Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130318
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191303186
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130318
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-03
- Tag1913-03-18
- Monat1913-03
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2906 Börsenblatt f. d. Dtschn. Blicbb'ndel. Redaktioneller Teil. ^ 63, 18. Mürz 1913. mente, der Sortimenter und der übrigen Grossisten, überhaupt aller Firmen, die an Wiederverkäufer liefern, in dieser Frage Übereinstimmung erzielt wird, sobald von seiten des Vorstandes des Börsenbereins die Initiative dazu ergriffen wird. Wir werden künftig in unseren Geschäftsbetrieben der obigen Erklärung entsprechend Verfahren und hassen, damit alle berechtigten Wünsche des Börsenbereins der Deutschen Buch« Händler und insbesondere auch des Sortiments erfüllt zu haben. AdolfDähnert.in Firma: F. E. Fischer. Otto Mater, G. m. b. H., Richard Zerche. R. Giegler's Sortiment. Max Prager. Max Busch (Inh. Julius Kößling). Friedrich Schneider. R. Streller. Friedrich Hebbel und Julius Campe. Ein Gedenkblatt zum 18. März 1913. Von Walther Bloch-Wunschmann. Im Mittelpunkt aller verlegerischen Beziehungen Hebbels steht Julius Campe, der Inhaber der Firma Hoffmann L Campe in Hamburg; das mannigfache Aus und Ab dieses Verhältnisses von Schritt zu Schritt zu verfolgen, hat für uns weit mehr als rein historisches Interesse, weil es in gewisser Beziehung typisch ist für das schwierige Kapitel: Verleger und Autor; denn viele Dichter, gleich Hebbel von höchster Reizbarkeit und Empfindlich keit, schwanken in der Beurteilung ihres Verlegers zwischen höch stem Lob und höchster Verurteilung oft in kurzen Zwischenräumen. Daß das Verhältnis zu Campe trotz alledem bis zu Hebbels Tod gewährt hat, und baß gerade in den letzten Jahren die Be Ziehungen besonders freundschaftlich sich gestalteten, gibt dem Ganzen einen harmonischen Ausklang, der die mannigfachen Irrungen und Wirrungen der früheren Jahre zurücktreten läßt Als Hebbel den ersten Schritt von Wesselburen nach Hamburg machte, wohin er durch Amalie Schoppe gezogen wurde, war es selbstverständlich, daß Hebbel mit seinen ersten literarischen Versuchen an Campe herantrat; denn der Verlag Hofsmann L Campe beherrschte in Hamburg das literarische Leben, wie die Firma überhaupt als Verleger Heines und Gutzkows zu den einflußreichsten ihrer Zeit gehörte. Im Jahre 1837 hatte Hebbel in München seinen ersten Roman »Schnock« geschrieben und durch Elise Lensing Campe anbieten lassen. Campe zeigt! sich geneigt, den Roman zu verlegen; dennoch sah Hebbel, der in allergrößter Bedrängnis sich in München durchschlagen mußte, darin noch keine ausreichende Rettung. Er schrieb an Elise:'-) »Daß Campe meinen Roman verlegen will, ist recht gut. Darum ist aber keineswegs, wie Du meinst, die Hilfe da. Ich kann nicht schnell und nicht viel schreiben. Die Hilfe ist erst dann da. wenn man mein Weniges bedeutend genug findet, es pro Zeile zu honorieren wie andere Sachen Pro Seite. Darauf darf ich aber jetzt (und vielleicht nie) keinen Anspruch machen«. Campe scheint sich jedoch zu einer bindenden Erklärung über den »Schnock« noch nicht bereit zu finden, und Hebbel selbst lag fast noch mehr als am Schnock an dem Druck seiner Gedichte, weil er in ihnen mit Recht glaubte, schon etwas Vollendetes zu bieten. Er legt daher Elise ans Herz, vor allen Dingen Campe zur Annahme der Ge dichte zu veranlassen, und erklärt sich mit einem bescheidenen Honorar von 10 Karolinen zufrieden. Er will selbst, wenn es sein muß, mit einem kleineren Honorar sich begnügen und weist Campe darauf hin, daß die Gedichte Glück machen können und Glück machen werden, wenn er nur etwas für sie tun wollte. Voller Sorge wartet er auf die Nachricht von Campe in München. Im September hat er von ihm noch immer keine Antwort. Es fällt tatsächlich keine Entscheidung, solange Hebbel in München ist. Es bedarf erst der Anknüpfung der persönlichen Beziehungen in *> Die Zitate erfolgen zunächst nach dem Werke: »Friedrich Hebbel. Ein Lcbensbuch.« B. Bchr's Verlag, Berlin. Das Werk ist ein Aus zug aus N. M. Werners Gesamt-Ausgabe der Briefe und Tagebücher. Einige Briese sind in den »Neuen Hebbel-Dokumenten« v. Kralik und Lcmmermayer zum ersten Male gedruckt. Hamburg, um die Verbindung mit dem mächtigen Verleger fest zu gestalten. Am 3. April 1839 besucht er Campe zum ersten Mal. Er schreibt: »Heute morgen bei Campe. Freundschaftlich unter hielten wir uns über nichts. Kernausdrücke von ihm: ,Wic schnell hat Freiligrath seine Karriere gemacht!' ,Vom heiligen Geist glaube ich, was ich für meine Verhältnisse brauche.'« Bei diesem Besuch rät Campe Hebbel, einen historischen Roman über die Dithmarschen zu verfassen. Diese Aufgabe reizt Hebbel, der sich für die Geschichte seines Landes besonders interessiert, sehr, und er greift den Plan gern auf. »Arbeit genug. Ich darf nicht länger klagen. Die Pforte ist mir geöffnet.« Campe bietet Hebbel für seinen Roman 50—60 Louisdors unter der Bedingung, daß das Werk bis Weihnachten fertiggestellt sei, und zahlt dem Dichter auf seinen Wunsch sofort einen Vorschuß von 10 I-. aus. Der Dichter kam aber nicht an seinen Roman, andere Pläne drängten sich dazwischen, und so mutzte er im Oktober zunächst Campe bitten, ihm einen weiteren Vorschuß zu gewähren. Campe lehnte ab. Die Szene schildert Hebbel wie folgt: »Heute morgen ging ich zu Campe, ihn um einen serneren Vorschuß auf meinen historischen Roman zu bitten. Ich sprach erst manches über mein Werk, dann srug er: noch etwas? Ich antwortete: Geld! ,Das mag ich nicht.' Ich muß noch vier Monate an dem Roman arbeiten und soll existieren. ,Für ge- gessenes Brot arbeitet man nicht gern; ich habe diesen Roman schon einmal bezahlt.' Mir nicht. Also Sie wollen nicht? ,Erst das Werk geliefert.' Dann kann ich es nicht schreiben. Aber ich bin Ihnen 5 I-. schuldig; in 14 Tagen werde ich sie Ihnen zurllckzahlen. Die Zinsen werden Sie mir dann berechnen. Linsen nehme ich nicht.' Und ich lasse mir nichts schenken; ich will Ihr Geld nicht umsonst gehabt haben. — Damit ging ich. Ich kam mit dem festen Entschluß, mit Ernst und Kraft an die Ausführung des Romans zu gehen, und ihn bis Februar zu beseitigen. Jetzt ist's vorbei. Was das Beste war, wird die Zeit lehren.« Die Beziehungen zu Campe werden in der Tat vollkommen abgebrochen und erst Anfang 1841 wieder angeknüpft. Hebbel hatte seine Judith geschrieben und sie Cotta angeboten. Er schreibt am 21. Januar: »Von Cotta wegen Judith abschlägigen Bescheid. Ein anderer Kerl in Leipzig antwortete nicht einmal. Gott, ich will jc? nicht viel, nur die Existenz! Wende doch das entsetzlichste Schicksal von mir ab, daß ich im Gefühl bedeutender Kräfte nicht diese Kräfte selbst verfluchen lerne, weil sie mir nicht soweit helfen, als die Geschicklichkeit seiner Hände einem Tagelöhner.« Ausbrüche wie diese häufig wiederkehrenden Verzweiflungs worte Hebbels sollten den Verleger auch in unserer Zeit immer wieder klar darüber sein lassen, wie ungeheuer verantwortungs voll seine Stellung ist. So oft hat er es in der Hand, Existenzen zu begründen oder zu zerstören und damit Kulturwerte zu schaffen oder zu vernichten, daß er sich seiner hohen Verantwortung gar nicht genug bewußt sein kann. Diese Lehre muß man als Verleger fast aus allen Autorschicksalen ziehen. Nach der Ablehnung durch Cotta knüpft Hebbel die Ver bindung mit Campe wieder an. Zunächst will aber auch Campe noch nichts wieder für Hebbel tun. Inzwischen wurde aber Campe von seinen Beratern auf die Bedeutung von Hebbels Judith aufmerksam gemacht, und das veranlatzte ihn nun auch seinerseits zu einer Einschwenkung. An seinem Geburtstag, 18. März 1841, schreibt Hebbel ins Tagebuch: »Nur ein wenig Glück in meinen Unternehmungen, nur soviel, als dazu gehört, um von ihr das Elend entfernt zu halten! Was wird Campe antworten! Da steht er, der häßliche Name!« Am 21. war die Antwort von Campe eingetroffen. Er bot 10 I-. für die Judith, und als daraufhin Hebbel zu ihm ging, war Campe sehr freund- lich, zahlte, ohne daß Hebbel ein Wort zu sagen brauchte, die 10 I-. aus und sagte, daß er das Werk sogleich drucken lassen wollte. Zugleich hörte der Dichter von Elise, die in Leipzig war, eines wie großen Ansehens sich Campe im Buchhandel erfreute, und so atmete er nach der schweren Zeit wieder auf. »Wieder eine Strecke vor mir, in der ich frei schaffen und wirken kann. Dank! Dank! Dank!« Auch zur Übernahme der Gedichte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder