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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1925
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- 1925-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1925
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil Preisabbau. Von Or. A. H e ß. Die Reichsregierung hat eine Aktion zur Herbeiführung eines allgemeinen Preisabbaus eingeleitet. Die Erwägungen, von denen sie ausgeht, sind durchaus zutreffend; besser und wirtschaft lich gesünder als Gehalts- und Lohnerhöhungen zum Ausgleich der zunehmenden Teuerung ist Steigerung des Realeinkommens durch Senkung der Preise. Die deutsche Produktion ist an der Höchstgrenze der Preise vieler, ja wohl der meisten ihrer Erzeug nisse angelangt. Die den Forderungen mancher Arbcitnehmer- zweige auf hemmungslose Durchstührung ihrer Lohnansprüche cnt- gcgcngestellte Androhung der Aussperrung erfolgt doch nicht ohne Not; kein Gewerbetreibender verurteilt sich ohne bittersten Zwang zur Tatenlosigkeit; denn Einstellung der Arbeit bedeutet ja nicht nur Stillegung des Betriebes, sondern Kapitalverlust und Ver lust im Absatz durch Abwanderung der Kunden. Soweit die Berichts in der Tagespresse erkennen lassen, geht die Reichsrcgierung von der Auffassung aus, daß die neuerdings erlassenen Gesetze auf wirtschaftlichem Gebiet immerhin soviel Er leichterungen bringen, um eine Preissenkung zu ermöglichen. Neben Durchführung der Aufwcrtungsfragc und der Schaffung des Zolltarifs sollen vor allen Dingen die Neuerungen auf steuer- rechtlichem Gebiet Entspannung bringen. Insbesondere wird aus die Herabsetzung der Umsatzsteuer auf verwiesen; sie soll eine Erleichterung von insgesamt etwa k>00 Millionen Reichsmark be deuten. Sicher können solche Nachlässe nicht ohne Einfluß aus die Preis- Höhe bleiben, bei solchen Waren wenigstens nicht, bei denen Herstel lung und Vertrieb nicht schon jetzt ohne wesentlichen Gewinn er folgen. Es gibt eine Reihe von Unternehmungen, die trotz an scheinend hoher Preise ohne Gewinn arbeiten; die aus ihnen ruhen den öffentlichen Lasten bestreiten sie, wenigstens teilweise, aus der Substanz. In solchen Fällen wird auch die Steuerermäßigung keine Preisänderung bringen; sie kann sich nur als Erleichterung für das Unternehmen selbst auswirkcn. Wenn in den amtlichen Darstellungen von schärfsten Maß nahmen und unmittelbaren Eingriffen der Ministerien die Rede ist, so werden sich die Gewerbestände banger Sorge nicht ver schließen können. Die Zwangswirtschaft der Kriegs- und Nach kriegszeit, die Höchstpreis- und Preiswuchergesetzgebung sind noch zu frisch in aller Erinnerung. Wollen die zuständigen Stellen in der Reichsrcgierung in objektiver und sachlicher Weise die Ver hältnisse in den einzelnen Berufszweigen besprechen, so wird sich niemand diesem Wunsche verschließen; mit Zwangsmaßnahmen wird dagegen nichts zu erreichen sein. Wie wollte man beispiels weise im Buchhandel Vorgehen, bei dem sowohl in den einzelnen Zweigen wie auch je nach der Art der Firmen die Verhältnisse ganz verschieden liegen? Das eine erscheint sicher: die geplanten Regierungsmaßnahmen können — und sic wollen es Wohl auch nicht — nicht etwa die Befreiung von den, Druck bringen, unter dem nicht allein die »onsumentcn, sondern auch die Gewerbetreibenden leiden, die zu Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. S2. Fahrgang. ihrem Teil ja auch wieder Konsumenten sind. Die Ursachen dieser wirtschaftlichen Depression liegen auf ganz anderem Gebiet und müssen mit ganz anderen als den in Aussicht genommenen Mitteln bekämpft werden. Es wäre betrüblich, wenn in falscher Richtung vorgegangen, dadurch nur Unruhe geschaffen und die Mißstimmung zwischen Verbrauchern und Gewerbe vergrößert würde. Der Buchhandel wird voraussichtlich von der Aktion nicht unberührt bleiben. In Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse wird viel zu sehr über das zu teure Buch geklagt, als daß nicht der Anreiz bestehen sollte, den Versuch einer Abhilfe zu unter nehmen. Wer aber weiß, daß Papier etwa 80—100^ über Vor- kriegsprcis steht, daß die Druckpreise mindestens das Doppelte der Sätze der Vorkriegszeit betragen, für den ist sicher, daß wesent liche Preissenkungen nicht eintretcn können. Aber, so wendet man gern ein, der Rabatt des Sortiments ist viel zu hoch; nian sieht ja an den Preisen solcher Werke, die unter Ausschluß des Sortiments vertrieben werden, um wieviel billiger das Buch sein kann. Diese Beweisführung ist irrig. Man kann höchstens fragen, ob man das Sortiment überhaupt für den Buchabsatz braucht. Es ist ganz selbstverständlich, daß ein Buch billiger wird, wenn bei seinem Absatz eine Vermittelungsstufe ausgespart wird. Wer glaubt, den Beweis führen zu können, daß die Gesamt heit der deutschen Buchproduktion in der bisherigen Weise und Höhe abgesetzt werden könnte, wenn das Sortiment verschwände? Ist die Existenz des Sortiments aber wirtschaftlich berechtigt und notwendig, so stehen ihm auch die Rabatte und Gewinne zu, die es zur Durchhaltung der Betriebe braucht. Es wäre vergebliches Bemühen, hier etwa mit behördlichen Diktaten eingrcisen zu wol len; für die Angemessenheit der Preise sorgen die Ungebundcnheit der Wirtschaft und der freie Wettbewerb. Es ist ein in Laienkreisen weit verbreiteter Irrtum, daß der Börsenverein in Rabattsragen bin dende Vorschriften erlasse; man verweist auf den Teuerungszu schlag. Aber nicht einmal der Schutz des Ladenpreises kann in diesem Zusammenhänge angeführt werden, denn an sich ist ja der Ladenpreis völlig in der Hand des Verlegers, seine Festlegung erfolgt in freiester Einwirkung aller preisscnkenden Faktoren. Wenn es überhaupt eines Beweises hierfür bedürfte, so ließe sich auf die Tatsache Hinweisen, daß es eine ganze Reihe von Er scheinungen im regulären Verlag gibt, die im Preise nicht höher stehen als die Bücher einzelner Buchgemeinschasten, obwohl sie durch das Sortiment abgcsetzt werden, also mit Rabatt kalkuliert sind und in der Ausstattung diesen durchaus nichts nachgeben. In den Debatten der letzten Zeit über die Ursachen der Teuerung hat man auf die Steigerung der Preise durch wirt schaftlich unberechtigten Zwischenhandel hingewiesen. In manchen Gewerbezweigen erscheinen in dieser Beziehung die Verhältnisse dringend reformbedürftig; namentlich die Überspannung der Nah- rungsmittelprcisc soll auf solche Zwischcnhandelsgewinne zurückzu führen sein. Im Buchhandel haben sich im reinen Zwischenhandel die Dinge im Vergleich zum Frieden nicht allzusehr verschoben; wenigstens ist nicht bekannt geworden, daß sich etwa Grossisten firmen im Übermaß ausgetan hätten. Der Zwischenhandel im Buchhandel kann auch niemals prcisvcrtcuernd wirken, da seine Abnehmer an die Ladenpreise gebunden sind. I73S
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