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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1913
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 12k, 4. Juni 1913. »Kulanz« in jeder Beziehung erwiesen, so daß teilweise die Ansicht vcrdrettet ist, der Buchhändler könne aus die Bezahlung warten, er verdiene ohnehin zu viel, und zwar ohne besondere Mühe und Kosten. Alb Beleg dafür möchte ich ansühren, daß eine bekannte Sortiments buchhandlung in der Prooinzial-Haupt- und Universitätsstadt B. mehr als 100,000 ^7 Außenstände hat. Zu ihren Kunden zählt die bessere und beste Gesellschaft. Meinen kleinen Verlag der vielfach direkt verlangt wird, liesere ich ausschließlich unter Postnachnahme, falls nicht ausdrücklich der Auf trag »in Rechnung auszuführen« lautet. In letzterem Kalle sende ich, vorausgesetzt, daß Stand oder Stellung mir eine gewisse Garantie bie ten, die gewünschten Werke mit einer Rechnung, die die gedruckte Notiz trägn »Zur gefälligen Beachtung. Im Interesse einer ge ordneten Geschäftsführung ersuche ich ergebenst, mir vorstehenden Betrag innerhalb 3 0 Tagen franko ohne Abzug unter Angabe obiger Buchungs-Nr. einzusenden. Kalls nicht etwa andere Vereinbarungen getrossen wurden, werbe ich mir ohne nochmalige Benachrichtigung erlauben, Ihr Still schweigen als Einverständnis betrachtend, mein Guthaben einschließ lich aller Porti am auf dem jetzt allgemein üblichen und bequemen Wege der Po st Nachnahme zu erheben.« Kurzum, der Sortimenter muß nicht nur Bücher verlausen, son der» auch die kreditierten Beträge nach nicht allzu langer Zeit in kaufmännischer Weise einziehen. Durch zu große Nachsicht schadet er sowohl sich, als auch dem ganzen Buchhandel. Das Prinzip der Waren häuser: »Barzahlung« müßte im Buchhandel wenigstens bei Werken bis zu s ./i etngeführt werden, denn die für das Buchen von Broschüren im Preise von 20 «f, 50 -z, 1 usw. aufgewendete Zeit, Mühe und Geschäftsunkosten stehen mit dem Gewinn in keinem Verhältnis. Gr. L. Vi Es wäre wünschenswert, daß diese Artikel manchem Buchhand lungsinhaber das Rückgrat stärken, das heißt, ihn ermutigen möchten, vor sanken Zahler» weniger zu katzbuckeln, sondern energisch auf Zahlungen zu dringen. Ich, der ich nun seit zirka 22 Jahren dem Buchhandel angehöre, wovon 17 Jahre aus die selbständige Leitung meiner von mir gegründeten Buchhandlung entfallen, kenne den Ge schäftsbetrieb einer Buchhandlung nunmehr in- und auswendig. Erst wenn inan, wie cs bei mir sund vermutlich bei vielen anderen auch) der Fall ist, durch allzugroßes Pumpsystem am eigenen Leibe sd. i. am eigenen Geldbeutel) mancherlei Verluste erlitten und durch eigene Erfahrungen einen geschärfteren Blick erlangt hat, wird man klüger; geschloffenes Vorgehen des Gesamtbuchhandels gegen übermäßige Kre ditausnutzung wäre sehr am Platze, und wenn sich die ortsangeseffenen Buchhandlungsinhaber in Einigkeit zusammenschließen und Termine bestimmen würden, binnen welcher Frist die ausstehenden Beträge zu begleichen sind, so wäre dies eine Maßnahme, die im Interesse der Selbsterhaltung eigentlich selbstverständlich zu nennen ist. Aus eigener Erfahrung kann ich zahlreiche Fälle ansühren, in denen — allerdings erfolglos — bei mir versucht wurde, von ganz unbekannten Leuten kleine Beträge anschreiben zu lasten. Namentlich in der Schulbllcher- zeit heißt es wiederholt: »Schreiben Sie es bitte an«. — Meine Ant wort heißt regelmäßig: »Ja, wie soll ich denn dazu kommen, für Sie der Sie mir völlig unbekannt sind, eine Mark, oder zwei Mark an zuschreiben?!« Wird in Warenhäusern auch nur ein Versuch gemacht, einen Gegenstand im ähnlichen Werte anschreiben zu lasten? Das gibt's ja gar nicht! Und worin besteht denn überhaupt das Ge heimnis des Erfolges der Warenhäuser und verwandter Betriebe? Doch lediglich im Varsystcml Viele Vuchhandlungsinhabcr lasten sich ausnutzen und wagen es gar nicht, den faulen Schuldnern, die Wochen und Wochen und Monate und Monate schuldig bleiben, ganz energisch aus die Hühneraugen zu treten. Mir selbst ist ein buchhändlerischer Konkurs eines sehr alten und sehr ausgedehnten Betriebes bekannt, der lediglich darauf zurllckzufllhren ist, baß der Inhaber der Buchhandlung nicht wagte, säumige Schuldner zu mahnen; in seinen Konten steckten größere unbezahlte Beträge von allerhand Leuten der besten Gesellschaftsklasse. Die pekuniäre Lage der Sorti- mcntsbuchhändler ist nur dann eine wirklich gute, ober wenigstens eine befriedigende, wenn das Pumpsystem eingeschränkt wird. Ich spreche, wie gesagt, nur aus eigener Erfahrung. Als ich vor nunmehr 17 Jah ren meine Buchhandlung gründete, habe ich viel geborgt und — viel verloren. Namentlich bin ich dadurch, daß ich einer ganz bestimmten Kategorie von Studierenden sdie ich lm Interesse des betreffenden Standes nicht näher präzisieren will) durch einige Jahre hindurch große Summen stundete, nie aus dem sogenannten »Dalles« heraus gekommen. Sachte, ganz sachte habe ich mich aus diesem Dilemma herausgewunden, als ich neue Pumpkundcn nicht mehr annahm und «er»ntniorNtcher Redakteur: « u^t l T h o m a kterlaa: Der Bv^rfenveret nach Ablauf der Jahre auf Bezahlung drang. Seit der Zeit — es sind Jahre darüber verflossen — befindet sich der Gang meiner Buch handlung i» aussteigender Linie, und obwohl ich auch jetzt noch jahr aus jahrein diesen und jenen Betrag verliere, so stehen diese Beträge in keinem Verhältnis zu den in früheren Jahren verlorenen Beträgen, als ich ungleich mehr borgte, als jetzt. Mit der Einschränkung des Kredits, das betone ich nachdrllckltchst aus Grund meiner Ersahrungen, steht und floriert mancher buchhändlerische Betrieb, wie er anderer seits bei übermäßiger Kreditgewährung unbedingt fallen muß. Und verdienen denn Leute, mögen sie Professoren, Rechtsanwälte Arzte, Offiziere oder sonst was sein, devoteste Rücksichtnahme, wenn sie uns jahrelang aus die uns zustehenden Gelder warten lasten? Sollen wir Schuldnern gegenüber, die keine Rücksicht uns gegenüber nehmen, Rück sicht üben? Und wenn schon dieser und jener Schuldner, der uns Jahre hindurch hohe Beträge schuldete, nun endlich energisch von uns zur Zahlung aufgesordert, Zahlung leistet, aber nichts mehr von uns weiter bezieht, so wollen wir ihn doch ruhig seiner Wege gehen lasten, im Wohlgesühl nun endlich unser Geld bekommen zu haben. Wollen wir doch den Mut haben, wenn wir das Geld zur Bezahlung unserer eigenen Verpflichtungen brauchen, dem betreffenden hartnäckigen Schuldner frank und frei zu sage», nicht »das hat ja noch Zeit mit der Bezahlung«, sondern »es ist die höchste Zeit zur Bezahlung«. Das Zartgefühl in punkto »Mahnen« muß unterdrückt werden, und mit der Zeit lernt man's auch. Zur gedeihlichen Fortentwicklung des Buch handels gehört also an erster Stelle Einschränkung des Kreditgebens. Es sollte den Leuten nicht so leicht gemacht werden, geborgt zu be kommen, und in dieser Beziehung können wir — uns Berussgenossen zum eigenen Vorteil — erzieherisch wirken. Wenn ich nunmehr um Kredit gebeten werde, so geschieht dies in folgender Weise: Ich sage dem Betreffenden: »Zur Anlegung eines Kontos bin ich bereit, wie wol len Sie Ihr Konto regeln? Meine Bedingungen sind: Bezahlung pünktlich quartaliter; wollen Sie mir die Zusicherung Pünktlicher vier teljährlicher Bezahlung geben, so bin ich nicht nur zur Anlegung eines Kontos bereit, sondern gebe Ihnen die Zusicherung promptester Aus führung aller Ihrer Aufträge«. Einige verbindliche Worte und der Hinweis darauf, daß ich bei meinem Kommissionär und beim Bar sortimenter auch vierteljährlich begleiche, finden zumeist Zustimmung. Ich sage, in dieser Beziehung können wir erzieherisch wirken! Nur Unbekannten borge ich prinzipiell nichts mehr, weise vielmehr alle Ver suche nach dieser Richtung hin zurück und stehe mich gut dabei. Möge vor allem bei den allzu gutmütigen Berufsgenosten, die ängstlich mit jeder Mahnung zurückhalten, und deren Existenz durch ihre Gutmütig keit in Frage gestellt wird, die Überzeugung Play greisen, daß heutzutage im geschäftlichen Leben mit Gutmütigkeit und Zaghaftigkeit nichts zu er reichen ist; Hunderte von Existenzen werden durch Hochstapeleien und Betrügereien von Schwindlern, von denen kein Stand und keine Klaffe frei ist, ruiniert. Zusammenschluß der Buchhändler in den einzelne» Städten mit der ganz bestimmten Angabe gemeinsamer Beschlußfassung: daß kein längeres Ziel als höchstens sechs Monate jauch dieses Ziel erscheint mir schon reichlich lang bemessen) gewährt wird, wird dem buchhändlerischen Allgemeinwohl förderlich und nützlich sein. Dann möchte ich de» Gedanken anregen, sich gegenseitig in den einzelnen Städten vor den »faulen Kunden« durch Herausgabe einer »schwarzen Liste«, wie solche meines Wissens im Schneibergewerbe bereits mit Erfolg gehandhabt wird, zu warnen. Dadurch bewahren wir uns gegenseitig vor Schädigungen und legen manchem Schwindler, der in einer andern Buchhandlung weiterpumpt, wenn ihm in seiner bis herigen Bezugsquelle nichts mehr verabfolgt wird, bas unsaubere Hand werk. Wieviele ungezählte Hunderte, ja Tausende von Mark könnten durch diese Maßnahme dem Buchhandel gerettet werden! Interessant ist auch der Einblick in die Bücher auf dem Amtsgericht, aus denen wir ersehen können, welche böswilligen Schuldner bereits zum Offen barungseid vorgeladen sind, respektive wer den Offenbarungs eid geleistet hat. Dieser Einblick in die Gertchtsbücher steht, was ich bis vor einigen Monaten noch nicht gewußt hatte, jedermann kostenlos srei; für den Danziger Bezirk hat mich diese Einsichtnahme lebhaft interessiert, und ich fiel aus einem Erstaunen ins andere über die Namen der zum Offenbarungseid Borgeladcnen. Unter anderen fand ich darunter den Namen eines Oberlehrers, dem ich die Weiter lieserung der von ihm abonnierten Zeitschriften allerdings schon ver weigert hatte. Würde ich jedoch die Gerichtsbllcher schon früher ein- gesehen haben, so hätte ich ihm überhaupt nichts geborgt und somit 25 ^7, die er mir noch schuldig geblieben ist, nicht verloren. So habe ich aber doch noch wenigstens einen hiesigen Kollegen vor diesem Herrn gewarnt, wie ich hoffe, mit Erfolg. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, nach dieser Richtung hin das Solidaritätsgefühl unter den Buchhandlungsinhabcrn der einzelnen Städte zu kräftigen zum Wohlc des Buchhändlerstandes! Danzig. Fr. Brüning. der Deutschen Buchhändler »u Leiv-ta, Deutsche« BuchbündlerbauS, Hospitalstras-f er Redaktion: Leimia-R.. MertchtSwea 2S sBuchh8ndlerhau«i.
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