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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ t8l, 7. August 1913. in Frage kommt, und wie bekannt, gehen alle mechanischen Bewegungen nach links, statt nach rechts«. Lektor: Mir war das bisher zwar noch nicht be kannt, aber es wird schon stimmen. Verleger: Zur gleichen Richtung gehören Professor E. R. Weitz, Hofbuchbinder Collin, Hermann Hesse und Professor Loubier, die beiden letzteren allerdings nur, weil nach ihrer Meinung die große Mehrheit aller Büchertitel ohnehin von unten nach oben gedruckt wird. Die Bibliothekare bilden die Hauptgruppe der Richtung »von oben nach unten«, wobei Geheimrat Schwenke das Bogeng-Van de Veldesche Neigungsmotiv merkwürdigerweise für seine Meinung als Stütze verwendet. Er schreibt: »3., weil man beim Suchen im Fach von links nach rechts vorzugehen pslegt, und dabei, zumal wenn man die rechte Hand erhebt, um das Buch zu fassen, den Kops etwas nach links neigt. In dieser Haltung ist nur der Titel von oben nach unten leicht lesbar.« Lektor: Das stimmt nicht. Verleger: Von namhaften Buchkünstlern stehen nur wenige auf dem »von unten nach oben« - Standpunkte. So sagt z. B. Professor Ehmcke: »Aus Ihre Anfrage teile ich Ihnen höslichst mit, daß meiner Ansicht nach die Rückenschrist auf Büchern stets von oben nach unten laufen sollte, und zwar deshalb, weil, wenn das Buch auf den Tisch gelegt wird, die Schrift im umgekehrten Fall aus dem Kopf stehen würde.« Denselben Grund macht Paul Kersten geltend. Dann sind noch eine Reihe von Verlegern, die alle oben anfangen, darunter Hartleben, Springer, Teubner, Voigtländer. Lektor (hat den Schrank geöffnet, der das Verlags archiv enthält): Wie haben wir es denn eigentlich bisher gehalten? (Er entnimmt ihm zwei dünne Bände, die neben einander stehen, beide betrachten die Rückentitel und brechen in grimmiges Gelächter aus.) Verleger: Da haben wir die Bescherung! Professor Averbeck fängt oben an, sein Kollege Besendorf unten. Lektor: Fragen Sie doch mal bei ihnen an, warum? Verleger: Das ist ein Gedanke (ergreift das Tisch telephon: Bitte, Fräulein, Dreißignullzweiunddreißig, wie? Dreißignulldreiunddreißig? Nein!! Dreißignullzw ei — zwei! — zwei!! — ja zweiunddreißig! Ah, Herr Pro fessor selbst da? Das ist schön! Ich möchte in einer buch technischen Frage von prinzipieller Bedeutung um Ihre Meinung bitten, es handelt sich nämlich um den Rü — ah, Sie haben die Umfrage im Anzeiger für Buchbindereien gelesen! So — Sie sind also ganz der Meinung van de Veldes: alle mechanischen Bewegungen gehen nach links, folglich: nur von unten nach oben! — Ja, aber hier bei dem Gleim, den Sie für mich entworfen haben, geht der Titel von oben nach unten! — So — ja — also Ausnahmen, die durch künstlerische Rücksichten bedingt werden, sind zulässig, so — ja — ja natürlich! Der Künstler muß Freiheit haben, selbst verständlich ! Bin ganz Ihrer Meinung, Herr Professor! Danke Ihnen sehr, empfehle mich bestens! (Hängt ab.) Lektor (windet sich vor Lachen): Wundervoll! Ganz Averbeck! Was wird Besendorf sagen? Verleger: Passen Sie auf, der ist vorsichtiger! Er wird sagen: Das ist ganz Wurscht! (Ins Telephon:) Bitte, Fräulein, Zweiundzwanzigfünfvierundsiebzig — jawohl! ganz richtig! — besetzt? Schön. (Hängt ab.) Lektor: Eigentlich müßte man einmal einen Sorti menter fragen, der muß es doch am besten wissen, welche Methode sich in der Praxis bewährt hat. Krüger, zum Beispiel. Verleger: Er knurrt zwar immer, wenn man ihn anläutet, aber man kann's ja mal darauf ankommen lassen. (Ins Telephon:) Dreihundertachtundsechzig! —Bitte, ich möchte Herrn Krüger selbst sprechen — Ah, guten Tag, Herr Krüger, wie geht's Geschäft? Nicht besonders? Die alte Klage! Ich möchte Ihren Rat als alter Sortimenter in einer buchtechnischcn Frage von prinzipieller Bedeutung er bitten. Welche Art von Rückentiteln halten Sie für die rich tige, — wie? die lesbaren? Sehr gut! Aber ich meine, von oben nach unten, oder von unten nach oben? — So — jawohl — verstehe — ja natürlich! Hat gar keine Eile, wenn Sie erlauben, schicke ich Ihnen mal den Anzeiger für Buch bindereien zu, der bringt nämlich ein Umfrage darüber — Jawohl! — Danke sehr! Auf Wiedersehen! (Hängt ab.) Er will erst mal darüber Nachdenken und auch seine Gehilfen um ihre Meinung befragen. (Ins Telephon:) Bitte, Fräulein, ist Zweiundzwanzigfünfvierundsiebzig nun frei? Ja? Bitte! — Ah, Herr Professor — ah. Sie wissen schon, Professor Averbeck hat Ihnen telephoniert, so, — finden, daß er recht hat, von unten nach oben, jawohl! Ihr Chamisso ist so! Abweichungen zulässig, wenn künstlerisch begründet, schön, ich danke sehr, Herr Professor, guten Tag! Mit Rücksicht auf die noch zu erledigende Abendpost wird die Erörterung jetzt vertagt. Vierzehn Tage später erhält der Verleger den folgenden Brief: Sehr geehrter Herr Kollege! Es war beim besten Willen nicht früher möglich, Ihre Anfrage auch nur notdürftig zu beantworten, ganz zu schwei gen von der Lektüre der mir freundlichst überlassenen Num mern des Anzeigers für Buchbindereien, die ich anbei mit bestem Dairk zurllckgebe. Ein Sortimenter ist ein geplagtes Arbeitstier, selbst in einem Sommer, wo die Geschäfte schlecht gehen, wie dieses Jahr. Ich habe mir die Nummern mit hierher nach Hohenfichten, meiner langjährigen bescheidenen Sommer frische, genommen und will Ihnen nun meine Meinung sagen, so gut ich kann. Es ist in der Tat nicht ganz einfach, an gesichts dieser Menge von Gründen und Gegengründen, von denen jeder etwas für sich hat, auf einer bestimmten Mei nung zu beharren. Ich verschließe mich keineswegs den Grün den, die von seiten der Bibliothekare und von Ehmcke für die Lösung »von oben nach unten« geltend gemacht werden. Die Ehmckesche Begründung »wenn man den Band auf den Tisch legt, so darf der Längstitel nicht auf dem Kopfe stehen«, ent spricht, wie ich mich deutlich erinnere, auch der Lehre, die ich zu Anfang meiner buchhändlerischen Laufbahn empfing. Sie vertritt in der Tat bis zu einem gewissen Grade die Sache des richtigen Prinzips, auf das Sie ja besonderen Wert zu legen scheinen. Wie aber, wenn man die Gegen frage stellt? Was ist denn dabei, wenn der Rückentitel nun wirklich auf dem Kopfe steht, wenn das Buch auf dem Tische liegt? Ist das ein Unglück? Ich glaube nicht! Denn in diesem Falle ist ja doch der Vordertitel zum Lesen da. Ist das Buch aber im Lager gestapelt, so legt man es einfach aufs Gesicht, was ich aus noch auszuführenden Gründen überhaupt für das Richtige halte. Die Antworten der Bibliothekare, die ja mit alleiniger Annahme von Professor Loubier sämtlich »von oben nach unten« vertreten, haben, wie ich glaube, ihre Ursache in gewissen Eigentümlichkeiten der Bibliotheken. In diesen gibt es selten vollbesetzte Reihen, und dadurch stellt sich von selbst eine gewisse Neigung der Bücher nach links ein. Die Lesbarkeit eines von unten nach oben laufenden Titels ist aber, wenn das Buch auch um ganz wenig nach links geneigt im Regal steht, sehr erschwert, dasselbe gilt natürlich für die umgekehrt bedruckten Rllckentitel, wenn die Bücher sich rechts anlehnen. Diese Eventualität kommt ja aber — leider — für uns Sortimenter schon lange nicht mehr in Frage. In der guten alten Zeit gab es in dem halben, der Ostermesse fol- denden Jahre Luft in den Regalen; die heutigen Verleger sorgen aber dafür, daß sofort an die Stelle von einem laufen den Meter Remittenden zwei Meter Novitäten treten. Na türlich alle von äußerster Wichtigkeit! Jedenfalls ist von halb- leeren Fächern schon lange keine Rede mehr, dafür herrscht das Gedränge und der Stapel. Zunächst möchte ich Ihnen (Fortsetzung aus Seite 7VV7.»
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