Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1913

7908 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 161, 7. August 1913. weniger ihren Beruf als Buchfabrikanten ansehen, mögen sie auch! den Mund mit Kulturphrasen vollnchmen. Aber wir haben noch zu, wenig, die in das kulturelle Leben des Volkes mit ihrer Tätigkeit ein- greifen. Ich muß aber betonen, die Entwicklung im Verlagswesen drängt immer mehr zum Kapitalismus, und es wird von Jahr zu Jahr schwerer, Bücher zu verkaufen, und darin beruhen die eigentlichen Fähigkeiten des Verlegers, nicht etwa in dem Drucken von Büchern, für die man Liebhaberei besitzt. Ein allzuviel von schriftstellerischen Neigungen ist auch für den Verlegerberuf ein Hindernis, denn dann liegt die Gefahr nahe, daß der betreffende Verleger sich nicht genug auf Strömungen einstellen kann, die nicht seinen eigenen Neigungen entgegenkommen. Ein Verleger muß durchaus nicht nur objektiv sein, sondern auch objektiv handeln. Für den Sortimenterbcruf möchte ich mehr Akademiker wünschen, freilich keine verbummelten Studenten; aber hier heißt es viel Mühe und wenig Lohn, und wer auf Geld aus gehen will, tut besser sich anderen Berufen zuzuwenden. Der Bundestag des Deutschen Uhrmacher-Bundes und Neichs- verbandes der deutschen Uhrmacher wird vom 16. bis 19. August in Berlin abgehalteu werden. Der Allgemeine Deutsche Jnnungs- und Handwcrkertag findet vom 31. August bis 2. September in Braunschweig statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a.: Bericht über die Tätigkeit des Zentral- ausschusses der vereinigten Jnnungsverbände Deutschlands seit dem Berliner Handwerkertage 1910, erstattet durch den Syndikus Or. Müffel- mann-Berlin. Die Abänderung der Gewerbeordnung. Referent: Ober meister C. Nahardt-Berlin. Der Ausbau der deutschen Handwerker- Organisation. Referent: Tapezicrermeister Feder-Berlin. Der Schutz des Gesellentitels. Referent: Tischlermeister I. Jarotzki-Berlin. Die Ausbildung der Frau im Handwerk. Referent: Ehrenobermeister H. Linsener-Berlin. Das Submissionswesen: Verdingungsämter. Referent: Obermeister C. Nahardt-Berlin. Die Feststellung des an gemessenen Preises. Referent: E. Just-Berlin. Die Konkurrenz der kommunalen Regiebetriebe. Referent: O. Mulack-Berlin. Kredit verkehrsanstalten für Gewerbetreibende. Referent: Hofkunstschlosser P. Marcus-Berlin. Die Handwerker und das Einjährig-Freiwilligen- Wesen. Referent: Theodor Paeth-Berlin. Die Sicherung der Bau forderungen. Referent: Syndikus Dr. Müffelmann-Berlin. Die Hauptversammlung des Deutschen Forstvercinö findet in der Zeit vom 25. bis 30. August zu Trier statt. Auf der Tagesordnung steht u. a.: der Blendersaumschlag, die Holzzölle in den künftigen Handelsverträgen, die Errichtung von Geldreservefonds in der Forst wirtschaft. Erhebung einer Abgabe für KincmatographenfilmS in Italien. — Durch Gesetz vom 25. Juni 1913 ist die Negierung ermächtigt worden, die Herstellung von Kinematographenfilms zu überwachen und sowohl für die in Italien hergestellten als auch für die aus dem Ausland ein- geführten Films eine Abgabe von 10 oks. für das laufende Meter fest zusetzen. (Oarretta HkHeiale.) Neue Bücher, Kataloge etc. ^ eompleto Oatalogve ok tüs publicatiovs ok Oovstablo L Oompavy Idd. London 1913, Ooustsdle and Oompavx Limi ted, 10 OrauZs Ltreet Deieester Lyu., VV.O. 8°. 315 8. Seiaufderwacht. Kleine Zeitschrift für Bücher- und Kunstfreunde. Herausgegeben von Georg Dietrich. 1913. 2. Heft. August. Ver legt bei Georg W. Dietrich in München. 8°. 19 S. 30 H ord. Aus dem Inhalt: Lehrergelüste. — Dürerbundbestrebungen von Dr. G. Hoffmann. Xeus Verdienst- und ^bsatLmögliclilreiteu kür den Luclr- und 34. daürg. Xr. 31 vom 3. ^uZust 1913. Oesedäktsstelle des Oeutral-Vereins Deutscher kued- und Leitselirikten- kiändler, Berlin 8>V., Xnekistr. 5. In- und Auslandes von Dr. ?aul 8eli>venke, Erstem Direktor der Xönigliellen Libliotüek in Lerllu. XXX. dalii^avZ. 7. u. 8. Hell. dull-Xus^. 1913. Deipriß, Otto Darrasso^vitr. Or. 8'. 8. 290—372^ i ^ I D d LrieksammlunZen des ?OM0 Dareeiolinl von XVilmanns. — Der 8ek1aß>vortl<atalv8 der k. k. Onversitätsbibliotliek in Wien von D. Lodatta. Die erste 8eite. Von Drxvin ^lexander-XatL (öerlin). ^.us »Der 2eitunZ8-Ver1a§«. XIV. dalirgavß. Xr. 30 vom 25. duli 1913. Verlag des Vereins deutseüsrLeitungsverleßer Unlauterer Wettoevverd dureü äünlieüe ^eitseüriktentitel. ^Vus »Dapier-^eitunA«. 38. dalirZ. Xr. 62 vom 3. -VuZust 1913. Verlag der ?apier-2eitunZ, Koriin 8VV. 11. Personalnachriihten. Olestorbcn: am 31. Juli infolge einer Blutvergiftung Herr Jos. Thum jr., Mitinhaber des katholischen Gebetbücher - Verlags Jos. Thum, in Kevelaer. Der Verstorbene, der nur ein Alter von 34 Jahren erreicht hat, war in Gemeinschaft mit seinem Bruder Lampert erst am 25. April 1911 Inhaber des schon 1865 gegründeten hervorragenden Gebetbücher- Verlags geworden, dem er seine ganze Kraft gewidmet hat. Vor zeitig ist er von seinem Schaffen abberufen worden, aber ein treues Gedenken wird ihm folgen. Sprechfaul. Feriengedankcn eines Sortimenters. «Vgl. Nr. 148.) Die Anregung des Kollegen S. erregte soviel Mitgefühl bei mir, daß ich sie nochmals unterstreichen möchte (doppelt hält besser). Auch ich habe meine »Ferien in Gedanken« verlebt, da ich keinen Rat wnßte, auf 2—3 Wochen eine Vertretung zu finden. Es wäre für ältere Gehilfen eine interessante und nicht anstrengende Beschäftigung, da für die laufenden Arbeiten Personal verhanden ist, der Betreffende also nur über dem Ganzen zu schweben brauchte. Wenn sich eine Vermittlungsstelle fände, könnten die Vertreter eine geordnete Rund reise machen. Ferienwochen und Badenachmittage für das Personal sind so selbstverständliche Einrichtungen geworden, daß sie kaum mehr als Vergünstigung angesehen werden, aber dem kleinen Sortimenter ist der eigne Urlaub ein Traumgebilde, das er unter »z. v. W.« (zu ver kneifende Wünsche) zu buchen gewohnt ist. Bei geeigneter Ver tretung würde er es aber wagen, sein Geschäft 2—3 Wochen zu ver lassen. Ein zu Scherzen neigender Kollege meinte, die Vertreter müßte der Verlegerverein stellen, denn mit welcher Arbeitswut würde der durch See- und Höhenluft geläuterte Sortimenter sich in den Neuig keitenvertrieb stürzen! Wer richtet die Vermittlungsstelle ein? D. D. Wandervögel und Buchhandel. Vor mir liegt ein Heft der Wandervogel-Führerzeitung, bas, von F. W. Fulda herausgegeben, im Verlage von Erich Matthes, Leipzig, Kronprinzenstr. Sa, erscheint. Dieser noch junge Verlag gibt sich durch dieses Organ, das in Wandervogel-Kreisen sehr viel gelesen wird, redlich Mühe, seine Bücher direkt an die einzelnen Besteller zu ver treiben, ohne sich im geringsten um das Sortiment zu bekümmern. Ganz davon abgesehen, daß die meisten Wandervögel diese Fllhrer- zeitung direkt vom Verlag beziehen, liegen der Zeitung gedruckte Bücherzcttel bei, mit deni Vermerk: Unterzeichneter bestellt unter Nachnahme des Betrages usw. Welche Gcsahr hierdurch dem ganzen Sortiment droht, weiß jeder zu würdigen, der einen Einblick i» bas Leben der großen Wander-Organisation hat. Darum heißt cs, recht zeitig Vorsorge zu treffen, um die Wandervögel nicht dem Sortiment zu eutsremden. Felix Geißler, i/H. Frommann'sche Hofbuchhandlung, uena. Reinige» alter Stiche und Bilder. «Vgl. Nr. 176.) Aus dem Leserkreise sind uns als empfehlenswert die Firma H. Schmaltz, Berlin-Charlottenburg, Leibnizstraße 73 II, und Herr Ernst Sägenschnitter, Leipzig-Eutritzsch, Thcresienstr. 5, genannt worden. Red.