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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1913
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- Deutsch
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12484 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .4k 268, 18. November 1913. scheinlich im Sinne, unter anderen Verhältnissen zum Vater zu rückzukehren. Obwohl vr. Paul Langenscheidt als Buchhändler seine volle Pflicht erfüllte, befriedigte ihn der eigene kauf männische Verlag nicht. Er verkaufte daher bereits 1900 wieder die eine Hälfte des Geschäftes und begann mit belletristischen Ver öffentlichungen, bis er 6 Jahre später auch die andere Hälfte ab gab und dem schönwissenschaftlichen Teil einen kriminalistischen angliederte. Erst seit dieser Zeit brachte ihm sein Beruf volle Befriedigung, denn da sich seine literarische Tätigkeit mit Vor liebe mit sozialen Fragen und psychologischen Entwicklungen be schäftigt hatte und beide Erscheinungen des Lebens ihren schärf sten Ausdruck im Kriminalistischen und Pathologischen finden, so gingen seine eigene literarische und buchhändlerische Tätigkeit seit dem Hand in Hand. Sie förderten sich deshalb auch gegenseitig. Einerseits spiegelt sich so manche Erfahrung des Gefchäftslebens in seinen Büchern deutlich Wider, da ja der Wohl nur wenigen ersparte Kampf um das Materielle auch seine Anschauungen we sentlich beeinflußt und geläutert haben wird, wie er auch in dreien seiner Werke*) Buchhändler geschildert hat. Andererseits hat das Interesse für soziale und kriminalistische Aufgaben und die Möglichkeit, grundlegende Werke Gleichgesinnter hierüber, wie die des Staatsanwalts vr. Wulfsen, zu veröffentlichen, ihm während des letzten Jahrzehnts seines Berufes sicherlich Freude bereitet. Und mit Recht, denn nicht vielen ist es vergönnt, nicht nur über die ihnen entscheidend erscheinenden Gebiete das zu sagen, was sie selbst empfinden, sondern auch die Meinung Gleichdenkender in das Volk hinauszutragen. Wie vr. Langenscheidt ist auch Wilhelm Scholz Verleger seiner eigenen Romane geworden. Er sollte nach dem Wunsche seines Vaters studieren, aber der Aufenthalt auf dem Martino- Katharineum in Braunschweig wurde ihm verleidet, da ihm ein einseitig veranlagter Mathematiklehrer und ein pedantischer Klas senlehrer das Leben schwer machten. Der Vater, der immer pri- mus oinaium gewesen war, willigte nur schwer in den Wunsch seines Sohnes, als er den Primaner 1883 von der Schule nahm und Buchhändler werden ließ. Über seine Lehrjahre im Antiquariat von Karl Theodor Völcker in Frankfurt am Main hat Wilhelm Scholz selbst schon in diesen Blätter berichtet**). Die Zeit bis Anfang März 1886 war ausgefüllt mit Erleb nissen verschiedenster Art. Scholz hat das Leben eines Antiquars recht lieb gewonnen, er hat später seine Bücherschätze beinahe ungern an die Kunden fortgegeben, er selbst beschließt wehmutsvoll sein obengenanntes Raabe-Buch mit den Worten: »Der Antiquar darf sein Herz nicht an die Bücher hängen, er ist nur ein Zolleinnehmer der Literatur, die auf- und niederwogt. Iladsnt sua katg. libklii!« Die Lehrjahre lagen hinter ihm. Wohin nun? Infolge seines guten Lehrzeugnisses fand Scholz eine Anstellung in F. A. Brock haus' Antiquarium. Hier mutz sich in Scholz das Blut der Ahnen, die alle Juristen gewesen waren, geregt haben, denn er las den Pi taval, der dort vollständig vorhanden war, vom ersten bis zum letzten Bande durch, daneben Mommsens römische Geschichte. Noch an manchem anderen umfangreichen Werke konnte sich Scholz damals erfreuen, aber dauernd sagte ihm diese »fülle« Wirksamkeit doch nicht zu. In Wagners Antiquariat sNeben- zweig der Hofbuchhandlung) in Braunschweig ging es jedoch auch nicht lebhafter zu. Da außerdem der Chef, der kein Antiquar war, nicht viel Vertrauen zu dem jungen Gehilfen hatte, hielt es diesen auch dort nicht lange. Eine erfreulichere Zeit stellte der zweite Leipziger Aufent halt dar, der mit einer Aushilfsstellung bei Otto Harrassowitz begann. Nachdem Wilhelm Scholz dann noch bei der jungen, aber aufstrebenden Firma Bernh. Liebisch ein Jahr gewesen war, ging er zu Alfred Lorentz, wo er von 1888 bis 1894 als Antiquar, zuletzt als Prokurist tätig war. *) »Gährung«; »Arme kleine Ena«, 3g. Tausend; »Gras Cohn«, 10. Tausend; sämtlich im Verlage Or. P. Langenscheidt, Berlin. **> »Börsenblatt siir den Deutschen Buchhandel«, 79. Jahrg., 1912, Rr. 129. Kurz nach seinem Eintritt verlobte er sich und führte 1890 Clara Pfennighausen als Gattin heim. Er selbst meint scherzend, eine Talerhausen wäre ihm als Geschäftsmann vielleicht nützlicher ge wesen, fügt aber hinzu, daß es auch so gegangen sei. 1895 hielt es Wilhelm Scholz für die gegebene Zeit, sich in Braunschweig selbständig zu machen, trotzdem er wenig Geld be saß und eine umfangreiche Familie — drei Töchter waren ihm schon geboren — zu versorgen hatte. In den ersten Jahren hatte er das Glück, einige gute Büchereien, wie z. B. die Kloster bibliothek in Olshausen bei Ülzen zu kaufen, so daß das Geschäft vorwärts ging. Dann kamen Jahre harten Ringens, die ihm das Haar zeitiger bleichten, als nötig war. Eine willkommene Ab lenkung bildete für ihn in dieser Zeit seine literarische Tätigkeit. Schon l896 war er in Beziehungen zu verschiedenen Braunschweiger Blättern getreten, in denen er kleine Feuilletons meist geschichtlichen Inhalts veröffentlichte. Später kamen auch Novellen hinzu und 1910 erschien sein Roman »Unter dem Fanal« in der »Landeszeitung«, 1913 »Um Quedenfeld«. Seit 1912 gehört er der Redaktion der »Landes- zeitung« als Feuilletonist an. Julius R. Haarhaus, der zehn Jahre Buchhändler war, ehe er Redakteur wurde, hat eine reiche Beute schöner Erinnerungen an seine Buchhändlerzeit einbringen können. Das Gymnasium zu Neuwied hatte er bis Ober sekunda besucht, als er sich entschloß, infolge andauernder Kränk lichkeit die Schule zu verlassen, um Buchhändler zu werden. Zwar waren die Vorstellungen, die der Gymnasiast sich vom Buchhan del machte, durchaus keine klaren, jedoch schien ihm das eine sicher, daß er dort genug Gelegenheit finden würde, seinen Lese hunger zu befriedigen. Durch Vermittlung eines Bekannten seiner Eltern kam er 1885 nach Bonn zu Max Cohen L Sohn (jetzt Friedrich Cohen), wo er am 15. November gleich mitten in den Weihnachtstrubel hineingeriet. Die ersten unangenehmen Eindrücke waren körperlicher Art. Denn da der Lehrling an dar ununterbrochene Stehen nicht gewöhnt war, so fühlte er sich in den ersten Wochen am Abend so matt, daß er sich nach Geschäfts- schluß sehr häufig ohne Abendbrot in den Kleidern auf sein Bett warf. Also war auch die Hoffnung, viel lesen zu können, vorläu fig eitel! Reiche Entschädigung für diese betrübende Erfahrung zog ^>er junge Buchhändler aber aus der Art, wie sein Lehrchef, Friedrich Cohen, das Geschäft handhabte. Dieser war ein ge wandter Buchhändler, der in allen Sätteln gerecht und nicht zu- letzt ein tüchtiger Kaufmann war. Sein Geschäft, das aus der alten Firma Henry L Cohen hervorgegangen war, stand in schö ner Blüte und setzte sich zusammen aus Sortiment, Verlag, Anti quariat und Kunsthandel. Haarhaus lobt das Geschäftslokal, das sich damals noch am Kaiserplatz befand, als das schönste, das er je gesehen habe; es war geräumig und in jeder Beziehung vor nehm ausgestattet. Die Kunden des Cohenschen Geschäftes waren in nicht geringem Maße die Universitätsbibliothek und die wis senschaftlichen Institute. Fast alle Bonner Universitätsprofesso- ren kamen zu Cohen, um ihren Bedarf an Literatur bei ihm zu decken. Haarhaus mutz damals eine Fülle von Eindrücken zu verarbeiten gehabt haben, zumal er, der vom Chef seines beson deren Vertrauens gewürdigt wurde und in dessen Hause wohnte, mit einer Reihe bedeutender Männer in persönliche Berührung kam. »Ich hatte reichlich Gelegenheit, den deutschen Gelehrten in allen seinen Spielarten kennen zu lernen«, schreibt er dem Ver fasser. Und da außerdem zahlreiche Ausländer ins Sor timent kamen, lemte er bald, sich französisch und englisch ziem lich fließend zu unterhalten. Die vielen Anregungen, die der junge Buchhändler em pfing, halsen ihm über seine kleinen Leiden mühelos hinweg, auch dann, wenn er die teuren Kupferstiche, die damals sehr begehrt waren, in dem großen Schaufenster ausstellen mußte. Denn cs gehörte eine gewisse Kunstfertigkeit dazu, die Blätter an den dazu vorhandenen Eisenstangen zu befestigen, ohne den oberen Papier rand zu verletzen. Eine Art Erholung wird es für Haarhaus bedeutet haben, wenn er aus dem Getriebe des Sortiments entwischen und bei s Fortsetzung aas Seite 1W87.)
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