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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1922
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- 1922-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1922
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. Xe 275, 27. November 1922. Die beiden Märchenerzähler vor Grimm sind Jung Stilling (»Jorinde und Joringel«) und Philipp Otto Runge (»Vom Machandel boom«). Heyden schildert in sehr anziehender Weise beider Art der Märchenerzählung und erwähnt auch, daß Stilling der Freund Goethes war, der ihn zur Niederschrift seiner originellen Werke antrieb. Ein besonders ausführliches Kapitel widmet er Wilhelm Grimm, der die besondere Gabe besaß, kindlich zu erzählen, und dadurch zum Märchen erzähler ersten Ranges wurde. Gleichzeitig versucht Heyden, die Eigen art von Wilhelm Grimms Märchcnstil an einzelnen Märchen der Grimmschen Sammlung zu zeigen, indem er die Darstellung in frühe ren und späteren Fassungen höchst anschaulich miteinander vergleicht. »Wenn in dem Handexemplar Wilhelm Grimms«, sagt er, »das Jahr 1807 als frühestes Datum für die Aufzeichnung eines Märchens ange geben ist und er die siebente und letzte von ihm besorgte Auflage mit »Berlin, den 26. Mai 1857' zeichnet, so geht daraus hervor, daß sich die Arbeit Wilhelm Grimms an der Märchensammlung über den Zeitraum von einem halben Jahrhundert erstreckt. Und die Tatsache, daß er sich während dieser langen Zeit immer wieder veranlaßt und verpflichtet fühlte, am Stil der Märchen zu feilen und zu bessern, zeugt schon dafür, wie sehr er die literarische Gestaltung als seine eigenste Aufgabe betrachtete«. Heyden berührt auch die noch nicht vollkommen geklärte Frage der Wahrscheinlichkeit, daß einige unserer deutschen Volksmärchen, und darunter gerade die, die wir am ersten für kerndeutsch zu halten ge neigt sein möchten, fremdländischer Herkunft sind, z. B. das Märchen vom Rotkäppchen. Er bemerkt, es sei Wilhelm Grimm seinerzeit von Jeannette Hassenpflug, die von seinem Sohne Hermann als eine vor zügliche Erzählerin bezeichnet wurde, erzählt worden, und diese sei französischer Abstammung gewesen. Deshalb habe man die aus der Familie Hassenpflug stammenden Märchen vom Ritter Blaubart und dem gestiefelten Kater, die der erste Band der Grimmschen Märchcn- sammlung brachte, später gestrichen, weil sie französischen Ursprungs verdächtig waren. Hätten die Gebrüder Grimm ein Jahrhundert später gelebt, so hätten sie, wie wir hinzufügen wollen, ohne Zweifel ge wußt, aus welch vortrefflicher Quelle Jeannette Hassenpflug ihre Weis heit schöpfte, denn Jakob würde dann bei seinem Aufenthalt in Paris im Tuileriengartcn an der Seite der Uue äs Uivoli das reizende Denkmal des berühmten französischen Märchenerzählers Charles Pcr- rault, von dem Bildhauer Gabriel Pech, gesehen haben, das, umtanzt von fröhlichen Kindern, den gestiefelten Kater in seiner ganzen Gran dezza zeigt, und er würde gewiß auch erfahren haben, daß außer dem gestiefelten Kater und Ritter Blaubart noch die Märchen von Dornröschen, Rotkäppchen, Aschenbrödel und dem kleinen Däumling von Perrault stammen, die dieser in seiner Märchensammlung schon im Jahre 1697 veröffentlichte. Es ist übrigens nicht gesagt, daß diese Märchen durchaus französisch sein müssen. Auf demselben Wege, auf dem sie von Perrault nach Deutschland gelangt sind, können sie auch von Deutschland zu Perrault gelangt sein, nämlich über das Elsaß, das damals — wie heute! — fran zösisch war. In seinem dritten Kapitel »Uber die Märchensammlungen von Grimm bis Wisser« behandelt Franz Heyden die Bechsteinschen Märchen bücher und mundartlichen Märchen. Mit Bechstein ist er wenig zu frieden. Er behauptet, Bechstein sei aus rein äußerlichen Gründen allgemein bekannt geworden und verdanke den Gebrüdern Grimm und den Illustrationen Ludwig Richters seinen Ruhm. Man müsse sich übrigens immer wieder fragen, was Bechstein zu den oft selt samen Abänderungen der Grimmschen Form und zu der fast lächerlichen Verba.llhornisierung des Rotkäppchens veraylaßte. Bechstein habe sich am deutschen Volksmärchen arg versündigt und neben den Grimmschen hätten seine Märchenbücher keine Existenzberechtigung. Mit desto größerem Lobe bedenkt Heyden im vierten Kapitel die plattdeutschen Volksmärchen Wilhelm Wissers, die dieser in den engen Grenzen seiner ostholstcinischcn Heimat sammelte, in einem sich durch völlige Reinheit anszeichnendcn, geradezu klassischen Platt niederlegte und im Gegensatz zur gesamten Erzählungsliteratur, die sich des Imperfekts bedient, im Präsens erzählt. Die Ausführungen und Urteile Heydens über Wissers Märchen find originell und treffend; man muß sic selber lesen. E. K. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. - Auf 125 Jahre ehrenvollen Bestehens und steten Fortschreitend blicken am 27. November die H e i n r i ch s h o f c n 's ch e Buch-, Kunst- und Musi kalten- und Pianoforte- Handlung und H e i n r i ch sh o f e n ' s Verlag in Magde burg zurück. Die Firma wurde gegründet am 27. November 1797 durch den Buchhändler Georg Christian Keil. An diesem Tage trat auch Gotthelf Wilhelm Theodor Hcinrichshofm als Lehrling in das Geschäft 1663 ein. Im Jahre 1800 fiedelte die neue Firma in daS Haus Breite- wcg 171/72, »Zum großen Christoph« genannt, über, in d-em sie sich bis auf den heutigen Tag befindet. Bereits 1807 verstarb Keil und hinterließ Wilhelm Heinrichshofcn testamentarisch das Geschäft. Unter seiner Leibung nahm dieses trotz der Ungunst der damaligen Ver hältnisse bald einen ungeahnten Aufschwung und vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Das Haus Heinrichshofen wurde in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Mittelpunkt der geistigen und künstlerischen Interessen Magdeburgs. Mit den ersten Künstlern der damaligen Zeit, wie Henriette Sontag, Catalani, Schrö- dcr-Dcvrient, Paganini, Lortzing, Liszt, Marschner, Spohr, Richard Wagner, Nubinftein u. v. a., hat Wilhelm Heinrichshofcn, dem auch die Blüte der städtischen Oper und des städtischen Theaters in der da maligen Zeit zu verdanken war, unausgesetzt in geschäftlichem oder freundschaftlichem Verkehr gestanden. Nach außen hin führte der be sonders auf theologischem und philosophischem Gebiete bedeutende Ver lag, zu dessen Autoren die damaligen bedeutendsten ödanzelredn-cr ge hörten, wie Schleiermachcr, Ahlfeld, Arndt, Dräfeke, Eylert u. v. a., den Buchhandel Magdeburgs aufs ehrenvollste ein. Bei der Feier seines 50jährigen Jnhaberjubiläums wurden W. Heinrichshofcn reiche Ehrungen zuteil, darunter Adressen der Stadt Leipzig, die seine Ver dienste um die Förderung der Buchhändlermiessen, die der Jubilar jedes Jahr besucht hatte, hervorhob, ferner des Börfcnvcreins der Deut schen Buchhändler, der Stadt Magdeburg, der Magdeburger Kollegen und vieler anderer Korporationen, um nur die hauptsächlichsten zu nennen. Unter noch allgemeinerer Teilnahme, die weit über die Gren zen Magdeburgs hinausreichte, konnte dann am 4. März 1881 -der Nestor des deutschen Buchhandels seinen 100. Geburtstag feiern. Bald darauf beschloß ein sanfter Tod sein rastlos tätiges Leben. Daß bei einem solchen Vorbilde der Cohn in den Fußstapfeu des Vaters wan delte, ist nicht zu verwundern, und so sehen wir denn seit dem Jahre 1840 Theodor H c i n r i ch s h o s e n seinein Vater in der Leitung des Ge schäfts zur Seite stehen. In einer, wie vorstehend geschildert, musi kalischen Umgebung ausgewachsen, war es kein Wunder, wenn sich seine Neigungen nach dieser Richtung hin wandten. So sehen wir denn auch unter feiner Leitung sich allmählich im Verlag eine Wandlung vollziehen. Hatte dieser bisher ausschließlich dem Buche gedient, so gewinnt jetzt mit den Jahren die Musik immer mehr und mehr die Oberhand. Erste Autoren, wie Marschner, Liszt, Raff, Löwe, Schu mann u. a., führten diese ucue Richtung des Verlags ein. Im Sorti ment ist die Angliederung der Kunsthandlung anfangs der sechziger Jahre hauptsächlich der Initiative Theodor Heinrichshofens zu ver danken. Dieser führte, nachdem sich sein hochbetagtcr Vater mehr und mehr vom Geschäft zurückgezogen hatte, dieses allein bis zum Jahre 1884, wo sein Sohn Herr Adalbert H e i n r i ch s h o f e n in das Geschäft eintrat, der es bis zum Jahre 1990 in Gemeinschaft mit seinem Vater führte. In letzterem Jahre zog sich Theodor Heinrichshofen zurück. Das Geschäft überließ er seinem Sohn, der gleichzeitig den Buchhändler Hermann Bach, der bereits seit dem Jahre 1874 im Ge schäft, zuletzt als Prokurist tätig war, als Teilhaber aufnahm. Herr Bach stand in der Hauptsache der Buchhandlung vor bis zu feinem am 1. Januar 1910 erfolgten Austritt. Adalbert Heinrichshofen da gegen leitete die Kunsthandlung und Musikalienabtcilung, letzterer eine Pianofortchandlung angliedernd. Seine Haupttätigkeit widmete er jedoch seinem Verlage, dem er durch Heranziehung immer neuer zukunftsreicher Autoren, wie Eugen Hildach, A. v. Fielitz, Hans Hermann, Schein pflug, Mraeck, Max Bruch, Jüngst, Nadecke, Wengert, Kothe, Sepp Summer und vieler anderer, immer größere Ausdehnung gab. Durch Hinzukauf erwarb er bereits bestehende Verlage, so 1901 die Firma Max Schimmel vorm. Siegel und Schimmel, Berlin, denen sich im Jahre 1902 der im Jahre 1820 gegründete M. Bahn Verlag, Berlin (früher Trautwein'sche Musikalienhandlung), ferner Luckhardts Musikverlag (R. Lebrccht), Stuttgart, und in den letzten Jahren Albert Nathke, Magdeburg, anschlosscn. Dadurch machte er seinen Musik verlag zu einem der bedeutendsten und führenden in ganz Deutsch land, der den Namen Hcinrichshoscn über den ganzen Erdball erklingen läßt. Viele, darunter erste Anerkennungen, zuletzt der goldene Preis Bugra 1914, lohnten A. Heinrichshofen die Sorgfalt, die er den Kin dern seines Verlags in Ausstattung usw. angedeihen ließ. Mit der Ausdehnung des Verlags hielt die -des Sortiments gleichen Schritt. Das ständige Wachsen des Geschäfts erforderte in den Jahren 1890 und 1910 durchgreifende bauliche Umgestaltungen und Neubauten, die dem Geschäft ausgedehnte moderne Räumlichkeiten schufen. Der Weltkrieg selbst übs-e, abgesehen von dem sich geltend machenden Personalmangel, nur geringen Einfluß auf das Geschäft aus. Dagegen hatten der un glückliche Ausgang des Krieges und die diesem folgende Revolution das eine Gute im Gefolge, daß es dem Geschäft den Sohn A. Heinrichs- Hofens, seinem Großvater zu Ehren »Theodor« genannt, der bis dcchin 16^ Jahr seinem König als Offizier gedient hatte, dem Geschäft
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