Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1880
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- 1880-05-03
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- 03.05.1880
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ioi, 3. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1819 Die diesjährige Messe war «besonders zahlreich besucht. Der Kampf um das neue Statut mußte ausgefochten werden und die Scharen der Anhänger des Alten wie des Neuen waren herbeigeeilt, ihre Schuldigkeit zu thun. Heiß ist der Kampf gewesen und der Würfel ist gefallen — an dieser Stelle geziemt sich nicht, Kritik zu üben, sondern nur dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß er zum Segen und zum Heile unseres Standes gefallen sein möge. Nur natürlich war es, daß nach so außergewöhnlichen Anstrengungen des Morgens auch das Festmahl des Mittags besonders zahlreich be sucht war und daß die Versammlung, froh der gethanen Arbeit, sich in besonders animirter Stimmung den Tafelgenüssen widmete. Unter den auch diesmal in erfreulicher Anzahl erschienenen nicht buchhändlerischen Gästen war es eine stattliche Reihe von Mit gliedern des Reichsgerichts, an ihrer Spitze der Chef der hohen Behörde selbst, welche, als zum ersten Male anwesend, mit beson derer Genugthuung begrüßt wurden. Auch eine bei weitem größere Anzahl von Offizieren der Garnison als je zuvor betheiligte sich an dem Festmahl. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete mit kurzen, kräftigen, schlichten Worten der Vorsitzende, Herr A. Krön er. Wo immer deutsche Männer versammelt seien zu festlichem Thun, da sei ihr erstes Glas dem ruhmreichen Kaiser geweiht, dem unser Aller Herzen in Ehrfurcht und Liebe entgegenschlügen. Und wenn sie inLeipzig tagten und es seien deutsche Buchhändler, so liege es sehr nahe, daß dabei zugleich des erhabenen Regenten Sachsens gedacht würde, dessen, wie seiner Vorfahren Fürsorge und Schutz der deutsche Buchhandel so viel verdanke. — Kaiser Wilhelm und König Albert: sie leben hoch! Herrn Hugo Koehler war von Seiten des Festcomitös der dankbare und ehrenvolle Auftrag geworden, den auswärtigen Be rufsgenossen, wie den heimischen Gästen, welche heute wiederum in so stattlicher Zahl der Einladung Folge geleistet, den Dank für ihr Erscheinen und zugleich ein herzliches Willkommen zuzurufen. Es müsse das Festcomitö mit hoher Genugthuung erfüllen, eine so im posante Versammlung auswärtiger Berufsgenossen unter seinem neutralen Scepter vereinigt zu sehen: Reformstreber und Anti- reformler, Börsenblattsecretirer und ihre Bekämpfer — vor kurzem noch heftige Gegner in der eben geschlagenen Redeschlacht — säßen nun friedlich beisammen und besiegelten bei einem guten Trunk den alten Freundschaftsbund aufs neue. — Leider falle in die Freude über dieses zahlreiche Erscheinen als ein Tropfen Wermut der tz. 19. des neuep Statuts über die Stellvertretung, welcher eine nicht zu unterschätzende Gefahr für das Fortbestehen der Cantate- Festmahle in sich berge. Im Geiste sehe man infolge dieses Para graphen statt zwei- bis dreihundert unserer auswärtigen Berufs genossen zwanzig bis dreißig „Mandatare" erscheinen, um auf den Trümmern unserer einstigen Größe ihren kümmerlichen Cantate- Festaltar zu errichten. Leider sei diese Gefahr von keinem der Redner in Betracht gezogen worden und so bleibe nur übrig, den auswärtigen Kollegen die dringende Bitte ans Herz zu legen, jeder für sich möge alles zum Fortbestehen dieser Vereinigungen thun, welche nicht nur für den Verkehr der College» unter einander, son dern auch für das Anknüpfen von Beziehungen zu unseren verehrten nichtbuchhändlerischen Gästen so werthvoll und angenehm seien. Mit Bezug auf die letzteren hob der Redner hervor, mit wie hoher Genugthuung es erfülle, in diesem Jahre neben den alten treu be währten Freunden des Buchhandels: den Vertretern der Stadt gemeinde und unserer blühenden Universität nun auch neuerdings den Chef und viele Mitglieder des höchsten deutschen Gerichtshofes unter uns als Gäste weilen zu sehen. — Ihnen allen wie den aus wärtigen Collegen galt sein Hoch. Von den begrüßten Leipziger Gästen erhob sich zunächst Herr Oberbürgermeister vr. Georgi, um im Namen der Stadt den alten Freundschaftsbund zu bestätigen und in die dargebotene Hand einzuschlagen. Freunde Pflegen gute Wünsche für einander zu haben, und es sei das Wesen derartiger Wünsche, daß das für den Freund gehoffte Gute auch dem Wünschenden zu gute käme. Die Gemeinschaft zwischen dem deutschen Buchhandel und der Stadt Leipzig sei so innig, daß das Eine von jedem Wohl oder Wehe des Andern unfehlbar mit berührt werde, und die Stadt sei sich dieser innigen Verbindung mit einem der wichtigsten Interessen der Nation Wohl bewußt und stolz auf sie. Kein Stand sei so geeignet, dem Leben der Nation so an den Puls zu fühlen, wie der Buch handel, und wenn er blühe und gedeihe, dann müsse auch die Nation selbst gesund sein, geistig sowohl, weil solches Gedeihen ein reges Interesse für geistige Schöpfungen voraussetze, als wirthschaft- lich, weil es ein Zeichen gesunder Verhältnisse sei, wenn außer der Lust auch die Mittel zum Bücherkaufen vorhanden seien. Nun sei es ihm in den letzten Jahren eine beruhigende Erscheinung ge wesen, daß trotz der allgemeinen Klagen über wirthschaftlichen Rückgang, trotz aller Lamentos über die schlechten Zeiten, derartige Klagen aus den Reihen des Buchhandels weniger oft ertönt wären. Wohl sei auch er empfindlich getroffen worden von der Noth der Zeiten, aber frisch und unentwegt habe er weiter gestrebt und auch in dieser Periode der Nation manche kostbare Blüthe geboten. Und die rege Betheiligung an den Cantate-Essen habe ihm stets die Be ruhigung gewährt, daß es mit den Herren Buchhändlern doch nicht so ganz schlecht stehen könne, und er habe daraus nach dem Gesagten den Schluß gezogen, daß auch die Nation selbst sich geistig und wirthschaftlich noch immer einer gewissen Gesundheit erfreue. Daß es so bleiben möge, sei sein Festwunsch, und wenn der geehrte Vor redner durch Heraufbeschwörung des ominösen §.19. einen düstern Schatten auf die Festfreude geworfen habe, so schöpfe er aus allen diesenErwägungen die Beruhigung, daß das Cantate-Festmahl auch in Zukunft nicht auf eine Betheiligung von zwanzig—dreißig „Man dataren" angewiesen sein würde. Der Buchhandel sei aber nicht bloß geeignet, der Nation in geistiger Beziehung den Puls zu fühlen: er sei selbst ein Stück des geistigen Lebens der Nation, eine große ge schlossene Körperschaft, welcher die Pflege geistiger Interessen Lebensberuf und Lebensbedürfniß sei. Daß dies stets so bleiben möge, sei seine frohe Hoffnung, und in dieser Hoffnung stoße er an auf den deutschen Buchhandel. Im Namen der Universität sprach der Rector derselben, Se. Magnificenz, Herr Professor vr. Lange auch seinerseits den Dank für die vernommene freundliche Begrüßung aus. Auch die Universität schätze sich glücklich, als Domicil den Sitz des deutschen Buchhandels zu haben. Es sei ja wohl überflüssig, die Verbindung zwischen Buchhandel und Wissenschaft näher zu erörtern, er aber, als Philologe, wolle nur hervorheben, daß selbst ein Cicero seine Berühmtheit nicht erreicht hätte, daß die Catilinarischen Reden ihre Verbreitung nicht gefunden hätten ohne seinen Freund und Buchhändler Atticus, daß selbst die Gedichte eines Horaz schwerlich so vollständig auf die Nachwelt gekommen wären ohne die unermüd lichen Bemühungen der Sosier zu ihrer Verbreitung. Nun möge freilich die Prämisse nicht ganz zutreffend sein, denn Cicero und Horaz waren große Redner und Dichter, und anders verhalte es sich mit den Männern der reinen Wissenschaft, deren Werke freilich von größter Wichtigkeit für die Menschheit seien, trotzdem aber in weit schwächerem Maße verbreitet würden, denn — sie fänden eben weniger Käufer. Und darum mache sich der Buchhandel um die Wissenschaft verdient, weil er auch Opfer nicht scheue, weil er auch dann verlege, wenn ein directer Nutzen von vornherein nicht zu erwarten wäre. Gewiß edire der Verleger ja immerhin lieber gute gangbare Schulausgaben, als kritische Arbeiten, welche mit 252*
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