Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1913

11700 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 255, 3. November 1913. gegeben sind. Der Post genügt dies aber keineswegs. Sie verlangt, bevor sie Sendungen, die an den Verlag gerichtet sind, ausliefert, die Bestätigung, daß tatsächlich der Verleger auch ans dem Blatte angege ben ist. Nun sollte man meinen, dass nichts einfacher wäre, als diesen Nachweis zu erbringen, denn der betreffende Postbeamte braucht sich ja nur durch den Augenschein davon zu überzeugen, daß der Verlag auch wirklich angegeben ist. Das genügt aber nicht. Man verlangt eine Bestätigung durch die Polizeibehörde. Eine Berliner Verlags anstalt mußte, um die für eine ncugegrllndctc Zeitschrift eingehenden Postsendungen zu erhalten, beim Polizeipräsidenten einen Antrag stel len, und dieser erteilte bau» den folgenden schriftlichen Bescheid: »Auf den mündlichen Antrag vom 18. Oktober bestätige ich er gebenst, daß sich auf dem hier hinterlegten Exemplar des Hefts 1 der periodischen Druckschrift ,Die Bureau-Industrie' vom Jahre 1913 der Vermerk befindet: ,Verlag Union Deutsche Berlagsgesell- schaft, Zweigniederlassung Berlin 8. i>1.'«. Man beachte wohl, daß es sich nicht darum handelt, von der Polizei die Bestätigung zu erhalten, daß wirklich die angegebene Verlagsfirma auch Verleger des betreffenden Blattes ist — ein solches Verlangen hätte ja noch Sinn —, sondern die Post verlangt von der Polizei die Bestätigung, daß der Verlegervcrmerk auf dem Blatte angegeben ist, wovon sie sich doch schneller und einfacher dadurch überzeugt hätte, daß sie durch einen ihrer Beamten Nachsehen ließ. Das heißt denn doch die Polizei mit Dingen behelligen, die wirk lich nicht ihres Amtes sein können, ganz abgesehen davon, daß die Post sich selbst damit das Zeugnis ausstellt, nicht prüfen zu können, ob auf dem Blatte der Verlagsvermerk angegeben ist. Außerdem berührt cs eigenartig, wenn eine Verlagsanstalt sich erst auf diese Weise von der Polizei bestätigen lassen muß, welchen Vermerk sic auf ihrem Blatte angebracht hat, uni nur in den Besitz der Post sachen zu gelangen. Ich weiß nicht, ob es sich hier um eine Maßnahme handelt, die nur in Berlin ausgeübt wird, jedenfalls aber ist cs ein Brauch, von dem der Bruch mehr ehren würde als die Befolgung. Fritz Hansen. Verlängerung des serbische» Moratoriums. — Die serbische Re gierung hat das Moratorium fiir Wechselverpflichtungen abermals, und zwar bis 1. April verlängert, während fiir andere Zahlungen ein Ubergangsmodns geschaffen werden soll. Da in dem Warenverkehr mit Serbien die Deckung für die gelieferten Erzeugnisse zum größten Teil durch Wechsel erfolgt, wiirde die Hinausschiebung einer Aufrcchterhaltung des bestehenden Moratoriums fiir nicht viel weniger als ein halbes Jahr gleichkommen. Der Schutzvcrband für Deutschen Grundbesitz wird in der Zeit vom 12.—15. November in den Hörsäleu der Landwirtschaftlichen Hoch schule zu Berlin einen volkswirtschaftlichen Kursus veranstalten, auf dem die für den Grundbesitz augenblicklich wichtigsten Fragen zur Er örterung gelangen. Der Kursus verfolgt in der Hauptsache den Zweck, Aufklärung zu schaffen über die Stellung des Grund und Bodens in der deutschen Volkswirtschaft, um Vorurteile und irrtümliche Anschau ungen, die in den letzten Jahren vielfach hervorgetrcten sind, zu be seitigen. llbersichtsplan und Hörerkarteu durch die Geschäftsstelle des Schutzverbaudcs, Berlin 8., Taubenstraße 44—45. In Österreich verboten: Frühlingstraum, Theaterstück. Braunau. — ^rokivio trontino. II.—III. Lancl. Dcntsch-Schwcdische Vereinigung. — Die Hauptversammlung der deutschen Abteilung der Deutsch-Schwedischen Vereinigung findet am 5. November, nachmittags 6 Uhr, in Berlin 0, 2 Spandauer Str., 1 Treppe, Zimmer 55, statt. Zur Festlegung des Schuljahres. — Die Dresdner Handelskammer empfahl dem Minister des Innern auf ein von ihr gefordertes Gut achten über die Festlegung des Schuljahrbeginns den Beginn auf den ersten Montag des Monats April festzusetzen, die Ferien vor diesen Beginn zu legen und gegebenenfalls auzuordncn, daß die Konfirmation vor dem Schulbeginne stattzufinden habe. Ein Kongreß für Wohnungsaufsicht und Wohnungspslege wird von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt in den Tagen vom 2. bis 4. De zember im Rathausc der Stadt Charlottcnburg veranstaltet. Es sollen in systematischer Reihenfolge alle wichtigen Probleme be handelt werden, so insbesondere die allgemeine Bedeutung der Woh- uungsaufsicht, die Wohnungsmängel und die Art ihrer Bekämpfung, das Schlafgängcrwcscn, die WohnungSpflegc, die Einrichtung von Woh nungsämtern, der Wohnungsnachweis usw. Die ersten Autoritäten aus dem Gebiete haben ihre Mitwirkung zur Verfügung gestellt, ins besondere bekannte Kommuualbeamie, wie Oberbürgermeister Domini- cns-Schöncberg, Stadtrat Seybel-Charlottenburg, Bürgermeister Or. Luppe-Frankfurt a. M., die Beigeordneten Rath-Essen und Hopf- Elberfeld, Stadtrechtsrat Moericke-Mannhcim, Bürgermeister Or. Mül- ler-Darmstadt, die Landcswohnungsinspektoren von Bayern, Württem berg und Hessen, bekannte Wohuuugsiuspektorinneu usw. Der Verband der deutschen Jude» hält seine 5. Hauptver sammlung in H a m b u r g ani 8. und 9. November ab. Auf der Tages ordnung stehen u. a. der Geschäftsbericht sowie Vorträge des Rabbiners Or. Goldschmidt-Königshütte über: »Die soziale Fürsorge in der jüdischen Religion« und des Reichstagsabgeordnctcn vr. Haas-Karls- ruhe über: »Die Juden im öffentlichen Leben Deutschlands«. Die Gesellschaft für soziale Reform erläßt soeben ihre Einladung zur 0. Hauptversammlung, die vom 20. bis 22. November in Düssel dorf stattfinden soll. Gegenstände der Beratung sind der Arbcits- tarifvertrag und das gewerbliche Eiuigungswesen, insbesondere die Frage eines Neichseinigungsamts. Der 10. Allgemeine Ncuphilologcntag wird zu Pfingsten 1914 in Bremen stattfindcn. Auf der Tagung wird Uber das Thema der Vereinfachung der grammatikalischen Terminologie verhandelt werden. Personalnkchrichten. Auszeichnung. — Herrn Eugen Tcichmaun in Gera, dem Generalbevollmächtigten der Kommissionsbuchhandlung Rudolph Hart- mauu, Leipzig, ist von, Fürsten von Neuß die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen worden. Gestorben: am 30. Oktober nach schwerer Krankheit im 62. Lebensjahre Herr Heinr. Stephanus in Trier. Der Verstorbene erwarb ani 1. Oktober 1878 das Sortiment der 1895 gegründeten Firma Ed. Groppe in Trier, das er zuerst unter der Firma Groppe'sche Buchhandlung sHeiurich Stephanus), seit 1. Juli 1883 unter Heinrich Stephanus fortführte; ferner: ebenfalls am 30. Oktober Herr Hauptmann Karl Eberle- Lienert, Teilhaber der Firma Eberle, Kälin L Cie. in Ein- siedeln. Der Verstorbene war der technische Leiter des großen Betriebes und wurde in, Alter vv» 64 Jahren nach nur dreitägiger Krankheit aus seinem Wirken abbcrufcn. Charles Francis Richardson s. — Nach den Berichte» amerikanischer Zeitungen ist dieser Tage der Literarhistoriker Prof. Charles Francis Richardsou im Alter von 62 Jahren gestorben. Er gab Coopers be rühmtes »Tks llast ok tllo lAokioans«, Poes »Gesammelte Werke«, usw. heraus. Zahlreich sind auch seine eigenen Werke, unter denen ihm namentlich »lüe 6koieo ok Loolls« (1881) viele Leser und Freunde auch diesseits des Ozeans verschaffte; ferner sind zu erwähnen: »^ primor ok ^msrioan llitsraturs«, »American lätsrakurs« (zwei Bände), »Dro LollsZo Look«, »Iks 6ros8« (Gedichte) und »Iks Lnck ok tkis LsZiniiuiA«. Sprechsaal. iOhnc Verantwortung der Redaktion' jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Feststellung eines Vereinslieferanten. Es ist uns gelungen, einwandfrei festzustcllen, daß die Firma Otto W e b c r in L e i p z i g die sehr umfangreichen Lieferungen medizinischer Lehrbücher fiir den Verein Studierender aus Rußland sPirogoff-Vercin) in Berlin vermittelt. Dieser Verein gibt die Lehrbücher au seine Mitglieder, aber auch an andere Berliner Studierende mit 15 bis 20 Rabatt ab. Er erhält fast täglich sehr große Leipziger Sendungen. Die Klage gegen die Firma Otto Weber in Leipzig ist von uns beim Vorstande des Börsenvcreins erhoben worden; des Semester-Anfangs und der drohenden Gefahr für das wissenschaftliche Sortiment wegen erfolgt diese Mitteilung an die befreundeten Verleger und Barsorti- mentcr. Der Vorstand des Berliner Sortimentervereins. Paul Nitschmann, Vorsitzender. Verantwortlicher Redakteur: Emtl Thomas. — Verlag: Der Bdrscuvcrctn der Deutschen Buchhlindler zu Leipzig, Deutsches BuchhLndlcrhauS. Druck: Ramm S. Seemann. Siimtlich tu Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg Lg sBuchhLnblcrhauS).