245, 21. Oktober 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11047 .Wilhelm Raabs glaubte als Jüngling seine Neigung zu Büchern am besten im Buch handel befriedigen zu können. So trat er denn 1849 in die Lreutzschs Buchhandlung zu Magdeburg als Lehrling ein. Die buchhändlerischen 'Zahrs sind für ihn zugleich auch rechte Studienjahre gewesen, denn seine freie -Zeit hat er weidlich ausgenutzt, um zu schmökern und zu studieren, — nicht ohne Nutzen für seine spätere Laufbahn als Schrift steller. Eine Frucht seiner damaligen Studien ist sein historischer Roman: Nnseres Herrgotts Kanzlei, dies großartige Gemälde aus dem 'Zähre 1550, das die tapfere Gegenwehr des evangelischen Magdeburg gegen die Armee des Interim unter Moritz von Sachsen schildert. Immer hin ist anzunehmen, daß der buchhändlerische Beruf, der schon so manchen enttäuschte, auch Wilhelm Raabe auf die Dauer nicht befriedigt hat. Denn dieser Beruf, so ideal er den Fernstehenden erscheint, bedingt verschiedene (Qualitäten, die nicht jeder dazu mitbringt. Dem Buch händler, dem Träger und Förderer der Literatur, dem Manne, der nicht nur um des Gewinnes halber handeln soll, muß dennoch der klug rechnende Kaufmann jederzeit über die Schulter blicken, wenn die Rechnung stimmen soll. Wer also neben seiner idealen Gesinnung nicht auch den nötigen Rechengeist, für den niemals 2mal 1, sondern immer nur 2mal 2^-4 ist, mitbringt, soll dem schweren Beruf getrost fern- bleiben. Ein Buchhändler soll eigentlich so der richtige faustische Zwei- Seelen-Mensch sein: die eine seiner Seelen soll sich täglich aus dem Wust des Alltags zu den Gefilden hoher Ahnen schwingen, während die andere in derber Lebenslust das Hauptbuch mit seinem Soll und Haben, seinem Gewinn- und Verlustkonto umklammern soll So mag denn auch Wilhelm Raabe zur rechten -Zeit noch erkannt haben — und er war als Aweiundzwanzigjährigsr reif genug, dies zu erkennen —, daß ihm der für den erwählten Beruf nun einmal not wendige Vorteils- und Rechengeist fehlte, oder es mögen ihn andere Erwägungen geleitet haben, kurz und gut, er sattelte nach vollendeter Lehrzeit um und wurde — Dichter, der größten einer, die Deutschland hervorgebracht, ein Dichter und Meister, der das deutsche Volk reich gemacht hat durch seine lautere, deutsche Dichtkunst." Eine Ehrenpflicht für jeden deutschen Buchhändler ist es, mit allen Krästen für Wilhelm Raabe zu wirken. Dieser Pflicht wird er am besten im Sinne des Dichters gerecht, wenn er sich für die monumentale und doch wohlseile Gesamtausgabe seiner Werke, die Raabe zu Lebzeiten so sehnlich gewünscht hat, in ungewöhnlicher Weise einsetzt. In drei einzeln käuflichen Serien zu je b Bänden erscheint diese Ausgabe. Serie l ist soeben ausgegeben, Serie ll erscheint im September 1914, Serie III im September 1915. Preis jederSerie in Leinwand 24M., in Halbfranz 33M. Derlagsanstalt für Litteratur und Kunst / Hermann Klemm in Derlin-Grunewald s