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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1913
- Strukturtyp
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- 1913-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1913
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- Deutsch
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6714 MrsenblaU s. k Tlschn. «uchh-ndcl. Künftig erscheinende Bücher. ^5 145, 26. Juni 1913. Z^eli)e Zalten in äer „Neuen freien Presse": Dieses Buch ist fabelhaft. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn einer daran zweifelt . . . aber so was kommt hier wirklich nicht in Betracht. Denn binnen drei Mo naten wird es ja ohnehin kaum einen Menschen mehr geben, der das Buch nicht gelesen hat. Der gelbe Leinen band aus dem Berliner Verlag S. Fischer wird jetzt überall in den Händen der Leute sein. In den Eisen bahncoupäs, auf den Kurpromenaden, vor den Strand hütten wie vor den Tischen der Hotellterrassen. Und er wird die Gespräche des Sommers beherrschen: „Der Tunnel" von Bernhard Kellermann. Von demselben Kellermann, der „Dester und Li" geschrieben hat, die sanfte, schmachtend holde Geschichte einer Sehnsucht. Jawohl, von demselben, der gleich nachher „Jngcborg" schrieb, die derart himmelblau ist, daß einem nur so die Augen flimmern, und so süß, daß einem die Zunge am Gaumen stehen bleibt und man die Lippen nicht mehr voneinander kriegt. Er hat uns dann freilich auch „Das Meer" geschenkt, eine Dichtung, die durchweht und durchwürzt ist von der kraftvoll herben Lust der Nordsee und ganz übersprüht vom salzigen Schaum der Wellen. Aber solch eine verblüffend gute Sache wie „Der Tunnel" hätte man trotzdem nicht so bald von ihm erwartet. Schon der Anfang ist meisterlich. Dreimal habe ich das nun gelesen, wie die Neuhorker Millionärsgesell schaft in dem neuen Konzertsaal sich versammelt, wie sie in ihren glänzenden Automobilen heranknattcrn und herbeisurren, wie die Billetthändler in wahnsinnigem Eifer zwischen den Reisen, Motoren und Wagentüren umherspringen, und wie dann drinnen im Saal bei der rauschenden Musik Mac Allan, der den Tunnel von Amerika nach Europa bohren will, den Milliardär Lloyd kennen lernt, der das Riescnprojckt finanzieren soll. Dreimal habe ich diesen Anfang gelesen und mich an der blitzenden Schönheit gefreut, mit der das ge arbeitet ist. Das gibt Duft und Farbe mit den ersten Worten, gibt den Atem einer großen Welt. Voll frap panter Lebendigkeit sitzt diese amerikanische, über und über vergoldete Menschheit da, diese Männer, die nur in Ziffern denken, diese schönen, verwöhnten Frauen, die sich in luxuriösen Spielereiträumen wiegen. Diese üppige, fiebernde und im Innern beintrockene Menge, aus der jede Erregung, jedes Abenteuer, jede neue Sen sation sofort wie aus dürrem Zunder Begeisterungs funken hervorschlägt. Diese Menge, die sich jetzt die Nerven massieren, die sich duschen läßt von dem Brausen einer raffiniert instrumentierten modernen Symphonie. Dort auf dem Podium steht der berühmte Dirigent, den alle gesehen haben wollen, dieser hagere, scheinbar schwache, von Leidenschaft gepeitschte Mann, der den Saal zum Toben bringt und der niemand anderer ist, niemand anderer sein kann als Gustav Mahler. Man erblickt ihn plötzlich wie eine Erscheinung. Er ist in diesem Buch aufgerichtet wie ein Denkmal. Dann der junge Mac Allan in seiner Loge. Er ist aus Buffalo, wo er den von ihm erfundenen Diamantstahl, den Allanit, fabriziert, für einen Tag mit seiner kleinen Frau hierhergekommen, um zu hören, ob Lloyd, der Milliardär, für den großen Plan zu haben ist. Hobby, Allans bester Freund, hat diese Zusammenkunft ver mittelt. Hobby, der Architekt, hat auch den Konzertsaal gebaut, den man heute einweiht. Hobby, der fröhliche, der alle Zeitungskorrespondenten, alle Motorsührer, alle Reporter und alle Milliardäre Neuyorks persönlich kennt. Und während die Musik den Saal durchwühlt, findet die Unterredung zwischen dem weltgebietenden Lloyd und dem jungen Mac Allan statt, belauert und um schlichen von einem halben Dutzend neugieriger Bericht erstatter, beobachtet von all den Geschäftsmännern, die hier beisammen sitzen, und jene Loge mit Vermutungen und beunruhigt grübelnden Gedanken überschütten, findet statt, begleitet von den Paukenschlägen des Orchesters. Es ist nur ein ganz kurzes Gespräch. Aber es ent scheidet das Schicksal Mac Allans, cnscheidet das Ge schick von ungezählten Menschen, es setzt Milliarden Dollars in Bewegung, leitet eine neue Epoche ein im Verkehr zwischen Amerika und Europa. Es ist ein An springen in diesen ersten Seiten, so energisch, so rapid, und so voll Kraft, wie das Anspringen eines Motors, dessen Zündung tadellos funktioniert. Dann folgte eine Steigerung nach der andern. Auf dem Dachgarten des sechsunddreißig Stockwerke in die Lust ragenden Hotel Atlantic in Newyork versammeln sich die Großmillionäre Amerikas, um das Projekt des Tunnelbaues anzuhören. Aber kein Mensch weiß, war um Lloyd sie zusammengerusen hat. Newyork siedet tief unten in fürchterlicher Sommerhitze, und es kocht in qualvoller Neugierde. Reporter, Phonographen, Kino operateure, alles ist in Bewegung, um das Geheimnis jener Konferenz auszukundschasten. Newyork blickt auf zu dieser Begegnung von Dollarfürstcn, mit einer Spannung, mit einer Ehrfurcht, atemlos, hypnotisiert, wie man in Europa keine Monarchenentrevue betrachten 5. kizcnek / / kLk1.1
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