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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1913
- Strukturtyp
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- Band
- 1913-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1913
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- Deutsch
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2286 Börsenblatt f. d, Dtschn, Buchhandel. Redaktioneller Teil. 49. 1. März 1913. größeren Mitteln hergestellt als die Kunstabtetlung. Hier behilft man sich oder muß sich behelfen, so gut es geht, und schlimmer als irgend bei einem andern Artikel suhlt man eben gerade hier die ganze Schwere des Wortes Warenhaus auf der Sache lasten. Daß die Warenhäuser trotzdem in ihren Forderungen die lühnsten Attacken wagen, wird nicht weiter verwundern, und man kann es der Berlegervereinigung nicht hoch genug an rechnen, daß sie auf ihrer letzten Hauptversammlung folgende Resolution faßte: . »Die außerordentliche Hauptversammlung der Vereini gung der Kunstverleger vom 21. November 1912 spricht ihr Bedauern über den einzelnen ihrer Mitglieder von verschie denen Warenhäusern vorgelegtcn Revers aus und erklärt ein stimmig, daß sämtliche Mitglieder über die Lieferungsbedin gungen der Vereinigung hinausgehende Sondervorteile keinem Warcnhause einräumen werden.« Dieser Beschluß nötigt Hochachtung ab und sollte auch dem Sortimenter ein Ansporn sein, das Kunstgcschäft wieder mehr an sich zu bringen. Wenn ich mich nicht ganz irre, gibt es noch immer genug vernünftige Menschen, denen das Warenhaus zur Erwerbung von Kunst einfach nicht genügt. Und je größer die Anstrengungen des regulären Kunstgeschäftes sind, die Auf merksamkeit des guten, kaufkräftigen Publikums durch schöne Läden und schöne Auslagen an sich zu ziehen, umsomehr wird das Bemühen von Erfolg gekrönt sein. Daß es unter den heutigen Verhältnissen nicht allen Geschäften möglich ist, aus einmal alles Alte über den Haufen zu werfen, und den ganzen Laden neu einzurichten, mag wohl zu verstehen sein. Ist es aber möglich, dann darf man sicher sein, daß die Kapitalanlage sich verzinst, daß, wenn auch nicht gleich im nächsten Monat der Umsatz sich verdoppelt, die Prosperität des Geschäftes aber doch ungemein gehoben wird. Hiervon ausgehend hat eine rheinische Kunsthandlung — es ist die Firma Heinrich Cohen in Bonn — kürzlich ihr räumlich nicht einmal beson ders großes Lokal durch die Firma Ebner L Reicheneder in München in so entzückender Weise ausstatten lassen, daß man das Geschäft wohl ruhig eine der schönsten Kunsthandlungen Deutsch lands nennen darf. Mag bei anderen großstädtischen Unter nehmungen die Größe und Ausdehnung imponieren, hier fesselt gewissermaßen die Kleinheit, die Intimität des in einen wirk lichen Salon umgewandelten Raumes. Wie die nicht eben son derlich leichte Frage der bestmöglichen Raumausnützung gerade zu glänzend gelöst ist, so ist alles: die Verkleidungen der Schau fenster nach innen, und außen, die Bilderschränke, das im Laden selbst untergebrachte Kontor, wenn man es hier so nennen kann, die Mappen für die einzelnen Bildergattungen usw. mit einer zweckbewußten Feinfühligkeit hergestellt. Ein kleiner Durch gangsraum nach dem Hof ist so geschickt umgemodelt und verwend bar gemacht worden, daß man seine Helle Freude daran haben kann. Hier zu arbeiten, muß ein Vergnügen sein für Ches und Angestellte, hier kann selbst mit dem ernsten Hintergründe, der nun mal jedem Geschäft eigen ist, der Kunsthandel für den Ausübenden, wie auch für den Kunden zu einem täglich neu be friedigenden Erlebnis werden. Soll ich auch an dieser Stelle wieder einmal von Kunst büchern sprechen, die den Kunsthändler interessieren, ja inter essieren müssen, so mögen an erster Stelle die zwei neuen Bände »Meister der Zeichnung« stehen, die früher bei Glaß L Tuscher, Leipzig, jetzt in Baumgärtners Buchhandlung, dort, erscheinen. Das großartig angelegte Programm Professor Hans W. Sin gers, der als Herausgeber und Textvcrfasser zeichnet, findet eine ausgezeichnete Fortsetzung, und wie die ersten drei Bände über Nlinger, Liebermann und Stuck, so bereiten auch die beiden neuen über Otto Greiner und William Strang hohen künst lerischen Genuß. Besonders das letzte Jahr hat bekanntlich in der Verleugnung des Zeichnerischen, Formalen den Höhepunkt erreicht, und wenn man heute diese Bände erster großer deut scher Meister, die mitten unter uns in voller Schaffenskraft leben und wirken, durchblättert und sieht, welch immenses Studium ihnen der menschliche Körper, die kleinste Naturerscheinung be deutete, dann atmet mau wohl auf in dem beruhigenden Ge fühl, daß der vollkommenen Dekadenz doch noch ein kräftiger Damm gegenübersteht. Mag man, auch Singer gibt das ja ehrlich zu, die Zeichnung eines Greiner hie und da etwas trocken finden, das positive Können, die Ehrlichkeit der Natur gegen über und zuletzt die hohe Begeisterung, die ihn schon die Zeich nung als Borstadium zu großen Werken mit Phantasie und blühendem Leben erfülle» läßt, wird immer zu vollkommener Hochachtung vor diesem Kunstwollen zwingen müssen. Viel leicht hätte man wünschen mögen, daß Singer zunächst noch unter den deutschen Meistern der Zeichnung weiter gesucht hätte, und sicher wäre ihm auch hier noch mancher schöne Fund ge- glückt. Aber William Strang ist in den letzten Jahren in Deutschland zu großer Anerkennung gelangt, ist ein Künstler, der, wenn auch Schotte von Geburt, heute als typischer Reprä sentant der englischen Kunst gilt, und mag so mit Recht in dieser Sammlung erscheinen, die ja von vornherein über nationale Beschränkung hiuausschreiten wollte. Natürlich können, wie in jedem Falle, auch in dem feinen die 50 Tafeln nur Stichproben seines Könnens geben, aber sie genügen doch vollkommen, um nachdrucksvoll die Besonderheit seiner Handschrift, ihre im Ge gensatz zu dem derberen Greiner subtilere Art zu dokumen tieren. Die äußere und innere geschmackvolle Ausstattung der Bände schließt sich ihren Vorgängern durchaus über einstimmend an und wird nicht wenig dazu beitragen, sie dem kunstliebenden Publikum besitzenswert erscheinen zu lassen. Der Preis pro Band ist -kt 15.—. Mit nicht geringem Stolze werden die Leipziger das Erscheinen eines Bandes begrüßt haben, der ihre Stadt als Kunststadt würdigt. Gemeinhin sagt inan ja immer, Leipzig sei erst aus dem Wege, eine solche zu werden, und auch ohne diese neue dokumentarische Bestätigung wußte der Kenner der Verhältnisse, daß als Wiederauflebung früherer, bedeutender künstlerischer Epochen auch hier schon seit langem ein künstlerisches Leben pulsiert, das nur freilich nicht so nach drücklich in die Erscheinung getreten ist wie anderswo. »Leipzig als Kunststadt« heißt das Buch, das, im Verlage von »Original und Reproduktion«, Leipzig, erschienen, den glücklichen Versuch unternimmt, das sestzulegen, was man etwa als Fundament einer Kunststadt ansieht. Ein guter Gedanke war es, daß mau es nicht wie bisher mit einer Anzahl Bilder und Plastiken der Museen genug sein ließ, um Leipzig als Kunststadt zu zeigen. Hier sieht man schöne Aufnahmen der Gebäude selbst, des Museums und einiger besonders interessanten Säle, des Stadt geschichtlichen Museums, des Kunstgewerbemuseums, der Aka demie und einiger Räume, in denen man Lehrer und Schüler bei der Arbeit beobachten kann, der Universität, des Rathauses und als interessantes Gegenstück dazu das um 1780 erbaute Gohliser Schloß. Und wie diese Kunst- und Kulturstätten, in denen sich ein gewaltiges Ringen künstlerischer Energien wider spiegelt, von sachkundiger Hand liebevoll erläutert werden, so finden auch Zweck und Wesen des Museums für Völkerkunde und als non plus ultra des Deutschen Buchgcwerbemuseums sach verständige und taktvolle Führung, die auch das große Publikum heranziehen soll. Wenn durch den zweiten Teil »Leipziger Kunsthistoriker und Künstler« die lokale Tendenz eine starke Unterstreichung erhält, so entspricht dies durchaus dem Zwecke, dem das Buch dienen soll. Es soll ein Spiegelbild des ganzen künstlerischen Lebens geben, wie cs sich in der Gegen wart abspielt. Höchstes Lob verdient diese Publikation in typo graphischer Hinsicht: hier mag es gewissermaßen als Vorbote der Bugra schon der Schatten sein, den große Ereignisse bekanntlich vorauswerfen. Sicher wird das Buch mit seinem billigen Preis von -kt 5.— auch über die Grenzen Leipzigs hinaus das Interesse für die erste Buchhandelsstadt der Welt als Kunststadt erhöhen und festigen. Wie sehr sich das Buch, dessen Beruf und Sendung es ist, die Kunst unter das Volk zu tragen, bewußt bleiben muß, dies schon selbst durch sein äußeres Gewand zu tun, braucht man heute keinem Verleger zu erzählen. Sie wissen es selbst und haben es als Fuudamentalsatz erkannt. In diesem Sinne möchte man auch das Buch »Die bildenden Künste«, eine Einführung sKorlsctzung aus S. LAIL.l
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