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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1925
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- 1925-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1925
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- Deutsch
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10470 Börsenblatt f. d. Duck». Buckbandel. Redaktioneller Tell. 160, 11. Juli 1925. zu erhöhen. Es werden deshalb auch Stimmen laut, die mehr Vertrauen predigen und zur Ruhe mahnen, da verständnisvolles Zusammenarbeiten und gegenseitiges Entgegenkommen die ge meinsame Last erleichtern würden. So schrieb kürzlich der -Ber liner Börsen-Courier«: »Daran krankt zurzeit der deutsche Kaufmann, daß ihm im In land zn wenig Entgegenkommen gezeigt wird, sodaß man auf diese Weise eine Vertrauenskrise herausbeschworcp hat. die erbarmungslos über alle hinweggeht, ohne, wie sonst, die Spreu von dem Weizen zu sondern. Es ist unbedingt notwendig, dass bas deutsche Bank gewerbe wieder in die Lage kommt, in einem weit gröberen Umfange, als es zurzeit möglich Ist. Kredite zu gewähre». Dazu gehört natür lich zuallererst, dah auch die Reichsbank in eine Nachprüfung ihrer Kreditpolitik eintritt. Kommt sie dabei zu dem Ergebnis, dah sie lm Interesse der Gesamtheit Erleichterungen nicht schassen kann, so hat sie unseres Erachtens die Pflicht, die Regierungen des Reiches und der Länder darauf aufmerksam z» machen, daß noch rechtzeitig ausreichende Barmittel zur Rettung und zur Erhaltung selbständiger Existenzen sreizumachen sind. Im übrigen sollte man aber in den Kreisen der deutsche» Kausmannschast sich nicht gar so sehr von den Ereignissen treiben lassen. Das abgegriffene und viel geschmähte Wort .durchhalten' hat doch einen Sinn, wenn man am Horizont die Lichter einer besseren Zeit ausblitzen sieht. Auf Deutschlands Feldern reift eine Rekordernte heran, die im Verein mit einem berechtigten Schutzzoll eine kaufkräftige Landwirtschaft wiedcrherstellen wird. Und ebenso dars man annehmen, daß sich von der besreitcn Ruhr neue Energieslrömc über die deutsche Wirtschaft ergießen werden, weil er fahrungsgemäß bisher scde außenpolitische Erleichterung Deutschlands eine Kräftigung der gesamten Weltwirtschaft bedeutet hat. Es besteht daher die begründete Hoffnung, daß sich die Wirtschaftskrise ln Deutsch land zum mindesten nicht weiter verschärfen wird — vorausgesetzt allerdings, daß sich jeder Einzelne seiner Verantwortung sür das Ganze bewußt bleibt.» Die Hoffnung auf die Räumung der Ruhr und auf einen guten Ernteertrag, aus die hier Bezug genommen ist, stellt in der Tat einen kleinen Lichtblick dar. Auch an die erfolgreiche, wenn auch naturgemäß nur sehr langsam fortschreitende Kapital neubildung durch Spartätigkeit dars in diesem Sinne immer wieder erinnert werden, zumal dadurch die Kroditlage allmählich doch erleichtert wird. Gerade im Hinblick auf die Forderung staatlicher Kredithilfe, auf die oben ebenfalls hingelviesen wurde, schrieb dazu kürzlich vr. Brecht (Mannheim) in der »Frank- surter Zeitung«: -A» die Landwirtschaft sind von den dem Deutschen Sparkasscu- und Giroverbande angeschlosscnen Sparkassen bis Ende 1924 217,6 Millionen ausgeliehen worden, an de» Mittelstand bis Ende Kebrnar 1828 897,2, zusammen also 9l4,8, nahezu 1 Milliarde Mark. Dabei dars man nicht die Gesamtsumme der Einlage» bei den deutschen Sparkassen im Jahre 1913 mit annähernd 29 Milliarden in Vergleich ziehen. Dieser Teil des deutschen Volksvcrmögens ist durch Krieg und Inflation nahezu, man kann schon sagen ganz, in ein Nichts zer ronnen. Seit der Stabilisierung der deutsche» Währung mußten die Sparkassen neue Einlagen sammeln. Ran muß zugeben, baß die Sparkassen in dieser Hinsicht eine ungeheure und erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Es handelt sich ja nur um kleine und kleinste Einzel beträge. die hier zusammengctragcn werbe». Um so erstaunlicher ist die Gesamtsumme von nahezu 1 Milliarde Mark, die allein ln den beiden besprochenen Krebitkategorien ansgcliehcn wurden. Wie ver schwindend sind z. B. die von Reichs wegen sür den Mittelstand zur Verfügung gestellten 30 Millionen Mark gegen die von den Spar kassen aus ihren Einlagen gegebenen 897 Millionen Mark! Selbst gegenüber den Millionenbeträgen. die von der Ncntenbank der Land wirtschaft zugeleitct wurden, kann das Krcditkontingcnt der Spar kassen sür denselben Zweck bestehen. Di? Gcsamtcinlagenbcständc gehen schätzungsweise aus 1Z—1.5 Milliarden Mark. Wenn man unter Würdigung aller erschwerenden Umstände so das Endergebnis betrachtet, erkennt man den Weg In die Zukunst. Es ist zwar nn- möglich, den rissigen Kapitalbedarf der deutschen Wirtschaft ans eigener Kraft z» schassen, aber je größer der Anteil aus eignen Sparmitteln ist, um so besser bleibt cs für die Gesamtheit, weil dadurch die Ver schuldung und Zlnsverpflichtung an bas Ausland mit den verhängnis- schweren Folge» sür die Handels- und Zahlungsbilanz gehemmt wird. Diese Arbeit der etwa 3999 deutschen Sparkassen an dem finanziellen Wiederaufbau und der Kapitalbeschaffung sür die heimische Wirtschaft muß angesichts des ersten Jahrcsergcbnisses auch von Kritikern der neueren Entwicklung des Sparkasse,iwesens gewürdigt werben.« Allein, diese Stützen einer hoffnungsfreudigeren Beurteilung der Loge dürfen doch nicht überwertet werden. Es kann darüber gar kein Zweifel bestehen, daß die Dinge überaus ernst liegen. Das ist besonders bei der Beurteilung der Krcditfrage zn beachten. Gegen die Notwendigkeit des Kredits soll damit nichts gesagt sein. An dieser Stelle ist schon oft genug betont worden, daß eine arbeitsteilige Wirtschaft ohne Krediteinrichtungen gar nicht auszukommen vermag. Ebenso ist wiederholt darauf hin- gcwiefcn worden, daß sich auch der Buchhandel unbedingt ein neues Kreditsystem wieder ausbauen muß, um die volle Lei stungsfähigkeit wiederzucrlangen. Gerade für den Buchvertrieb ist das ein unumgängliches Bedürfnis. Dabei wird vernünftiger weise stets bedacht werden müssen, daß sich die Kreditfristen eng an den llmsatzrhythmus anzulehnen haben. Eine Buchsorte, die sich normalerweis« rasch gegen Barzahlung im Laden umfetzl, braucht keine langen Kreditfristen. Dagegen drosselt rigorose Kreditkürzung bei Werken, die sich auch im Sortiment nur lang sam verkaufen und an Kunden gehen, die in Rechnung zu kaufen Pflegen (Bibliotheken), naturnotwendig den Umsatz. Nach Mit teilungen von verschiedenen Seiten zu urteilen, ist der Verlag vielfach schon wieder bereit, in beträchtlichem Umfang Kredit zu gewähren. Dabei ist aber gerade denen, die solchen Kredit zu nehnien geneigt find, also etwa Weihnachtseinkäufe schon heute gegen Zahlungsziel Anfang 1926 tätigen, dringend zu raten, den voraussichtlichen Umsatz nicht zu überschätzen, vielmehr größte Vorsicht zu üben. Denn beim Kreditgeschäft ist nichts unange nehmer als derartige Fehlrcchnungcn an der Front des letzten Konsums. Der Kredit pflanzt sich wie eine Kette von Glied zu Glied der Geschäftsverbindungen fort. Wer Kredit gewährt, Pflegt nach dein Maß der erwartbaren Eingänge und Außenstände in entsprechender Termingleichung auch Kredit zu nehmen. Reißt das Ansangsglied der Kelle, so bricht unter Umständen das ganze Kreditgebäude zusammen. Der Pessimismus der Gesamtwirtschaft scheint im übrigen nun auch schon auf die Papierindustrie und das graphische Gewerbe, die sich bisher einer Hochkonjunktur kaum geahnten Umfanges erfreuen konnten, seine Schatten Wer sen zu wollen. Es handelt sich dabei offenbar nicht lediglich um die übliche sommerliche Stille. Zum Teil liegen noch Auf träge genug vor. Namentlich die Unternehmungslust des Ver lags zeigt ja in der Tat noch kaum ein Nachlassen. Aber der Eingang von Neuaufträgen ist offenbar nicht mehr so lebhaft. Die Industrie muß sparen. Die notwendigsten Drucksachen, die in der Inflationszeit ausgegangen waren, dürften ersetzt sein. Das allgemeine Werbefiebcr wird sich vielleicht einfach aus Geld mangel rasch genug legen. In den Berichten der Preußischen Handelskammern heißt es: »In der Papierindustrie ist der Auftragsbestand sehr zurückgi- gangcn, wenn sich der Rückgang bei den besseren Paplergualitäte» auch nicht so stark gezeigt hat wie bei den geringeren Sorten, deren Preise unzureichend sind. Im graphischen Gewerbe hat sich die Wirt schaftslage weiter empfindlich verschlechtert. Da seit dem 1. Juni ans Drucksachen ein Preisaufschlag von 19 o. H. ersoigt ist, hat auch in der Buchdruckerei der Geschäftsgang nachgelassen j im Osfset- und Steindruck war er gut. Im Zeitungsgewerbe hat das Anzeigenge schüft, wie gewöhnlich in der Reisezeit, einen Rückgang erfahren.« Besonders beachtlich erscheint uns die Bemerkung über die Wirkung der letzten Druckpreiserhöhung. Wir hatten also mit unserer Warnung recht, daß die Ausnützung der Konjunktur ihre Grenzen habe. Hinsichtlich des Papiers drückt sich der Bericht der Papier-, Pappen-, Zellstoff- und Holzstoff-Industrie weniger pessimistisch aus, muß aber gleichfalls zugcbcn, daß sich der Ge schäftsgang im Juni gegenüber den Vormonaten zum Teil etwas verschlechtert habe. Insbesondere hat die Packpapierindustrie einen Geschäftsrückgang zu verzeichne», Mährend für Schreib und Druckpapier die Auftragseingänge noch lebhaft sind. Be zeichnenderweise schließt der Bericht: »Die Zahlungen erfolgen außerordentlich schleppend und der Wechselverkehr wächst in be denklicher Weise weiter. Die Lohnerhöhungen der letzten Zeit werden ein leichtes Anziehen der Augustpreise sür einige Papier sorten zur Folge Huben.« Die hier angekündigte Preiserhöhung beträgt je nach der Qualität bis zu 2 Mark für 100 Kilo. Da die Fabriken im allgemeinen Lieferung nicht vor August ver sprechen können, tritt die Erhöhung im Grunde schon jetzt ein. Mit einem späteren Rückschlag ist schwerlich zu rechnen, selbst
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