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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1925
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- 1925-09-10
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1925
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- Deutsch
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^ 212, 10. September 1925. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13579 Paul Lau gen scheibt, der bekannte Inhaber des Verlages -gleichen Namens in Berlin, gehört längst zu den anerkannten Größen unter den deutschen Nomanschriftstellern, von denen er sich durch die Wahrung besonderer Eigenart immer deutlich zu unterscheiden wußte. Als Darsteller typischer Erscheinungen und Schwächen unserer Ge sellschaft braucht er nur »ins volle Menschenleben hineinzugreifen«, um es dort »zu packen, wo es interessant ist«. Langenschcidt ist gewiß einer der besten Psychologen unter den modernen Erzählern, aber seine Seelenanalysen ergeben sich zwanglos aus der Handlung. Die geschilderten Personen treten mit geradezu greifbarer Bildhaftigkeit vor die Augen des Lesers. Der Dichter versteht es meisterlich, der Handlung seiner Romane Kraft und Stärke zu verleihen und sie mit zwingender Folgerichtigkeit vorwärts zu treiben. Das gilt auch in hervorragendem Maße für seinen neuen Roman DerBräutereigen (8", 259 S., Berlin 1925, vr. P. Langenschcidt, Ladenpreis in Ganz leinen geb. Mk. 6.8V). In ihm erscheint ein Hochstaplertyp, wie er häufig vorkommt und die Gerichte beschäftigt. Es ist ein Mensch, der aus natürlicher oder ererbter Anlage durch Schicksal und allerlei Zu fälle auf die schiefe Ebene gerät. Ein gegebenes und nicht gehaltenes Eheversprechen zeigt ihm, dem verbummelten Studenten und Bar- gciger, den Weg des notorischen Heiratsschwindlers. Einmal auf ihm angelangt, kann er nicht mehr zurück. Ein ganzer Reigen von Frauen ist es, die er seelisch und materiell ausplündert. Hier versteht es der Dichter meisterlich, Personen und Charaktere dieser armen Opfer zu schildern und in unheilvollen Folgeerscheinungen die Gefährlichkeit solcher Heiratsschwindler aufznzeigen. Eine seltsame Schicksalsfügung will es, daß der Arm der Gerechtigkeit den Verbrecher in dem Augen blick erreicht, in dem er mit der letzten »Braut« vor den Altar treten will, und daß es ein Kind ist, das den letzten und größten »Schlag« dieses ausgemachten Schuftes vereitelt. »Der große Baal von Mompitz« mit dem Untertitel »Ein Roman der Neu-Reichen« von Artur Pleißner (8°, 260 S., Dresden 1925, Deutscher Literatur-Verlag, Ladenpreis in Ganzleinen geb. Mark 6.—) ist ein Gegenwarts- und Gesellschaftsroman, vielleicht auch in mancher Beziehung ein Schlüsselroman. Im Mittelpunkte der Handlung steht die Familie des Neureichen, des Kriegs- und Nevo- lntionsgcwinnlers. Da entsteht das krasse Bild des ungebildeten, aber bauernschlauen Schiebers vor unseren Augen, der nur zwei Lebenszwecke, Geldverdienen und Lebensgenuß, kennt. Zwei Söhne und zwei Töchter sind vorhanden. Von ihnen taugt nur die älteste Tochter, die den Beruf einer Krankenschwester gewählt hat, etwas, die andere Tochter ist ein üppiges, aber eitles und kokettes Ding, wenn auch die einzige Angehörige des Hauses, die Geschmack in Kleidern und künstlerischen Dingen besitzt. Der älteste Sohn und Prokurist des Geschäfts macht selbst dem skrupellosen Vater schweres Kopfzer brechen mit seinen Streichen und seiner zügellosen Lebensführung. Dieser — mit Ausnahme der ältesten Tochter und der unbedeutenden und schwachen Mutter — wenig erfreulichen Sippschaft steht ein kleiner Kreis gut und vaterländisch gesinnter Menschen gegenüber, aus denen sich im Verlaufe der Erzählung ein enges Band zu der ältesten Tochter des Neureichen, der Krankenschwester, schlingt. Die Schilderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist sehr gegenständlich. Die Ereignisse nehmen die Teilnahme des Lesers von Anfang bis zu Ende in An spruch. Die Sprache des Buches ist flüssig. Vielleicht wäre die Sym bolik der Namengebung für die handelnden Personen (l)r. Belämmert, Dante Sowieso, Professor Sattelfest, die Hausdame Henriette Knochen grunz usw.) besser vermieden worden. Da der Verfasser schon an sich eine ausreichende Dosis gesunden Humors besitzt, könnte diese »Verstärkung« entbehrlich erscheinen. Die Aufnahme des Buches beim Buchhandel und beim Publikum war bisher recht gut. Als bemerkens wertes Zeitbild der deutschen Nachkriegszeit wird der Roman sicher lich einen gewissen Knlturwert behalten. Ein in Vorbereitung be findlicher zweiter Band wird wahrscheinlich Gelegenheit geben, an dieser Stelle noch einmal ans das Buch zurückzukommen. Der Ver fasser ist der Inhaber des Deutschen Literatur-Verlages in Dresden, ln dem das Buch erschienen ist. Unter dem Pseudonym Wolf gang Marken verbirgt sich ein jüngerer aufstrebender Berufsgenosse, der seine Dienste einem be kannten mitteldeutschen Verlage widmet. Er ist der Verfasser des in der Sammlung »Meisters Buch-Roman« erschienenen Romans U m den h ö ch st e n Preis und des Novellenbandes Die Erzäh lung des Inders Karma (8°, 308 u. 96 S. Werdau i. S., Verlag von Oskar Meister). Der Roman »Um den höchsten Preis« offenbart eine bemerkenswerte Kunst des Fabulierend, schwingt sich aber keineswegs zu literarischer Höhe auf. Diese Eigenschaft märe auch in der Gesellschaft der Courths-Mahler und ähnlicher Talente, die in der Sammlung vertreten sind, nicht am Platze gewesen. In dessen hat der Roman doch gewisse Vorzüge, indem er einigen ethischen, sozialen und vaterländischen Gehalt besitzt. Sonst das Übliche: Ein natürlich bildschöner ehemaliger Ulanenosfizier heiratet, als Majorats erbe großer Güter auf allen Besitz Verzicht leistend, eine arme, aber bildschöne Beamtentochter. Anfänglich verdient er sein Geld als Aus sichtsbeamter in einer Petrolcumhandlung, bis er durch einen ckeus ex mrwkiva plötzlich zum großen Herrenreiter in Karlshorst wird. Er »errettet« in einem Tage 80 000 Dollar und wird schließlich nach den Vereinigten Staaten zu einem Milliarden-Rennen eingeladen, dessen Preis er zugunsten seiner notleidenden Heimat verwenden will. All dies geschieht unter dem nicht ungewöhnlichen Decknamen »Schulze«. Dieser Schulze ist natürlich ein fabelhafter Kerl. Es gelingt ihm. das Nennen zu gewinnen, dazu noch die Liebe einer Milliardärs tochter und die Sympathie des ganzen amerikanischen Volkes. Nach Absolvierung dieser Erfolge fliegt er mit dem Piloten, mit dem er auf dem Luftwege gekommen ist, über den Ozean zurück, erleidet aber Schiffbruch und wird gerettet. Schließlich gelangt er heim, wird er kannt und gefeiert, und alles löst sich zum Guten. Also, ein kleiner Film rollt sich ab. Auch das dankbare Publikum fehlt nicht, denn wie versichert wird, soll der Roman einen Bombenerfolg haben. Daß er mit Kunst nichts zu tun hat und zudem für die große Gedanken losigkeit und Mittelmäßigkeit bestimmten Lesesutter gehört, ist selbst verständlich. Insofern kann dem Verfasser zwar ein guter Instinkt für das Lesebedürfnis der breiten Masse, nicht aber die Eigenschaft künstlerisch gestaltender Kräfte zugesprochen werden. Auf einem etwas höheren Niveau scheint mir sein Novellenband »Die Erzählung des Inders Karma« zu stehen. Hier finden sich allerlei bemerkenswerte Ansätze zum Kunstwerk, wenn auch häufig der Eindruck allzugroßer Geftthlsseligkeit und die Absicht, falsche Rührung hervorzurufen, stört. So möge die Tätigkeit des Verfassers zusammengefaßt etwa so gekennzeichnet sein, daß es ihm gelungen ist, auf einem Gebiete des Büchermarktes billige Lorbeeren zu ernten, die leider noch immer vielen ernsthaft Schaffenden verwehrt sind. Vor mir liegt eine jener Veröffentlichungen, die inhaltlich und äußerlich reine Freude bereiten. Ihr Titel lautet: Aus ver klungenen F-eier stunden. Ernste und heitere Buchhändler lieder von U l r i ch M e y e r. Kantate 1925. Als Manuskript gedruckt. (8", 48 S.) Der Buchhändler und Dichter Ulrich Meyer ist kein Unbekannter unter den Berufsgenossen. Die vorliegende Schrift ist ihm aus Anlaß seiner 50jährigen Zugehörigkeit zum Buchhandel von der Vereinigung Evangelischer Buchhändler zugeeignet worden und enthält eine Auswahl Buchhändlerlieder und Gelegcnheitsdichtungen Ulrich Meyers in schöner Fraktur auf Bütten gedruckt und mit dem Bildnis des Verfassers geschmückt. Der kundige Fachgenosse wird wissen, daß es sich um eine wohlverdiente Ehrung eines hochgeschätzten Berufsgenossen handelt, an den zu erinnern sich innerhalb dieses Berichtes auch deshalb empfehlen dürfte, weil andere Veröffent lichungen Ulrich Meyers (ich denke an die beiden prächtigen Erinne rungsbücher »Der Meister und sein Schüler« und »Von den Straßen des Lebens«) sich nicht an einen begrenzten Kreis von Berufsge- nosscn, sondern an alle Angehörigen des Buchhandels wenden und ihnen soviel Gutes und Schönes zu bieten vermögen. Von tiefer Kenntnis, von gutem Urteil und feinem Stilgefühl zeugt eine kleine, in nur 300 numerierten Stücken erschienene Bro schüre eines jungen Jnsterburger Berufsgenossen: Hans Rosen kranz, Thomas Mann und das zwanzigste Jahr hundert. Zum 50. Geburtstage Thomas Manns am 6. Juni 1925 (8°, 24 S.; Berlin, Neuß L Pollack Verlag). Die Schrift verdient die ernsthafte Beachtung aller Verehrer Thomas Manns (obschon die Auflage von 300 dafür nicht ausreichen dürfte) und ist ein Zeug nis für die tiefe, aber durchaus nicht kritiklose Verehrung, die einer der Unsrigen dem Dichter entgegcnbringt. Endlich sei noch einer Broschüre gedacht, deren Urheber ebenfalls ein Berufsgenosse ist. Aber nicht künstlerische, sondern wirtschaft liche Fragen bewegen ihn. Die Geldnot ist groß, und auch der Buch händler vermag ein Liedchen davon zu singen. Besser ist das Nach denken, das Suchen nach Auswegen. Johannes Zuckschwerdt glaubt einen solchen in seiner Schrift Die wirtschaftliche Ver einigung des Niehl bun des. Ein Weg aus der Geld- n o t (gr. 8o, 16 S. Schweidnitz 1925, Albert Kaiser's Buchhandlung sZnckschwerdt L Winkler), Ladenpreis geheftet Mark —.50) zeigen zu können. Es wird auf die Möglichkeit verwiesen, ähnlich wie zur Ostermeßabrcchnung der Buchhändler Guthaben und Schulden aus zugleichen und dieses bargeldlose bzw. bargeldsparende Ausgleichs verfahren ganz allgemein einzuführen. An sich mag der Gedanke nicht schlecht sein. Ob er sich aber durchführen läßt, ist eine andere Frage.
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