Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1913
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- 1913-04-29
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- 29.04.1913
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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4572 f. d. Dlichn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. /).? 97, 29. April 1913. der ein klares Auge hat, gehe hin nach Europa, gehe besonders in die Stadt, die an der wohlriechenden Pleiße liegt, dort ist eine große Be ratung von sogenannten Buchknechten, Sortimentern, Verlegern und Kommissionären, sieh dir die Menschen einmal an, in welchen Ver hältnissen sie sind, ganz besonders an dem Kantate-Festmahl. Große Taten sind es, die bei der diesjährigen Buchhändler-Ostermesse voll bracht werden. Du siehst dort bei dem Festmahl Staats- und Finanz minister, kommandierende Generäle und hervorragende Vertreter des deutschen Buchhandels versammelt; sieh sie Dir genau an, besonders, wie sie frisiert sind, ich will die gleiche Frisur bei uns einsiihren, und berichte mir darüber. Ich war damals nach China gegangen, um mich dort anzusiedeln, und ich habe cs bis zum Range eines geheimen Obermandarinen gebracht, was man bei uns Detektiv nennt. So bin ich nun also hier und habe schon ganz wunderbare Menschen kennen gelernt, z. B. einen, von dem einmal das Scherz wort ging: Was ist bas Gemeinsame von der Durlach - Karlsruher Pappelallee und dem kleinen Pr a g er aus Berlin? Antwort: Jmmer- sort päppeln. (Heiterkeit.) Und heute ist das große Wunder geschehen, daß unser lieber, guter Freund in der Hauptversammlung nicht ein einziges Mal geredet hat. (Heiterkeit.) Dann gibt es hier einen Oberbürgermeister, der hat lange Zeit unter seinem Ches, dem Trönblin, als ausgezeichneter Dittrich ge arbeitet; damit hat er sich die Herzen der Bürgerschaft geösfnet, und als der gute Tröndlin in bas Land der Ewigkeit hinüberfuhr, hat man selbstverständlich ihn zum Oberbürgermeister gemacht, denn er hatte ja den Schlüssel zum Herzen derBürgerschast und der Buchhändler. Er war der geborene Dittrich, und jetzt ist er gar ein Jubiläums - Ditt rich geworden und ein Ehrenmitglied unseres Vereins, besten wir uns von Herzen freuen; möge er uns noch lange treu zur Seite stehen. Er hat es ja auch verstanden, wie ich gehört habe, in Leipzig im Jahre 1SI1 über eine Million Plus zu machen; das ist fast unglaublich, so etwas habe ich noch nie von einem Oberbürgermeister gehört. Dann sehe ich hier auch noch einen kleinen Or. Ludwig Volkmann unter uns, der, obwohl er Teilhaber der Firma Breitkops L Härtel ist, weder einen breiten noch einen harten, wohl aber einen sehr klugen Kopf hat, der wird 1814 die große Inter nationale Ausstellung für Buchgewerbe und Gra phik, die sogen. Bugra in die Wege leiten und gibt sich als Vorsitzender der Direktion große Mühe. Mache die Makulaturbrllder besonders auf diese hervorragende Ausstellung aufmerksam, daß sie sich alle beteiligen, sagte mir mein Chef, und setze alles daran, Herrn Or. Vollmann für China zu gewinnen, auch wir beabsichtigen ja, eine große Ausstellung von Lehrmitteln und Buchgewerbe ins Leben zu rufen, und da können wir eine so bedeutende Kraft nicht entbehren. Nun sagte mein Chef in China mir weiter: Gehe hin und sich zu, was es für Wohlstand unter den Buchhändlern gibt, und das ist nun meine eigentliche Aufgabe, und deshalb bin ich hergekommen, um Eure Herzen zu öffnen, wie ich das früher schon so oft getan habe, für die so segensreichen Unterstiitzungskasten des deutschen Buchhandels. Und so bitte ich Euch, lieben Freunde, da wir doch in Leipzig sind, dem Mittel punkt aller buchhändlcrischcn Herzensgute, daß Ihr recht ties in die Taschen greift, damit wir China gegenüber groß Kästchen; cs wird tüch tig gesammelt werden, und ich werbe als Superrevisor die Herren noch ganz besonders abklappern. Ich lege nun mein chinesisches Gewand wie der ab und bitte sie mit deutschem Ernst: Wir haben diesmal so Großes vollbracht, wir haben die Deutsche Bücherei erreicht und alles mögliche andere, also bringen Sie für den bekannten Zweck ein reich liches Opfer, damit die heutige Hauptversammlung auch in diesem Punkt vorbildlich dastehe sllr alle Zukunst. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Wie Wir erfuhren, betrug das Ergebnis der Kantate- Kollekte 1100 das durch das persönliche Eingreifen des Redners, die sogenannte Superrevision, noch um weitere 900 gesteigert wurde, so daß zusammen mit dem Ertrag des Hosenklingelbeutels in Aeckerleins Keller (weit über 1000 ^M) den buchhändlerischen Hilfskassen wiederum eine recht stattliche Summe überwiesen werden kann. Man ist es leider gewöhnt, alles Schöne, was Kantate bietet, als etwas Selbstverständliches hinzunehmen, ohne viel Aufhebens von der Arbeit der Männer zu machen, die sich alljährlich um den Vergnügungsteil der Kantatefestlichkeiten bemühen und überhaupt nicht an sich, sondern nur an andere denken dürfen, um auch nur einigermaßen ihrer »Pflicht«, wie sie von den meisten Kantatebesuchern aufgefatzt wird, zu genügen. Gott sei Dank, daß der Festausschuß, bestehend aus den Herren Richard Linnemann, Georg Merseburger, Karl Franz Koehler und Werner Scholl, so viel Selbstlosigkeit, Arbeitsfreudigkeit und gute Laune mitbringt, daß er auch den ewig Unzufriedenen gegenüber, denen es kein Herrgott und kein Festausschuß recht, machen kann, sich begnügt, seine Meinung in das Ge- wand philosophischer Betrachtungen zu kleiden, ähnlich jener, die dem Montagsprogramm beigegeben war: »Festausschuß sein ist die Kunst, dreihundert Logenplätze unter tausend Per sonen so zu verteilen, daß jede ihren eigenen Sitz bekommt.. Man braucht sich nur einmal in die Rolle eines solchen Ausschussmitgliedes hineinzudenken und sich die Frage vor zulegen, was man in Erfüllung einer solchen Ausgabe, niemand zu Leid und allen zur Freud', selbst tun würde, um ein wenig beschämt sich zu einer Dankesschuld gegenüber so viel selbstloser Hingabe zu bekennen, wie sie auch diesmal der Festausschuß betätigt hat. Dank gebührt auch den Festdichtern, von denen Georg Merseburger schon ge nannt wurde, den Herren Max Weg und Otto Heidmüller- Wismar. Während Max Weg in einem witzigen Poem Auf nach China! die vom Börsenverein anläßlich der China-Konferenz gegebenen Anregungen auf seine Weise auszugestalten suchte, gab Otto Heidmüller in seinem 19. Heft des »Feuchtfröhlichen Liederkranzes für miß vergnügte Buchhändler« in Anlehnung an die früheren Hefte wiederum eine Art satirischer Revue über das verflossene Jahr, mit seiner Pritsche hier und da leichte Hiebe aus teilend. Nicht zu vergessen sind auch einige buchgewerbliche Firmen, die mit ihren Gaben die Meßbesucher erfreuten. Des von der Firma Hübel L Denck in Leipzig hergestellten Taschen-Notizbuchs ist bereits in Nr. 90 d. Bl. Erwähnung ge tan. Die in jeder Beziehung geschmackvolle Speise-, Wein- und Musikkarte war in einen Umschlag eingelegt, den eine von Gie- secke L Devrient, Leipzig, sauber in Kupferdruck reproduzierte Ra dierung von Erich Grüner ziert. Satz und Druck der Karte selbst sind von Günther, Kirstein L Wendler, Leipzig, hergestellt, während F. A. Wölbling das Papier, E. A. Enders, beide in Leipzig, die Buchbinderarbeit geliefert haben. Das sogenannte kleine Adreß buch, das Verzeichnis der Teilnehmer am Kantate-Festmahl, ist von Oscar Brandstetter, Leipzig, auf Papier von Berth. Siegis- mund, ebenda, sauber gedruckt. Eine buntbewegte, festlich geschmückte Menge flutete am Kantate-Montag nach dem Krhstallpalast, wohin der Festaus schuß die Kantatebesucher eingeladen hatte, den Meßveranstal- tungen einen würdigen Abschluß zu geben. Trotzdem die ge räumige Albcrthalle, die oberen Säle und das Weinrestaurant von dem Festausschuß mit Beschlag belegt worden waren, schien es, als faßten alle diese Räumlichkeiten nicht die große Zahl der Besucher, die dem Ruse Folge geleistet hatten. Den Hauptteil der Unterhaltung bestritt Zirkus Henry mit seinem gesamten zwei-und vierbeinigen Künstlerpersonal, das sein bestes Können einsetzte, um die Zuschauer zufrieden zu stellen. Dafür, daß auch in diesem Rahmen der spezifisch buchhändlerische Geist zur Geltung kam, sorgten das Programm und die Späße der Clowns. Da war zu sehen der Aufmarsch der Kreis- und Ortsvereine (beritten und unberitten), Paul Nitschmann auf seinen vier Paradepferden (Barsortiment, Grossist, Gefälligkeits geschäfte, Wicderverkäuferordnung), Schuljungen-Zeitvertreib (Komisches Intermezzo aus der Buchhändlerlehranstalt, mit gütiger Erlaubnis des Herrn Dir. vr. Frenzel), Mademoiselle Henriette oder Rückkehr vom Kommittenten-Essen bei K. F. K., Erinnerungen an Bayreuth, Reiterphantasie, geritten von den Herren Streller und Maier, die große Hauptversammlung oder wie sie einschwenken, der Orth—onnanzritt oder der Syndikus zur Ostermesse u. v. a. m. Dazwischen trieben die Clowns allerhand Allotria, überreichten, nachdem sie die Toaste des Festmahls, in ein dickes Buch gebunden, angeschleppt gebracht hatten, dem Redakteur des Börsenblatts einen großen Senftopf (ein kleines Faß Münchner wäre ihm lieber gewesen) und suchten auch sonst in achtungswerter Weise ihre Kenntnis buchhändlerischer Verhältnisse, gemäß der vom Festausschuß erhaltenen Anregungen, an den Mann zu bringen. Kurz, es war alles nett und stimmungsvoll, und blieb auch so, als die Menge nach der Schlutznummer sich in die übrigen Säle verteilte, wo »Mitglieder des Börsenvereins- Theaters» (anscheinend eine ähnliche Gründung wie die von
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