Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-06
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130606
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191306061
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130606
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-06
- Tag1913-06-06
- Monat1913-06
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.v 128, 6, Juni 1913, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Duchhanbel. 6l1b5 IForisetzua, zu Seite S0SL,) Es steht nicht in unserer Macht, die kinematographische Ver wertung von Romanen auszurotten. Das Kino existiert. Es entspricht einem Bedürfnis, Wir müssen uns seiner bemächtigen, es in den Dienst der Literatur und Kunst stellen. Das mag zur Veräußerlichung führen, aber wir haben nur die Wahl zwischen schlechtem und gutem Kineina, So wollen wir das gute! Ideelle Verluste haben wir vom Kino nicht zu befürchten. Wer sich vom Buche weg- und dem Kino zuwendet, war vielleicht ein guter Bücherkäufer und Leihbibliothekenabonnent. Als Leser war er unser nicht würdig, die guten Leser bleiben uns treu. Sie läßt der gute wie der schlechte Kinematograph ganz kalt, denn sie suchen die Innerlichkeit, vr, Ed, Platzhosf-Lejeune, Es ist mir nicht gegeben, die Begriffe Idealismus und Kine matograph mit einander zu verbinden. Ich vermag in der Ver filmung von Dramen und Romanen, in dieser nackten Proji zierung entgeistigter Gedanken, nichts anderer zu sehen, als ein — an sich vielleicht berechtigtes — Verfahren, Geld zu machen. Und jeder Schriftsteller, der diese seine Absicht leugnet, scheint mir mit Unaufrichtigkeiten zu jonglieren. Aber wie sollte der Verleger einen Gewinn aus der Vergantung der seelischen Er lebnisse seiner Autoren ziehen? Es sei denn, er sei prozentuell an ihren Einnahmen beteiligt. Nie wird ein Liebhaber des Kino ein Bücherleser werden (so oft sich die umgekehrte Wandlung auch vollzieht). Doch ich verstehe, daß die Dichter sich beeilen, die Konjunktur zu nutzen. Der literarische Film trägt den Keim des Untergangs im eigenen Wesen, Die Ehe zwischen Sensationslust und Gefühl kann nicht von Dauer sein, Auguste Hauschner, Beim besten Willen kann ich mich über die Filmfrage nicht erregen; ich glaube, daß eine so großartige technische Erfindung wie jede andere manchen Schaden im einzelnen verursachen, im großen ganzen aber nur von ungeheurem Nutzen sein kann. Jetzt leidet die Sache einerseits unter den unvermeidlichen Kinder krankheiten, andererseits darunter, daß die blindwütige Mode sich dieser Erfindung bemächtigt hat. Das wird aber auch in diesem Falle nicht anders werden als immer. Man erinnere sich nur an die letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts, wo Männlein und Weiblein, hoch und niedrig, alt und jung, dick und dünn sich wie närrisch auf das Stahlroß schwangen und alle Droschken kutscher empört waren, weil sie glaubten, daß von jetzt ab kein Mensch mehr in einen Wagen steigen werde. Das dauerte eine verhältnismäßig ganz kurze Zeit, dann wurde das Gala- und Luxusrad ruhig in den Winkel gestellt, wo schon die Stecken pferde früherer Zeiten standen, und heute dient das Fahrrad ausschließlich praktischen Zwecken, — Ganz genau so wird es mit dem Film gehen. Er wird, solange er Mode ist, vielleicht der Literatur, vielleicht auch dem Buchhandel schaden, obwohl er für Bücher eine Art von Illustration bietet und illustrierte Werke bekanntlich nicht unbeliebt sind. Den deutschen Autoren aber gönne ich von Herzen die erhebliche Mehreinnahme, die ihnen der Film verschafft, solange er in Mode ist. Auch das wird sich bald ändern, und nach sechs bis sieben Jahren werden diese brennenden Fragen längst gelöscht sein, vr. Paul Schlenther, K, u, K, Hofrat. Die kinematographischen Vorführungen eines Romans sind meiner Ansicht nach dem Absatz der Buchausgabe des betref fenden Werkes durchaus nicht förderlich, sie tun ihm vielmehr Abbruch, Die große Menge ist gleichgültig und bequem genug, um sich an solcher Vorführung genügen zu lassen; es fällt ihr nicht ein, daraufhin sich auch noch das Buch zu kaufen. Diese Erfahrung macht jeder Autor schon bei öffentlichen Rezitationen seiner Dichtungen, nach welchen keineswegs — wie die Verleger bezeugen werden — eine gesteigerte Nachfrage nach der Buch ausgabe einzutreten Pflegt. Außerdem aber leitet das Kino mit seinen gröberen, der Stimmungsseinheit entbehrenden Wirkungen die Phan tasie, die Vorstellungsgabe des Zuschauers irre, indem ss — ähnlich den meisten Illustrationen — ein anderes Bild von den Vorgängen in der Dichtung an Stelle dessen setzt, das uns der Autor gegeben. Es schädigt also auch in dieser Hinsicht das Werk des Dichters. Ich glaube übrigens, daß die Aufgabe eines guten Kinos durchaus nicht in der Vorführung schon vorhandener Dichtwerke besteht und daß dies auch von den intelligenteren Leitern solcher Anstalten mehr und mehr erkannt werden wird. Georg Bötticher, Wenn es nur darauf ankonunt, ein Geschäft zu machen und Geld zu verdienen, dann mag man den Kinematographen für die Ausnutzung der Romane tüchtig und gründlich bezahlen lassen, damit wenigstens ein Teil des dem (hier wirklich) armen Volke entlockten Geldes den Dichtern und dem Buchhandel wieder zu- fließt. Daß der Verkauf der Bücher durch Verkinematisierung (welch herrliches Wort!) steigt, glaubt Wohl kein Mensch, Das Volk wird durch das Kino nur zerstreuter, oberflächlicher, dümmer. Soll aber ein kulturelles und künstlerisches Interesse mit dieser Maßnahme beabsichtigt sein, so lasse man sich doch nicht täuschen! Was der Film noch bis jetzt ersaßt hat von geistigen Werten, wie sie die Dichtung schafft, das hat er vergröbert oder zum Schund verarbeitet. Was ist die schönste Arie auf der Walze des Leierkastens? Wesentlich anders ist auch nicht der Abstand zwischen Dichtung und Film, — trotz der vielfachen grotesken Summen und Anstrengungen der Filmfabriken zur Erzielung sensationeller Effekte, Laurenz Kiesgen, Ich halte die Verfilmung von literarischen Werken sowohl vom rechtlichen als vom künstlerischen Standpunkt aus nur zu lässig, wenn sie unter Mitwirkung und Zustimmung des Autors erfolgt. In diesem Falle kann verhindert werden, daß künst lerische Werke durch sensationslüsterne Mache verunstaltet, ja geradezu unkenntlich gemacht werden. Wenn aber die Verfilmung des betreffenden Werkes unter Mitwirkung des Autors erfolgt, ist es möglich, daß hierbei ein ganz eigenartiges und wertvolles Werk entstehen kann. In die sem Falle kann die Verfilmung bei der ungeheuren Verbreitung der Kinodarstellungen wesentlich zum Nutzen des Autors und des Verlegers beitragen, indem ein sonst dem Bücherlesen mehr oder weniger abgewendetes Publikum durch die Kinodarstellung In teresse für das Buch selbst gewinnen kann. Da nach dem Inhalte des österreichischen und reichsdeutschen Urheberrechts eine Verfilmung eines literarischen Werkes ohne Zustimmung des Autors und Verlegers einen Eingriff in die Urheberrechte derselben bedeutet, liegt es in der Macht der Autoren, unkünstlerische Verfilmungen zu verhindern und bei der kinematographischen Umgestaltung ihres Werkes selbst Hand an zulegen. Sowohl vom wirtschaftlichen als vom ideellen Standpunkte ist es nur zu begrüßen, wenn den Schriftstellern auf diese Weise die Möglichkeit geboten wird, bei der Verwendung ihrer Werke zu kinematograpischen Darstellungen mitzuarbeiten. Vom Stand punkte der Volkserziehung ist es jedenfalls besser, wenn solche, auf künstlerischem Boden gewachsene Darbietungen vor die Masse des Publikums kommen, als wenn die Produktion auf diesem Gebiete ausschließlich den von künstlerischen Gesichtspunkten nicht beeinflußten Kinofabrikanten überlassen wird, vr, Max Messer, Als ein Hindernis für die Verbreitung guter Bücher dürste wohl weniger die Bearbeitung eines einzelnen für den Film gelten, als die Tatsache und der Stand der heutigen Kinos über haupt, Man kriegt dort alles dermaßen vorgekaut und vorver daut, daß Zähne und Magen überflüssig werden. So entwöhnt das Publikum sich jedes eigenen Mittuns, ohne das es bei ernst haften Büchern nun mal nicht abgeht. Jedoch angenommen, daß die Mehrzahl der Kinobesucher auch früher keine Bücher kaufte, sondern ein geistiges Bedürfnis unterdrückte oder auf ähnlich unbarmherzige Weise befriedigte, so scheint mir doch nach keiner Seite ein Fortschritt in dem Versuch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder