Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130602
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191306029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130602
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-06
- Tag1913-06-02
- Monat1913-06
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
58! Redaktioneller Teil. ^ 124. 2. Juni 1913. ft"e/Erziehertätigkeit. Die Lesezimmer in den Hotels sind, E^den Zeitungen und Zeitschriften abgesehen, vielfach in primi tivster Weise mit Lektüre ausgestattet. Vom 2. bis 12. Mai hat hier eine »Große Frühjahrs-Garten- bau-Ausstellung« stattgefunden. Der Stuttgarter Blumenzucht und Gärtnerei widmet der Metzlersche Führer durch Stuttgart einen begeisterten Lobeshhmnus, in dem wir lesen, daß die Stutt garter Gärtnereien in der ganzen Welt bekannt sind und daß in Stuttgart eine Anzahl Menschen wohnt, nach deren Namen seltene, prachtvolle Blumen benannt sind. Auch eine Abteilung für Literatur, in der u. a. die Franckhsche Verlagshandlung und Eugen Ulmer vertreten waren, fehlte nicht aus dieser prächti gen Ausstellung. Eine kleine Ausstellung besonderer Art bekamen auch die Mitglieder des Stuttgarter Buchhändlervereins zu sehen, und zwar eine solche von Kontormaschinen. Der Vorsitzende Herr Holland hatte einen Vereinsabend veranstaltet, um derartige Ma schinen vorzuführen, und dazu auch Gehilfen eingeladen. Von Schreibmaschinen war abgesehen worden. Die Herren Sperling, Hosemann und Kilpper waren die Redner. Da ein eingehender Bericht über den Abend schon in Nr. 103 d. Bbl. erschienen ist, so kann ich mich aus die bloße Erwähnung an dieser Stelle be schränken. Der Stuttgarter Buchhändlerverein sammelt zurzeit Material, um in Gemeinschaft mit dem Stuttgarter Buchdrucker verein direkt und durch die Handelskammer Beschwerden gegen gewisse postalische Mitzstände zu erheben, die sich auch hier ge zeigt haben. Er nimmt Bezug auf die im Börsenblatt 1912, Nr. 291, und 1913, Nr. 50, 62, 65, 71, 72, 73 und 78 erwähnten Vorfälle betr. Unsicherheit in der Versendung von Zeitschriften mit Beilagen und stellt fest, daß auch in Stuttgart wiederholt Samstags aufgclieferte größere Zirkularversendungen bis zum Montag unbearbeitet liegen geblieben sind. Einen Wettbewerb für graphische Arbeiten der Studenten kunst hatte unser Landesgewerbemuseum ausgeschrieben, der in den ersten Apriltagen entschieden wurde und eine recht inter essante Ausstellung der eingelausenen Arbeiten im Museum zeitigte. Wenig Freude dürsten die Anti-Alkoholiker an der Aus stellung gehabt haben, da die mancherlei Entwürfe, u. a. auch für Kommersbuch-Einbände, zeigten, daß der deutsche Student noch lange nicht daran denkt, zum Mineralwasser überzugehen. Gelegentlich der Ausstellung einer Sammlung altägyptischer kunstgewerblicher Gegenstände im Leipziger Grassimuseum hat unser Stuttgarter Landsmann Geheimer Rat vr. Ernst von Sieg- lin warmes Lob in der Leipziger Presse geerntet. Ihm gebührt das Verdienst, im Verein mit dem Leipziger Universitälsprofessor vr. G. Steindorsf jene Gegenstände der Vergessenheit entrissen zu haben, und zwar hat vr. v. Sieglin, dem auch die Sammlungen der Universität Tübingen kostbare Schätze verdanken, für die Aus grabungen ägyptischer Nekropolen beträchtliche Summen zur Ver fügung gestellt. Die Ergebnisse der 1898—1902 in Alexandria tätigen Ernst Sieglin-Expedition hat unser Stuttgarter Lands mann, der nebenbei bemerkt glücklicher Besitzer einer der schön sten Stuttgarter Villen, der »Weißenburg«, ist, in einem kostbaren Prachtwerk festgelegt: »Expedition Ernst Sieglin. Ausgrabungen in Alexandria. Unter Leitung von Theodor Schreiber und unter Mitwirkung von Friedrich Wilhelm Freiherrn von Bissing, Giu seppe Botti, Ernst R. Fichter, Ferdinand Noack, Alfred Schiss August Thiersch und Hermann Thiersch. Herausgegeben von Ernst Sieglin.« Das Unternehmen ist auf 3 Bände berechnet, von denen der erste, die Nekropole von Köm-Esch-Schu-KLfa, im Jahre 1908 bei Giesecke L Devrient in Leipzig erschienen ist. Er umfaßt einen Textband und Atlas, die zusammen nicht weni ger als ^ 150.— kosten. Ich sah in der hiesigen Landesbiblio- lhek einen prächtigen Pergamentband des Werkes, von I. V. Cissarz entworsen, ein Geschenk des Herausgebers. Das Werk legt ebenso Zeugnis von dem großartigen Mäzenatentum wie von dem hohen Stande unserer neuzeitlichen Buchdruckerkunst ab. Daß jetzt auch die Buchhandelshauptstadt Leipzig in dem »Leipziger Platz« unter den Stuttgarter Straßennamen vertreten ist, werden die Kollegen in Pleitz-Athen mit Freuden begrüßen, zumal wenn sie hören, daß ihre Stadt über Stratzburg, dessen Name gleichfalls zur Wahl stand, den Sieg davongetragen hat. Eine Kriegserinnerung an das große Jahr frischt ein Stutt garter Roman aus dem Jahre 1870/71: »Zwei feindliche Lager« von Hermann Hanselmann auf, in dem es heißt: »Die Begeisterung in Württemberg kannte keine Grenzen, überall, in den Gasthäusern, aus den Straßen, in Stadt und Land erschallten Kriegsliedcr. Die Studenten verließen die Hörsälc und stellten sich mit kühnem Mut und jugendlichem Enthusiasmus in die Reihen der kämpfenden Brüder. Ter kreisliche Kaufmann Otto Mylius, der wackere, für alles Schöne und Edle begeisterte Buchhändler Adolf Bouz und viele andere patriotische Männer riesen zur Bildung eines württembergische» Frei korps auf. Die freiwilligen Jäger hatten die gleiche Uniform wie die württ. Jägcrbataillone, nur fehlten die Passepoils, die Achselklappen, die Tornister, und statt der Mützen trugen sic den Jägerhnt. In Massen strömten die Jünglinge und nichteinbcruscncn Männer dem Freiwilligenkorps zu, ihre» Arm der heiligen Sache des Vaterlandes zu weihen und des Landes Grenzen gegen den Erbfeind zu verteidigen. Im »Royal« versammelte sich täglich die Kommission zur Unterstützung der aus Frankreich ausgewiesenen Deutschen.« Ein erfolgreicher Stuttgarter Geschichtschreiber des Großen Krieges, den er selbst als preußischer Artillerieoffizier mügemacht hatte, Friedrich Regensberg, ist Ende März auf dem Pragfried- hofc eingeäschcrt worden. Mit ihm haben die hiesige Schriftsteller- Welt und auch der Buchhandel eine Persönlichkeit verloren, deren Wirken tiefe Spuren hinterlassen hat. Als langjähriger Mit arbeiter der Franckhschen Verlagshandlung hat der im Alter von 68 Jahren Verstorbene eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet. Er war, wie die Presse hervorhob, mit dem im Jahre 1903 auf Veranlassung dieses Verlages gegründeten »Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde« und dessen Zeitschrift aufs engste verbunden. Sein Lebenswerk aber bleibt das Werk über den Krieg 1870/71, dem Schilderungen Regensbergs über den Krieg von 1866 vor angingen. Auch um den Verein »Naturschutzpark« hat sich der Verewigte große Verdienste erworben. In der April-Nummer der Mitteilungen des Landesvereins des Evangelischen Bundes in Württemberg ist dem am 9. März verstorbenen Ephorus von Maulbronn Eberhard Nestle ein war mer Nachruf gewidmet, der namentlich der literarischen Verdienste Nestles gedenkt. Es ist ein großer Erfolg deutscher, in diesem Falle schwäbischer Gelehrtenarbeit, daß die »Britische und aus ländische Bibelgesellschaft« sich entschloß, den von Nestle festge- stellten Text des griechischen Neuen Testaments, den die Württem bergische Bibelanstalt herausgegeben hat, für ihre Ausgaben an zunehmen, nachdem sie sich lange allen textlichen Verbesserungen gegenüber ablehnend verhalten und an einem veralteten schlechten Texte festgehalten hatte. Auch der katholischen Kirche hat Nestle mit Hilfe unserer Bibelanstalt eine neue verbesserte Ausgabe der in ihr maßgebenden lateinischen Übersetzung des Neuen Testa ments, der Vulgata, verschafft. Eine von ihm begonnene neue hebräische Bibel mit der griechischen Septuaginta-Übersetzung ist über die Anfänge nicht hinausgekommen. Zum Schluß noch eine scherzhafte Episode aus dem Württem- bergischen Landtag. Da war ein Abgeordneter in einer Sitzung, die am 26. April stattfand, wie schon früher auf den Schund in Bild und Schrift mit ernsten Worten zu sprechen gekommen. Er forderte, daß man bei Prozessen auf diesem Gebiete weniger Künstler als Sachverständige zu Worte kommen lassen, vielmehr dem normalen sittlichen Volkseinpfinden, das man auch bei Rich tern und Staatsanwälten voraussetzen dürfe, die Entscheidung überlassen solle. Nach einer recht verständigen, von liberaler Ge sinnung zeugenden Erwiderung des Justizministers, der auf das Sachverständigen-Urteil von Künstlern nicht verzichten möchte, erzählte der Abgeordnete Konrad Haußmann unter großer Heiter keit des Hauses als amüsante Illustration der Folgen eines Sim- plicissimus-Prozesses (der Simplicissimus wird bekanntlich hier von Strecker L Schröder gedruckt): Ludwig Thoma habe ihm auf sein Bedauern, daß ein württembergisches Gericht ihn zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt habe, geantwortet, in dieser Zeit habe er die »Moral« gedichtet, die ihm Einnahmen gebracht habe, deren Rente der Pension eines württembergischen Landgerichts rats entsprechen würde. Nesenbächler. j Fortsetzung aus Seite 8887.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder