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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1913
- Strukturtyp
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- Band
- 1913-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1913
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 36, 13. Februar 1913. ten Verfasser erschien, die besonderes Aufsehen erregten, sich alsbald mehrere Personen melden, die die wahren Urheber gewesen sein wollen. Auch an Versuchen, Plagiate als neue und eigene Arbeiten dem harm losen Redakteur aufzutischen, fehlt es nicht. Einmal erhielten Harpers ein dickes Manuskript, das ihnen interessant und doch schon auf den ersten Seiten rätselhaft bekannt vorkam. Es stellte sich als eine Ab schrift des einst berühmten, nun aber längst vergessenen Romans »Frankenstein« heraus, den Shelleys Gattin geschrieben hatte, und den der Betrüger sorgfältig abgeschrieben und mit amerikanischen Lokal tönen versehen hatte. Mehr psychologisches Interesse hatte ein kleines Begebnis, das sich unter der Redaktion von Allen zutrug. Erschien da eines Morgens unter den mit der Post eingelaufenen Sachen eine Novelle von einer völlig unbekannten Verfasserin. Sie war so packend an Inhalt, so frisch erzählt, daß Harpers sich des trefflichen Fundes freuten, die Arbeit sofort annahmen und die Verfasserin zu weiteren Beiträgen anspornten. Diese schrieb, daß sie in der Tat einen größeren Roman unter der Feder habe, der denn auch einige Monate später zur Prüfung einlief. Doch wer beschreibt Allens Enttäuschung, als er statt der frischen, packenden Erzählung, die er erwartet hatte, eine leere stümperhafte Faselei fand, die kein Lokalblatt in seinem Feuilleton abgcdruckt hätte! Entrüstet schrieb er der Verfasserin, die ihm »zur Aufklärung« fiir die nächsten Tage ihren Besuch anklludigte. Nichtig, einige Tage später erschien im Zimmer der Redaktion eine junge Dame, auf deren zarten Zügen noch der Schimmer einer eben ver blühten Anmut lag. Und nun erzählte sic, die keinen Roman hatte schreiben können, ihren eigenen Roman. Seit Jahren hatte sie geschrift- stellert, aber alle Arbeiten, die sie ausgeschickt hatte, waren als un brauchbar zurückgekommen. Sie hatte schließlich angenommen, daß keiner der Redakteure sie auch nur gelesen habe, und um sie auf die Probe zu stellen, hatte sie die Novelle, die eine früh verstorbene Freun din ihr hinterlassen hatte, als eigene Arbeit ausgeschickt. Sie war es, die Harpers erhalten und so freudig angenommen hatten. Mit zittern den Lippen erzählte sie dem teilnehmenden Manne ihre kleine Geschichte. Sie habe die Absicht gehabt, wenn ihr nun der Weg für eigene litera rische Arbeiten gebahnt sei, der Redaktion den wahren Sachverhalt an zuvertrauen. Aber nun sei alles dahin. Und daö Schlimmste war, sie stand im Begriff, einen geachteten Mann zu heiraten, dessen Bekannt schaft sie durch das Erscheinen »ihrer« Erzählung in Harper's Monthly gemacht hatte und der natürlich von allem, was geschehen sei, nichts erfahren dürfe. Das Honorar, das sie für die Arbeit erhalten hatte, wolle sie einer Stiftung zuwenden. Mit erleichtertem Herzen verließ sie die Redaktion, als Allen ihr versichert hatte, daß die Sache auf sich beruhen solle. Nicht lange dar auf kamen gedruckte Karten an die Redaktion, die die vollzogene Heirat anzeigten. Auf der Rückseite der Karte aber, die an Allen adressiert war, standen mit der Bleifeder geschrieben die Worte: »Ich habe es ihm gesagt«. . . . Doch es ist nicht nur Sonnenschein, der über den Seiten dieses in haltvollen Buches leuchtet. Die Geschichte des Lebens der vier Brüder und des Hauses, welches ihre eigene Zeit überdauert hat, wäre nicht so fesselnd und nicht so lehrreich, zeigte es nicht auch die Kämpfe, die sie zu bestehen hatten. In. diesen erst bewahrten sie ihren sittlichen Wert auf voller Höhe. Fünfzig Jahre ist es her, das; eine Feuersbrunst das ganze Lebenswerk der Harpers vernichtete; innerhalb drei Stun den war der gewaltige Gcbäudekomplex von 16 Häusern, der der Firma gehörte, ein Hansen Asche. Sechs Millionen Mark waren verloren, kaum eine halbe Million versichert. Aber drei Stunden nach dem Un glück saßen die vier Brüder schon wieder beisammen und berieten den Neuaufbau der Gebäude und des Geschäfts. Und nicht viel mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit ein anderer Stoß, der an die kaufmän nische Ehre des Hauses ging, ihm fast den Lebensfaden zerriß. Fünf Harpers der zweiten Generation und elf der dritten waren inzwischen in das Geschäft eingetreten, und die an ihrer Stelle Ausgetretenen hat ten ihr Vermögen herausgezogen. Es war naturgemäß, daß eine Katastrophe eintrat. Aber als sie kam, erschütterte sie die Außenwelt wie ein nationales Unglück. »Mir war, als habe Amerika Zahlung eingestellt«, rief Dean Howells, »als ich las, Harper and Brothers seien zahlungsunfähig!« In diesen dunklen Stunden kam dem Hause das Ansehen der Brüder zugute, und in kurzer Zeit stand es neu orga nisiert und so fest, wie je wieder auf den Füßen. Laßt uns hoffen, für lange, für alle Zeit. Denn Wort für Wort ist wahr, was Curtis einst einem der Brüder, John Harper, ins offene Grab nachrief, und das mir gern auf das gesamte Haus beziehen möchten, wie es in jahrzehnte langem Bestehen die Ehre des amerikanischen Buchhandels vermehrt und genossen hat: »Wohl besteht ein gut Teil von dem, was wir Glück und Zufall und Gunst des Augenblicks nennen; doch in dem gewaltigen Ringen menschlicher Unternehmungen führen Glück und Zufall nicht zu großen Erfolgen; und wenn Erfolg langsam, aber stetig wächst, sich von Jahr zu Jahr vergrößert, sich ausdehnt, sich befestigt, sei es nun in der Führung eines Volks oder eines Geschäfts, so ist es ein Werk von Scharfsinn, gepaart mit Fleiß und Tatkraft, das uns unwillkürlich Bewunderung und Hochachtung abzwingt. Es ist eine alte Geschichte, aber keine ist wahrer. Man hört sie ans hundert verschiedene Arten er zählen, aber immer ist es dieselbe unfehlbare, köstliche Moral, die allen zugrunde liegt.« A. N u t a r i - L o n d o n. Kleine Mitteilungen. Zum Streike im Leipziger Buchhandel. — Wir berichteten bereits in Nr. 276 vom Vorjahre über den Prozeß eines Buchhandlungsgehilfen gegen die Firma K. F. Koehler in Leipzig. Der Angestellte Fr. hatte sich geweigert, ihm anläßlich des Streiks der Buchhandlnngs- markthelfer zugewiesene Arbeiten, nämlich die Herausnahme der Pakete aus den von dritten Personen in die Zimmer gefahrenen Rollwagen nnd das Verteilen der Pakete in die Kommittentenfächer, zu überneh men, da dieses Markthelferarbeiten seien. Er war deshalb entlassen worden und klagte dann bei dem Kaufmannsgericht, das die Klage ab- gcwiesen hat. Das Kaufmannsgericht hat bekanntlich den Kläger zur Vornahme der Arbeiten, wennschon deren Verrichtung im verklagten Handlungshause sonst zu den Obliegenheiten der Markthelfer allein gehörte, für verpflichtet erachtet, weil es sich nur um eine vorüber gehend geforderte Arbeitsleistung bei plötzlich eingetretener Stockung gehandelt hat, die, wie das Gericht auf Grund eigener, aus seiner Zu sammensetzung geschöpfter Sachkenntnis angenommen hat, an sich kauf männische Signatur trägt, insbesondere schon deshalb, weil zu ihrer schnellen und gewissenhaften Erledigung buchhändlerische Fachkenntnisse erforderlich sind, weil sic ferner gcrichtskundig ganz allgemein in klei neren Buchhandlungen von den Buchhandlungsgehilfen anstandslos mit übernommen wird und weil sie unbestritten auch in dem verklagten Geschäfte bei großem Geschäftsgänge von Buchhandluugsgehilsen und auch von den Prinzipalen selbst mit ausgeführt worden ist. — Fr. hatte gegen diesen Entscheid Berufung beim Landgericht eingelegt, bei dem die Parteien im ersten Termin am 31. Januar die Ladung von Sachver ständigen beantragt hatten. Diese Ladung hat das Gericht indes abge lehnt und in dem neuen, am 11. d. M. abgehaltenen Termin auf Ver werfung der Berufung erkannt. Das Landgericht ist den Ausführungen des Kanfmannsgerichts in jeder Beziehung beigetreten. Schon dem Laien sei es klar, daß es sich in dem strittigen Falle um Arbeiten han dele, die von den Buchhandlungsgehilfen mit verrichtet werden müßten. Deutscher Dcrmatologcn-Kongreß. — Der nächste Kongreß der Deut schen dermatologischen Gesellschaft findet in W i e n am 19. und 20. Sep tember unmittelbar vor der Naturforscherversammlung statt. Sprechsaal. Wer sorgt für uns? (Vgl. Nr. 26 u. 33.) Auf den Artikel »Wer sorgt für uns« im Bbl. Nr. 33 möchte ich bemerken, daß mich der Herr Einsender bezüglich des Gehaltes total mißverstanden hat. Ich schrieb ausdrücklich: die Gehälter mußten steigen. Es kann keine Rede davon sein, daß heute noch ein Gehilfe mit 75 auskommen kann und soll, das war sogar vor 20 Jahren nur durch Zuschüsse möglich. Zur Beruhigung des Herrn Einsenders sei ihm mitgeteilt, daß ich selbst einem 23 Jahre alten Gehilfen das Dop pelte, nämlich 150 ./i bezahle. Auch was der Herr Einsender über das Verhältnis des Gehilfen zum Prinzipal sagt, widerlegt mich nicht, sondern bestätigt meine Ansicht. Ich habe es als äußerst bedauerlich dargestellt, daß das persönliche Verhältnis durch den reinen Geldstand punkt leidet und daß die heutigen sozialen Lasten manchen Chef zur Ausnutzung und Unpersönlichkeit zwingen. Ich bedaure dies genau ebenso wie der Herr Einsender und habe mich selbst immer bemüht, es zu vermeiden. Ich würde als Gehilfe die Bezeichnung »Arbeitnehmer« als beleidigend, weil sozial untergeordnet, empfunden haben. Gehilfe und Prinzipal sollten im Buchhandel einander als Mitarbeiter sozial gleichstehen, nicht aber ein Gegensatz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer betont werden. Der Gehilfe im Buchhandel stehe zu seinem Prinzipal wie ein junger Offizier zum älteren, nicht aber, wie es jetzt oft leider ist und sein muß, wie der Unteroffizier zum Offizier! In dem Wunsche nach Fernhaltung ungeeigneter Elemente, wozu natürlich auch gescheiterte Existenzen der höheren Berufskreise gehören, bin ich ebenfalls mit dem Einsender vollkommen einig. Auch das Ein bringen weiblicher Hilfskräfte habe ich bedauert. Ich möchte den Einsender ersuchen, meine Ausführungen genauer durchzulesen, so wird er darin seine eigenen Ansichten finden. O.
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