^ 45, 25. Februar 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Duchhanvel. 2123 Wir versandten folgendes Zirkular: Ein neues Buch von F. Gräfin zu Reventlow erscheint Mitte März Es trägt den Titel ^ Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil Anschlag und Einband von Alphons Woelfle Geheftet 2 Mark 50 Pf., in Lalbpergrmentband 3 Mark 50 Pf. Der merkwürdige Stadtteil, von dem diese Aufzeichnungen sprechen, und der in ihnen „Wahnmoching" genannt wird, dürfte wohl in München nördlich vom Siegestor liegen und sonst auch Schwabing heißen. Dies ist eine Gegend, die bekanntlich von recht vielen eigentümlichen Leuten bewohnt wird. Der harmlose Lerr Dame, dessen Familienname sein Schicksal ist und ihn zum außenstehenden Beobachter „verurteilt", gerät in diese Kreise, wundert sich und bewundert und schreibt seine Erlebnisse nieder, wie er sie hat, und ohne sie eigentlich zu verstehen. Daß seine ahnungslosen Aufzeichnungen als eine liebenswürdige und höchst amüsante Satire auf die von ihm bewunderten „Wahnmochinger" wirken, wird wohl daran liegen, daß Lerr Dame auch dazu „verurteilt" ist, sich von der Gräfin Reventlow die Feder führen zu lassen. — Lier haben wir endlich nun wirklich einmal den humoristischen Roman aus Schwabing, von jemand geschrieben, der aus eigner Erfahrung Orts- und Personal- kenntnis in vollem Maße besitzt, und der seine komischsten Effekte mit dem raffinierten Kunstgriff erreicht, daß er sich hinter einen naiven Fremdling verst ckt. Mancher Schwavinger wird dieses Buch ärgerlich und respektlos finden — und Respekt war vielleicht nie die stärkste Seite der Gräfin Reventlow —, aber niemand kann behaupten, daß diese Satire boshaft wäre. Man merkt der guten Laune der Verfasserin an, daß sie die Käuze, die sie spöttisch schildert, versteht und liebt, bis in ihren Größen- wahn hinein In Schwabing wird dies entzückend lustige und graziöse Buch lebhafte Diskussionen entfesseln und sonst überall in Deutschland unauslöschliches Gelächter. V°n F. Gräfin zu Reventlow sind früher in unserem Verlag erschienen: Von Paul zu Pedro Amouresken Amschlag und Einband von Alphons Woelfle Geheftet 2 Mark, in Pappband 3 Mark Süddeutsche Monatshefte, München: Ich könnte mir denken, daß genau diese selben G.danken — wenn anders es welche sind - so pedantisch ernst ausgesprochen würden, daß ich das Buch bei der dritten Seite in die Ecke feuerte. Daß sie bei aller Verbindlichkeit so unverbindlich find, bei aller Bosheit so naiv, macht den Reiz aus. Muß jede Meinung nach dem Naphthalin der Weltanschauung riechen? Wer diesen leichten Ton nicht verträgt, kann ja in eine Sonntagsfeier für freie Menschen gehen, wenn er sich davon mehr verspricht. Das Leben selbst ist doch eine so seriöse Dauersache, daß man alles, was so kolibrileicht fliegt und leichtsinnig zwitschert, be sonders gern haben sollte. Wenn man gar die Wichtigtuerei mit der Liede hinreichend satt hat, die neun Zehntel unserer sogenannten schönen Literatur so verfälscht und ungenießbar macht wie Kunst- Honig, tut es einem ganz wohl, einmal einem richtigen Frauen zimmer zuzuhören,das munter und spitzig aus der Schule plaudert. Ellen Olestjerne Roman Geheftet 3 Mark 50 Pf., gebunden 5 Mark Neue Freie Presse, Wien: Die Idee erinnert an Renate Fuchs, die auch durch allen Schmutz schreitet, ohne daß er ihr höher als bis zu den Sohlen dränge, aber Renate Fuchs ist eine wandelnde Idee, mit ungeheuer viel geistreichem Beiwerk. Ellen Olestjerne ist aus Fleisch und Blut, und das Leben pulst in ihr in jeder Fiber. Wir folgen ihr durch eingezwängte Jugend auf dem freiherrlichen Schloß ihrer Eltern, durch alle Gouoernantenkämpfe und d>e mit der strengen Mutter, die keine Ahnung von den seelischen Vorgängen ihrer heißblütigen Tochter hat, und die sie reizt und quält bis zu Ellens eroberter Freiheit in München, wo sie in der Malerboheme unterzug. hen droht und sich dennoch mit Aufgebot übermenschlicher Kräfte schließlich für ibr K>nd rettet. Es ist der Roman einer Über gangszeit für das Weib . . Bezugsbedingungen: i. R. mit 25°/», bar mit 33 >/-"/», Partie 7/6 Wir bitten zu bestellen Albert Langen, Verlag, München