Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-06-16
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18800616
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188006165
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18800616
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-16
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint außer Sonntags täglich. — Bis früh S Uhr eingehende Anzeigen kommen in der nächsten Nummer zur Ausnahme Börsenblatt für den Beiträge für das Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber an die Expedition desselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigentljum deS BörsenbercinS der Deutschen Buchhändler. 13?. Leipzig, Mittwoch den 16. Juni. — Nichtamtlicher Theil. 1880. Autoren, Verleger und Publicum. Die Klagen über die schnöde Theilnahmlosigkeit des deutschen Lesepublicums gegen die Bücherproduction, d. h. die prononcirte Unlust, ein Buch zu kaufen, sind in den letzten Jahren längst über die betrübten Fachkreise hinausgedrungen nnd von berufenen Schriftstellern in Büchern, die, wie ich fürchte, auch wieder nicht ge kauft wurden, dem Publicum vorgetragen worden, — freilich ohne merklichen Erfolg. Die Statistik — wenn es eine gäbe — würde vermuthlich die berechtigte Annahme bestätigen, daß von je hundert gebildeten Personen jährlich kaum 20 einen Buchladen betreten — und selbst unter diesem Fünftel werden sich noch einige finden, welche durch uothwendige Schulbüchereinkäufe dazu gezwungen wurden, also der Noth gehorchend; das große Publicum kümmert sich um die Buch erscheinungen soviel wie gar nicht. Der Sortimenter läßt an die Verleger die dringende Weisung: „Keine Novitäten" ergehen, und die Verleger verschanzen sich den Autoren gegenüber hinter den gewissen ablehnenden Antworten, welche die bittere Klage über die Noth der Zeit zwischen den Zeilen durchblicken lassen. Die Autoren werden der vergeblichen Bemühungen, unter nehmende Verleger zu finden, überdrüssig und suchen endlich ander wärts ihr Heil. In erster Linie verfallen sie auf Zeitungen nnd Zeitschriften. So hat sich seit geraumer Zeit eine Anzahl von Schriftstellern — darunter die besten — der periodischen und Tagesliteratur gewidmet, Romanciers, Novellisten, Fenilletonisten, Fachschriftsteller, ja selbst Lyriker. Der Ehrgeiz, ihre literarischen Producte in der jungfräulichen Gestalt aus dem Laden des Ver legers hervorgehen zu lassen, haben nur einige bedeutende Literaten, welche für das große Lesepublicum schreiben, bewahrt; die andern wollen den Vortheil der ersten Veröffentlichung durch die Zeitung rc. nicht entbehren; — den Vortheil, denn zufolge der wachsenden Ausdehnung und Bedeutung der Presse findet der Autor in ihr das sicherste Mittel, gelesen und indirect — gekauft zu werden. Der Zeitungsverlag ist ein „glattes Geschäft"; der Abonnent beeilt sich, sein Abonnement „rechtzeitig zu erneuern", die Mitarbeiter werden pünktlich und anständig honorirt, was Wunder, daß so viele Autoren den Verkehr mit den Verlegern, wenigstens soweit es sich um de» ersten Abdruck ihrer Arbeiten handelt, eingeschränkt haben; von dem moralischen Vortheil, durch die Presse in einen großen Leserkreis eingeführt und bekannt zu werden, gar nicht zu sprechen. Das Ver- hältniß der Nachfrage stellt sich bei Zeitungen und Zeitschriften für den Autor günstiger: Die Nummer muß täglich, wöchentlich oder monatlich erscheinen, der Herausgeber hat den Abonnenten gegen über die Verpflichtung, sie rechtzeitig zu liefern, und so geräth er mitunter in die zwingende Lage, dieser Verpflichtung etwaige Be- Siebemmdvierzigsler Jahrgang. denken bezüglich der Qualität des vorhandenen Materials zu opfern, aus welchem Umstande sichs erklären dürfte, daß auch die schrift stellerische Mittelmäßigkeit Eingang gefunden hat, während sie von dem auf die Kritik Rücksicht nehmenden Verleger zurückgewiesen worden wäre. Neben den Zeitungen cultivirt das Publicum höch stens noch das Theater, man liest Zeitungen, Zeitschriften rc. und geht ins Theater, — damit ist dem Bedürfnisse nach geistiger Un terhaltung in der Regel Genüge gethan. Die Theateranfführungen, welche den Zuschauern die Bekannt schaft dichterischer Producte auf die bequemste und amüsanteste Art vermitteln, erfreuen sich denn auch stets eines ziemlich regen Zu spruches, trotz schlechter Zeiten und schlechter — Stücke; denn in der That wird z. B. einer Berliner Vorstadt-Theater-Premiöre größere Beachtung geschenkt, als dem Erscheinen eines nicht gerade sensationellen Buches, von der Kritik sowohl, wie vom Publicum. Darum sieht sich die dramatische Muse vvn einer wachsenden Anzahl Literaten umschwärmt. Sie ist dankbarer, weil das Publicum gegen sie galanter ist. Das Theater ist ein unermeßliches Absatz gebiet, denn in ihrer Eigenschaft als „Verleger" sind die Directorcn allezeit bereit, je mehr je besser zu erwerben. Ihr Risico dabei ist kein namhaftes, denn das Theaterpublicum ist merkwürdig san guinisch und bringt dem zum ersten Male am Zettel genannten Autor größeres Interesse und Vertrauen entgegen, als dem unbe kannten Buch-Autor. Es füllt gleich am ersten Abend das Theater, häufig sogar dichter als bei den — nachfolgenden Vorstellungen. Die Chancen des Autors sind nicht übel, entweder das Stück gefällt, oder es gefällt nicht. Im elfteren Falle wird das Opus — es müßte denn ein beispiellos trauriger Durchfall sein — nur von einigen Bühnen, gewiß aber von derjenigen, die es zuerst aufführte, an ein paar Abenden, vielleicht eine Woche lang gegeben. Ein solcher „Mißerfolg" ist aber immerhin nicht unrentabel und bei einer 107^- Tantiöme von 1000—1400 Mark Brutto-Einnahme ohne Frage in pecuniärer Beziehung oft dem „Erfolg" eines debütirenden Buch- Autors überlegen. Der Theaterdirector, der sein Haus dessenungeachtet stets ziemlich besucht sah, wird sich eben nur in der Hoffnung auf einen Cassenerfolg getäuscht sehen. Schlägt das Stück aber durch, so hat der Verfasser alle Ursache, der gewöhnlichen Buchhändler- Honorare zu spotten. Man wird vergeblich Büchermacher in gleicher Anzahl suchen, die mit ihren berühmtesten Werken Ein nahmen erzielten, wie sie in den letzten Jahren verschiedenen Theaterschriststellern in den Schoß fielen. Der Autor des „Mein Leopold" hat bekanntlich mit den Erstlingen seiner Muse „ein Vermögen verdient", und für diese Theaterstücke sogar einen Ver leger gefunden, der nun freilich in der Lage sein wird, über die Verschiedenheit der Rentabilität eines Stückes — aufgeführt und 342
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite