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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1913
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- Deutsch
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Nr. 124. «Deutschen Lieich^ zahlen für jedes Exemplar 30 Mark bez. z^des Döesenvereins die viergejpaltene Petitzeile oder deren »3S Mark jährlich. «Nach dem Duoland erfolgt Lieferung NaUm 15 pj..'/«S. 13.50 '/§ S. 26 M..S..50M-: Kür Nicht- *uber Leipzig oder dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in ZZ Mitglieder 40 Pf.. 32 M.. 60 100 2N. — Veilagen werden ^ Leipzig, Montag den 2. Juni 1913. 80. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Stuttgarter Briefe. IV. <III siehe Nr. 77.) Auf »ach Stuttgart! — Schillerverein und Gvethcbund. — Über den Umgang mit Büchern. — Ausstellungen. — Eine Kriegserinnerung. — In msmoriaw. — »Die Moral« im Gefängnis. Wie viele Dichter mögen in dieser Morgenstunde Wohl im Schwabenlande am Werke sein? So fragte ich mich, als ich an einem der schönsten Frühlingstage, wie sie uns der diesjährige April bescherte, von der Höhe des Bopferwaldes hinuntersah auf das gewaltige Häusermeer unserer Stadt. Im hellsten Son nenschein lag sie zu meinen Füßen, und weithin schweifte das Auge über das Tal hinüber auf die im frischesten Frühlings grün prangenden Höhen. Angesichts solcher Herrlichkeit empfand mein Buchhändlergemüt wieder einmal, daß kaum ein anderer Boden so gedeihlich für die edle Dichtkunst sein kann wie unser Schwabenland, und man wird es meinem Lokalpatrio- lismus zugutehalten, wenn ich jetzt, wo überall Reisepläne ge schmiedet werden, an dieser Stelle unser Stuttgart in den Ge sichtskreis der Kollegen rücke und zum Besuch der Haupt- und Residenzstadt Stuttgart einlade. Kollege Hermann Wildt, der mit nimmermüdem Eifer die Auskunftsstelle des Vereins für Fremdenverkehr verwaltet, wird nicht böse sein, wenn ich ihm die »Buchknechte« in solcher Reisenden-Eigenschaft zuführe. Im Bopserwald steht man auf klassischem Boden. Hier hat einst Schiller, wie es das bekannte Heidelosfsche Bild zeigt, seinen jugendlichen Kameraden von der Karlschule seine »Räu ber« vorgelesen. Zur Erinnerung an diese Episode ist jetzt ein Freilichttheater im Werden, in dem die »Räuber« in einer Natur- Scenerie aufgeführt werden sollen, wie sie günstiger nicht sein kann. Das Andenken Schillers lebt auf dieser Höhe in der Be zeichnung »Schillerhöhe« fort. Sie trägt eine »Schiller-Eiche«, die im Jahre 1864 zum Andenken an den Dichter gepflanzt wurde, und, damit neben dem Geist auch dem Magen sein Recht wird, eine vielbesuchte Wirtschaft »Zur Schillereiche«. Mittelpunkt für die Schiller-Forschung und -Verehrung, ja man darf sagen für das ganze reiche literarische Schaffen des Wllrttcmbcrger Landes ist bekanntlich der Schwäbische Schiller verein, der in den letzten Tagen des April seine 17. Mitglieder versammlung abhielt. Der Verein zählt jetzt 479 Stifter und 2200 ordentliche Mitglieder, und das Vermögen beläuft sich aus über 56 000 neben dem Wert des Prächtigen, vom Verein er bauten Schiller-Museums in Marbach, das infolge des bedeuten den Anwachsens der kostbaren Sammlungen in absehbarer Zeit eine Erweiterung feiner Räumlichkeiten erfahren mutz. In der Generalversammlung betonte der stellvertretende Vorsitzende des Vereins die rege Benutzung der Sammlungen zu wissenschaftlichen Zwecken, woran auch der Buchhandel einen erklecklichen Anteil haben dürfte. Bedeutet alljährlich die Generalversammlung des Schwä bischen Schillervereins, an die sich stets eine Festborstellung im Hoftheater anschlietzt, eine Huldigung der literarischen Kreise an den Dichter, so stellt das Schillerfest des Stuttgarter Lieder- kranzes eine populäre Huldigung sür den Dichter dar. In die sem Jahr feierte der Verein das 89. Schillerfest, dessen Rein ertrag bei einem Eintrittspreis nach Belieben, jedoch nicht unter 40 -z, dem Schwäbischen Schillerverein zufällt. Nicht weniger als 24mal, von 1848 bis 1893, hat bei diesen Festen der schwä bische Dichter I. G. Fischer die Festrede gehalten, dem am 1. Mai an seinem Geburtshause in Grotz-Süssen unter Mitwirkung des Liederkranzes und schwäbischer Gesangvereine ein Denkmal er richtet worden ist; in Stuttgart steht ein solches seit 1900 in den Anlagen am Fuße des Hasenbergs. Die meisten seiner Dich tungen hat Cotta veröffentlicht. Dem Sohne des Dichters, Pro fessor Hermann von Fischer in Tübingen, verdanken wir u. a. ein Schwäbisches Wörterbuch und ein Handbuch der schwäbischen Literatur. In dem Pressebericht über die diesjährige ordentliche Mit gliederversammlung der Württembergischen Goethebundes war erfreulicher Weise nichts von der früher beabsichtigten Verlags- tätigkeit des Goethebunds zu lesen. In Volksvorlesungen, Theater- aufsührungen, Konzerten, Vorlesungen zur Verbreitung guter Literatur bietet sich dem Goethebund ja auch schon ein so reiches Arbeitsfeld, daß er füglich darauf verzichten kann, dem Buch handel ins Gehege zu kommen. Ein näheres Eingehen auf die außerordentlich vielseitige Tätigkeit unseres Goethebunds möchte ich mir für einen späteren Brief Vorbehalten. Zu der im letzten Briefe behandelten Frage »Über den Um gang mit Büchern« hat unser »Neues Tagblatt« zwei neue Bei träge geliefert. Von Cäsar Flaischlen, der, wie vielleicht bekannt ist, als Buchhaudlungslehrling in der Metzlerschen Sortiments buchhandlung die Pforten der Literatur betrat, brachte es unter dem Titel »Bücher und Menschen« eine Reihe von Aphorismen aus der Festschrift der Deutschen Dichter-Gedächtnisstiftung zum 10jährigen Bestehen, während Hermann Hesse in einem Feuil leton »über das Lesen« von der Lektüre der Herren Müller und Meier plauderte, denen er vorwirst, daß sie viel zu viel lesen. Herr Hesse gibt zu, daß es für den Autor angenehm sei, so viel gelesen zu werden, und daß seine Feststellung vielleicht als un klug angesehen werden könne. Aber auf die Dauer, meint er, mache ein Beruf wenig Freude, den man überall mißverstanden und mißbraucht sieht, und zehn gute, dankbare Leser seien, trotz der kleineren Tantiemen, besser und erfreulicher als tausend gleich, gültige. Vom Standpunkt des Idealisten ist der Wunsch des Herrn Hesse, weniger, aber gründlicher und andächtiger zu lesen, gewiß berechtigt. Wir nüchterneren Buchknechte bestreiten aber doch wohl aus den Erfahrungen der Praxis heraus, daß zu viel Bücher gelesen werden. Eher stimmen wir mit dem vielgele senen Schriftsteller Hermann Hesse darin überein, daß zu viele Bücher geschrieben werden. Daß das Buch in vielen Fällen als »guaatitö uöZIiAeabls« betrachtet wird, bewies mir aufs neue eine ganzseitige Zeitungs anzeige eines neuen Münchener Hotels mit einem schönen sran- zösischen Namen, in der eine stattliche Reihe von Firmen ge nannt wurden, die sich an der Innenausstattung des Neubau? beteiligt haben. Ich war freudig überrascht, als ich an erster Stelle den Namen unseres Münchener Kollegen A. Ackermann Nachf. las, aber schwer enttäuscht, als ein näheres Zusehen er gab, daß er nur als Lieferant sämtlicher gerahmten Bilder ge nannt war, — von Büchern, Bücherschränken oder gar einer Hotel-Bücherei war keine Rede. In der Hotelkultur unserer Zeit hat das Buch im allgemeinen noch keinen dauernden Platz ge funden, und hier bietet sich dem Sortimenter noch ein Feld für 7SS Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 86. Jahrgang.
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