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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1913
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- Deutsch
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7826 Börsenblatt f. d, Dtschn. BllManbel. Redaktioneller Teil. ^ 179, 5. August 1913. Ein Nervenleiden zwang Quaas, seine Stellung aufzugeben und nach Breslau zurückzukehren. Diese notgedrungene Muße nutzte Quaas aus, indem er an der dortigen Universität Vor lesungen hörte bei Branitz, Roepell, Kahlert und Stengel. Im Jahre 1858 konnte Quaas sich einen lange ge hegten Wunsch erfüllen. Am 3. Juni begann er seine erste Reise nach Italien, die er in späteren Jahren mehrfach wiederholte. Die Kunstschätze, die das klassische Land der Kunst ihm darbot, genoß er in vollen Zügen, während er die Rückreise krankheits halber nicht so ausnutzen konnte, wie er es gern gemocht hätte. Am 22. Oktober 1859 trat Quaas als Teilhaber in die Firma Gosohorsky ein und begann sofort, zum ersten Male in Breslau — vielleicht aber auch in ganz Deutschland — von Carlo Ponti in Venedig photographische Aufnahmen von Ve nedig kommen zu lassen; diesen folgten Bestellungen beiBisson Freies, die die Originalaufnahmen der Kathedralen Frank reichs dem Breslauer Publikum vorführten. So war die An gliederung des Kunsthandels an die Gosohorskhsche Buchhandlung vollzogen, und Quaas hatte den Mut, im Winter 1860/61 durch Vorträge weitere Kreise für künstlerische Bestrebungen zu in teressieren, um auf diese Weise dem Geschäft neue Kunden zuzu führen. Aus diesen Zusammenkünften ist der Verein für Geschichte Verbildenden Künste entstanden, dessen erste Versammlung im Stifte der Augustiner Chorherren auf dem Sande am 12. Dezember 1862 stattfand und dessen Ehrenmit glied Quaas im Jahre 1886 wurde. Noch heute blüht dieser Verein, der im Jahre 1912 sein 50jähriges Bestehen feierlich be gehen konnte. Im Jahre 1867 löste Quaas die Teilhaberschaft mit Maske, dem Inhaber der Gosohorskyschen Buchhandlung, ging nach Ber lin und begründete daselbst unter seinem Namen Stechbahn 2 eine Buch- und Kunsthandlung. In demselben Jahre unternahm Quaas eine vierwöchige Reise nach Paris teils behufs Einkaufs, teils um die Kunstabteilungen der zweiten großen Pariser Kunstausstellung kennen zu lernen. Das Geschäft schlug ein; da kam der Krieg 1870/71. Unter den Waffen mutzten die Künste schweigen. Quaas half sich durch den Verkauf von Kriegs karten, Kriegsberichten usw. und hielt damit sein Schifflein über Wasser. Mit dem Frieden kam der Aufschwung, der auch Quaas' Geschäft neue Kunden, neuen Absatz zufllhrte. Das feine Kunstverständnis, das Quaas sich erworben hatte, soweit es nicht schon in seiner Natur lag, warb ihm verständnisvolle Freunde unter den Künstlern und Kunstfreunden. In damaliger Zeit befand sich der Berliner Kunsthandel in den Händen der Firmen Lepke, Sachse L Co., Amsler L Ruthardt und H. Sagert. Man verstand unter Kunsthandel den Handel mit Ge mälden im Original oder Reproduktionen in Kupferstich. Alles andre, namentlich die Photographie, erschien als minderwertig und wurde nicht recht für voll angesehen. Quaas gebührt das Verdienst, der Photographie ihre Stellung im Berliner Kunst handel erobert zu haben. Er fand hier ein jungfräuliches Feld zur Beackerung, das ihm reiche Früchte brachte. Im Mai 1883 erlitt Quaas infolge geschäftlicher Aufregung am rechten Auge eine Netzhautablösung, die zum Verlust dieses Auges führte. Der Arzt gab ihm den Rat, das andre Auge zu schonen und lieber das Geschäft zu verkaufen, als den Verlust auch des andern Auges zu wagen. So übergab er sein Geschäft im Juli des Jahres 1884 bewährten jungen Händen, den Herren Frensdorfs und Schulz, und hat die Genugtuung gehabt, daß seine Schöpfung noch heute unter Schulz' Leitung blühend dasteht. Nun hatte Quaas Zeit, seinen künstlerischen Neigungen seine ganze Zeit zu widmen. Wiederholte Reisen nach Italien, Frank reich, der Schweiz erweiterten seinen künstlerischen Gesichtskreis. Im Jahre 1889 am 22. Januar gründete er sich auch einen Hausstand, als Sechsundsechzigjähriger, und hatte die Freude, diesen Ehebund durch die Geburt einer Tochter gesegnet zu sehen, die nunmehr mit seiner Frau und einer Tochter der Frau aus erster Ehe sein teuerstes und treu gehütetes Besitztum bildete. Neben seinen künstlerischen Bestrebungen hatte Quaas auch warmes Interesse für seinen Stand und dessen Interessen. Er war Mitbegründer des Berliner Vereinssortiments und Mitglied seines VerwalttmgsratS, beschäftigte sich mit künstlerischem Ur heberrecht in tüchtiger Weise, arbeitete im Jahre 1889 einen Ent wurf eines neuen Kunstgesetzes aus und war bis zu seiner letzten Krankheit am Landgericht I als Kunstfachverständiger tätig. Auch Las Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel verdankt ihm wertvolle Beiträge. Das letzte Jahrzehnt seines Lebens hindurch setzte er seine literarischen und künstlerischen Betätigungen fort, frisch an Kör per und Geist, so daß man ihm noch eine recht lange Lebenszeit hätte zumessen dürfen. Erst in den letzten Jahren fing auch er an, die Beschwerlichkeiten des Alters zu empfinden, und eine Gchirnverkalkung, die durch Einwirkung auf das Rückenmark zu Zwangsideen führte, machte ihm recht unangenehm zu schassen. Freilich, er hatte keine Ahnung davon, datz der natürliche Lauf der Dinge die Ursache seiner Beschwerden war. Er hoffte sie zu überwinden, und ist noch in diesem Frühjahr mit seiner Frau nach Altheide gezogen in der Hoffnung, durch die dortigen Quellen Lin derung zu erhalten. Am 7. Juni erhielt ich den letzten Brief von ihm in seiner kleinen aber klaren Handschrift, in dem er mir für die Übersendung meiner Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Vereinigung dankt. In diesem Brief klagt er; »Schwach und elend bin ich seit zehn Tagen in Gesellschaft meiner Frau aus Altheide, dessen Quell gar nicht für mich geeignet war, zurück- gekehrt«. Dieser Brief sollte sein letzter Gruß an mich sein. Noch im vergangenen Winter besuchte er ziemlich regelmäßig die Zusammenkünfte des wissenschaftlichen Kunstvereins und der italienischen Gesellschaft, obwohl er schon zu Anfang des Winters sein Amt als Schriftführer des Kunstvereins niedergelegt hatte. Auch unterließ er nicht, sich mit Büchern und namentlich mit Studien über das Gemälde zu beschäftigen, deren ich noch weiter unten gedenken werde. So ging es bis zu Anfang Juli, wo er doch ernstlicher erkrankte, und auch Wohl schon selbst einsah, datz er nicht mehr lange zu leben habe. Am 12. Juli traf er selbst die Anordnungen für sein Begräbnis und diktierte seiner Frau um sechs Uhr nachmittags selbst seine Todesanzeige. Nach zehn Uhr abends verließ ihn die Besinnung, und um '/Z2 Uhr nachts hatte das allzu kräftige Herz aufgehört zu schlagen. Roch bis zum vorletzten Tage las er in seinen Lieblingsbüchcrn und verfolgte aufmerksam die Weltereignisse in der Zeitung. So ist sein Leben dahingegangen, äußerlich fast unscheinbar, aber innerlich reich in seinem Versenken in Kunst und Literatur, mit der eine starke Liebe zu der ihn umgebenden Natur Hand in Hand ging. Gelegentlich sammelte er auch Kunftschätze und schöne Ge mälde; sein Heim zeigt das sichere Auge und das feine Verständ nis, mit dem er sammelte, über ein Gemälde, das ihm beson ders am Herzen lag und das auch kunstgeschichtlich eine ge wisse Bedeutung hat, wenn auch die Folgerungen, die Quaas aus seiner Beschäftigung mit diesem Gemälde gezogen hat, sich nicht durchsetzen sollten, will ich noch kurz berichten. Es handelt sich um die Darstellung der Ruhe der heiligen Familie aus der Flucht nach Aegypten Madonna della soodella), ein Ölgemälde aus Leinwand, das früher der Galerie Minutoli in Madrid an gehört hat und das Quaas vor längeren Jahren in der Minuto- lischen Auktion erstanden hat. In der Form ihm ungefähr gleich, doch abweichend in Farbe und Belichtung, befindet sich in der Gemäldegalerie des römischen Vatikans dasselbe Kunstmotiv geschichtlich erwiesen von der Hand des Federigo Barocci von Urbino (1528—1612) ausgeführt. Nach Schmarsow*) ist diese Arbeit nur die Kopie eines damals im Besitze des Herzogs Guidobaldo II. von Urbino befind lichen Gemäldcoriginals, die für den Peruginer Edelmann Si- monetto Anastagi angefcrtigt und 1573 an ihn abgeliefert worden ist. Um 1578 (nach anderen erst 1598) kam diese Ana- siagi-Kopie an den Kardinal Jppolito Aldobrandini (als Papst Clemens VIII., 1592—1605) und somit nach Rom. Ein Kupferstecher Cornelius Cort, der Wohl zu Barocci in einem engen Vertrauensverhältnis stand, hat im Jahre 1575 in Rom einen Kupferstich nach obigem Kunstmotiv vollendet, so- *) Abhandlungen der phll.-hist. Klasse der Kgl. Sachs. Gesellschaft der Bissenschasten. Bd. XXVIII, Nr. 3. (Fortsetzung aus Seite 7851.)
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