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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1913
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- Deutsch
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- Saxonica
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49, l. März 1913. Redaktioneller Teil, Börsenblatt f b. Dtschn. Buchhcinbel. 2335 in das Verständnis ihrer Werke von Schnltz-Bernonlli, als eine ausgezeichnete Losung betrachten. Aber über die büchtechnisch äußerst glückliche Ausstattung hinaus, über die vorzüglichen großen Abbildungen hinweg wird man vor allein üen inneren Wert des Buches selbst über den vieler seiner Kollegen stellen können. Schon der ganze Ausbau ist sehr geschickt und das Wesentliche so scharf hecausgearbeitet, daß der Leser nicht mit einer Menge unnötigen Ballastes beschwert wird, sondern in erster Linie das erführt, was er dem Titel nach zu erfahren hat. Wer dieses Buch (es ist im Verlage von F. TempSky in Wien und G. Frey tag in Leipzig erschienen und kostet in Leinwand geb. ^ ij.—) fleißig durchstuüieri hat, wird sich gewiß dem Labyrinth der Kunst nicht mehr so hilflos gegenüber sehen wie bisher und die künstlerischen Werke der Baukunst, des Kunsthanöwerks ebenso intensiv zu genießen vermögen wie die der hohen Kunst. Ja, die hohe Kunst, es ist ein eigen Ding um sie, und die Vorstellungen, die sich in Millionen Menschen über sie abspielen, sind ebenso millionenartig verschieden, blicht nur beim Publi kum, auch bei denen, die berufsmäßig damit umgehen, also den Kunsthändlern, auch bei den Gelehrten. Gerade unsere Gegenwart ist ja reich an niedlichen Beiträgen darüber, wie sich in den Kopsen der grundgescheiten Herren das Wort Kunst zu einem tausendköpsigen Ungeheuer ausgewachsen hat. Aber nicht hiervon soll die Rede sein, sondern, angeregt durch An fragen und Erörterungen aus den Kreisen der Deutschen Kunsl- Yändler-Gilde, von der Auffassung, die bei dem praktisch inter essierten Händler über den Begriff Kunstsalon besteht. Natur gemäß ist eine Definition dieses prätentiösen Wortes heute viel schwerer als ehedem. Bisher verband sich mit dem Be griff im allgemeinen die Vorstellung einer Ausstellung von Gemälden und Plastiken. Aber es haben sowohl die Inhaber dieser Geschäfte später vielfach den Handel mit Reproduktionen begonnen, wie auch umgekehrt reine Sortimenter den Handel mit Ölgemälden und Plastiken anfingen. Juristisch ist keinem das Recht hierzu streitig zu machen. Die Frage nun, wie weit Buchhändler oder Glasermeisler berechtigt sind, ihre Läden Kunstsalon zu nennen oder die Kunslabteilung ihres Geschäftes so zu bezeichnen, ist oft ventiliert, aber nie zufriedenstellend be antwortet worden. In der Provinz mag es wohl Geschäfte geben, wo Buchhändler, Glasermeister, ja selbst Buchbinder ihre Läden mit mehr oder minder großem Geschick mit einer Anzahl gerahmter Öldrucke und Gravüren nach alten und mo dernen Meistern ausstatten, ein bescheidenes Lager von Kunst blättern halten und das Ganze dann stolz Kunstsalon nennen. Ihnen dies ohne weiteres und ohne genaue Kenntnis der örtlichen und sachlichen Verhältnisse streitig zu machen, wird nicht mög lich sein. Denn wie die Begriffe über einen Kunstsalon seitens des Individuums zwischen »sehr bescheiden« und »sehr an spruchsvoll« schwanken, so auch seitens der großen Menge. Was dem einen großartig und prunktvoll dünkt, erscheint dem an deren klein und bescheiden. Name ist Schall und Rauch, und betrachtet man sich die Sache genau, so hat das vornehm klin gende Wort Salon in Verbindung mit Kunst eben auch nur die Bedeutung eines schönen Mäntelchens, wie etwa in Ver bindung mit einer Barbierstube, die, von irgend einem klein städtischen Meister kecklich als Salon bezeichnet, dem Worte .Hohn spricht. So wird auch dem Bilderhändler tatsächlich das Wort Salon nicht zu verwehren sein, ebensowenig wie man ihm das Wort Kunst streitig machen kann, denn mit Recht wird er auf seinen Stich nach der Sixtina und seinen Farbendruck nach Vattonis Büßender Magdalena weisen, und wehe dem, der dann zu sagen wagt, daß das keine Kunst sei! Aber es ist sicher, daß diese konziliante Anschauung nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird, besonders da, wo es sich um Gefähr dung der vitalsten Interessen handelt. Der Kunsthändler, der in seinem Laden oder Salon ein großes Kapital, ein riesiges Lager und nicht zuletzt auch einen großen Fonds von Kennt nissen investiert hat, wird mit Recht in dem andern, der alles das nicht ausweist und dennoch das gleiche sein will, eine lästige Konkurrenz erblicken. So wird es letzten Endes sehr wünschenswert sein, wenn diesbezüglich Erfahrungen gesam melt werden, da schließlich doch der Zeitpunkt kommen wird, wo der organisierte Kunsthandel in sich so erstarkt ist, um auch hier eine Regelung anzustreben. Just um die Zeit, ioo die Herren Kunstverlagsreisenden wieder hintereinander yerjagen uno die Herren Sortimenter mit ihren Frühjahrsnobitäten beglücken, wird es vielleicht nicht unangebracht sein, einmal auf das gegenseitige Verhältnis einen kurzen Blick zu werfen. Wer je das Vergnügen hatte, sie anmarschieren zu sehen, hinterher den Diensimann mit dem 3- oder 4<Zentnerkoffer, wer je seine Blicke hnfesucheno zwischen diesen und seinen eigenen vollgepfropften BUderküsten einher- schweisen lieh, der weiß ein Lied davon zu singen, wie selbst dem genialsten Kunstreisenden gegenüber sich mitunter das Herz zusammenkrampst. Kaufen uno immer wieder kaufen, das ist die Losung. Die Verleger verlegen bekanntlich nicht nur aus Liebe zur Kunst, sie haben auch realere Interessen dabei. Der Reisende mutz verkaufen und zwar wegen der gewaltigen Spesen möglichst viel. Dabei kommt der Sortimenter einmal um das andere in die größte Verlegenheit, weil er nicht weiß, ob er lausen darf, kaufen soll oder gar kaufen muß. Novitäten muß der Kunsthändler haben, das ist der lapidare Satz, den jeder Vertreter mit konstanter Bosheit Saison um Saison seinem Kunden ins Gesicht schleudert. Wenn dieser nicht ganz dicksällig und abgebrüht ist, wird er sich den Fall überlegen und, entgegen seinem ernstgesaßten Vorsätze, diesmal den Herrn Soundso einfach abzuwimmeln, wiederum mit gierigen Blicken in dessen Schatzrästlein schauen, wird angesichts des einen oder des anderen schonen Blattes oder aparten Rahmens sein Kunslhändlerherz höher schlagen fühlen und, nachdem der Reisende seinen Laden verlaßen, konstatieren, daß der ihn wieder »emgeseift« hat. Für den Einkauf im Kunsthandel oas richtige Matz zu finden, dürfte wohl schwerer sein, als in irgend einer anderen Branche. Dort ist der Bedarf da; hier nicht. Und selbst der von den trockensten kausmännischen Er wägungen geleitete Kunsthändler wird oft gegen sein kauf männisches Gewissen kaufen, eben weil ihm die Sache gefällt, weil er hinter dem Konkurrenten nicht zurllckstehen will, weil er die Verpflichtung fühlt, das oder jenes haben zu müssen, um sich die Verkaufsmöglichkeit nicht entgehen zu lassen. Ist der Kunsthändler dazu noch gar mit künstlerischen Ambitionen und Steigungen gesegnet, so wird die Kauflust noch größer fein, und mehr als einmal wird die Erkenntnis, sich überkauft zu yaven, mit jahrelanger Zurückhaltung gebüßt werden müssen. Die unbedingt notwendigen Lagerergänzungen (es hat ja be kanntlich fast jede Stadt ihre regulär gängigen Blätter oder Brotartikel, wie es im Buchhandel heißt), müssen selbstver ständlich sein, ja sie gehören wohl zum Fundament, auf das sich das Geschäft ausbaut. Aber, aber die Neuerwerbungen! Sie sind die Schmerzenskinder. Bringt der Reisende keine Novitäten, so ist er von vornherein erledigt und braucht seinen Koffer überhaupt nicht auszumachen, bringt er wenig, so ist es langweilig; bringt er viel, so erklärt irgendein neugebackener Gehilfe, der seinem Chef imponieren will, wie überflüssig das sei. Daß eine klug abgemessene, und obligatorisch durchge führte Eindämmung der Produktion von großem Segen sein könnte, für die Verleger sowohl wie für die Sortimenter, wissen diese ebensogut wie jene. Aber wo soll es ansangen, wo soll es enden? Vielleicht könnte auch hier ein Zusammengehen der Produzenten und Konsumenten von heilbringender Wirkung sein, und wenn die Hauptversammlungen der Korpo rationen zeitlich so zusammengelegt werden, wie es dieses Jahr Ende April oder Anfang Mai der Fall sein wird, so wäre es gar nicht unangebracht, sich auch darüber einmal mannhaft auszusprechen. Ein anderes Kapitel aus dem Thema Reisender und Sortimenter ist die unhöfliche Behandlung seitens der Kunden, die der elftere oft erfährt. Es ist merkwürdig, daß der Ladeninhaber nur allzu gern vergißt, daß die Zeit des Ver treters auch Geld ist, daß dieser ebensogut das Recht hat, als ehrbarer Kaufmann gewürdigt zu werden, wie es der Chef selbst wünscht. Es mag ruhig zugegeben werden, daß der Reisende
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