Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1925
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19250704
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192507041
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19250704
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1925
- Monat1925-07
- Tag1925-07-04
- Monat1925-07
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
10730 vvrsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. Minderwertige verdrängt. Oder vielleicht schon in dem Augenblick, da die Rezensenten aufhören, Mittelmäßiges a l s e r st k l a s- stge Leistungzu verhimmeln. Denn solange der Sinn für wirk liche Qualität nicht stärker spürbar ist, solange kann es keine hoch wertige Publizistik geben«. Das ist zweifellos die zweite, vielleicht sogar die tiefere Ursache der beklagten Mißstände: »d e r M a n g e l d e s S i n n s f ii r Q n a l i- t ä t«. »Wenn man die durchschnittlichen Buchbesprechungen in unseren Zeitungen liest«, heißt es weiter, »möchte man annehmen, daß nie ein Geschlecht reicher war an Genies als das unsrige«. Das ist aber ein Irrtum, denn »nichts wäre für unsere geistige Höhe kennzeichnender und beschämender als eine Sammlung etwa aller Buchbesprechungen eines Jahres aus gewissen Zeitungen!«. »Liebedienerei und berech nende Schmeichelei, falsch verstandene Freundschaft, übel angebrachter Korpsgeist sind cs oft, die das kritische Urteil des Rezensenten trü ben. Manchmal liegt der Anlaß auch in der Feigheit, in der Furcht vor der Wahrheit und noch öfter im mangelnden Verständnis. WaS das erste betrifft, so ist cs unbestreitbar eine undankbare und nicht ganz ungefährliche Arbeit, unbestechlicher Kritiker sein zu wollen. Man muß sich nicht bloß von dem Betroffenen, noch viel mehr von der Menge der Ängstlichen den Vorwurf »kritischer Richtung« machen lassen. Man riskiert überhaupt das Schicksal aller unbequemen Mah ner. Was das zweite betrifft, ist festzustellcn, daß den meisten Re zensenten die wirkliche Berechtigung und tatsächliche Befähigung zu ihrem Nichteramt fehlt. Übrigens drucken viele Redaktionen der Ein fachheit halber die von den Verlagen gelieferten Bcgleitzettel mehr oder weniger wörtlich ab und stellen das Buch beruhigt in die Biblio thek. Vielleicht kommen daher die vielen uneingeschränkten Belobi gungen. Denn jede Vcrlagspropaganda wird natürlich nur Gutes und womöglich Bestes vom neuen Erzeugnis sagen. Das ist ihr Recht, und niemand braucht einen .Waschzettel' ernst zu nehmen; ihn gar abzndrnckcn, ist ein Zeugnis von Bequemlichkeit oder Unzu länglichkeit, die nicht zu verantworten sind«. (Geht das nicht doch zu weit? D. Red.) »So Schlimmes eine Zusammenstellung der durchschnittlichen Buch- anzeigen offenbaren würde«, fährt Funk fort, »noch Betrüblicheres müßte eine Statistik der Auflagcziffern oder des Jahresabsatz-s ver raten. Die Skala des wirklichen inneren Wertes der Bücher deckt sich in gar keiner Weise mit der Skala der Auslagenhöhe. Man würde uns der Respektlosigkeit zeihen, wenn wir Belege anftthren wollten. An diese Wunde darf man nur ganz leise rühren. Aber das ist Tat sache: solange das Publikum so genügsam ist, wie es diese Ziffern bekunden, solange ist kein Ausstieg literarischer Produktion möglich. Ein Verlag könnte Höchstes anbieten, er würde unter Umständen nur seine Makulatur vermehren. Gediegenheit allein zieht bestimmt nicht, irgendeine Sensation muß dazukommen, um ein Buch zum Schlager zu machen. Die Umstände, die einem Buch Erfolg garantieren, sind absolut unberechenbar, aber stets unsachlich. Oft ist's ein schlag kräftiger Titel, am sichersten ein mißverstandener, oft d»;r Name und die Stellung des Verfassers, selten die Ausstattung, nie aber sind es Momente, die mit innerer Qualität etwas zu tun haben«. (Das »nie« geht wohl auch zu weit. D. Red.) Nach einem kurzen Hinweis aus den oft süßlichen Geschmack des Publikums führt der Verfasser Näheres über die Ausstattung aus. Aus die Ausstattung komme es gar nicht so sehr an. Die paar Kritiker, die nach besserer Ausstattung riefen, seien isoliert, würden als Ge- schmäckler angesehen. In Sachen der Ausstattung sei man im Publi kum mit Wenigem schon zufrieden und empfände als modern, was tatsächlich von vorgestern sei. Die Beigabe eines Lichtbildes des Ver fassers sei immer sehr wirksam. Eine Hauptsache sei daneben noch die Billigkeit; denn Geld gebe man für Bücher, obwohl sie einen dau ernden Besitz darstellten, bei weitem unlieber aus als für Zigarren. Nach längeren Ausführungen über die Gleichgültigkeit des Publi kums bei Veröffentlichungen klassischer katholischer oder profaner Lite ratur durch den katholischen Verlag faßt Philipp Funk zusammen: »Das Publikum ist es also in erster Linie, das versagt, nicht der Verlag. Bloß vom Edelsinn allein kann ein Verlag nicht bestehen, zumal wenn alle seine Opfer und seine Großzügigkeit nicht einmal begehrt werden, lind dabei wollen gute Bücher nicht nur gekauft, vor allem auch ge lesen werden! Wo die Leser guter Bücher sind, wagt man erst gar nicht zu fragen«. Außer dem Publikum treffe die Schuld au der augenblicklich be denklichen Lage zum Teil eben doch den Verlag selbst, wie der Ver fasser im folgenden ausführt: Wer nur die Oberfläche beachte, die zahlreichen Ankündigungen von Neuerscheinungen im Börsenblatt oder sollst in den Zeitungen, oder gar die Prospekte der geplanten R eihe u- 154, 4. Juli 1925. ausgaben, wer von den verschiedenen Gründlings- und Erwcite- ruugsplänen höre, werde geneigt sein, unserer Darstellung den Vor wurf der Schwarzseherei zu machen. Wer aber tiefer blicke, wer irgendwie in die Einzelheiten näher eindringe, mit den geschäftlichen Hintergründen vertraut werde, müsse bald zugeben, daß die ver meintliche Blüte nur eine Scheinblüte sei. Ein ungesundes Wu chern, eine unsolide Geschäftigkeit herrsche, ein Unternehmertum sehr bedenklicher Art wolle sich breitmachen. Vielfach stammten diese Ver lagsgründungen noch aus der Inflation, als auch dem Buchhandel Fernstehende die bequeme und meist sehr diskrete Möglichkeit gern benutzten, ihr Kapital unterzubringen. Von verlcgerischcm Unter nehmer- und Gründertum in dem Übeln Sinne des Wortes brauche man heute nicht mehr viel zu sprechen, da unterdessen die Kapital flüssigkeit längst ausgehört habe. Eine schlimme Erscheinung bleibe jetzt nur noch das Unternehmertum der Literaten. Es gebe Leute genug, die eine Literaturgeschichte hernähmen, sich die dort verzcich- neten Meisterwerke herausschrieben und aus der Liste eine Serie mach ten, die sie mit Hilfe irgendeines durch die Angst vor der Konkur renz gefügig gemachten Verlags herausgeben wollten. Glücklicherweise bleibe die Reihe dann bald einmal stecken, worauf, offen gestanden, die Verleger immer hofften, denn sonst würden sie an all den Serien sehr rasch verbluten. Leider käme es vor, daß, wenn irgendein Ver lag in einem Prospekt eine solche Ausgrabung und Neuausgabe an kündige, zunächst nur die Absicht feststehe, den Plan zu »belegen«, sozu sagen die Idee zu patentieren, die dem betreffenden Herrn Literaten aufgestiegen sei, als er zufällig darauf stieß, daß es auch so etwas Schönes und Herrliches gebe, was man doch unbedingt selbst als »Entdecker« nutzbringend edieren müsse. Ob die Ausgabe wirklich in Angriff genommen sei, das stehe noch lange nicht fest, wenn eine solche Ankündigung auftauche, ganz zu schweigen von der Hauptfrage, ob der in Aussicht genommene Herausgeber die nötigen Kenntnisse zur sachgemäßen Ausführung des Planes besitze. Seien das nicht höchst ungesunde Zustände? Die Folge dieser zunächst vom Literaten-Un- tcrnehmertum ausgehenden, von einem jungen Verlagsunternehmertum. teils aus Angst, teils aus Spekulation übernommenen und wider willig getragenen über- und Wettproduktion werde sehr bald ein wirt schaftliches Ermatten sein. Dafür sorge schon die Gleichgültigkeit der Käuferkreise. Tenn die Herren Literaten und Entdecker über schätzten das Interesse der Allgemeinheit an ihren »Funden«, so wert voll deren Gegenstände an sich sein mögen. Einige Firmen würden überhaupt an der wuchernden Produktion zugrundegehcn. Die anderen würden sehr reserviert bleiben, und darum würde es iu den nächsten zehn Jahren nach dem Abflauen der jetzigen künstlichen Hausse kaum mehr möglich sein, einem guten, wertvollen, klassischen Buch der Ver gangenheit zur Neuauflage zu verhelfen. Die Verleger würden er nüchtert, bas Publikum übersättigt sein. Als Ergebnis der ganzen Scheinblüte von heute würde eine geistige Müdigkeit und Leere blei ben, schlimmer, als es vor Beginn des scheinbaren Frühlings ge wesen sei. Daß Philipp Funk sich der Verantwortlichkeit bei seiner Kritik des Verlagswesens bewußt ist, geht ans seinen den Aussatz schließen den Ausführungen hervor: »Dieses Bild ist trüb, aber es entspricht der Wirklichkeit. Vielleicht wird die Opportunität seiner Zeichnung vor aller Öffent lichkeit angezweifelt werden. Wer aber die volle Schwere der Ge fahr ans der Nähe kennt, wird den Zwang der Verantwortung, spüren und anerkennen, der ans allen denen liegt, die die Gefahr sehen. Nicht kritische Einstellung, nicht Schwarzgalligkeit leitet dabei^ sondern ruhiges Urteil und ehrliche Liebe zur Sache; nicht Unfähig keit, das Ideal zu sehen, sondern der entschlossene Wille, das Ideal zu retten, das nicht mit dem unvermeidlichen Zusammenbruch der nngelünterten Überspannung in der dann folgenden Enttäuschung^ Skepsis und Entfremdung nntergehen darf. Die Möglichkeit, daß solche Warnungen mißdeutet werden, kann von der Pflicht, sie ansznsprechen^ nicht entbinden«. Mine Mitteilungen. Jubiläum. Am 5. Juli vollenden sich 50 Jahre seit der Grün dnng der P a n l i n n ö - D r n ck e r e i G. m. b. H. in Trier. Am 5. Juli 1875 gründete der Kaplan G. F. Dasbach in Trier eine Druckerei unter der Bezeichnung St. Paulinus-Druckerei. Es waren damals die Zeiten des hochgehendcn Kulturkampfes, und zur Stärkung seiner Glaubensgenossen gab Dasbach das »Panlinnsblatt« heraus, das großen Anklang in der katholischen Be völkerung des Mosellandes fand. Desgleichen rief Dasbach die »Ka-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder