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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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212, 12. Septeniber 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel 9127 Das Hamburger Fremdenblatt am 7. September I9IZ: „Norddeutsche Monatsheftes »Norddeutsche Monatshefte? Die gibt es ja nicht.« Ganz recht, die gibt es nicht. Leider! Denn es sollte sie geben. Das ist schon seit Jahren eine von vielen gehegte Überzeugung. Aber gleichzeitig wer den überall achselzuckend Zweifel geänsrert, ob eine derartige Zeitschrift sich durchsetzen könne. Norddeutschland sei stets so sehr das Land des praktischen Verstandes gewesen und demzufolge in den letzten Jahrzehnten der maßen dem Geschäftsgeiste verfallen, daß eine aus die Verinnerlichung der Kultur dringende Zeitschrift auf keinerlei Verständnis stoßen werde. Jeder derartige Versuch sei miß glückt. Als Beispiel wird der vor Jahren im Verlag von Alfred Janssen in Hamburg be gründete »Lotse« angeführt; im selben Verlag ist übrigens auch eine neuerliche Zeit schrift (die (!) »Zeitschrift«) einge- gaugeu. Nuu, sie machte ungeschickt in Sen sation und tischte im übrigen ein buntes Sammelsurium von Aufsätzen auf, deren Bei einander keinerlei kulturelles Programm verriet; sie hat ihr Schicksal viel eher als der »Lotse« verdient, der, von Carl Möncke- berg und Siegfried Heckscher anfangs vor züglich geleitet, eine Weile die Hoffnung er weckte, daß in ihm endlich die führende Zeit schrift für Nordwestdeutschland erstanden sei. Leider ging sie an der Teilnahmlosigkeit des Publikums zugrunde: allerlei Unvorsichtig keiten der Leitung waren nicht ohne Mitschuld an diesem Schicksal. Im übrigen ist die Unterschätzung des norddeutschen Publikums keineswegs ohne weiteres gerechtfertigt. Das zeigt die Bremer »G ii l d e n k a m m e r«, die sich — allen ihren Mängeln zum Trotz — noch immer über Wasser hält. Aber ob sie imstande ist, sich zu einer wirklich führenden und für ganz Nordwesldeutschland maßge benden Nevue zu entwickeln, muß freilich be zweifelt werden. Immerhin muß ihre Exi stenz Hamburg beschämen, das, trotzdem es der Vorort Niedersachsens ist, weder eine »G ü l d e n k a m m e r « noch eine so origi nelle und bedeutsame Wochenschrift anfweist, wie es die viel zu wenig bekannten »Lü becker Beiträge« sind. Es hat nicht an Bestrebungen gefehlt, auch in Hamburg we nigstens eine diesen Organen entsprechende Zeitschrift zu schaffen. Ein junger hiesiger Verlag erwog noch vor kurzem die Begrün dung einer Zeitschrift für norddeutsche Kul tur und Kunst, die den Namen »Q uick - born« führen sollte; aber der Plan schei terte an der Erwägung, daß diesen Namen bereits eine hiesige Vereinszeitschrift trägt, und vielleicht auch an der Mutmaßung, daß sie nicht sofort klingende Erträge abwerfcn werde. Es hätte in diesem Falle also doch etwas auf sich mit dem Mißmut der Idea listen über den in Nordöeutschland allzu stark eingewuchertcn Schachergeist! Diese Bemerkungen sind durch eine etwas sonderbar anmutende Notiz im September- Heft der übrigens auch von uns stets als vortrefflich anerkannten »Süddeutschen Monatshefte« (München, Verlag der »Süddeutschen Monatshefte«) veranlaßt. Sie vollenden mit diesem Heft ihren zehnten Jahr g a n g. Süddeutschland mit Einschluß der Schweiz und der deutschen Länder Öster reichs besitzt in dieser Monatsschrift ein Or gan, das sich seiner Aufgabe mit Ernst und Eifer annimmt. Blättert ein Norddeutscher in ihren Heften, kann cs nicht anders als mit einem Gefühl hochachtungsvollen Neides geschehen, daß seine Heimat in dieser Be ziehung völlig brach liegt. So haben die »Süddeutschen Monatshefte« vollständig recht, wenn sie in der erwähnten Notiz schreiben: »In unserer Zeitschrift ist ein Zeitschriften typ geschaffen, von dem wir wissen, daß er das ist, was gerade viele Norddeutsche su chen,« aber ihre Folgerung, daß es nur ihr Titel sei, der ihrer Verbreitung in Nord deutschland hindernd im Wege stehe, ist doch wohl nicht gerechtfertigt. Die Norddeutschen suchen keine Zeitschrift für süddeutsche, son dern für ihre eigene Kultur und wünschen ihr die gleiche Art und den gleichen Erfolg, wie ihn — in Süddeutschland — die »Süd deutschen Monatshefte« davongetragen haben. Wir haben gleichwohl nichts dagegen, wenn die Münchener Zeitschrift auch bei uns recht eifrig gelesen wird, aber wenn die Notiz weiter bekundet, daß eine Reihe ihrer n o r d- de utschen Freunde bemüht sind, Be triebsmittel für die Einführung der »Süddeutschen Monatsheft e« in Norddeutschland zu schaffen, so halten wir dasfür einen Ausdruck jenes gerade bei uns so häufigen Idealismus, der immer vergißt, daß einem — grob sprich wörtlich ausgedrückt — das Hemd näher ist als der Nock. Ist doch der Norddeutsche weit bester über süddeutsche Kultur orientiert als umgekehrt! Wer wüßte bei uns nicht den Schwaben vom Alemannen und Franken mit all ihren Unterarten zu unterscheiden, wer kennt nicht die Eigenart der Bajuwaren, Schweizer und Elsässer? Was aber weiß der Süddeutsche vom Norddeutschen? Für ihn ist jeder Norddeutsche »a Preiß« und gar oft »a Sanpreiß«. Natürlich ist die süddeutsche Geringschätzung des Preußen in keiner Weise gerechtfertigt, obwohl Dr. Hans Kurellas Äußerung, der Preuße sein nicht nur ein Spartaner, sondern zugleich eiu Böo tier*), bei aller Schärfe nicht ganz unbegrün det sein mag. Der so geartete Stamm hat nun zwar in Norddeutschland die politische Vormacht, und die oft gerühmte Zähigkeit *) Vergl. das interessante Wert Die Intellektuellen und die Gesell schaft. Ein Beitrag zur Naturgeschichte begabter Familien. Von vr. H. Kurella, W i e s b a d e n , I. F. B e r g m a n n. (S. 3.) der übrigen norddeutschen Stämme ist seit dem Aufschwünge Preußens einer geistigen Ermüdung gewichen, die in ihrer Indolenz auf die Behauptung ihrer kulturellen Eigen art ivenig Wert mehr zu legen scheint. Etwas widerborstig verhalten sich, scheint's, allein noch die Welfen, aber in völlig unfrucht barer Weise, denu die »niederdeutsche Treue«, deren sie sich rühmen, hat auf eine lebendige Entwicklung ihrer Eigenart keinerlei Einfluß, sie wirkt eher wie eine starrsinnige Ver steinerung. Und was tun Nordfriesen und Ostfriesen, Kehdinger, Wurster, Hadler, was tun Dithmarsen, Holsten, Stormarn, Wag- rier, Angler und Schleswiger, um nur einige Namen zu nennen, für eine lebendige Teil nahme im Sinne ihres Volkstums an der Entwicklung einer bodenständig norddeutschen Kultur? Es gibt gewiß allerlei Heimat vereine, allerlei Bemühungen um die Erhal tung des Volkstums, aber es fehlen die gro ßen Ziele, der lebendige Zusammenschluß: diese kleinen und kraftlosen Anstrengungen können der Nivellierung nicht Vorbeugen, die der Hauptgrund für die unleugbare Ab neigung des Süddeutschen gegen den Nord deutschen ist. Dies partikularistische Konven- tikeltum schafft so wenig lebendige nord deutsche Kultur, als cs eine aller Eigenart feindliche Vereinheitlichung zu tun vermöchte; es sind viele Stimmen, aber sie reden wirr durcheinander, statt den Einklang eines macht vollen Chores zu suchen. Was kann uns in dieser Beziehung aber die Verbreitung einer Münchener Monats schrift für Süddeutschland, die Schweiz und Deutschöstcrreich nützen? Sie gibt sicher mancherlei Anregungen, enthält aber ander seits so viele Beiträge, die sich speziell an ihre ursprünglichen Leser wenden, daß oft die Hälfte der Hefte für uns totes Papier bleibt. Was kann uns zum Beispiel ein Aufsatz ge ben wie jener von Sebastian Merkle*) über den katholischen Bischof Sailer im letzten Septemberheft? Weit fruchtbarer wäre sicher ein Entschluß jener norddeutschen Leser der »Südd. Monatshefte« gewesen, der die Be gründung eines norddeutschen Gegenstücks zu ihr ins Auge ge faßt hätte, ein Aufruf zur Sammlung der zerstreuten Kräfte in der eigenen Hei mat, in der Absicht, neues Leben zu wecken, und zugleich den Süddeutschen zu zeigen, daß es auch den Norddeutschen an wertvoller Eigenart und an der Kraft, eine der ihren gleichwertige Kultur zu schaffen, nicht man gelt. Die »Brücke über den Main«, deren Bau die »Südd. Monatshefte« unternehmen wollen, muß von Süd- und Norddeutschen gemeinsam geschlagen werden. Aber wenn unsere süddeutschen Brüder von Süd nach Nord marschieren wollen, müssen wir uns vom Norden nach Süden in Bewegung setzen, um uns zu diesem Gemeinsamkeits werk vereinigen zu können, I. X. *Wir haben es für billig gehalten, nach dem Urteil der Deutschen Tageszeitung und des Hannoverschen Courier auch das vorstehende zum Abdruck zu bringen, können aber die Bemerkung nicht unterdrücken, daß es ziemlich viele Norddeutsche interessiert, wenn ein großer deutscher Kirchenhistortker sich über den römischen Index äußert. Süddeutsche Monatshefte G. m. b. H. München. 11W*
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