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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-23
- Erscheinungsdatum
- 23.12.1913
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- Deutsch
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297, 23. Dezember 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13959 1,Fortsetzung zu Sette 13942.) sind, hin und erzählt, was über Entstehung und Schicksal der einzelnen Werke Zuverlässiges zu ermitteln war. So wird diese Bibliographie auch von Kunstgelehrten und Literarhistorikern freudig begrüßt werden. Der Verfasser konnte aus der besten Quelle schöpfen. Während Busch über seine eigene Produktion anderen, selbst Nahestehenden gegenüber überaus zurückhaltend war, hat er sich gegen seinen Verleger und Freund Otto Bassermann über seine Tätigkeit und sein Werk mündlich und schriftlich eingehend geäußert. Der Verleger hat diese Briefe, rund 150, aus den Jahren 1872—73, 1880—81, 1892—99, dem Bearbeiter der Bibliographie bereitwillig zur Verfügung gestellt und, ebenso wie die Brüder Nöldeke, des Künstlers Neffen, ihm mit Mitteilungen und Auskünften aller Art gedient. Das Buch ist also auch eine wertvolle Ergänzung zu der bekannten Biographie von Hermann, Adolf und Otto Nöldeke (München 1909, Lothar Joachims Verlag). Was die An lage des Buches betrifft, nur so viel: Die ersten Drucke aller bis jetrt erschienenen Bilder und Texte Wilhelm Büschs sind nach den Erschei nungsjahren geordnet aufgezählt und bibliographisch beschrieben. Überall da, wo der Erstdruck als Einzelblatt, als Gclegenheitsschrift oder als Beitrag zu einer periodischen Publikation erschienen ist, ist außerdem die erste Veröffentlichung in Buchform ausgenommen. Die Über setzungen sind nur kurz erwähnt, Sammelwerke, soweit sic nicht Erst veröffentlichungen Buschscher Schöpfungen enthalten, unberücksichtigt geblieben. Anschließend an die Beschreibung der einzelnen Werke sind die Mitteilungen tatsächlicher Natur sowie Büschs mündliche und briefliche Äußerungen über sein Schaffen angeführt. Der Umschlag des Buchs rührt, so seltsam cs klingt, von Busch selbst her. Busch, der alle Aufträge und Bitten, fremde Werke zu illustrieren oder Beiträge dafür zu liefern, grundsätzlich ablehnte, hat zugunsten des ihm befreun deten Verlegers Vogel in Stuttgart eine Ausnahme gemacht und für Friedrich von Log ans Sinngedichte, ausgewählt und ernent von Karl Simrock, Stuttgart, Meyer K. Zellers Verlag (Friedrich Vogel) 1874 eine Umschlagzeichnung angefertigt, die, unsigniert, bis jetzt unerkannt geblieben war, aber unzweifelhaft des Künstlers Griffel verrät; eine bessere Auferstehung konnte sie nicht feiern als auf dem Titel der Bibliographie seines Werkes. Die ersten Zeichnungen des Künstlers brachten bekanntlich die Fliegenden Blätter 1859 in die Öffentlichkeit; den Neigen erösfneten als erstes Werk, das Busch für sie schuf, die »Zwei Männer auf dem Eise, von denen einer den Kopf verliert« (Flieg. Bl. 1859, Nr. 707, Seite 22: Der harte Winter), wenn auch vier andere Zeichnungen noch früher (Nr. 705/706) ebenda erschienen. Und es sind auch, von kleinen gelegentlichen Arbeiten, wie Theaterzetteln bei Künstlerfesten und Tanz karten, abgesehen, bis 1866 ausschließlich die Fliegenden Blätter und die Münchner Bilderbogen, die des Zeichners unerschöpflichen Humor dem deutschen Volk vermitteln. 1865 erschien »Der Virtuos«, das beliebteste Blatt der Bilderbogen, der bis 1912 allein für die deutsche Ausgabe 35mal neugcdruckt wurde; er ist, neben »Max und Moritz« (ebenfalls 1865), das verbreitetste seiner Werke überhaupt. Während der »Vir tuos« mit dänischem, englischem, französischem, holländischem, portugie sischem, russischem und wallonischem Text internationale Berühmtheit erlangte, fand »Max und Moritz« im Ausland nicht gleiche Ver breitung und Beliebtheit. Vanselow sucht die Ursache hierfür zum Teil ^ im Mangel kongenialer Übersetzung. Ich glaube, daß die besondere deutsche Art seines Humors, die Busch zu unserem ersten Humoristen macht, im Auslande gar nicht so verstanden und nachgefühlt werden kann; uns geht es ja mit vielen Zeichnungen Gavarnis, Danmiers, Ea- ran d'Ache genau so. 1867 forderte Eduard Hallberger in Stuttgart den Künstler zur Mitarbeit an »Uber Land und Meer« und »Die Illustrierte Welt« auf (Hans Huckebein u. a.); doch der Löwenanteil seiner Arbeit gehört noch nach wie vor den Münchner Verlegern Braun L Schneider. Moritz Schauenburg in Lahr bringt 1870 den »Heiligen Antonius von Padua« heraus (Ankündigung unter den erschienenen Neuigkeiten im Börsen blatt Nr. 151 vom 5. Juli 1870). Es ist höchst amüsant, zu lesen, wie sich Busch zu der bekannten Anklage äußerte und wie er sich gegen den von Fr. Th. Bischer erhobenen Vorwurf der Pornographie (!) ver teidigte. 1872 erschien bei Fr. Bassermann sein bekanntestes Werk »Die Fromme Helene«, jetzt in mehr als 420 000 Exemplaren verbreitet, im gleichen Jahre noch die »Bilder zur Jobsiade« und der »Pater Filu- cius«. Die Ankündigung dieses letzteren Werkes im Börsenblatt machte einiges Kopfzerbrechen; gegen den Ausdruck »Zeitbild« wehrte sich der Künstler lange, gibt dann dem Freunde und Verleger »zum Privat- gebranch, aber nur dazu« die jetzt bekannte Erklärung (Vanselow S. 59) und wacht eifersüchtig darüber, daß die Holzschneider peinlich genau arbeiten, denn er ist darin nur schwer, sehr schwer zufrieden- zustellen. Und in rascher Folge erscheinen nun bei Bassermann alle die bekannten Werke, die, im »Humoristischen Hausschatz« vereinigt, des deutschen Volkes Freude geworden sind: Abenteuer eines Jung gesellen, Herr und Frau Knopp, Julchen, Haarbeutel, und wie sie alle heißen. Daneben zum Jubel der Kinder bei Braun L Schneider »Schnaken und Schnurren« (3 Tle.), »Kunterbunt« (1. u. 2.; 3. Teil erst 1911) usw.; für die Großen ebenda das »Weltliche Gesangbuch oder LxilLum melunelloliae.« In spätere Jahre, 1891 und 1895, weisen die weniger bekannten Bücher »Eduards Traum« und »Der Schmetterling«. Ebensowenig, wie man anfangs glauben wollte, daß Busch zu seinen trefflichen Zeich nungen auch die nicht minder guten Verse selber machte, konnte und kann noch jetzt das große Publikum begreifen, daß der »Humorist« imstande war, Prosadichtungcn von eigenartig-tiefem Gehalte zu schreiben; Hermann Nöldeke und andere, die den Menschen Busch genau gekannt haben, sind der Meinung, daß gerade diese beiden Werke noch leben werden, wenn alles andere von ihm vergessen sein wird. Aus dem reichen Werke des Künstlers wollten wir hier nur einige der Hauptarbeiten heranshebcn. Es ist ja bekannt, wie nach »Zu guter Letzt« (1904), mit dem mau des Dichters Werk abgeschlossen glaubte, im Nachlaß das fertige Manuskript zu »Hernach« (1908) gefunden wurde, dem noch »Schein und Sein«, nachgelassene Gedichte (1909), endlich »Verstreute Blätter« (1912) folgten. Vielleicht sitzt zurzeit schon ein betriebsamer Nebenlustverleger über dieser Bibliographie und stöbert nach, welche Arbeiten anonym oder pseudonym erschienen sind, also einen Schutz nur 30 Jahre lang feit ihrem Erscheinen genießen, sofern der Name »Busch« nicht in die Eintragsrolle beim Nat zu Leipzig eingetragen worden ist; zu seinem Leidwesen müssen wir ihn auf Nr. 262 des Börsenblatts (11. November 1913) aufmerksam machen, wo er Nachlesen mag, daß die Anonymität der Zeitschriften beiträge in vielen Fällen angreifbar ist, insofern bei richtiger Auslegung Orthonymität, also gegenwärtig noch geltende Schlitzfrist, anzunehmen ist. Wie schon eingangs bemerkt, gewährt uns der mitgeteilte Brief wechsel interessante Einblicke in das Schaffen des Künstlers. Wie wohl gefeilt, in jedem Worte wohlerwogen der Dichter seine Verse, die dem flüchtigen Blick so einfach, so kunstlos erscheinen, in die Welt sandte, kann man schon daraus ersehen, daß Vanselow nur einen einzigen Fall entdeckt hat, wo Busch in späteren Auflagen an seinem Werke nachträg lich etwas verbessert hat; es handelt sich hier um vier Zeilen der neun ten Strophe des ersten Kapitels der »Frommen Helene«. Als der Holzschneider »übcrhaspelte«, schrieb Busch an Bassermann: »Er ka piert eben nicht, daß, trotz aller anscheinenden Flüchtigkeit, diese Sachen im Ausdruck höchst gewissenhaft sind.« Von Rezensionen seiner Werke hielt er nichts: ». . . daß derartige Sachen nicht rezensiert sein sollen und wollen. Sie sind bislang nicht dadurch gefördert, weder künstlerisch noch buchhändlerisch, und werden auch künftighin nicht da durch gefördert werden. Guter Humor und guter Vertrieb, die thun's. Dann soll man sie eben nehmen, wie man auf der Reise etwa einen Bittern nimmt. Bei Zunftbüchern ist das was anderes.« Er sah die Komik der Dinge zuerst mit den Augen des Malers, entwarf also zuerst die Bilder, die Verse dazu formten sich bald von selbst: »Demnächst erwarte ich nun die Probedrucke von Ettling (einem seiner Holz schneider), um die Verse dazu zu schreiben«, oder: »es mögen 80 Zeichnungen werden; nehme ich dazu den Text, der später daznkommt . . . .« Von seiner künstlerischen Konzeption schreibt er: »Uber die Seitenzahl des Jobs habe ich noch keine Ahnung, kann auch wirklich und wahrhaftig nicht versprechen, dies oder das zu thun. Das sind un willkürliche Ausschwitzungen, wie Bisam und Moschus, und alles Reden ist vergeblich. . . .« Wie jeder wahre Künstler sieht er hinter dem Ein zelfalle das Allgemeine; er war von dritter Seite aufgefordert worden, die Dachauer Bankaffäre der Adele Spitzeder zu verarbeiten: »Das speziell Skandalöse müßte wegfallen; es müßte ein allgemeiner Gesichtspunkt gefunden werden. Das ist aber Sache der Laune und des Glücks«. Er weiß, was ein guter Büchertitel wert ist; für die »Bilder zur Jobsiade« wünscht er ausdrücklich, daß das »zur« beibehalten wird, »weil es prägnanter ist, als das etwas schleppende: ans der. . .«. Den Filucius will er erst »nach süddeutscher Manier« Filuci nennen, »weil sich's so bummliger spricht. Der Titel ist ja nicht gleichgültig. Findest Du aber bei lautem Aussprechen das Vollständige besser, so schreib's. . . .« Der Dichter Busch verstand es nicht nur, treffliche Verse zu machen, sondern brachte, wie wenige nur wissen werden, der Volks dichtung großes Interesse entgegen; fiir das Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung (Heft 21—24) sammelte er Volksttberliefcrungen, Volksreime, Ausdrücke usw., hauptsächlich aus Wiedensahl; die Märchen, Sagen und Reime sind mit anderen von Busch gesammelten zum erstenmal 1910 in »Ut ölcr Welt« in Buchform veröffentlicht. Die Bibliographie wird manchem Sammler in der Muße der Weih nachtstage eine willkommene Lektiire bieten. Hoffen wir, daß unge zählte deutsche Kinder am Weihnachtsfeste wieder beim Anblick der herzhaften Kunst der Bilderbogen und Bilderbücher anfjauchzen, aller verstiegenen, oft so unkindlichen sogenannten »Kunst im Leben des Kindes« zum Trotze! Im.
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