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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1925
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- 1925-06-30
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- 30.06.1925
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10458 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 150. 30. Juni 1925. einen wie der anderen Seite das Büchereiwesen als eines der wich tigsten Mittel der nationalen Kulturarbeit gepflegt wird. Aus dieser wechselnden Bedeutung der Dorfbücherei ergeben sich aber mancherlei besondere Ausgaben, denen man endlich auch bei uns, wie es bei spielsweise in Dänemark längst geschehen ist, ernstlich nahetreten sollte. Will man auf dem Lande ein zugleich qualitativ wertvolles und bodenständig-volkstümliches Büchereiwesen schaffen, so muß man vor allem sichere Unterlagen für die Feststellung des Lesebodürfuissts im allgemeinen und seine Richtung im besonderen haben; dann ist es natürlich ein i'chwerer Fehler, wenn, «vie es heute noch nicht selten der Fall ist, mit mehr gntem Willen als Sachkenntnis von der Stadl ans irgendwelche Bücher aufs Land und insbesondere in Greuzbezirke geschickt werden, ohne daß dabei auf die besonderen Bedürfnisse und Verhältnisse der einzelnen Gegend Rücksicht genommen wird. Der Verfasser ist durch seine Büchereiarbcit im schleswigschen Grenzgebiet, die von der »Zentrale für Nordmarkbüchcreien« geleitet wird, in der Lage gewesen, von 50 ländlichen Orten zu sammeln, worüber er an der genannten Stelle berichtet. Das von diesen 50 Büchereien versorgte Gebiet hatte 24 700 Einwohner. Die Zahl der darin ausgestellten Bände betrug 15 850, die der sie benutzenden Familien 2105, die Ge samtzahl der Entlcihungen 54 381, worin 10 816 auf Schulpflichtige, 43 505 auf Schulentlassene -entfielen; auf die einzelnen Einwohner ent fielen daher 2,2, auf die Familien durchschnittlich 25 Bücher im Jahre. Damit ist fiir die Berechnung der finanziellen Grundlage einer Dorf bücherei zweifellos ein gewisser Anhalt gewonnen. Da die Bücher durch die Benutzung selbstverständlich, und zwar auf dem Lande im allge meinen mehr als in der Stadt eine Abnutzung erleiden, so wird die Erhebung eines Lcsegeldcs unerläßlich, und dieses muß natürlich so be messen sein, daß nicht nur die Erhaltung, sonidern auch ein sach gemäßer Ausbau der Bücherei gewährleistet wird; da man nach den Berechnungen des Verfassers annchmen kann, daß jede die Bücherei benutzende Familie sozusagen im Laufe eines Jahres ein Buch zerlieft, dürste sich etwa ein Lesegeld von 5 Mark pro Familie und Jahr als angemesse-n ergeben. Im einzelnen ergaben sich natürlich sowohl hinsichtlich des Lese- bedürfnisscs überhaupt wie bezüglich der Richtung des Interesses manche z. T. nicht unerhebliche Unterschiede. So war z. B. bei den Bewohnern der friesischen Inseln — Sylt, Föhr ustv. — eine besonders starke Lesetätigkeit und dazu auch eine besondere Bevorzugung von Reise beschreibungen festzustellen; die insulare Abgeschlossenheit, die zu geistiger Tätigkeit aurc-gt, sowie die starke Berührung dieser see fahrenden Bevölkerung mit fremden Ländern dürften diese Erschn- nu»g zwanglos erklären. Im übrigen nahm, wie üblich, unter den einzelnen Gruppen hinsichtlich der Benutzung »Schöne Literatur« den ersten Platz ein (4VAZ, dann folgten Jugendbücher (19?L), Heimat bücher (16,5^), Erdkunde (5,5^1, plattdeutsche Bücher (4°/»), während Lebensbeschreibungen, Geschichte und Naturkunde sich mit je 2H°/ö und 2A begnügen mußten. Diese geringen Zahlen im geschichtlichen und naturkundlichen Gebiet sind gewiß ausfallend, und mau wird dem Verfasser kaum widersprechen können, wenn er die Ursache dieser Erscheinung in erster Linie in dem Mangel an wirklich volkstümlichen Büchern auf beiden Gebieten, wohl auch in Mängeln des bisherigen geschichtlichen und naturkundlichen Unterrichts sieht. Im übrigen hat sich auch bei dieser Statistik gezeigt, daß das Format, überhaupt das A u ß e r e eines Buches einen wesentlichen Einfluß auf die Benutznngs- zifser hat. Auch die ländliche Bücherei wird daher nach der Ansicht des Verfassers gut tun, von verschiedenen Ausstattungen eines und desselben Buches, die sie etwa bekommen kann, die bestezuwähle u, auch wenn sieteurer i st. Dagegen ist es ein Irrtum, zu glau ben, daß die billigen Neihenschriften das alleinige Material zum Ausbau einer ländlichen Bibliothek seien; denn der ländliche Leser geht an sie ebenso ungern heran wie der städtische. Für die volks- bildncrische Wirksamkeit der Büchereien im allgemeinen ist aber na turgemäß ein literarisch gut geschulter Büchereileiter die erste Vorbe dingung; denn gerade in kleinen ländlichen Büchereien ist das Ver hältnis der Leser zum Buch in der Regel ein Spiegel des Verhält nisses des Büchereileiters zum Buch. llans üe^clilclils cker 8clirift. nit 303 ^bkilckunxen. 23 l 8. 4". I^vcl. dlk. 40 — Zahlreiche Schristfundc und eine Fülle von Spczialarbeiten aus dem Gebiete der Schriftgeschichte, vornehmlich der letzten zwei bis drei Jahrzehnte, haben unsere Auffassung vom Wesen der Schrift so wesent lich verändert und unsere Kenntnis der außerordentlich komplizierten geschichtlichen Vorgänge so stark erweitert und bereichert, daß der Wunsch nach einer zusammenfasscnden, die neueren Forschungsergeb nisse berücksichtigenden Darstellung immer lebhafter wurde. Die bis herigen zusammenfassenden Darstellungen (vor allem Faulmann und Wuttke) tragen in keiner Weise mehr dem gänzlich veränderten Stande der Wissenschaft Rechnung; verdienstliche neuere Abhandlungen, wie etwa N. Stübes »Der Ursprung des Alphabets und seine Entwicklung (Berlin, Heintze K Blanckertz 1021), beschränken sich auf ein größeres oder kleineres Teilgebiet. Gerade aber bei Einzeluntersuchungen über ein bestimmtes Gebiet aus der Schriftgeschichte empfindet man es immer wieder als Mangel, daß die ins Detail gehende Forschung den Zu sammenhang mit der Gesamtentwicklung zu verlieren droht, während andererseits jede wertvolle Spczialuntersuchung einen wichtigen Schritt ans dem Wege zu einer Synopse der ganzen Entwicklung bedeutet. Der durch Untersuchungen aus dem Gebiete der neudänischen Laut und Formenlehre und durch »Studien zur Morphologie der polyncsi schen Sprachen« bekannte Verfasser hat sich in dem vorliegenden Werke der ebenso schwierigen wie kühnen Ausgabe einer zusammenfasscn den Darstellung der Schriftgeschichte unterzogen. Betrachten wir sein Buch in seiner Gesamtleistung, so dürfen wir zunächst Jensen die Berechtigung seines im Vorwort geäußerten Anspruchs, »alles Wesent liche beachtet zu haben«, zugebeu. Aber in dieser Betonung des »Wesentlichen« liegt zugleich eine Einschränkung. Der Begriff des Wesentlichen schließt den des Vollständigen aus. Gewiß soll man in einer Gesamtdarstellung nicht »tausenderlei Einzelheiten cpigraphischer und paläographischer Art« suchen, gewiß soll das Buch »spezielle Hand bücher über solche Dinge« nicht ersetzen. Aber alle »solche Dinge müssen doch in eine Darstellung verwoben werden. Der Verfasser führt eine Fülle von Hypothesen an. So konnte I. auch bei weniger wichtigen Problemen — aber welches sind denn die »wichtigeren Probleme? — Hypothesen anführen. Aber darin liegt gar nicht der Kernpunkt. Der Verfasser kennt alle Hypothesen, auch bei weniger wichtigen« Problemen, er meistert seinen Stoff, aber er kommt noch nicht ganz von den Einzelproblemen los; er ringt noch mit dem uuge heuren Material, das er verarbeitet hat. Es fehlt noch die künst lerische Verarbeitung, wenn ich so sagen darf, die die zahllosen und komplizierten Einzelheiten in einer einzigen harmonischen Schöpfung zusammensaßt, in der das Einzelne zwar da, aber unsichtbar geworden ist. Eine kleine Änderung im Titel hätte den Inhalt des Buches, so wie es jetzt vorlicgt, besser gekennzeichnet: wenn der Ver fasser sein Buch statt »Geschichte der Schrift« etwa »Abriß der Geschichte der Schrift« oder so ähnlich betitelt hätte. Aber nach der ganzen An lage des Buches und nach der Anordnung des Stoffes darf mau schon heute sagen, daß aus dem »Abriß« einmal eine »Geschichte« werden kann. Zu dieser Prophezeiung berechtigt nicht allein die ungemein klare und übersichtliche Darstellung, sondern vor allem — darauf scheint mir der Hauptwert des ganzen Werkes zu beruhen — die ausgezeichnete methodische Behandlung des Stoffes: Vorstufen der Schrift — Jdeenschrift — Wortschrift -- Silbenschrift — Buch stabenschrift. Dabet mag noch eines anderen bedeutenden Vorzugs, der das Buch auszeichnet, gedacht werden. Die meisten, die sich mit der Geschichte der Schrift beschäftigen, betrachten diese in der Regel von rein formalen Gesichtspunkten aus. So wichtig nun auch die ästhetische Betrachtungsweise der Schrift sein mag, so muß doch jeder, der sich mit ihrer Geschichte beschäftigt, ein gewisses Maß an lingui stischer Schulung und Kenntnis mitbringen, um ihrem Wesen nach spüren zu können. Denn die Schrift ist das Korrelat der Sprache. Das, was uns der Verfasser in seinem Werke gibt, ist eine auf sprach wissenschaftlichen Grundlagen beruhende Schilderung des Entwicklungs ganges der Schrift von ihren in der grauen Vorzeit sich verlieren den Spuren bis znr modernen abendländischen Druckschrift. Aber wie die Sprache den jeweiligen Stand einer Kultur widerspiegelt, so ist auch die Schrift - und zwar in einer noch viel sinnenfälligeren Form als die Sprache - lebendiger Ausdruck der iu einer bestimmten Kul tnrepochc spielenden Kräfte. Und wie cs eine Sprachphilosophie gibt so gibt es auch eine wissenschaftliche Betrachtung der Schrift, die man als Schriftphilosophie bezeichnen kann. Die mannigfaltigen tie fen und dem Auge oft verborgenen Beziehungen, die zwischen der Knltur einerseits und der Sprache und Schrift andererseits eines Volkes oder von Völkergruppen bestehen, scheinen mir in dem Buche noch nicht genügend hervorgchoben zu sein. Eben dies ist aber wohl in einem tieferen Sinne die Bedeutung der vom Verfasser angeführten Worte des Franzosen PH. Berger: »Eomme le8 lanZueg, Ie8 öcritures Aber das alles sind Wünsche und Anregungen, die der Verfasser, dem inan zu seinem Blich nur Glück wünschen kann, vielleicht in Er wägung zieht. Dazu möchte ich noch einige kritische Anmerkungen,
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