Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1913
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- 1913-06-16
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- 16.06.1913
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6414 Börsenblatt f. d, Dkschn. Buchbandel. Redaktioneller Teil. 136. 16. Juni 1913. Hörer und Zuschauer mehr gibt, als die Lektüre dem Leser. Vor allen Dingen bleibt eine gute Darstellung dem Buche nichts schul dig, während selbst die beste Verfilmung eine Menge Rätsel un gelöst läßt. Neigen wir uns nun niehr dahin, dass die Verfilmung eines Romans dem Absatz des Buches keinen Schaden bringt, so müssen wir allerdings auch gestehen, daß bei den verfilmten Romanen, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben, in ganz unerhörter Weise mit den künstlerischen Unterlagen umgegangen ist. Ob ein Roman sich überhaupt verfilmen läßt, möchten wir bezweifeln. Dagegen dürfte sich aus Novellen viel eher ein großes Filmdrama entwickeln lassen. Von den Einheiten des Aristoteles braucht das Filmdrama die der Zeit und des Ortes ja über haupt nicht, da es souverän in dieser Beziehung schalten kann, desto notwendiger braucht es aber die Einheit der Handlung. Ein Roman wird selten für eine einheitliche filmgerechte Hand lung die Unterlagen bieten. Die Filmdichtung verlangt eine eigene dichterische Begabung, so wird in absehbarer Zeit die Frage der verfilmten Romane für den Buchhandel nicht mehr existieren. Berlin. Egon Fleisch elLCo. Es dürfte außerordentlich schwer sein, irgendwie zahlen mäßig eine Schätzung abzugeben, ob durch die kincmatographische Wiedergabe der Handlung eines Romans eine materielle Schä digung der Buchausgabe eintritt oder nicht. Im allgemeinen wird man sagen können, daß ein sehr hoher Prozentsatz der regelmäßigen Besucher des Kinos als Bllcherkäufer Wohl kaum in Frage kommt, trotz aller Volkserziehungsbestrebungen, ob wohl ja neuerdings durch die allenthalben auftauchenden vor nehm ausgestatteten Lichtspielpaläste sehr Wohl auch ein sonst bücherkaufendes Publikum in stärkerem Matz in Frage kommt. In erster Linie ist Wohl das Kino mehr der Feind des Dramas als der epischen Darstellung im Roman. Im allgemeinen wird auch derjenige Roman, der infolge einer Häufung von Vorgän gen und mehr oder minder starken Sensationen für eine Ver filmung besonders geeignet ist, meist künstlerisch auf einem niedri geren Niveau stehen, und so wird Wohl der Kolportagcroman der am meisten bedrohte sein. Bei einem literarisch wertvollen Ro man spielt aber m. E. das »Wie« der Durchführung eine weit größere Rolle, als der nackte Tatsacheninhalt, aus dessen Wieder gabe das Kino beschränkt ist. Ich glaube deshalb, daß weder der literarische Ungebildete durch eine Kinodarstellung zum Kauf eines Buches sich veranlaßt fühlen wird, noch glaube ich um gekehrt, daß ein geschmackvoller Kinobesucher von der Erwerbung einer Buchausgabe abgehalten wird, auch ivenn ihm der Inhalt in sensationeller Aufmachung vorgeführt wurde. Denn ein Zwei fel kann m. E. darüber Wohl kaum bestehen, daß unter allen Um ständen eine Verfilmung eine Vergröberung darstellt, sofern es sich nämlich um ein wirkliches Kunstwerk handelt und nicht um einen Kolportageroman. Dem würde auch das keinen Abbruch tun, daß heutzutage die ersten Bühnenkünstler in den Dienst des Kino gestellt werden. Wir haben vielleicht eine gewisse Parallele in der englischen und amerikanischen Bühne, wo auch vielfach erfolgreiche Romane mit Vorliebe »dramatisiert« werden, ohne daß ein merkbarer Einfluß auf das Buch zu konstatieren ist. Läßt sich allerdings eine Romanidee für eine kinematographische Darstellung benutzen, dann sollte m. E. Autor wie Verleger vom wirtschaftlichen Standpunkt aus diese Möglichkeit ans- nlltzen, es wird aber immer von Fall zu Fall abhängen, ob nicht künstlerische Gesichtspunkte dagegen sprechen, und das kann im letzten Grund nur durch eine gütliche Verständigung zwischen Autor und Verleger entschieden werden. Ich resümiere also meine Stellungnahme dahin, daß ich im Grund weder an eine Schädigung noch an eine Förderung der Buchausgabe glaube, daß ich im allgemeinen, materiell gesprochen, eine Verfilmung befürworten würde, falls nicht zu starke künstlerische Bedenken vorhanden sind, was in jedem einzelnen Fall festzustellen wäre. Carl Meißner-Dresden. Nach meiner Auffassung kann die kinematographische Vor führung eines Romans den Absatz keinesfalls ungünstig beein flussen. Es würde sich, wie ich glaube, wohl ermöglichen lassen, daß die Film-Fabrikanten sich vertragsmäßig binden müssen, unter besonderem Hinweis auf Verfasser und Verleger, mit der Vor führung eine Reklame für das gedruckte Werk zu verbinden. Diese Reklame könnte zweckmäßig zwischen den einzelnen Szenen vor geführt werden, ähnlich wie die Briese und Erklärungen, die man häufig zwischen den Bildern auf die Leinwand reproduziert. Übrigens hat die Anstalt für mechanisch-musikalifche Rechte den Verfassern besondere Abgaben garantiert. Durch geeignete Ver träge mit den Autoren würden auch die Verleger von dieser Ab gabe profitieren können. Die Sache wäre jedenfalls wert, einmal in der Versammlung des Deutschen Verlegervereins besprochen zu werden. Berlin. Felix Lehmann Verlag. Ich kann nicht glauben, daß die kinematographische Dar stellung des Inhalts eines Romans irgendwelche Schädigung für den Verkauf der Bücher bedeuten könne. Ferner bin ich der Meinung, daß man die Entwicklung des Kinematographen nicht hindern soll, weil man sie nicht hindern kann. Entwickelt sich aus dem Tohuwabohu der heutigen Existenz des Kinemato graphen etwas Gutes, so kann man ihn nicht hindern und soll ihn auch nicht hindern. Entwickelt sich eine wirkliche Schädigung der ganzen Interessen, so wird der Kinematograph von selbst zugrunde gehen. Ein Eingreifen der Kreise der Buchhändler halte ich für ganz verfehlt und ganz wirkungslos. Berlin. Paul Cassirer. Ich neige zu der Partei, die in der Vorführung von Ro manen durch den Film keine Schädigung des Buchabsatzes er blicken kann. Nach meiner Ansicht wird das Publikum, das jetzt schon Romane kauft, sich durch die Vorführung im Kino nicht beeinflussen lassen, Wohl aber halte ich es für denkbar, daß neue Bllcherkäufer dadurch gewonnen werden können. Wenn also für gute Romane in dieser Weise Propaganda gemacht wird, die künstlerisch wirkt, so kann ich das nur begrüßen. Aus Erfahrung sprechen kann ich allerdings nur aus dem Gebiet des künstlerischen Bilderbuchs. Wiederholt wurde ich darum angegangen, meine Bilderbücher zwar nicht zu Kino aufführungen, aber zu Vorträgen mit Lichtbildern zur Verfügung zu stellen. Einen erhöhten Absatz konnte ich dadurch allerdings nicht feststellen. Welche Wirkung durch Vorführung von Bildern aus Büchern erzielt wurde, die auf künstlerischen Wert keinen Anspruch erheben können, entzieht sich meiner Kenntnis. Georg W. Dietrich-München. Aus unserer eigenen Praxis können wir Ihnen Mitteilen, daß hier einigemal an verschiedenen Theatern der Dumassche Roman »Der Graf von Monte Christo« als Film vorgeführt wurde. Wir haben den Versuch gemacht und ließen bei einigen Vor führungen Prospekte verteilen. Ferner machten wir einige den Theatem benachbarte Sortimenter auf die Aufführung ausmerk sam und empfahlen das Ausstellen des Romans. Wir können aber nach Durchsicht unserer Absatz-Statistik nicht finden, daß in der Zeit, in der der Film vorgeführt wurde, ein Exemplar mehr als sonst von unserer Ausgabe in Stuttgart verkauft worden ist. Auch auf die Prospekte kamen keine Bestellungen. Das Publi kum, das die Kinos besucht, hat Wohl keine Lust, noch weiter Geld auszugeben, es hat auch meistens die Sache sofort wieder ver gessen, weil ja an einem Abend mehrere Romane, Dramen usw. geboten werden. Etwas anderes ist es vielleicht, wenn an einem Abend nur ein Roman vorgeführt wird, interessant wäre es daher, wenn die Erfahrungen mit »tzuo vaäis?« veröffentlicht würden. Stuttgart. Franckh'sche Verlags Handlung. Die richtige Instanz für die Frage, ob das Kino den Absatz der »verfilmten« Romane steigern oder schwächen könne, sind die Verleger der betreffenden Romane. Sie können Ant worten geben, die eine unwiderlegliche Entscheidung bedeuten. Fragen Sie die Verleger der billigen Ausgaben von »tz»o vallis?« (Reclam, Hendel, Hesse L Becker, Globusverlag usw.) und Sie werden über das Resultat erstaunt sein. Ich habe in meinem Sortiment von »Huo vastis?« in den letzten Monaten
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