Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1913

262, 11. November 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s, b. Dtschn. Buchhandel. 12149 (Fortsetzung zu Seite 12084.j betreffenden Verfasser herrühren, oder wenn in dem Titel oder in der Ankündigung etwas von der Ausgabe behauptet wird, was irreführend ist, beispielsweise, daß es sich um die erste Auswahl handle oder daß dies oder jenes noch nicht zusammenfassend er schienen sei, oder daß der »Urtext« einen besonderen Wert habe - so wird mit dem Wettbewerbsgesetz etwas dagegen auszurich ten sein. Es fragt sich sogar, ob nicht die Namennennung des Autors als Verfassers bei der Neuherausgabe des früher pseudonym oder anonym erschienenen Werkes als eine »falsche Angabe« an- zusehen ist. Für sehr aussichtsreich halte ich das allerdings nur, wenn im besonderen Falle eine markante Verfehlung der gedach ten Art vorgekommen ist. Auf bloße Qualitätsunterschiede kann man das nicht gründen, es sei denn, daß der Verleger sich einer besonders guten Qualität der Konkurrenzausgabe, die nicht zu trifft, rühmte. Auch hier bringen die Ausführungen von Fuld (Bbl. Nr. 255) wichtige Erörterungen, die mir die Frage zu erledigen schei nen, so daß ich mich über diese Dinge nicht weiter äußern will. Schluß. Ich fasse zusammen: Das moralische Urteil über die (von mir so genannten) Nebenluft-Ausgaben kann nur ein ungünstiges sein. Für das Persönlichkeitsrecht des Urhebers ver sagt hier das Gesetz, denn es schützt den Verleger, der pietätvoll im Sinne der Persönlichkeit des Verfassers wirkt, ebensowenig wie den Verfasser selbst. Aber mit Hilfe einer verstän digen Auslegung kann das Gericht doch dem Un heil wehren, das durch solche Ausgaben dem Ansehen des Autors und dem Recht des rechtmäßigen Verlegers entsteht. Weiter haften diesen Vorgängen juristisch eine Reihe von Angriffspunkten an, namentlich: 1. das Urteil des Dresdner OLG. über die Pseudonymität eines Werkes, von dem nur die ersten Auflagen Pseudonym waren, ist höchst anfechtbar und wird bei einem neuen Rechts streit kaum Nachfolge finden — dies gilt namentlich für die Fälle Raabe und Gustav Freytag, »Bilder aus der deutschen Ver gangenheit« (und Struwwelpeter); 2. die Anonymität der Zeitschriftenbeiträge scheint in vielen Fällen an greifbar, insofern, als bei richtiger Auslegung Orthoichmität der Arbeiten und damit noch gegenwärtig geltende Schutzfrist an zunehmen ist — dies ist wichtig für die Fälle Wilh. Busch und Gustav Freytag; 3. ein Verstoß gegen die gutenSitten wird bei kraß gelagerten Fällen anzunehmen und damit auch zu gleich das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb anwendbar sein; 4. bei unwahren und unrichtigen Anga ben über die Nebenluft-Ausgaben tritt das Unlautere Wett bewerbs-Gesetz in Geltung. Verbote und Verbotsaufhebungen deutscher Bücher in Rußland. (Vgl. Nr. 67, 79, t46, 169 d. Bbl.) Februar 1913. -V Ganz verbotene Bücher. Antin, Mary: Urs llromlssä I.ancl. (Oollsotion ok öritrsir Vutbors. Vol. 4387.) 375 S. Kt. 8". Leipzig 1913, Bernhard Tauchnitz. 1 ,/t 60 Aufruf des Dwiuska Komitees der zionistischen sozialistischen Arbeiter- Partei. 4 S. Kl. 8°. des Warschauer Komitees der zionistische» Arbeiterpartei. 4 S. Kl. 8'. des Zentral-Komitees der zionistisch sozialistischen Arbeiter-Partei. 4 S. Kl. 8°. Challaye, Fslicien: Revolutionärer Syndikalismus und reformistischer Syndikalismus. Aus dem Franz. III, 93 S. 8°. Tübingen 1913, I. C. B. Mohr. 1 80 .1. Elasten, Walther: Der geschichtliche Jesus von Nazareth. 2., sorgsam durchgearbeitetc Mflage. 35 S. 8°. Heidelberg (1912), Evang. Verlag. 50 I. Fahne, Rote. 64 S. 12". London 1905. Freund, Max: Der Warenhauskönig. Roman. 1.—3. Tausend. 262 S. 8°. Barmen 1912, Eos-Verlag. Geb. 4 Geschichtstafeln. 144 S. 32". (Miniatur-Bibliothek 1018—1020). Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft Albert Otto Paul. 30 Kriegsschatz, Der, von Port Arthur. (Der Krieg 8. Bd.) 32 S. 8". Dresden. Lenmann, Gerhard: Satan der Jüngere. Das Spitzbubenleben eines Teufels. Von ihm selbst beschrieben und herausgegeben von Leu- niann. (llmschlagzeichnung von Wolf Schmidt.) 180 S. 8°. Ber lin-Wilmersdorf 1913, Hausbücher-Verlag. 3 Samarow, Gregor (Oskar Mcding): Die Krone der Jagclloncn. Histo rischer Roman. Neue ungekürzte Ausgabe. 508 S. 8°. Berlin (1912), Globus-Verlag. 1 ^ 20 -sgeb. 1 ./l 80 I. Sonntag, Der rote, oder der Anfang von der russischen Revolution. 32 S. 12". London 1905. Stampfer, Friedrich: Grundbegriffe der Politik. VI, 293 S. 8". Nürnberg (1910), Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei. Geb. 3 ,/k. Wegen Gasten-Unruhen. 17 S. 12°. London 1905. Zeiß, Max.: Ragnarök. Eine philosophisch-soziale Studie. 77 S. 8". Straßburg i. E., 1904, I. Singer. 2 ^k. »Zum 1. Mai«. Aufruf des Zentral-Komitees der zionistischen sozia listischen Arbeiter-Partei. 4 S. 8°. 8. Teilweise verbotene Bücher. Jschchanian, Or. pllil. B.: Die ausländischen Elemente in der russi schen Volkswirtschaft. Geschichte, Ausbreitung, Berufsgruppierung, Interessen und ökonomisch-kulturelle Bedeutung der Ausländer in Rußland. XVIII, 300 S. Gr. 8". Berlin 1913, Franz Siemen- roth. 7 Zulässig mit Ausschnitt der Seiten 269—270 und 277—278. Kamlah, Kurt: Die Liebe des Vinzenz Leuther und andere Ge schichten. III, 236 S. 8°. Düsseldorf 1912, Schmitz L Olbcrtz. Kart. 4 .^l. Zulässig mit Ausschnitt der Seiten 105—115. Samarow, Gregor (Oskar Mcding): Peter der Dritte. Historischer Roman. Neue ungekürzte Ausgabe. 597 S. 8". Berlin (1912), Globus Verlag. 1 20 I; geb. 1 ./k 80 Zulässig nach Entfernung des Schutzumschlages mit einem Bilde. Q Ganz oder teilweise verboten gewesene, jetzt von neuem durchgesehene und erlaubte Bücher. Hayn, Hugo, und Alfred N. Gotendorf: Llbliottieea Osrmanorum srotioa et ouriosa. Verzeichnis der gesamten deutschen erotischen Literatur mit Einschluß der tteberseyungen nebst Beifügung der Originale. Zugleich 3., ungemein vermehrte Auflage von Hugo Hayns »klbliotlieea Oerinsnoruin erotiea«. 1. Bb. VI, 716 S. 2. Bd. 715 S. 3. Bb. 648 S. Gr. 8°. München 1913, Georg Müller, ä 15 ./k; geb. s 18 50 I. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Den Gedenktag des 100jährigen Bestehens können am heutigen Tage die Firmen G. B r a u n s ch e H o f b u ch d r u ck e r e i und Verlag und Braun schc H o f b n ch h a n d l u n g <A. Troschütz), beide in Karlsruhe, begehen, die aus einer Wurzel entsprossen sind. Der Gründer der Firmen ist Gottlieb Braun, der im Jahre 1813 durch Kabinettsordre vom Großherzog von Baden die Genehmigung zur Niederlassung als Sortimentsbuchhändler erhielt. Vorübergehend (in den Jahren 1816 und 1817) hatte er die Herstellung des Regierungs blattes in seine Hand gebracht, mußte sie aber infolge widriger Ver hältnisse in dem Notjahr 1817 wieder an Macklot zurückgeben. Im Jahre 1828 wurde ihm der Titel Hosbuchhändler und seiner Druckerei der einer Hofbuchdruckerei verliehen. Am 13. Oktober 1835 starb Gott lieb Braun, und nach seinem lebten Willen wurde seinem Schwager, Albert Knittel, die Führung des Geschäfts übergeben, der seine wissen schaftlichen Neigungen zur Philologie und Theologie aufgab und der Familie dieses Opfer brachte, um de» Besitz zu erhalten und zu ver mehren. Das ist ihm auch gelungen, so baß er einige Jahre später, im Januar 1838, das Geschäft für eigene Rechnung übernehmen konnte. Im Mai 1840 errichtete er eine Filial-Buchhanblung in Rastatt, und 1847 gelang es ihm, infolge des großen Ansehens, dessen er sich bei den