Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1913

^ 147, 28. Juni 1913. Redaktioneller Teil. Borsenülalt f. d. Dtschn. Buchhandel. (1771 Diese Übersicht zeigt zunächst, daß es für den Einzelnen ein hoffnungsloses Beginnen wäre, alle Erscheinungen auch nur einer dieser Wissenschaftsgruppen verfolgen zu wollen. Selbst auf einem verhältnismäßig so beschränkten und scharf begrenzten Gebiete wie dem der Kriegswissenschast umfaßten die Erscheinungen dieses einen Jahres nicht weniger als 110 106 Seiten. Aus »Arbeitstage« umgerechnet, ergäbe das ein Tag für Tag zu be wältigendes Quantum von rund 300 Seiten. Geradezu be ängstigende Ziffern ergibt die Abteilung »Schöne Literatur« mit 795 252 Seiten, hier kämen also durchschnittlich über 2000 Seiten Lektüre auf den »Arbeitstag«. Eine furchtbare Vorstellung. Und doch wird die »Deutsche Bücherei« kaum von solchen Käuzen verschont bleiben, die auch hier darauf brennen, das Unmögliche wahr zu machen. Ein Vergleich der beiden Tabellen zeigt ferner deutlich die für die einzelnen Wissenschaftsgruppen bezeichnenden Unter schiede in Umfang und Preis der erschienenen Werke. Ermittelt man nunmehr für jede Gruppe den Durchschnitt von Umfang und Preis jedes erschienenen Buches, so ergibt sich folgen des Bild: Wissenschaft mitB Durchs *) Um fang in Bog p. Werk ilagen chnitts- Preis p. Werk ohne B Durchs *» Um fang in Bog. p. Werk cilagen chnitts- Preiö V. Werk Insg Durchs Um- fang p. Werk esamt chnitts- Preis p. Werk I. Bibliographie. . . 24,7 6.03 11,7 2.34 16,5 3.70 II. Theologie .... 15,5 2.02 10,2 2.07 11,5 2.06 III. Rechts- und Staats- Wissenschaften . . 13,3 3.81 12,6 3.8« 12,6 3.55 IV. Heilwisscnschasten, Tierheilkunde . . 17,8 9.30 8,9 2.96 13,2 6.06 V. Naturwissenschaften, Mathematik. . . 10,5 7.96 8,0 4.8« 9,s 6.75 VI. Philosophie. . . . 17,5 6.86 11,9 3.07 12,7 3.59 VII. Erziehung u. Unter- richt g,g 1.73 8,8 1.35 8,9 1.48 Vlla. Juqendschriften . . 8,6 1.59 6,2 —.99 8,1 1.49 VIII. Sprach-u. Literatur- Wissenschaft. . . 13,7 6.03 11,6 3.06 12.1 3.76 IX. Geschichte .... 18,t 6.15 14,0 4.38 14,8 5.25 X. Erdbeschreibg.,Karten 4,6 2.87 8,7 2.53 4,9 2 84 XI. Kriegswissenschast . 12,6 4.KI 8,8 1.73 10,2 3.00 XII. Handel, Gewerbe . 12,1 6.60 15,9 3.01 14,8 4.70 XIII. Technische Wissen- schäften .... 12,9 6.83 8,8 2.57 12,5 8.8t XIV. Haus-, Land- und Forstwirtschaft . 13,2 3.45 9,4 2.07 11,3 2.75 XV. Schöne Literatur . 15,3 2.80 11,2 2.10 12,1 2.22 XVI. Kunst 8,2 12.69 10,3 3.29 8,4 9.22 XVII. Verschiedenes . . . 14,0 3.49 8,S 1.37 12,2 2.KV Insgesamt: 12,0 4.84 10,9 2.55 11,3 3.49 Das Exemplar der 11555 Erscheinungen mit Beilagen hat demnach einen Durchschnittsumfang von 12 Bogen und einen Durchschnittspreis von «tk 4.84. Jedes der 18848 Bücher ohne Beilagen würde dagegen durchschnittlich 10,9 Bogen stark sein und rund 2.55 kosten. Man sieht, wie erheblich der durchschnittliche Preisunterschied zwischen den Werken mit und denen ohne Bei lagen ist. Errechnet man sich ein Durchschnittsbuch ohne Rücksicht darauf, ob mit oder ohne Beilage, so ergibt sich, daß wir uns in dieser Gestalt die Bllcherproduktion des Jahres 1908 in 28403 Bänden von je 11,3 Bogen Umfang vorzustellen haben, von denen jeder «kk 3.49 kosten würde. Nicht ohne Interesse ist es, daß dieser Durchschnittspreis erheblich niedriger ist, als die frü her für die Jahre 1880, 1890 und 1900 ermittelten Durchschnitts- sätze. Nach einer Aufstellung, die vr. Roquette im Jahre 1902 auf der dritten Jahresversammlung des Vereins der Biblio thekare vorlegte (abgedruckt im Zentralblatt für Bibliothekswesen, auch von Bücher zitiert), betrug der Durchschnittspreis pro Band: im Jahre 1870: -4k 3.29 „ „ 1880: „ 4.36 „ „ 1890: „ 4.60 „ „ 1900: „ 4.24 dagegen „ „ 1908: „ 3.49 (Goldfriedrich). ') Die Bruchzahlen bedeuten hier nicht wie in der Tabelle Sechzehntel, sondern Zehntel. Demnach wäre der Durchschnittspreis im Jahre 1908 fast bis auf den Sah von 1870 gesunken. Diese Folgerung steht und fällt naturgemäß mit der Richtigkeit der Roquetteschen Berechnung, von der insbesondere nicht ersichtlich ist, ob Roquette wie Gold- sriedrich die Zeitschriften ausgeschieden hat. Das größte Interesse aber beanspruchen naturgemäß, die durchschnittlichen Bogenpreise, denn sie allein gestatten eine zuverlässige Beantwortung der Preisfrage und insbesondere der hartumstrittenen Frage der steigenden Bücherpreise. Die Durchschnittspreise pro Bogen betrugen in Pfennigen: Wissenschaft Bogenpreis mit Beilage Bogenprcts ohneBeilage Bogenpreis insgesamt I. Bibliographie . . . 24,4 19,9 22,2 II. Theologie 13,0 20,2 17,8 III. Rechts- und Staats wissenschaften . . . 28,4 28,2 28,0 IV. Heilwissenschaft. Tier heilkunde 52,1 33,1 45,6 V. Naturwissenschaft, Mathematik .... 75,6 55,6 69,5 VI. Philosophie .... 39,2 25,6 29,2 VII. Erziehung» Unterricht I8,k 15,2 16,5 Vlla. Jugendschrtfte» . . VIII. Sprach-undLiteratur- wisseuschaft .... 18,4 15,9 17,9 43,8 26,3 30,9 IX. Geschichte 40,7 St,8 36,0 X. Erdbeschreibg., Karten 61,3 29,0 57,4 XI. Kriegswissenschast. . 33,2 20,6 28,7 XII. Handel, Gewerbe . . 88,8 20,6 34,3 34,8 XIII. LechnischeWisscnschstn. 84,8 51,3 XIV. Haus-, Land- u. Forst wirtschaft 26,3 22,1 24,5 XV. Schöne Literatur . . 17,5 18,3 18,1 XVI. Kunst 153,8 31,7 191.9 XVII. Verschiedenes . . . 23,9 15,3 21,2 Insgesamt 40,3 23,3 30,6 Eine außerordentliche Mannigfaltigkeit der Preise ist das hervorstechendste Merkmal auch dieser Tabellen. Den Rekord der Billigkeit hält die Theologie mit 13 Pfennigen für den Bogen mit Beilagen, den der Kostspieligkeit die Kunst mit 153,8 Pfen nigen pro Bogen mit Beilagen. Man mutz bedenken, datz es sich hier wirklich um Durchschnittspreise handelt; so stellt z. B. der 13 -Z-Preis für Theologie den Durchschnitt von 534 Erscheinun gen der 153,8 H-Preis für Kunst den Durchschnitt von 475 Er scheinungen dar. Sucht man dagegen die Durchschnittszifscrn der »verschiedenen Formate« auf, so stößt man auf Ziffern, die gerade zu ans Unwahrscheinliche grenzen. Sie haben, wie bereits darge legt, in jedem Falle ihre wohlerwogenen triftigen Gründe. Ein besonders einleuchtendes Beispiel dafür ist die Abteilung Kunst. Hier kostet der Bogen (mit Beilagen) durchschnittlich: in 16«: 40,0 Pfennige in kl. 8°: 31,5 in 8": 31,9 in groß 8°: 54,9 in Lexikon«8°: 86,9 in »Verschiedene Formate«: 1076,5 Hier hat es im Grunde wenig Sinn, überhaupt noch von einem »Bogenpreis« zu sprechen; den 5840 Seiten der letzten Formal abteilung stehen allein 3690 gezählte Beilagen gegenüber, die natürlich die alleinige Ursache des enormen »Durchschnittsbogen- prcises« sind. Umso merkwürdiger ist cs, datz es Abteilungen gibt, in denen der Bogen mit Beilagen billiger ist, als ohne, es sind dies die Abteilungen Theologie (13,0 gegen 20,2), Rechts- und Staatswissenschasten (26,4 gegen 28,2) und Schöne Literatur (17,5 gegen 18,3). Die Bogenpreise mit Beilagen bewegen sich, wie schon erwähnt, zwischen 13,0 -5 (Theologie) und 153,8 ^ (Kunst), die ohne Beilagen zeigen naturgemäß weit geringere Schwankun gen; die niedrigste Ziffer hat hier die Abteilung »Erziehung und Unterricht« mit 15,2, die höchste »Naturwissenschaften, Mathema tik« mit 55,6 Von großem Reiz ist es, an Hand der nach Format und Erscheinungsort spezifizierten Eiuzeltabellen fest zustellen, welch merkwürdige Bogenpreise hier Vorkommen. Die Verschiedenheit ist natürlich umso größer, je geringer die Anzahl der innerhalb einer Rubrik zu errechnenden Erscheinungen ist. Einige Beispiele, in denen der Vogenpreis über 1000 -Z stieg, wur- 380'