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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1913
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- Deutsch
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^ 294, 19. Dezember 1913. Redaktioneller Teil. der Zeitgenossen im Verherrlichen von Personen, lebender und gestorbener, ist als unerschütterlicher Grundsatz zu sagen, daß keinerlei Beziehung zu einzelnen schreibenden Menschen noch hat, was aufrichtig im Herzen und getreu im Geiste der Menschheit Richtung gibt, was wahrhaft Literatur ist. Diese Werte bestehen, ob nun das Werk Wirkung hat oder nicht; sie können ihm nicht genommen werden; und fast ebenso unzerstörbar und siegreich sind des Werkes Werte äußerer Artung. Was davon an den Autor zurückfällt, ist in der Tat nebensäch lich. Der Ruhm ist kaum mehr als ein leeres Gerede, das um einen Namen entsteht; der Ruhm ist keine Sicherheit, ist gar kein Verlaß; an ihm hat der Literat keinen Anteil, er trifft ihn ganz und gar nicht. Immer können es nur wenige, einzelne sein, die der Geist mit ihm verbindet; und auch an der Gehobenheit die ser hat er keinen wahrhaften Anteil. Sein Reichtum ist, daß er immer gibt und nicht zählt, noch bedachtsam abwiegt; sein Anteil ist, daß das Entstandene ihn auf eine Weise bereichert, wie keinen mehr. Er wiederholt sich nicht und erschöpft sich nicht, die Quelle der Begnadung in ihm versiegt nicht; das ist das edelste Zeichen seines Verufenseins. Soviel man ihrer auch aufzählen mag, die Werte äußerer Artung sind zusammen der Erfolg des Verlegers. Da ist nun endlich das Wort, zu dessen Grundlegung es dieses Umweges bedurfte; aber es ist nun kein bloßes Wort mehr; es hat schon seinen Hintergrund; nur in die Mitte des Bildes muß es noch gesetzt werden und so, daß es glänzt von seiner Farbe, ohne zu blenden. Was kennzeichnet den verlegerischen Erfolg? Es ist nicht ganz gefahrlos, davon zu reden; denn die Anbeter des Erfolges wittern schon den Vordergrund, den goldenen Strei fen der Farbe des Reichtums, der das Bild dicht über dem Rah men äbschlietzt. Die Anbeter des Erfolges, fürchte ich, werden ihre Erwar tungen nicht erfüllt sehen. Mit klaren Worten will ich mich von ihnen trennen. Nicht, weil der Reichtum etwa zu verachten wäre. (Nach dem witzigen Wort von Hermann Bahrs Doktor Jura darf sich dies nur gestatten, wer den Reichtum hat, wer ihn kennt.) Sondern weil er kein Merkmal des verlegerischen Erfolges ist. Wer eben nur reich werden will, wird besser tun, ein andres Gewerbe zu beginnen, als Bücher in die Öffentlichkeit zu bringen. Wer aber dieses will, wird von vornherein über einen gewissen Reichtum verfügen müssen. Der Aufstieg vom nichtsbesitzendcn Buchhandlungslehrling zum Verleger ist, wenn nicht die selte nen Zufälle persönlichen Glücks eintreten, frei von jeder Plötz lichkeit, er gibt nicht die Möglichkeit eines Umschwungs, von heute auf morgen, weil eben Besitz eines Vermögens Grunder fordernis der Betätigung als Verleger ist, wie nun einmal die Dinge liegen. Gewiß: aus Kleinem Großes gemacht zu haben, derart Reich tum selbst zu erwerben, ist niemals nur glücklicher Zufall; es ist immer auch Verdienst dabei; doch keines hat Anspruch, keines in sich die Kraft, daß der Reichtum es begleitete; am wenigsten der Dienst im Geiste der Menschheit, weil hierbei alle Kraft in der Gestaltung und Verkündigung anfgeht. Reichtum ist kein Merk mal des verlegerischen Erfolges; denn Reichtum kann von vielem herrühren; es fehlt ihm überhaupt jedes Kennzeichnende. Da erhebt sich die Frage zum zweiten Male: was also kenn zeichnet den verlegerischen Erfolg? Den Streifen goldener Farbe will ich aus seinem Bilde fort- lassen und es so zeichnen und malen, daß- cs den ganzen Raum faßt, vom Hintergrund her bis dicht an den Rahmen. Daß der Erfolg des Verlegers diesen Hintergrund hat, ist das erste Merkmal. Ein Wert, aus geistigen Dingen entstanden, geht nahezu un mittelbar auf ihn über und zeichnet ihn vor den Menschen aus, ihn allein. Fortan hat sein Leben Ziel, inneren, höheren Sinn. Er dient der Menschheit. Nicht wie ein Arzt, nicht wie der Kaufmann sonst. Mit seiner Hilfe geschieht die Befriedigung eines mensch- heitlichen Bedürfnisses, dem auf keine andere Weise als durch ihn, den Verleger, genügt werden kann. Er hilft mit, den Geist zu gestalten, den Worten Form zu geben. Und ist er auch nur der dienende Levite, so bleibt doch die Verehrung der vielen an ihm haften. Denn er steht vor dem Priester, der, wie verdeckt von seiner eigener Scham, sich abwendet, kaum daß sein Wort verklang; er teilt die Gabe aus, nach der die Menschheit greift; der Geist wird Fleisch und Blut, der Körper wird Geist, und er, der helfende Freund, der dienende Levite, ist als erster bei dieser hohen und doppelten Wandlung zugegen. Doch wie oft ist er nicht bloß Helfer, nicht bloß Diener! Wie oft war er der Anreger, die bewegende Ursache einer geistigen Handlung, deren Nötigung ihm zuerst bekannt geworden war, weil er in seinem Eifer für das Wirkliche die tatsächlichen Hemmnisse erkannt hatte. Und so sind die Augen aller auf ihn gerichtet. Er bekommt Ansehen; oder um es deutlicher zu sagen: die Würde dessen, der angesehen ist. , Das geschieht unmittelbar; doch die Würde dieses Ange sehenseins ist fruchtbar; sie verstärkt noch den Erfolg der ver- legerifchen Leistung, die im Grunde selbstlos ist und darum Ein fluß bekommt. Nur das Unselbstische gewinnt Einfluß, nur das Ansehen fördert ihn. Niemals der Reichtum. Reichtum gewinnt Macht. Der Kaufmann der Gegenwart erstrebt sie, braucht sie; aber der Verleger ist nur sozusagen ein Kaufmann; er ist es zufällig und ohne innere Verpflichtung; denn er bewerkstelligt nicht den Umsatz an Verbrauchbarem; sein Han del beruht auf Unverbrauchlichem. Darum ist sein Einfluß verschieden von der Macht des Kauf manns. Die Macht befiehlt, der Einfluß lenkt. Die Macht ver ändert Tatsachen und das Verhalten der Menschen, ist immer ge waltsam, verkündet, um dies zu verbergen, Gesetz und Recht, ist trotz allem zerstörbar und wechselnd. Macht kann das Schwert in den Pflug verwandeln; der Einfluß aber schafft im Herzen des Menschen die Sehnsucht nach dem Frieden. Der Einfluß ge staltet um, kennt keine Gewalt, braucht weder Recht noch Gesetz, ist kraft des Ansehens, das ihn umgibt und bewahrt, schon selbst Gesetz und Recht und unzerstörbar, wie der Geist des Menschen, der ihn empfing. Würde — Ansehen, Einfluß — Ehre: das ist der wahre Er folg des Verlegers. Und darin rechtfertigt sich die Forderung und die Annahme des Honorars, das er zahlt; denn den Erfolg bezahlt er, den er aus dem Werk des Literaten gewinnt. Und jetzt erst darf man die Praxis des gewöhnlichen Zu schußverlegers verdammen. Daß er einen Zuschuß nimmt, ist nicht das Übel, sondern weil er es aus Selbstsucht tut und den verlegerischen Erfolg nicht erstrebt und nie erringen kann, ist er ein Schädling; doppelt und dreifach ist er es; er setzt seinen Stand herab, er betrügt die Menschheit, indem er die Geste des in Selbst losigkeit dienenden Helfers vortäuscht; er vereitelt die Wirkung des Literaten, indem er zumeist dafür ausgibt, wer immer aus Eitel keit es sein möchte. Wenn nun der verlegerische Erfolg in seiner Eigenschaft er kannt und klar beschrieben worden ist, darf es nicht schwer sein, auch die Grundlagen zu nennen. Man könnte die objektiven Grundlagen von den subjektiven trennen; also jene, die den Vorteil gegebener Umstände bezeichnen, von denen, die in der Natur des einzelnen Menschen liegen müssen. Doch scheint mir eine solche Trennung nicht ganz am Platz zu sein, weil schließlich auch die objektiven Grundlagen unwirksam bleiben, wenn es in der Begabung eines einzelnen Menschen nicht liegt, sie zu erkennen, noch in seiner Krast, sie zu nützen; denn so offenbar, so entgegenkommend ist der Vorteil zeitlicher Umstände nie, daß er ohne weiteres sich darböte und gar nicht gestaltet, gar nicht ausgebaut zu werden brauchte, um zum Ziele zu führen. So bleibt nur übrig, aus objektiven und subjektiven Erfor dernissen die Natur des Verlegers zu beschreiben, das heißt: aus besonderen Einzelheiten der eigenen Erfahrung das Allgemeine i«0t-
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