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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.12.1913
- Strukturtyp
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- 1913-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1913
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- Deutsch
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. st 294, 19. Dezember 1913. Redaktioneller Teil. iKortletzung zu Seit! 13X84.> Verlag seine Schriften herausgibt. An dieser Stelle zeigt sich aber auch die Nützlichkeit, die entsteht, wenn der Literat Ver leger wird; hier erst wird des Literaten innerer Widerspruch lebendig, da er dem eigen geschaffenen Werke die Wirkung Her vorbringen soll. Und wäre er die vollkommene Selbstlosigkeit, er müßte dennoch darauf verzichten, Verleger zu sein. Die Gründe dieser notwendigen Sonderung liegen nicht allein in der Skepsis der Gesamtheit, noch in der gröberen Öffentlichkeit des Geschehens, auch des durch namenlose Firmengebung verborgenen Geschehens; sie liegen in der Unmöglichkeit einer doppelten oder zweifachen Folge: der Verleger erstrebt Erfolg, der Literat hat Wirkung; diese ist ein zeitloses, unbedingtes Besitztum, jenes ein bedingtes, durchaus gegenwärtiges, wenn auch dauerndes. Sie sind unvereinbar und jedenfalls nicht zugleich. Obschon nun in der geistigen Welt Richtung auf Richtung folgt, bisweilen wie das Ja dem Nein, bisweilen aber dem Ja ein anderes Ja, dem Nein ein anderes Nein, so daß es gleichsam mit einer fremden Sprache redet, — dennoch sind sie nicht zahlreich, nicht sichtbar genug, um einem prüfenden Verleger zur führenden Erkenntnis zu werden. So geschieht die Differenzierung in anderer Weise; der Ver leger entscheidet sich für einen Autor. Früher war das gar nicht schwer. Man übernahm einen oder mehrere deutsche Klassiker. Seitdem aber die klassischen Werke in vielen, in jeder Hinsicht einwandsfreien, billigen und teuren Aus gaben vorhanden sind und nun schon in bekanntem Gewände den Lesern vertraut geworden sind, begegnet eine neue Unternehmung dieser Art erheblichen Bedenken, von denen dies nicht das ge ringste ist, das; die Zeit der Klassiker schon zu weit zurückliegt, so daß aus ihr eine wirkungsvolle Richtung für die Gegenwart nicht ohne Widerspruch gewonnen werden kann; es sei denn: man beschränke sich auf das Werk Goethes. Das Zurückgreifen auf frühere Autoren ist übrigens kost spieliger, als es den Anschein hat, und verspricht bei der Masse des Angebots keinen durchschlagenden Erfolg, weil sich ein Be dürfnis für diese »x plus erste« Neuausgabe nicht konstruieren läßt, außer durch die Anordnungen des überlieferten Werkes, im äußeren Format des Buches und dergleichen. Dem Richtungsstreben entsprechend, haben sich einige Ver leger Literaten gewonnen, die weniger durch ihre Werke führen, als durch ihr Urteil; es sei gestattet, aus der geringen Zahl sol cher »Berater« nur einen zu nennen: Doktor Franz Blei. Nachdem einmal der Versuch eines Verlegers glückte, einen neuen Namen einzubürgern, und zwar ohne marktschreierische Reklame, nur auf das Recht pochend, das schließlich jeder Literat hat, das Recht gehört zu werden, ehe man über seine Würdigkeit urteilt, sollten insbesondere junge Verleger an diesem Beispiel lernen. Das Verdienst, einen bisher Unbekannten durchzusetzen, ist unter Umständen größer als das, ein einzelnes, vielleicht bei läufiges Werk eines oft Genannten im Vertrauen aus den guten Namen der Öffentlichkeit zuzufllhren; das Verdienst ist größer, weil die Tätigkeit intensiver ist, weil der Verleger das doppelte Mißtrauen gegen sich und den unbekannten Literaten überwin den mußte. Der Erfolg blieb nicht aus; in kaum einem Jahre stellte er sich ein. Soll er nun nicht wieder verloren gehen, so ist nötig, daß das Erreichte zum Mittelpunkt einer Unternehmung wird, die in der angesangenen Richtung weiter wirken kann. Da erst wäre der Beweis erbracht, daß es sich verlohnte, diesen einen Autor mit allen Kräften zu erheben. Doch nur das Große kann eine solche beweiskräftige Nachfolge haben. Das ist selten. Trifft es aber zu, dann hat der Verleger seine Aufgabe bis auf den Rest gelöst. Er ist der Organisator eines Stückes der geistigen Welt geworden, krast seiner Selbstbestimmung. Und so scheint mir fast, daß ich die erste Grundlage des ver- legerischen Erfolges die Selbstbestimmung nennen müßte, die zur Differenzierung der verlegerischen Tat von selbst führt. Selbstbestimmung setzt viel voraus; zuviel, als daß man es einzeln auszählen könnte; doch drei Elemente sind notwendig: Begrenzung, Demut, Einsicht. Diese drei gehören zusammen; sie bestehen in der Selbstbe stimmung nicht ohne einander; sie stehen dicht beisammen, und von einem zum andern ist keine Brücke, keine gesonderte Verbin dung: so fließen sie ineinander. Es ist unnötig, ihre Eigenheit zu beschreiben, wenn sie eine haben; denn ihre Eigenschaft ist es, daß sie untrennbar geworden sind: zur Selbstbestimmung. Aber genügt sie als Grundlage des verlegerischen Erfolges? Braucht der Verleger nichts mehr, nur sie? Wenn er mit ihrer Hilfe seine Aufgabe gut erkannte und ihre Lösung glücklich be- gann, ist sie genügend Stütze, um jene bis ans Ende durchzu führen? So gewiß auch die Selbstbestimmung dem Organisator, als welcher der Verleger auftritt, die vornehmlichste Grundlage ist, sie allein könnte ihn oft im Stich lassen; denn der Organisator steht nicht inmitten, sondern vor vielen Menschen und vermittelt ihnen die Gestalten und Offenbarungen. Für sein Verhalten gibt ihm die Selbstbestimmung noch nicht das Gesetz. Hier hat er bald zu trennen, bald zu vereinigen, ein Lob bisweilen abzu lehnen und den Tadel zu empfangen, bisweilen einen Tadel zu verachten und das Lob zu nützen. Was hilft ihm? Was in seiner natürlichen Beanlagung dient ihm hier als Stütze? Doch um das Wort nicht farblos zu machen, indem es der Erklärung voranstehl, soll die Frage lauten: in wel chen Lagen braucht er die Stütze? Was wird denn von ihm verlangt, daß er sie braucht? Wie außerordentlich erleichtert wäre die Absicht dieser Dar stellung, könnte sie auf ein Beispiel aus der Vergangenheit Hin weisen, dem biographische Treue die Lebendigkeit gewahrt hätte! Was ich selbst früher über einzelne Verlage geschrieben (ek. »Die kritische Tribüne«, Jahrg I>, ist aus einem andern Gesichtspunkt entstanden und also hier nicht zu nennen. Und der Briefwechsel Johann Friedrich Cottas, des Verlegers von Schiller und Goethe, ersetzt nur teilweise den Bericht seines Lebens, der allein von Nutzen wäre. — Man muß es bedauern, daß die Literaten es bisher unterlassen haben, ein solches Leben ihren eigenen Ver legern als Beispiel darzustellen. So mutz man sich auf zufällige Einzelheiten beschränken, so gut es geht. — Der Verleger ist nicht, was man einen Amateur nennt. Er kennt sein Handwerk zu genau. Er übt es als Beruf, nicht als Sport. Ja, er lebt dafür. Zu oft erwies sich, daß die gleichzeitige Führung anderer kaufmännischer, industrieller oder agrarischer Unternehmungen sich mit dem Beruf als Verleger nicht vereinigen läßt, daß Scha den um Schaden entsteht, selbst wenn die Leistung sich auf die buchhändlerische Industrie, wie Druck und Papierfabrikation, ver teilt. Er ist nur, Verleger und soll nur Verleger sein. Er hält sich vor Vielfältigkeit zurück. Er ist mit Recht und Absicht ein seitig, ohne befürchten zu müssen, es im schlechten Sinne zu wer den, weil der Beruf als Verleger noch weitere Gebiete, als jeder andere Beruf, umfaßt. Der Verleger ist kein Dilettant, kein sorglos Ergötzter. Er ist ein Berufener und mutz es sein. Er ist kein Modemensch. Er weiß, was Wert hat, und unternimmt es; er weiß, was not tut, und führt es durch, auch wenn es ein Fremdes, auch wenn es von den Lesenden unverlangt, auch wenn es, oberflächlich be trachtet, eine Art geistiger Kost wäre, die man gerade über hat. Aber weil er kein Dilettant ist, betrachtet er nichts oberflächlich, und weil er sich von modischen Dingen fern weiß, ist ihm die Un gunst des allgemeinen Geistes ein Widerstand, dessen Überwin dung ihn doppelt reizt. Denn er ist ein Berufener und also ein Starker. Er ist kein Filz, kein Nachahmer. Er ist ein Mitteilender, ei» Vermittler, ein Überlieferer. Ihm sind die andern Verleger seinesgleichen und Genossen. Er hat unter ihnen keine Gegner und auch keine geschäftliche Konkurrenz, wenn er ein Rechter, ein Berufener ist. Er ist ein Vorwärtsdränger, weil er im Geistigen lebt und schafft. Und so wert und lieb ihm auch das Errungene, das Alte ist, bleibt er doch dem Reuen, Zukünftigen über die Maßen zu getan und ergeben. Dies auf sich zu nehmen, ist er nie müde. Wenn er es im Zwang bereits übernommener Arbeit doch nicht
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