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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1925
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- 1925-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1925
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- Deutsch
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110S0«»rI-»bI»U >. d DU«» V»««a»d-I. Medartioneller Teil. .V? 162. 14. Juli >925. Möchten die weiteren Veranstaltungen von demselben schönen Ersolge begleitet sein und insbesondere die Ausstellung selbst, über die alle des Lobes voll waren, sich eines recht zahlreichen Besuches aus allen Kreisen der Bevölkerung erfreuen!» II. Bericht über die Büchertage In Löwcnbcrg in Schlesien. Von Frieda Wiedermann. Im Juni — und zwar ausgerechnet im Juni dieses Jahres, in dem die Sonne unentwegt vom Himmel glühte, sodaß man fürchtete, daß nicht nur dis Erde, sondern auch menschliche Gehirne ausgedörrt werden — Büchertage in Löwcnbcrg! Bielen mag es nicht nur als ein Wagnis, sondern als eine Wahnsinnsidee er schienen sein; denn bei meinen Besuchen bei Behörden, Schul räten, Geistlichen, Presse usw. begegnete ich oft bedenklichem Kopf- schüttcln, manchmal auch offen ausgesprochenem Skcptizismns. Meine Zuversicht war jedoch unerschütterlich, und meine Begeiste rung, mit der ich mich für das Gelingen des Planes einsctzte, muß wohl letzten Endes ansteckend gewirkt haben. Ein voller Erfolg — nein, in Anbetracht der vorher geschilderten Wittcrungsverhält- nisse eigentlich «in doppelter Erfolg ist erzielt worden und spornt zu neuen Ideen und Taten an. Untergebracht war die Ausstellung in dem prächtigen Turn saal der evangelischen Volksschule, der auch gleichzeitig als Vor tragssaal dienen konnte. An beiden Längsseiten liefen schwarz- bckleidete Tafeln entlang und ebenfalls unter der blumengs- schmückten Bühne. Bunt und lustig hoben sich hübsch gebundene Bücher und gut ausgcbaute Büchergruppen von dem dunklen Untergründe ab. Die Ausstellung stand unter dem Thema: »Das gute billige Buch- und umfaßte hauptsächlich Belletristik, dann aber auch Populärwissenschaftliches und ein wenig Philosophie. Der größte Teil der Bücher konnte vom Lager genommen werden. Den Verlegern aber, die es mir ermöglichten, durch Kommissions- sendungen die Ausstellung noch umfassender zu gestalten, beson deren Dank! Am II. Juni nachmittags 4 Uhr wurde die Ausstellung er öffnet, und ein großer Teil der bekannten Bücherfreunde fand sich schon ein. Ein mäßig bewegtes Leben ging durch den Saal, ebbte dann noch ein wenig ab, um kurz vor Beginn des Vortrags abends um so stärker anzuschwellen. Das Endresultat war, daß der Saal — der trotz der Ausstellungstische noch etwa 500 Per sonen fassen konnte — sehr gut gefüllt war. Die Eröffnungsansprache des Bürgermeisters vr. Lohmann bildete den Auftakt sür alles Kommende. Die aktive Beteiligung des Bürgermeisters zeigte dem Publikum das Interesse der städti schen Behörden an dem Gelingen des Ganzen und darf keinesfalls unterschätzt werden. Das nun folgende kurze Referat des Herrn Schnabel »Die deutsche Aufgabe« erweckte die Begeisterung der Er schienenen, und Herrn vr. Castelle war es nun leicht, für seine einleitenden Ausführungen (Dichter — Buch — Leser) Sympa thien zu gewinnen. Nun folgten die Rezitationen vr. Castellcs und fanden durchweg starken Widerhall. Der erste Teil, der feine literarische Leckerbissen brachte, ebenso stark wie der zweite, der friedlich in »Raabe« ausklang. Lachende Sonne auch am nächsten Tag. Und lachendes Leben bevölkerte da den Saal: denn die Kleinen und Allerkleinsten ivaren zu Gast geladen und waren überaus zahlreich erschienen. Mit gespanntem Interesse wurden die Vorbereitungen für die Licht- bildervorsührung verfolgt, die durchaus nicht so einfach waren, weil der Saal nur unvollkommen verdunkelt werden konnte und wir deshalb nur ein Dämmerlicht erreicht hatten. Aber Kinder sind keine scharfen Kritiker. Am Ende gelang es doch, die Scholz- schen Lichtbilder einigermaßen klar auf die Leintvand zu bekom men, und vr. Castelle konnte mit Märchenvorlesen beginnen. Voller Begeisterung war das kleine Volk dabei, ja — bei dem Märchen von »Schneewittchen» ging das Mitgehen der Kinder so weit, daß man herzbrechendes Schluchzen kleiner Mädchen hörte. Das Programm war reich, und kleine Pfiffikusse rechneten aus, urieviel ein Märchen wohl gekostet habe. Der höchste Grad begeisterter Aufnahmefähigkeit ivurde wohl am zweiten Abend erreicht, der eigentlich als Schüler-Abend ge dacht war. Leider aber war er von den Schülern nicht so stark besucht, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht ist unsere Jugend jetzt zu stark politisch interessiert, sodaß kaum etwas anderes in ihrem Denken Raum hat. Vielleicht muh ich hier auch einige Unterlassungssünden meinerseits bekennen. Die ganze Vorbereitungszeit war knapp <4 Wochen vor Beginn der Bücher- kage wurde der Entschluß zu dem Versuch gefaßt), und ich nahm noch zu wenig Fühlung mit Lehrer- und Schülerschaft, weil ich hier ohne weiteres mit einem Mitgehen gerechnet hatte. Bei einer Wiederholung wird das anders werden. Herr Schulrat Schulz fand warme Worte für das Buch und Herr Schnabel erzählte einige eigene Erlebnisse mit Büchern aus seiner Jugend. Damit hatte er den rechten Ton gefunden, um sich die Herzen aller — vor allem der Jungen unter ihnen — zu gewinnen. Nun folgte vr. Castelle. Dieses Mal sollten hauptsächlich Balladen zum Bortrag kommen, und Herr vr. Castelle begann mit der Prachtvollen Ballade der Handel-Mazzetti: »Deutscher Kult», ließ dann die innige Ballade der Droste »Die beschränkte Frau« folgen und ging allmählich in einen heiteren Ton über, um am Schluß bei unserem Meister Busch zu landen. Hell begeistert waren die Hörer gefolgt, sodaß ich mit gutem Gewissen von einem vollen idealen Erfolg der Veranstaltungen sprechen kann. Wie groß der ideelle Erfolg im allgemeinen war, ist heute noch nicht fcstzustellen. Immer deutlicher spüre ich jedoch schon jetzt die guten Wirkungen. Denen aber, die die materielle Seite stärker inter essiert, kann ich berichten, daß sich die Veranstaltungen selbst be zahlten und außerdem die Werbekosten deckten. Sonnabend müßig, am Sonntag jedoch war der Besuch der Ausstellung ziemlich leb haft. Leider wurde die Besucherzahl nicht kontrolliert — ich glaub« aber, daß ich mit 650—800 nicht zu hoch greife (Ein wohnerzahl 6500). Und vor allem fanden sich allerlei Menschen ein, die noch niemals unfern Laden betreten hatten. Zwanglos konnte ich Fühlung mit ihnen nehmen und Verbindungen an- knüpfen. Für all die Menschen, die ernst zum Buch hinwollen (Arbeiter usw.), sind Ausstellungen ideal; denn in den Lade» wagen sie sich noch nicht ohne Verlangen nach einem bestimmten Buch, und doch möchten sie sich sehr gern auf dem Büchermarkt umschauen und orientieren. Wie soll man das sonst erreichen? Ich glaube, wenn man es einigermaßen geschickt beginnt, dann kann man sie ohne weiteres mit zu solchen Veranstaltungen und dann als Kunden heranziehen, und auch dieses Problem wird durch Büchertage und Buchwochen gefördert. Ein Verkauf von Büchern fand übrigens während der Aus stellung nicht statt. Bei jeder Verlagsgruppe lagen die dazu ge hörigen Prospekte und auch Notizblock und Bleistift. Große Schüler des Gymnasiums und Jugendbewegtc hatten die Aussicht, gaben Auskunft, notierten Bestellungen usw. 81 Bestellungen wurden während der Büchertage schon aufgegeben. Natürlich er gibt das keinen überwältigenden Umsatz, da ich eben »billige« Bücher ausstellte. Prospekte wurden stark verlangt (sie wurden niemand aufgedrängt), und außerdem wurde viel notiert. Auf alle Fälle sind »Bücherlage- die idealste Form, sein und wirkungsvoll für das Buch und um Menschenseelen zu werben. Sie müssen gelingen, wenn sie richtig vorbereitet werden und man sich ganz dafür einsetzt. Echte Begeisterung muß schließlich Begeisterung wecken, und ist man selbst von dem Guten einer Sache überzeugt, dann wird man auch immer die richtigen Worte finden, um Skeptiker zu belehren und Widerstände zu überwinden. Beides bleibt nicht aus, vor allem nicht in Kleinstädten, in denen einer scheel nach den Erfolgen des anderen steht. Aber trotzdem — oder gerade deswegen! Gerade in Kleinstädten möchte ich wünschen, daß »Büchertage» in Szene gesetzt werden; denn sie scheinen mir sür das Geistesleben einer Kleinstadt eine Notwendig keit. Wollen wir von »Kulturarbeit« reden? Dies Wort hat heute beinahe einen unangenehmen Klang, weil es z» oft miß braucht wurde. Wer es aber trotzdem liebt, und zwar in seiner alten, schönen Bedeutung, der mag sich auch sagen, daß sich durch Veranstaltung von Büchertagen Gelegenheit bietet, dieses Wort lebendig werden zu lassen.
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