Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1880
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- 1880-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1880
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hier ist das Geschäft von dem und dem", und der Nachbar ebenso: „Hier von dem und dem". Neue Bücher wurden nicht auf das Regal gestellt, sondern unter dem Ladentisch für die eigenen Kunden ge halten, um sie nicht dem Nachbar zu zeigen, und einander selbst ver kauften die Buchhändler solche Bücher nicht, auch nicht ohne Rabatt. „Dies hemmte das ganze Geschäft", fügt Ovsjanikov hinzu. Einer der bedeutendsten russischen Buchhändler war A. F. Smirdin (1795—1857) in Petersburg; er verlegte die besten Werke seiner Zeit, machte sich um die russischeBibliographie verdient und hatte seine eigene Buchdruckerei und Buchbinderei im eigenen Haus. Allein er war zu splendid in den Honoraren an Autoren und Redacteure, fand daher bei den Unternehmungen oft nicht seine Rechnung. Auch ruinirten ihn seine Collegen durch Aus nützung seiner häufigen Geldverlegenheiten, indem sie erstens den Rabatt über Gebühr herabdrückten, dann, statt Wechselaccepte zu gewähren, wieder unter Abzug hoher Procente (bis 15) baar zahlten, so daß der Rabatt statt der üblichen 20, oft auf 50 und mehr Procent Hinaufstieg. Am schlimmsten erging es ihm darin in Moskau; „hier wurde er förmlich ausgeplündert". Dem Buchhändler Lisenkov wird hochtrabende und unreelle Reclame vorgeworfen. I. I. Jungmeister, der Verleger von Krylov's Werken, wird als thätiger Mann geschildert, dessen Ge schäft aber nach Verlust der Commission des „Rufs. Invaliden" und infolge der Pferdeliebhaberei des Besitzers in Verfall kam, sowie 1866 ganz aufhörte. Der Literat A. I. Jvanov errichtete 1843 eine Buchhandlung mit einem Agenturcomptoir, durch das er Auswärtigen Alles zu senden versprach, von der Stecknadel an bis zu brillantenen Ohr gehängen. Er wurde mit Aufträgen und Geld überschüttet. Statt aber das Glück zu benutzen, wurde er von demselben verblendet. Als freilediger und alleinstehender Mann schaffte er sich einen Koch an, Kutschpferde und ein Reitpferd, eine Villa, und dazu „theure Meubles". Die natürliche Folge war, daß er immer seltener ins Geschäft kam und die Bediensteten gehörig ihren Vortheil war- zunehmen wußten. Er gab eine „Literaturzeitung" heraus. In solcher Weise werden eine Menge Buchhändler aufgezählt (alle in Petersburg); aber sonderbar ist es, wie oft sich die Worte: „machte bankerott", „kam in Verfall", „verlor Alles" wiederholen. Bei Poljakov kam es dahin, daß er 1858 das Geschäft aufgab, in größter Armuth lebte und endlich, von einer Lähmung betroffen, ins Armenhaus kam und dort 1875 starb. KoLancikov war anfangs Cassirer am Moskauer Theater, be faßte sich daun neben seiner Buchhandlung mit der Petroleum beleuchtung eines Stadttheils von Petersburg. Die Sache verlief so, daß er sich zuletzt mit Öerkesov L Co. vereinigen mußte, wo er in der nicht beneidenswerthen Stellung eines Pensionärs 1876 starb. M. B. Popov's Buchhandlung in der Passage hat sich sehr gehoben, seitdem er mit ihr einen ziemlich einträglichen Handel mit „allerhand" Photographien verbunden hat. Der Trödelhandel auf dem Apraxinhof hat in den Jahren 1810 begonnen; die Bücher wurden aus der Hand verkauft. Einen beständigen Buchhandel auf dem Markte (auf einem geneigt geleg ten großen Bret) begann 1830 V. Cholmumn. 1832 wurden auf dem Markte kleine Bildchen gebaut, die man Kästchen nannte, die sich aber dann zu wirklichen Läden (lavlri) erweiterten. Damals war es in vornehmen Häusern Mode, Bibliotheken zu halten, und aus ihnen schleppten die Lakaien und andere Diener täglich Bücher fort, um sie bei den Trödlern für einen Spottpreis zu verkaufen, die sie dann wieder an die erfahrenem Buchhändler, wie MatuLin, Jsaev, absetzten. Auch bei Journalredactionen, Verlags- und Sor- timeutsbuchhändlern veranlaßt der Trödelhandel Bücherdiebstähle; die Verfolgungen dieses Uebels selbst seitens energischer Personen, wie B. M. Wolfs, sind bisher erfolglos geblieben. Unter den Trödlern war V. V. Matjuäkin, gestorben 1869 gegen 80 Jahr alt, ein großer Kenner und Liebhaber von Büchern; täglich ging er aus dem Markte herum und kaufte alles Bessere auf. Seine werthvolle Sammlung ging 1862 beim Brande des Apraxin- hofes unter. Ein anderer, Uchtin, war blind, hatte aber ein so vor zügliches Gedächtniß, daß er wußte, wo jedes Buch stand, und oft seinem im Geschäft helfenden sehenden, aber mit schlechtem Gedächt niß bedachten Schwager aushelfen konnte. Ein Original war Podpalicyn, gestorben 1847. Ursprünglich Beamter, begann er in den 30 er Jahren mit Büchern zu handeln, aber so, daß er sich eine gewisse Norm festsetzte, was er täglich zu verdienen habe. Brauchte er z. B. 3 Rubel und hatte er diese bis Mittag 12 Uhr verdient, so schloß er sein Lädchen und ging zu frieden für die übrige Tageszeit nach Hause. Immer konnte man an dem frühen Schluß seines Ladens erkennen, daß seine Norm schon erreicht war. Lange Credite an Bücherkäufer, namentlich Literaten, „die nicht alle vermögende Leute sind", oft bis nach deren Tode, kommen auch vor, so erzählt z. B. Lisenkov, daß er nach dem Tode Pusch- kin's zur Begleichung von dessen Bücherrechnung 5000 Rubel vom Curator der Familie bekommen habe. Nur gelegentlich lassen diese „Materialien" einige Blicke in die Technik und die Usancen des russischen Buchhandels thun; der Hauptsache nach charakterisiren sie die Person des russischen Buch händlers selbst, und von ihr wird man allerdings auch ausgehen müssen, um sich bei den wenigstens theilweise noch sehr primitiven Verhältnissen des russischen Buchhandels einen Begriff von der Physiognomie desselben zu machen. k. Eine Rechtsfrage aus der SortimcntSpraxiS. Die Unterzeichneten halten es für ihre Pflicht, denjenigen Herren Collegen, welche sich bisher für den Vertrieb des Bieder - mann'schen „Centralblattes für Agrikulturchemie" in- teressirten, davon Kenntniß zu geben, daß der Verleger gen. Zeit schrift, Hr. Hofbuchhändler Hugo Voigt in Leipzig, für gut be funden hat, den Preis für dieselbe allen Mitgliedern landwirthschaftlicher Vereine gegenüber bei direktem Bezüge von seiner Firma auf 16 M. 20Pf. zu ermäßigen, was selbstverständlich dasselbe bedeutet, wie allen Lesern über haupt, die ihre Bestellung direct an ihn senden. Diese Aende- rung ist eingetreten, ohne daß dem Buchhandel auch nur die ge ringste Anzeige davon gemacht worden ist. Es verdient diese Thatsache die doppelte Beachtung in einer Zeitperiode, in welcher die bei iveitem größte Mehrzahl aller ge achteten Verlagshandlungen bestrebt ist, den Ladenpreis dem Publi cum gegenüber wieder zu seiner vollen, durchaus berechtigten Gel tung zu bringen, einmal, weil sie direct jenen lobenswerthen Be strebungen entgegentritt, dann aber auch, weil sie den Sortimenter sowohl an seinem Umsatz wie an seinem Ruf schädigt. Abgesehen davon, daß diese Preisreduction bei einem wissen schaftlichen Fachblatte kaum die Abonnentenzahl erheblich ver größern dürfte, so wäre es wohl recht und billig gewesen, wenn Hr. Voigt den Sortimentsbuchhandlungen von seinen be absichtigten Manipulationen Kenntniß gegeben und sie auch in den Stand gesetzt hätte, zu dem Preise von 16 M. 20 Pf. das gen. Journal an alle Vereinsmitglieder zu liefern. In unserer Zuschrift vom 27. März ersuchten wir darum, erhielten aber in seinem Schreiben vom 31. März keine Antwort auf diesen Passus, wenn nicht etwa die erfolgte Zurücksendung unseres Briefes eine Verneinung ausdrücken sollte. 206*
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