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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.12.1913
- Strukturtyp
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- 1913-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1913
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 294, 19. Dezember 1913. tut, vermeidet er Falschheit und Ausrede; denn er schämt sich vor sich selbst. Er ist ein guter und pünktlicher Zahler und seinen Autoren mehr als bloß einer unter vielen; er ist ihnen in den gewöhnlichen Widerdtngen des Lebens ein helfender, mindestens mitsorgender Freund. Man zweifle nicht daran, daß der Verleger so sein müsse. Wozu noch Beispiele, noch mehr Einzelheiten? Denn um zur früheren Frage zurüllzukommen: was muß er sein, um so zu sein? Weil er den Beruf, das Berufensein hat, kann er die Selbst bestimmung üben. Nur der Berufene ist nicht eitel; ec allein ist demütig, er allein ist stark und ein Überwinder. Und da er so in der Mitte steht zwischen den Weltabge- wandten, den Literaten, und den Weltlichen, den Lebemenschen, ist er allein der Weltgewandte, der Weltmann. Nicht der Gentleman, — der Weltmann ist er. Kein Nichts tuer, kein Geck, kein Geheimtuer, kein Plauderer, kein Schleicher auf dem diplomatischen Parkett, kein Hochmütiger ist der Welt mann, sondern ein Offener, allem Ergebener, Unparteilicher, der die Worte wägt, ohne sie ins Kleinliche zu bedenken, und sie sagt, um zu wirken. Daß er ein Weltmann ist, bildet den Grundzug seiner Per sönlichkeit, macht ihm die Aufgabe leicht, die aus seiner Selbst bestimmung kam. Und man bedenke doch, daß der Weltmann in Deutschland selten ist, so selten, daß bereits die Literaten ihn an sich selbst zu entwickeln beginnen, indem sie reisen — aber sie schreiben nicht Briefe, sondern plaudern leider Bücher —, daß ferner kein Stand geeigneter und geneigter ist, weltmännisch zu machen — der bürgerliche Voyageur ist allenthalben ein Schwätzer, der adlige Reisende ein Dilettant —, so versteht man erst die Bedeutung des verlegerischcn Standes und die zweite Grundlage seines zukünf tigen Erfolges, indem er seine Aufgabe als Vermittler zu Ende führt und den verstehenden Menschen einer kommenden Zeit bil det : den Weltmann. Deutschland und die Weltausstellung tu San Francisco im Jahre 1915 zur Feier der Er öffnung des Panama-Kanals. In der Neichstagskommission haben sich bekanntlich jüngst der Staatssekretär des Äußeren und nach ihm Ministerialdirektor Geheim- rat Or. Lewald, der schon wiederholt Neichskommissar ans Weltaus stellungen war, dahin geäußert, daß, während alle anderen europäischen Staaten mit Ausnahme Englands eine offizielle Beteiligung zugesagt haben, die deutsche Negierung nicht geneigt sei, sich von Reichs wegen an der für das Jahr 1915 geplanten Weltausstellung in San Francisco zu beteiligen, obgleich eine überwiegende Mehrheit von Neichstagsabgeord- neten durch namentliche Unterschrift sich dafür ausgesprochen hatte. Eine Abstimmung und damit Beschlußfassung ist noch nicht erfolgt. Mit umso größerem Eifer geht deshalb die deutsche Zentralstelle für private Beteiligung, die schon seit Monaten bedeutende Borarbeitcn geleistet hat, ans Werk, um eine würdige Vertretung Deutschlands in San Francisco zu ermöglichen und dazu doch noch amtliche Unterstützung und finanzielle Beihilfe des Deutschen Reichs zu finden. Das Leipziger Lokal komitee, dem Geheimrat Professor I)r. Karl La mp recht, der be kannte Historiker und frühere Austauschprofessor, Landtags-Abgeord neter vr. Albert Steche, Vorsitzender des Verbandes sächsischer In dustrieller, Ortsgruppe Leipzig, und Hofrat Horst Weber, Teilhaber der »Leipziger Jllustrirten Zeitung«, Verlag von I. I. Weber, und Mit glied der deutschen Zentralstelle für die Weltausstellung in San Fran cisco 1915, angehören, hatte am 15. Dezember zahlreiche Vertreter aus den Kreisen der Industrie, des Handels und Gewerbes, der Wissenschaft und der freien Berufe zu einem Vortragsabend nach der »Harmonie« eingeladen, um sie für eine würdige Vertretung bei der großen Panama- feicr zu interessieren. Der Leiter der Versammlung, Geheimrat Lamprecht, entwarf in seiner Eröffnungsansprache ein Bild von der bedeutsamen kultur politischen Weltmission eines modernen Staatswesens vom Range des Deutschen Reichs; nicht so sehr die kommerzielle Expansion, als die Ausbreitung der geistigen Produktion eines Volkes trage zur Be gründung und Befestigung seines Ansehens und seiner Wcltstellung bei. In diesem Sinne könne Deutschland durch Beteiligung an der Aus stellung in Amerika, wo dem Deutschtum, einem Hanptteil der Be völkerung, schon soviele dankbare, aber auch schwierige Aufgaben zuge- fallen seien, Kulturpolitik treiben. Nach ihm nahm Rechtsanwalt Theodor Sutro aus New Zlork, Vertreter des deutsch-amerikanischen Nationalbundes, Leiter des Deutschen Journals, das Wort, um über »D as Deutschtum in Amerika und die Panama-Paci- f i c - A u s st e l l u n g« zu sprechen. Hinter ihm stehen zwei Millionen Deutsch-Amerikaner, deren Interessen etwa 200 Zeitungen in vierzig Staaten der Union vertreten. 1883, zur zweihundertjährigen Jubel feier der Ankunft der ersten deutschen Ansiedler in Nordamerika, traten Deutsch-Amerikaner zum erstenmal zusammen, um deutsche Stammes art zu pflegen und fortan jenes denkwürdigen Tags Erinne rung jährlich zu begehen. Seit 1901 hat der Nationalbund diese Aufgabe übernommen. Seine vornehmsten Pflichten sieht er darin, das Beste aus dem Deutschtum zu bewahren und aus die anderen Amerikaner fortzupslanzen und für die Erhaltung der deutschen Sprache, als einer Ursprache (nicht Kolonial sprache wie das amerikanische Englisch) nnd als eines Spiegels der deutschen Seele kräftig einzutreteu und immer darauf hinznweisen, was die deutschen Ansiedler und Einwanderer zum Aufbau des nordameri- kanischen Staates beigctragen haben. Ist doch ein Drittel der fünf Millionen Einwohner New Aorks deutschen Ursprungs. Eine weitere Aufgabe des Nationalbundes sei es, gegen die Sollgesctzc in den Pro- visionsstaatcn als einer unwürdigen Beschränkung der persönlichen Freiheit zu kämpfen, ebenso gegen die übertriebene Einwandererkon trolle aus Ellis-Jsland. Ein Eintreten Deutschlands für die Be teiligung an der Ausstellung sei gleichbedeutend mit einem Eintreten für das Deutschtum in den Vereinigten Staaten, für das Ziel des Na- tivnalbundes, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Amerika und Deutschland aufrecht zu erhalten und noch inniger zu gestalten. So habe auch der Nationalbund ein Recht, als Werber für die deutsche Be teiligung an der Ausstellung in Deutschland aufzutreten, wie er es in der mit Tausenden von Unterschriften bedeckten Einladungsschrift tue. Man habe in deutschen privaten und Negicrungskreisen mancherlei Be denken gegen die Beteiligung geltend gemacht, z. B. auf die amerika nische Zollgesetzgebung gescholten: tatsächlich seien jetzt zum erstenmal von der demokratischen Regierung die Tarife, so weit es möglich war, herabgesetzt worden, im Durchschnitt um 15—30 Prozent. Man habe auf den mangelhaften amerikanischen Patent- und Urheberrechtsschutz hingewicsen: diese Gesetze beziehen sich aber nicht allein ans Deutsch land, sondern auch ans alle anderen Länder; man könne sich leicht schützen, wenn man gleichzeitig in Amerika die Patente anmelde. Mau habe von Ausstellungsmüdigkeit auch in Amerika gesprochen: aber ge rade der Amerikaner liebt es, große Ereignisse und Erinnerungsfeste, wie die Entdeckung Amerikas, die Unabhängigkeitserklärung, die Ab tretung Lnisianas und jetzt die Vollendung des Panamakanals, durch Weltausstellungen (Philadelphia 1876, Chicago 1893, Saint Louis 1901) zu begehen, und so herrsche auch für diese Ausstellung große Be geisterung. Man habe als weiteres Gegenargument die große Ent fernung angeführt: in Wirklichkeit handele es sich um eine Eisenbahn fahrt, die nur zwei Tage länger sei, als die nach St. Louis, wo 1904 Deutschland sich an der Ausstellung so hervorragend beteiligt habe; die Frachtgüter aber können von Hamburg ans, ohne nmgeladen zu werden, mit dem Schiff direkt durch den neuen Kanal nach San Fran cisco befördert werden, was doch eine wesentliche Erleichterung und Verbilligung bedeute. Die deutsche Industrie werde von der Betei ligung den größten Nutzen haben: alle großen Vereine und Kongresse Amerikas finden 1915 in San Francisco statt und bringen eine un geheure Menschenslut nach dieser größten aller Ausstellungen, die Amerika bis jetzt veranstaltet hat. Die östlichen Staaten Südamerikas, die so viele Handelsbeziehungen zu Deutschland haben, werden ebenso Besucher ohne Zahl nach der Hauptstadt Kaliforniens entsenden. Man behauptet, die Zeit sei zu kurz, um eine würdige Ausstellung zu sammenzubringen; in Wirklichkeit habe die Berliner Zentralstelle schon wertvollste Vorarbeit geleistet, Plätze belegt und die Wege geebnet; eine Neichskommission brauche hier nur anzuknüpfen. Endlich sage man, Amerika zeige sich bei deutschen Ausstellungen zurückhaltend; dies ge schähe aber nur, da man dort die deutsche Überlegenheit auf fast allen Gebieten neidlos anerkenne und deshalb immer wieder zur Beteiligung an amerikanischen Ausstellungen auffordere. Er, der Redner, sei in Amerika für eine Teilnahme an der »Bugra« aufs lebhafteste tätig. Der Deutsche wisse ferner gar nicht, wie z. B. Frankreich in Amerika die Reklametrommel für Paris rühre und so den breiten nnd reichen amerikanischen Fremdcnstrom nach Frankreich und Paris leite. Ähn lich sollten die Deutschen für ihr Land und ihre Reichshanptstadt Re klame machen; das geschehe aber am besten durch Beteiligung an der Ausstellung, auf der ganz Amerika zusammenströmen werde. So wußte der Redner, der, in Aachen geboren, also selbst deutscher Ab stammung, seit 1850 in New Jork lebt, alle gemachten Einwände ge schickt zu widerlegen und die Vorteile, die Deutschland aus einer Betei ligung an der Ausstellung erwachsen, ins Licht zu rücken. Nach diesen sehr beifällig aufgenommenen Ausführungen wies Professor Enckcn-Jena, der deutsche Anstauschprofessor des letzten Jahres,
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