Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1913

Redaktioneller Teil. pH 132, 11. Juni 1913. Reihe der zeitgenössischen Schriftsteller vorgerückt. Anher einer ausgezeichneten Lebensgeschichte Beethovens und einer Anzahl idealistischer, den Anforderungen der praktischen Bühne jedes Zu geständnis verweigernder Theaterstücke kommt vor allem sein lite rarisches Lebenswerk in Betracht, der Roman »Jean-Christophe-, von dem bisher 18, sage und schreibe zehn Bände erschienen sind. Schon dieser Umsang versperrt dem Werke jede Aussicht, jemals wirkliche Volkstümlichkeit zu erlangen. Der Roman ist die Lebens geschichte eines genialen Musikers, in Wirklichkeit aber eine Ent wicklung der philosophische» Weltanschauung Romain Rollands und eine enzyklopädische Übersicht über alle Zelt- und Ewigkeitsfragen namentlich auch über alle Probleme, die die Gegenwart beschäftigen. Verein der östcrrcich.-ungar. Buchhändler. — Die Hauptversamm lung wird am LI. Juni um !411 Uhr vormittags im kleinen Saale der Niederösterr. Handels- und Gewerbekammer in Wien sl., Stuben ring 8> abgehalten werden. Aus der »Vorläufigen Tagesordnung« stehen: 1. Bericht des Vorsitzenden. — 2. Bericht des Schatzmeisters. — 3. Neuwahlen des Vorstandes und der Sektionsobmänner. — 4. Antrag des Vorstandes: Die in der Hauptversammlung am 28. Juni 1888 angenommene Vcrkehrsordnung sür den österreichischen Verlags-, Sortiments- und Kommissionsbuchhandel ist mit der am Lü. Mai 1918 in Kraft getretenen buchhänblcrischen Vcrkehrsordnung des Börsen- vereins in Einklang zu bringen. — S. Antrag des Vereins der mährisch- schlesischen Buchhändler, des Vereins der Buch-, Kunst- und Musikalien händler von Steiermark, Kärnten und Krain in Graz, des Vereins deutscher Buchhändler Nord- und Nordwcstböhmens, des Vereins der Buch-, Kunst- und Musikalienhändler von Oberösterreich und Salzburg: Der Vorstand wolle im Einvernehmen mit Abgeordneten durchsetzen, dah Verfügungen über Druckschriften den Behörden größerer Städte der Monarchie auf telegraphischem Wege mitgeteilt werden, welche wieder die Verpflichtung habe», von den Verboten die ortsansässigen Buchhändler per Zirknlandum sofort zu verständigen. Weiter wolle beantragt werden, daß die Amtsorgane angewiesen werden, bei Strei fungen nach verbotene» Druckschriften vorerst deren Beschlagnahme bekanntzugeben und dann erst die Anssolgung lagernder Exemplare zu verlangen. Die »Verfügungen über Druckschriften« sollen in zwei Ab teilungen getrennt werden, und zwar: A. Bücher, II. Zeitschriften. — 8. Antrag des Vereins der Buch-, Kunst- und Musikalienhändler von Steiermark, Kärnten und Krain: Das Sortiment ist verpflichtet, auch beim Postversand für Zeitschriften unter L 1.8V pro Nummer, resp. Heft einen Zuschlag von 2 Hellern für jede einzelne Nummer, resp. Heft zu berechnen, ebenso für Zustellungen am Platze, wie letzteres bereits seit längerer Zeit in fast allen Städten gebräuchlich ist. — Der Verein hat sich dleserhalb direkt an die Verleger zu wenden, damit diese ihre erhöhten Bezugsbedingungen snach obigem Grundsatz) am Kopfe ihrer Blätter bekanntgeben: ebenso hat der Verein sich dleserhalb an den Börsenvcrei» der Deutschen Buchhändler zu wenden und die Verlaut barung in den Fachblättern durchzuführen. Die Tagung des Deutschen Buchdruckervercins i» Metz. — Am 31. Mai sanb aus Anlaß der Tagung des Deutschen Buchdruckervereins ein Festessen in de» Räumen der Metzer Stadtverwaltung statt, bei dem u. a. Unterstaatssekretär Mandel als Vertreter des Statt halters anwesend war. Aus den Verhandlungen ist hervorzuheben, daß die nächstjährige Hauptversammlung in Leipzig abgchalte» wird und ferner, daß der langjährige verdiente 2. Vorsitzende, Kom merzienrat O l d e n b o ur g-München, einstimmig zum Ehrenpräsi denten des Deutschen Buchdruckervereins ernannt worben ist. sk. Die Bezeichnung »Spezialgeschäft» als unlauterer Wettbewerb. Urteil des Oberlandesgerichts Celle vom 3. Mai 1918. sNachdr. verb.) — Von drei Buchhändlern in Göttingen war eine Klage wegen un lauteren Wettbewerbs gegen den dortigen Buchhändler K. angestrengt, weil er sein Geschäft in öffentlichen Ankündigungen als »Einzige Spezialbuchhandlung für Staats- und Rechtswissenschaften am Platze« bezctchnete. Diese Bezeichnung sei unrichtig und geeignet, bet den Studierenden der Rechtswissenschaft den Eindruck zu erwecken, als ob sie bei K. besonders gut bedient würden und er eine besonders reichhaltige Literatur von juristischen Werken aus Lager habe. Dabei hätten alle drei Kläger, was Rechts- und Staats- wisfenschast anbetreffe, dieselbe, wenn nicht eine größere Aus wahl als der Beklagte. Ferner hätte dieser durchaus kein Spezialgeschäft sür juristische Literatur, sondern habe auch sein reichhaltiges Lager in Jugendschrlstcn, Schulbüchern und Klassiker ausgaben inseriert. Von K. wurde dem gegenllbergehaltcn, die Be zeichnung seines Geschäftes als »Spezialbuchhandlung« bedeute ledig lich, daß er einen besonders großen Umsatz in den betreffenden Waren habe: daß in dem so bczcichneten Geschäft auch noch andere Waren verkauft würden, sei damit nicht ansgeschloffen. — Das Landgericht Göttingen wies die Klage ab, weil der Ansicht der Kläger, in der Be zeichnung »Spezialbuchhandlung für Rechts- und Staatswistenschaften« liege die Behauptung, daß sich das Geschäft des Beklagten auf den Ver trieb von Werken dieses Faches beschränke, nicht beigetreten werden könne — Vom Oberlandcsgericht Celle dagegen wurde der Beklagte verurteilt, bei Vermeidung einer Geldstrafe von 180 ^ sür jeden Fall der Zu widerhandlung die inkriminierte Bezeichnung zu Unterlasten. Nach den Entscheldungsgrünben der Berufungsinstanz ist der Eindruck maßgebend, welchen die Bekanntmachungen aus dasjenige Publikum Hervorrufen, welches gerade sür den Ankauf juristischer und staats- wiflenschaftlicher Bücher in Betracht kommt, in Göttlngen also in erster Linie die Studenten der Rechts- und Staatswistenschasten. Dieser Teil des Publikums verstehe aber unter einer Spezial buchhandlung, die als einzige der Universitätsstadt den Handel mit rechts- und staatswistenschastlichen Büchern als ihr Spezial fach betreibe, das Geschäft eines aus diesem Gebiete zufolge seiner einseitigen, auf diesen Zweig des Buchhandels kon zentrierten Tätigkeit ganz besonders leistungsfähigen Buch händlers, der mit der gesamten sür diese Wissenschaft ln Krage kommenden Literatur und ihren Bezugsquellen bester als andere Buch händler am Platze vertraut sei und daher auch bester als andere das Publikum über zu kaufende Bücher zu orientieren, dasselbe schneller und zweckmäßiger zu bedienen vermöge. Diese Voraussetzungen lägen aber beim Beklagten nicht vor. Nach den Feststellungen des Sach verständigen sei fein Umsatz an rechts- und staatswistenschastlichen Werken nicht größer als der der anderen Göttinger Buchhandlungen. Eine Ausnahmestellung komme ihm um so weniger zu, als die anderen von ihm bearbeiteten Zweige des Buchhandels nach den Schätzungen des Sachverständigen reichlich die Hälfte des Gesamtumsatzes seines Geschäfts ausmachten. (Aktenzeichen 4 ». 227/12.) Der nächste Katholikentag findet der »Germania» zufolge vom 17. bis 21. August in Metz statt. Neue Bücher, Kataloge etc. Völker. Dell V enlbaltend die Uidliotbek des 1 VVilbelm Oloetta, 8trassdurg. (kiacbtrag ru den Katalogen 583, 584, 590, 888): in krankkurt a/dl., Uocbstr. 6. 8". 178 8. 3330 kirn. Vieiorlastrasss 6. 8". 202 8. 2846 kirn, klsisobmengergasse 26. 8». 80 8. 2775 kirn. I-ondon ki., 71, dllddls l-ane, Ilern »ev. 8». 24 8. 589 kirn. soaen, 8tädteansiebten, Kupkerslicben, Kadierungen und 3cbad- kunstbiällern, UolLsebnitien des 16. dabrb. ete. sic. — Katalog kir. 177 des Kunstauktionsbauses O. Idössel in dlüncben, Kinder - warkt 2. 8". 116 3. 2756 kirn.—Versteigerung: diittrvood, den 18. ckuni 1913 und kolgends Dago. Aullag«. 6r.-8". 114 8. IVnni 1913, K. K. Kok- und 8taats- von kerdinand 3eböningb in Osnabrück. 8". 74 3. 1568 kirn. L Daussig in krag, KI. King 143, I. 8°. 54 8. 1430 kirn. Kunstbandels in kiürnberg. I. i-ienbard rur Kleb und das In ventar seines Küobsriagers (1530). — I-6X.-8". 3. 109—157. Knibalten ln: dkittellungen aus dem Oermaniscben klational- Verautnwrtl. Red. t. V Richard Albert t. — Verlag: Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Vllchhändlcrhaus, Hospltalstr. Druck: NaininLSeemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion: Lcipzlg-R-, Gerichtsweg 2S sBuchhändlcrhauSs.