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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1925
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- 1925-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1925
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- Deutsch
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15V, 3V, Juni 1925, Redaktioneller Teil. vörlenblol: ,, d, Dtlchn, «uchh-ndkl, IV457 tivität im Verlaufe der verschiedenen sie fördernden und hemmen den Strömungen an den Beispielen berühmter Bücher vergegen wärtigen, die in mancher Hinsicht recht lehrreich sein würden. Dann würde neben dem ästhetischen und moralischen Element in der literarischen Produktivität eines Werkes auch noch sein ökono misches hervortreten. Die Bedeutung eines Buchwerkes als gei stiges Gut erschöpft sich nicht in seinen idealen Werten, sie zeigt sich auch in den nationalökonomisch realisierten. Auf die volks wirtschaftliche Bedeutung der geistigen Güter als solcher (und nicht lediglich der sie verallgemeinernden Herstellungs- und Ver triebsformen) hat Adam Müller in seinen theoretischen Ausein andersetzungen schon vor einem Jahrhundert hingewiefcn, die be kannter zu werden verdienten, als sie es noch sind, auch wenn seine Gedankengänge nicht ohne labyrinthische Irrwege verlaufen. So erscheint die gesainte literarische Produktion unter einer höheren Einheit zusammengesaßt und selbst auch da nach ihrer literarischen Produktivität noch erkennbar, wo das einzelne Pro dukt eine solche kaum mehr hat. Und so wird der Buchhandel als Voraussetzung der Literatur, wie ihn ebenfalls schon vor einem Jahrhundert Perthes kennzcichnete, in seiner Gesamtheit als ein Erreger und Träger der literarischen Produktivität sichtbar ge macht, Adam Müller ist seiner literarhistorischen Persönlichkeit nach Romantiker, Für die Romantiker und ihre Idee der Universal poesie war Weltliteratur etwas anderes als für Goethe, Wenn wir jetzt die Bibliophilie als ein geistiges Verhältnis des Lesers zur Weltliteratur auffasscn möchten (wie das Eduard Grisebach in seinen bekannten Bibliothekskatalogen tat), bemächtigen wir uns weit eher der romantisch-literarhistorischen Anschauung einer Weltliteratur, die, mehr retrospektiv gerichtet, die zurückgelegten Wegstrecken an ihren Meilensteinen, an den Hauptwerken der Lite ratur aller Völker und Zeiten, zurückmißt, als daß wir von dem Gedanken Goethes Besitz ergreifen, der in der Weltliteratur die sortwirkendc literarische Produktivität sich immer weiter in die Zukunft hincinerstrecken läßt. Nicht um ein Verfolgen der Ver wandlungen und Wandlungen der Wertinhalte einzelner Werke ist es uns dabei zu tun, sondern um ein dauerndes Festhalten der literarhistorisch fcstgesicherten, fcstgewordenen Buchgestal tungen, die den Text eines Werkes einschlictzen, Neudruck und Übersetzung sind ebenso die Vermittler der Goetheschen wie der romantischen Weltliteratur, aber gerade durch die Art einer solchen Über- und Vermittlung wird das die ab weichenden Auffassungen der Weltliteratur Unterscheidende ver ständlich, Unser Abstand von fernen und fremden Literaturwcrken wird mit den Zeiträumen immer größer, wir eignen sic uns immer von neuem an, indem wir ihren Inhalt und ihre Form unserem Leben anpassen, teils, indem wir den Abstand bestimmen und jene fernen und fremden Literaturwerke als kulturhistorische Zeug nisse betrachten, teils, indem wir sie so modernisieren, daß ihre Ursprünglichkeit irgendwie wiedererweckt wird. Der ausnehmende und weitcrgebende Leser hat sich ständig geändert. Wenn es etwa dem antiken Leser noch geläufig war, die ästhetische Spannung eines Werkes zu würdigen (worüber Ed, Stcmplinger in seiner anregenden Essaysammlung: Die Ewigkeit der An tike. Leipzig, Dieterich, 1924, Aufschlußreiches zu sagen weiß), so Ist das für den modernen Leser, der an folgerichtige Handlung, Spannung, Stoffrciz gewöhnt ist, sehr viel schwieriger. Anders lesen nicht nur Alte und Junge, Dumme und Weise sich in ein Buchwcrk hinein, anders erscheint auch ein früheres Buch dem Späteren, wenn er es als Buchwert sich aneignen und er halten will, wie das der Übersetzer stets wünscht, der nicht die Buchwerksorm sprengen kann, Goethe hat eine doppelte Art der Übersetzungen unterschieden, die freien nach dem Genius und dem Bedürfnis des Volkes, für das übersetzt wird, und die getreuen nach dem Genius des Volkes, aus dessen Sprache übersetzt wird. Die übersctzungsvermittlung, die der Auffassung der Goetheschen Weltliteratur entspräche, wäre die freie, die allmählich die Genia lität aller Völker wieder zusammenführt. Im Bereiche einer historisch angesehenen Weltliteratur, für die die Erhaltung der Originale und nicht ihre Umbildung wichtig ist, kann nur die getreue Übersetzung geltend sein. Auch sie braucht nicht von außen nach innen vorzndringen, keine Jnterlinearversion zu sein, aber sie darf auch den formalen Organismus eines Literaturwerkcs nicht wandeln. Damit bekommt sic immer das Verhältnis einer Kopie zum Original, sie stilisiert in ihrem Zeitstil, und je älter sie wird, desto unähnlicher wird sie dem Original und gewinnt dann die Eigenschaften einer freien Übersetzung, wenn sie Eigen wert hatte. Als Schlegel die klassische deutsche Shakespcareübcr- setzung schuf, die wir nicht missen möchten und die in ihrer, auch typographisch vortrefflichen, Erneuerung durch die Ausgabe des Insel-Verlages in unserem literarischen Besitzstände ge festigt wird, gab er dem deutschen Shakespeare den literarischen Stil der deutschen Schlegclzcit. Wir wissen, daß der originale Shakcspearcstil ein anderer ist. Aber wir können den echten Shakespeare trotzdem nicht mit voller Deutlichkeit erkennen, seine Werke sind so spät zu Litcraturwerken geworden, daß kaum noch die moderne mühsame Shakcspearephilologie ganz und gar den echten Text Herstellen kann (wie ihn ungefähr die Übersetzungen von Hans Rothe, Meyer L Jessen Verlag, Mün chen, zeigen wollen). Auch für die schon klassische moderne Literatur ist es nicht immer möglich, die echte, die litcraturhistorisch glaub hafte Fassung eines Werkes von dessen literarischer Produktivität zu trennen, cs möglichst umfassend in seinem und unserem Sinne gleichzeitig zu verstehen. Geniale Leser muß man deshalb die großen Übersetzer nennen, die ebenso edierend und kommentierend wie interpretierend ein Literaturwerk in allen seinen Werten und möglichst noch in seinem ursprünglichen Wesen sich und uns an- eignen, die Regis und Rückert, die Borchardt (seine Übertragungen auch in schönem äußeren Buchgehalte im Verlage von Ern st Rowohlt, Berlin, und in dem der Breme r Presse, München) und Neumann (sein Gotamo Buddho- Werk in der endgültigen, typographisch ebenfalls sehr gepflegten Gesamtausgabe im Verlage von R, P i P e r L Co,, München), Man muß schon auf solche höchste Muster von Übersetzungen zurückgreifen, deren Sprachmeisterschaft und geistige Struktur ihnen den eigenen Rang von Literaturwcrken gibt, um zu bezeich nen, welche Stellung sich der Bibliophile, wenigstens als ein ge schickter Leser, für seine Bücherwahl in der Büchcrwelt erstrebt. Die hohe Literatur, die literarhistorische Auffassung -der Welt literatur, gibt ihm die Maßstäbe, nach denen er sich der Originali tät eines Werkes soweit als möglich zu nähern sucht, um es in seiner Echtheit zu erfassen. Aber auch das, was nicht zur kano nischen Literatur gehört, reizt ihn, weil er auch da die literarische Produktivität spürt, die er auch aus den alten, den klassischen Originalen auf sich cinwirken lassen möchte. Seine Sehnsucht ist, das Bücher-Chaos in einem Bücher-Kosmos der Weltliteratur sich ordnen zu sehen, in ihm die besten Ausgaben der besten Werke sich erreichbar zu finden. In einer Buchverkörperung eines Wer kes möglichst viele von dessen unvergänglichen und auch vergäng licheren Werten vereinigt zu finden, ist seine Sehnsucht, die ihn oft täuscht. Und so äußert seine Bücherliebhaberet sich in einer Vielgestaltigkeit, die doch immer nur diesem einem Ziele zustrebt, wieder zu vereinen, Ivas sich immer von neuem in der Litcratur- entwicklung trennt, mag er die Erstausgaben und die Provenicnz- exemplare, die Faksiinileeditioncn mit den kritischen Textrezen- sionen und denjenigen Buchdruckwerken vereinen, in denen Buch kunst ini weitesten Wortsinnc eine Ausprägung der Buchform zu sinken strebt, die die literarhistorischen Eigenschaften eines alten Werkes zu erhalten sucht, ohne seine literarische Produktivität zu hemmen. Eine Statistik ländlicher Düchereiarbeit. Unter diesem Titel hat Di-. Franz Schriewer in Flensburg im ersten Hest des fiiinften Jahrgangs von »Bücherei und Bildungspslege« eine kleine Abhandlung veröffentlicht, die, wenn auch naturgemäß auf nord- und grcnzdeutschen Erfahrungen beruhend, doch eine gewisse all gemeinere Be'deutung haben dürfte. Wohl mit Recht weist darin der Verfasser zunächst darauf hin, daß sich in der Entwicklung des öffent lichen Bttchcreiwefens in Deutschland insofern ein bemerkenswerter Umschwung anzubahnen scheint, als die Büchereisache, die bisher im wesentlichen ein« städtische Sache war, nunmehr auch auf das Land llberzugreifen beginnt. Das ist naturgemäß in besonderem Maße in den Grenzgebieten der Fall, wo das Deutsch« mit anderen Sprachen und Kulturen im Wettbewerb steht, un>d wo infolgedessen von der 1385
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