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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-29
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 300, 29. Dezember 1913. Redaktioneller Teil. ßennivean in gleiche Höhe gebracht. Man erreichte damit im Laden eine lichte Höhe von 4,10 m nnd konnte nnnmehr ringsherum Biichergalcrien mit 3 Treppenaufgängen und einer Gesamtlänge von ea. 66,00 in einbauen. Diese Galerien dienen als Lagerräume nnd lassen bei voller Ausnutzung der Wandhöhe eine leichte, gefahrlose Be dienung zu. Die gefährlichen Leitern sind dadurch überflüssig gewor den, was n. a. auch »Buchhändlerinnen« znläsjt! Die leicht in Schmiedeeisen ansgeführten Galerien sind durch die daran anfgehäng- ten Bilder zu einer »Bildergalerie« nmgestaltet. — Anschließend an die Büros sind für das Personal Garderobe und Toiletten neuzeit lich eingebaut. Durch Abbruch einiger Hinterzimmer wurde ein Lichthof geschaffen, der mit einem Deckenlicht über dem Laden endigt und den Hinteren Teil des Ladens bis in den kleinsten Winkel tages hell erleuchtet. Die in den Schanfensteroberlichten angebrachten Glas prismen verbreiten ein angenehmes Licht über den vorderen Teil des Ladens. Büro und Hinterränme sind ebenfalls gut beleuchtet. Für gleichmäßige Beheizung der Räume sorgt eine Warmwasserheizung. Die alte, znm Hanse unpassende Schaufensterfront wurde besei tigt und eine neue, unter möglichster Ausnutzung der Flächen, in vor nehmem, echtem Material errichtet. Sockel und Firmenschild sind von schwedischem Granit, die Fensterrahmen und die Firma in echter Bronze ansgeführt. In die Pfeiler sind Schaukästen eingebaut. Dar über zieren 6 in Bronze kunstvoll getriebene Universitäts-, Stadt- und Buchhändler-Embleme die Hausfront (Johann Friedrich, Stadt wappen (Traube), Eule, Handel, Krebs, Pegasus). Der Hanseingang ist vorn erweitert und hat auf beiden Seiten Schaukästen bzw. Schaufenster. Die Haustür liegt weit zurück. Auf diese Weise ist eine Schanhalle entstanden, die dem Publikum zur ungestörten Betrachtung der Auslagen dient. Der Ladeneingang ist nicht in der Mitte, sondern (an Stelle des alten Eingangs unter dem Erker, der so als schützender Baldachin wirkt) zwischen dem ersten und zweiten Teil des dreiteiligen Schau fensters. Durch diese ungleiche Einteilung ist eine Trennung in einen Raum für den lebhaften kurzen Kanfverkehr (Ansichtskarten, Jenaer Andenken, Schreibwarcn, Billette, Schulbücher, Mnsikalien, Neclam- und ähnliche volkstümliche Sammlungen, Tagesartikcl) und in einem breiteren Raum für die eigentliche Wissenschaft, schöne Literatur Lesetische nnd Kunst. Betritt man den vornehm gehaltenen Laden, so gewinnt man dadurch sofort eine angenehm wirkende Übersicht: Rech ter Hand, bis znm Hinteren Teil, befinden sich die Verkaufstische für die verkehrsreicheren Abteilungen — eine Empfangsdame, welcher ein elektrisches Signal zur Hand gegeben ist, reguliert das Zitieren des jeweilig gewünschten Abteilnngspersonals. Zur linken Hand sind durch Bücherschränke abgesonderte Nischen arrangiert, vor welchen große, schwer gehaltene Lesetische mit bequemen Sesseln stehen. Dort kann der suchende Käufer in aller Ruhe, abseits vom geschäftlichen Betriebe, die Neuheiten des Büchermarktes betrachten und studieren. Diese Anordnung endigt mit einer traulichen Ecke: ein mit einem Bücherregal eingebautes Ledersofa ladet ein, die Schätze der Kunst abteilung, die dort unter dem vorzüglichen, neugeschaffenen Ober licht gruppiert sind, in Muße in Augenschein zu nehmen. Mit der weißen Balkendecke und den hcllgestrichcnen Wänden stimmt die in einfacher, straffer Linie gehaltene, in dunkler Eiche ansgeführte Inneneinrichtung vortrefflich zusammen und übt ans je den Besucher einen wohltuenden Eindruck ans. Das Büro des den Laden bedienenden Personals schließt sich ohne Trcnnungswand an den Laden an und gewährt gerade dadurch dem Personal eine leichte Übersicht. Der Umbau erstreckte sich über das ganze Haus, doch konnten die kunstvollen Decken des ersten Obergeschosses erhalten bleiben. Eine vorteilhafte Veränderung wurde auch mit der Weinstube »Zur Klause« vorgenommcn, indem man das herrliche und trauliche Kreuzgewölbe, welches bisher sehr versteckt lag nnd infolgedessen ver nachlässigt war, renovierte und mit dem Laden in direkte Verbin dung brachte. Dadurch wurde der herrliche Raum leichter zugäng lich nnd noch gemütlicher. Vor allem aber sind auch hier an Stelle der früheren, schauderhaften Toilettenverhältnisse neuzeitliche und zugleich bequem gelegene getreten. Die Leitung des Umbaues lag in den Händen des Herrn Architek ten I. Schrei ter. Die Arbeiten wurden fast nnr von einheimi schen Gewerken ausgeführt. Auswärtige Firmen lieferten die eiserne Galerie nnd die Schanfcnstcreinrichtnng, nämlich Wolf, Netter L Ja- cobi in Berlin und Albin Lasch L Eo. in Dresden. Eine große Erweiterung ihrer Räumlichkeiten hat auch die Firma H einrich H ugcndnbel in M ü n ch e n vorgenommcn. Unter der Spihmarke: »Ans dem Buch- und Kunsthandel« berichteten die Münchner Neuesten Nachrichten vom 30. November d. I.: Die Buch- und Kunsthandlung Heinrich Hngendubel, die seit Jahrzehnten für den Durchgang von der Promenadestraße zum Sal vatorplatz charakteristisch nnd seit 1890 unter obiger Firma bekannt ist, hat vor einiger Zeit ihren Laden von der Westseite in die Ost- feite des Durchgangs verlegt nnd anschließend bis in die jüngste Zeit sich beträchtlich nach den oberen Geschossen des Hauses ans gebreitet, jo daß sie jetzt außer der größeren Hälfte des Erdgeschosses den größten Teil des ersten Stockes und den ganzen zweiten Stock ein nimmt. Die hohen, stattlichen und vornehmen Räume des einstigen Patrizier- oder Adelspalais kommen dem Geschäft auch repräsenta tiv zustatten, und die drangvolle Enge dieser Buchhandlung zu den Hauptgeschäftszeiten gehört somit der Vergangenheit an. Im Erdgeschoß betritt man einen hübsch eingeteilten Laden, umgeben von Lagerräumen für Sortiment nnd modernes Anti quariat. Eine Innentreppe, die bis zum 2. Stock reicht, führt in den ersten Stock, wo sich die Jngendschriften, Bilderbücher, die Geschenk- literatnr, der Versand nach auswärts und die Sortimentslagcr be finden. Im zweiten Stock findet man die eigentliche Antiquariatsab- teilnng für Wissenschaft nnd Kunst, die Verlagsabtcilung, das Privat kontor, die Lager des Antiquariats und einen Ausstellnngs- saaI, in dem die bisher kaum erschlossenen Bestände von Buch- und graphischen Altertümern der Öffentlichkeit, besonders den Sammlern, zugänglich gemacht und auch Auktionen ans diesem Gebiet veran staltet werden. Der frühere Laden wird nur noch als Lager benützt. Dem Bestreben, dem Publikum den Aufenthalt in der Buchhandlung immer angenehmer zu machen nnd Stimmungsreize zu schaffen, die im Einklang mit der Beschäftigung mit Büchern stehen nnd dem Bücher freunde Freude nnd Behagen bereiten, wird auch die bekannte Firma S ch m i tz K O l b e r tz in D li s s e l d o r f in ihren neu bezogenen Räu men gerecht. Vor uns liegt eine kleine, reizvoll ansgestattete nnd mit hübschen Schwarz-weiß-Zeichnnngen von Herkendell versehene Reklame- broschüre, die den Titel trägt: »Im Reiche der Bücher. Ein Weih nachtsbrief«. In den Bildern werden der Verkaufs- und Leseranm der Buchhandlung veranschaulicht und in dem Briefe eines Bücherfreundes an seine ebenfalls literarisch interessierte Dam*e die Räume beschrieben nnd ihre Reize geschildert. Die Darstellung ist voll lebendigen Interesses für das Buch, und daß sie eines angenehmen poetischen Reizes nicht ent behrt, möge man aus der hier folgenden Stilprobe ersehen: Die neuen Fenster gleichen kleinen Glashäusern voller Licht und funkelnder Pracht. Ein ewiger Sommertag lacht in dieser Wohnung des Geistes, spielt mit dem zarten Duft schöner Seelenbüchcr und strahlt ans dem Herzen tiefen nnd vielfachen Wissens. Eine gar nicht so kleine Buchhandlung kann man in diesen Fenstern unterbringen, nnd wenn die Sonne sich vollgelesen hat und zur Ruhe geht, leuchtet ihre Schwester, die irdische Sonne, in vielen weißglühcnden Lam pen ans. Es kann Dir nicht mehr passieren, daß Dir wie früher plötzlich jemand, der die Lampen anstcckt, in den Schoß fällt. Schon im alten Laden bewundertest Du ja immer die gewaltige Länge und Größe des Bücherranmes. Weißt Du noch, wie Du ansrechnen woll test, wieviel Worte dort an den Wänden klebten? Du müßtest alle Deine Berechnungen znm Quadrat erheben, wenn Du der jetzigen Wortzahl beikommen wolltest. Man kann sich kaum denken, daß es noch Bücher von irgendwelcher Wichtigkeit gibt, welche hier nicht stehen. Das Wundervollste jedoch an diesem langgestreckten Bücher- saal ist das Allerheiligste, der Raum der allerschönsten Bücher. Hier liegen die Bände und Bändchen, die Du so gern hast, die Du fast mehr liebst wie mich. Du weißt wohl, wovon ich rede. Aus dem Kleide dieser Bücher spricht seltsam ihre Seele, ihr Gehalt. Die neuesten von ihnen stehen übersichtlich und vornehm separiert ans einem besonderen Regal. Du kannst also, ohne einen Menschen nötig zu haben, stets selbst sehen, was es Neues und Schönes gibt. Frevel haft bequeme Rohrsessel stehen dort, die wundervoll zu Deinem neuen blauen Kleid passen werden. Ich freue mich schon darauf, Dich dort sitzen zu sehen. Es läßt sich da wundervoll über das Buch hinweg träumen, wie Du es so gerne tust, wenn Dein Herz voll ist vom Ge halt des Gelesenen. Da blicken dann Deine trunkenen Angen in einen seltsam duftigen Garten, ans eine weiße blendende Birke, die ans »Klein Eyolf« oder »Nosmersholm« sein könnte. Des Abends aber, wenn der grüne Duft da draußen in schwarze geheimnisvolle Nacht getaucht ist, blitzen die Lichter des Bnchpalastes seltsam im Dun kel auf, und Du siehst sein Spiegelbild, wundersam ins Unbestimmte entrückt. Daß die größeren Sortimentsgeschäfte auch anderwärts immer mehr zur Einrichtung von Leseräumcn übergehen, ersehen wir ans allerlei Zeitungsberichten nnd Notizen, die uns von den Geschäften zur Verfügung gestellt worden oder von anderer Seite zngegangen sind. Das Leipziger Tageblatt wies z. B. unter der Spitzmarke »Ein litera- rischerSalon in Leipzig« darauf hin, daß sich in der Stadt des Weltbnchhandels noch kein intimer Raum in einem der Sortimentsge- schäfte befände, in dem sich die Freunde des schönen Buches ein Rendezvous geben könnten und der gleichzeitig als Ausstellnngs- nnd Beratnngsran m aller Neuerscheinungen des schönen Buches mit Ausschluß des wissenschaftlichen Buches diene. Nun habe die be- 1822*
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