251, 28. Oktober 1913. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11413 ls- ^^oetheS Briefe bilden nicht nur die allernotwendigste Ergänzung zu seinen Werken, sie gehören unmittelbar zu ihnen selbst, wenn schon sie nur in verschwindend wenigen Ausgaben von Goethes Werken bislang enthalten waren. Michael Bernaus hat schon vor Jahrzehnten darauf verwiesen — und seine Worte können nicht oft genug wieder holt werden —, daß man in Frankreich keine vollständige Sammlung der Werke von Voltaire, Rousseau, Diderot, in England keine voll ständige Ausgabe von Pope, Swift, Scott, Byron sich ohne ihren Brief wechsel denken könne, wieviel mehr sollte das bei dem größten deutschen Geiste der Fall sein! Das Vermächtnis, das Goethe der Welt Ln seinen über fast sieben Jahrzehnte sich erstreckenden Briefen hinterlassen hat, verdient wahrlich nicht minder Gemeingut zu werden, wie seine Dich tungen und Werke selber es geworden sind. Das gilt ganz besonders von der vielgerühmten Philipp Stein- scheu Ausgabe, in der durch eine vortreffliche Auswahl alles Charak teristischen, Schönen und Bedeutenden und durch geschmackvolle bio graphisch-literarische Einführungen und Kommentare darauf Bedacht genommen ist, daß dieser Briefschatz wirklich dem deutschen Volke er schlossen werden, dieses Erbe also im Goetheschen Sinne erworben werden kann. Aus einigen Besprechungen: Eduard Engel im „Tag": Mehr als alle Goethe-Bünde wird diese ausgezeichnete Veranstaltung für die Kenntnis Goethes wirken, und am Ende ist Goethe-Kenntnis doch das beste Mittel, um die Ziele auch eines Goethe-Bundes zu erreichen. „Rheinisch-westfälische Zeitung": was schlechterdings untadelig ist und höchste Anerkennung verdient, sind die beigegebcnen klaren, allgemeinverständlichen, bei aller Knappheit durchaus erschöpfenden Einleitungen und Erläuterungen. Überall wird man diese Goethe-Briefe mit Genuß und Nutzen lesen können. Professor Oe. Ludwig Geiger in der wiener „Zeit": Diese Sammlung der Briefe Goethes ist wirklich die beste Biographie, denn alle Seiten der Tätigkeit, auch die geschäftlich-advokatorische, werden gestreift. Der Heraus geber, durch seine früheren Brief-Editionen wohl vorbereitet, hat in seinen Zutaten das richtige Maß gehalten, keine gelehrten lTlotizen gegeben, sondern kurze Erklärungen, und oft mit kleinen verbindenden Bemerkungen die zerstreuten Stücke zu einem Ganzen ge eint. Möge die Sammlung die Erkenntnis von des Dichters Leben und Bedeutung steigern: „Der Dichter in seinen Briefen ist sein bester Biograph"! ni Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 80. Jahrgang. 148V