur zu wünschen, daß uns Rud. Koch tn dieser meisterhaften Fraktur und dem vollendeten zwctfarblgen Druck (rot und schwarz) die ganze Bibel ausgestattet hätte. Den Druck besorgte F. A. Lattman», Goslar, der damit den Beweis erbrachte, daß auch die »Provinz« Mustergültiges liefern kann. 1914 drucken Poeschel L Trepte sllr Eugen DiederichS die »Upantshabs des Veda« tn einer Fraktur und Antiqua, die den Schöpfungen Morris' nicht nach steht. 1918 erscheint »Shakespeares Hamlet« in Quartformat bei Drugulin gedruckt mit Tttelentwurf von E. R. Weiß.
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