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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1925
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- 1925-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1925
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^ 162, 14. Juli 1925. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtsch". Bnchbandel. 11091 Die Gutenbergfeier in Mainz. >27.-2«. Juni 1S2S>. Im Nahmen der Jahrtausendfcier in Mainz begingen das G u t e n b e r g - M u s e n m nnd die Gutenberg-Gesellschaft die Feier ihres filnfunbzwanzigjährigen Bestehens. Gleichzeitig fand die Feier der beendeten Wiederherstellung des herrlichen kurfürstlichen Schlosses und des 525jährigcn Geburtstages Gutenbergs statt, feierte der »Main zer Anzeiger« sein 75jähriges Jubiläum, wurde die Kunstausstellung im Schloß nnd die Ausstellung »Das deutsche schöne Buch 1900—1925« im Gntenberg-Mnscum eröffnet. Diese Fülle von Anlässen trug dazu bei, das Fest zu einem so glanzvollen zu gestalten, wie es wohl seit Jahren Mainz, bas besonders schwer unter der Besetzung zu leiden hat, nicht erlebte. Erhöhte Bedeutung erhielten die Veranstaltungen noch durch die Teilnahme des Reichskanzlers I)r. Luther, der in seiner Rede beim eigentlichen Festakt am zweiten Tage ausflihrte, das; die Huldigung vor dem großen Genius, der die B u ch d r n ck e r k u n st ins Leben gerufen habe, ein Grund mit wäre, daß jeder Kanzler des Reichs seine Schritte nach Mainz richten sollte. Das Gutenbcrg-Museum. das am Johannistage 1900 gegründet wurde und die »zentrale Lehrstätte für alle, die sich über die Er findung der Bnchdrnckerkunst und über ihre künstlerische nnd technische Entwicklung bis zum heutigen Tage unterrichten wollen«, sein soll, hat in den letzten Jahren unter der tatkräftigen Leitung von Direktor vr. Nuppel einen bedeutenden Aufschwung erlebt. Vor allem auch in organisatorischer Hinsicht hat Nuppel, dessen Ziel ist. die Anstalt zu einem Weltdrnckmuseum ansznbauen, Hervorragendes geleistet. Die ersten Schritte zu diesem internationalen Ausbau sind getan, nnd das Interesse der inländischen und ausländischen Fachleute für das Mu seum hat sich schon in zahlreichen hochherzigen Schenkungen bekundet. Wer die drei Festtage miterlebt hat, mag geahnt haben, wieviel mühe volle Vorbercitungsarbeit von allen Beteiligten geleistet worden ist: nächst der Stadt Mainz gebührt vor allem Direktor Hr. Nuppel der Dank aller Festteilnchmer für den harmonischen und glanzvollen Verlauf der Veranstaltungen. Die Buchausstellung im Gntenberg- Mnscum, die in der Hauptsache von vr. Eppelshcimer nnd vr. Diepen.bach in vortrefflicher Weise ausgebaut wurde, bedeutet in Anbetracht der knapp bemessenen Zeit, die den beiden Herren znr Verfügung stand, eine außerordentliche Leistung! Eröffnet wurden die Veranstaltungen am Sonnabend, dem 27. Juni, mit einem Festvortrag des Bibliothcksdirektors Prof. l)r. Erich von Nath (Bonn): »Über die Ausgaben der Wicgendruck- forschung« vor der Gutenberg-Gesellschaft, der Wiegendruck-Gesellschaft, dem Hauptvorstand des Deutschen Buchdrucker-Vereins, der Mainzer Buchbrnckerschaft. der Gesellschaft hessischer Bücherfreunde, der Frank furter Bibliophilen-Gesellschast und vielen anderen. Vorangegangen war schon die Tagung der Gntenberg-Gesellschaft und die 75jährigc Jubelfeier des »Mainzer Anzeigers«, die unter Beteiligung der Staatsbehörden und vieler anderen hervorragenden Persönlich keiten sich besonders prächtig gestaltete. Der »Mainzer Anzeiger« ließ aus diesem Anlaß eine Festnummer und eine Festschrift erscheinen. Abends gab die Stadt den Teilnehmern eine Festvorstellnng im Stadt- theatcr, die eine Ausführung des »Ackermanns von Böhmen« von Johannes von Saaz, das das erste gedruckte Drama sein soll, und des Schimpfspiels »^bsurcka 6omiea oder Herr Peter Sqncntz« von Andreas Gryphius brachte. Die Vorstellung wurde eröffnet durch eine zündende Ansprache des Oberbürgermeisters vr. Kttlb. in der er den Genius Gutenbergs feierte, und durch Musikvorträge. Nach Schluß des Theaters war eine Huldigung vor Thorwaldsens Guten- bcrg-Denkmal mit Illumination des Gutenberg-Platzcs geplant: die französische Besatzungsbehörde hatte jedoch im letzten Augenblick diesen Hnldigungsakt verboten. Es war schon schlimm genug, daß Mainz wie andere rheinische Städte seine tausendjährige Zugehörigkeit zum Reiche feierte! Dies alles war der Anstakt zu dem eigentlichen Festakt am Sonntagmorgen in dem wundervollen Akademiefaal des kurfürstlichen Schlosses, der bis auf den letzten Platz gefüllt war und mit seinen hohen Fenstern, seinen fein abgetönten Farben und seinen schönen Deckengemälden dem Festakt eine stimmungsvolle Weihe verlieh. Strahlende Sonne stand über dem goldenen Mainz; draußen vor dem Schloß drängte sich eine große Menschenmenge, die den Reichskanzler, der in Begleitung von Vertretern der hessischen Landesregierung um 11 Uhr cintraf. mit lauten Beifallsrufen begrüßte, die sich in der Festversammlung fortsetzten, als der Reichskanzler den Saal betrat. Da erklangen auch schon die zarten Töne eines Satzes ans Mozarts Divertimento. Dann ergriff Oberbürgermeister vr. K tt l b das Wort zu einer kurzen nnd kernigen Ansprache, die das Bekenntnis ent hielt: »Die deutschen Lande links und rechts des Rheins kulturell und wirtschaftlich ewig ungeteilt« und ausklang in ein Hoch ans bas deutsche Vaterland. Nachdem von einem Männerchor Anton Bruckners »Mein Lied dem Vaterlande« vorgetragen war. hielt Ur. Julius Rodenberg, der Leiter der Abteilung flir künstlerische Drucke in der Deutschen Bücherei, einen kurzen Vortrag über »Die neue deutsche Buchkunst«. Der Redner ging von Gutenberg ans, dessen Leben vom Helldunkel geschichtlicher Vergangenheit umhüllt sei. der aber durch seine Tat wie das Symbol einer unermeßlichen kulturellen Entwicklung vor uns stehe, erläuterte kurz das Wesen der Buchkunst, gab einen raschen Überblick über die Entwicklung der letzten 30 Jahre nnd schloß mit einem Ausblick ans die Zukunft: »Drei Dinge sind es, die den modernen Druckkttnstlern als Ideale vorschweben, die auch dem Altmeister Gutenberg Leitsterne bei seinem künstlerischen Schassen waren: der Glaube an die Größe ihrer Kunst, die Hoffnung, durch ihre Kunst dem Ideal des Schönen immer näher zu kommen, und die L i e b e, mit der sic sich voll tiefster Überzeugung und in echter künstlerischer Begeisterung ihrer Sache widmen. . . Und die Liebe ist die größte unter ihnen«. Nach einem Marsch aus Mozarts »Jdo- meneo« sprach dann Geheimrat Prof. vr. Kautzsch (Frankfurt a. M.) über »Mainz in der deutschen Kunst«, der in tiefgründigen und sehr gehaltvollen Ausführungen das Wesen der Mainzer Kunst kennzeich- nete. Den Höhepunkt der ganzen Feier brachte die darauffolgende, mit großen Beifallskundgebungen begleitete Rede des Reichskanz lers. über die die Tagespresse schon berichtet hat. I. Brcus »Früh ling am Rhein«, wieder von einem Männerchor a cappella vorgetragen» schloß die erhebende Feier ab. Es folgte ein Nundgang durch die beiden Ausstellungen im Schlosse und im Gutenberg-Museum, wo dem Kanzler auch der kürzlich erworbene zweite Band der 42zciligen Bibel. Gutenbcrgs Meisterwerks, vorgelegt wurde. Auf dem an schließenden. von der Stadt Mainz gegebenen Festmahl sprachen außer Mitgliedern der Landesregierung noch Vertreter der Buchdrucker-Ver einigungen. Der Vorsitzende des Deutschen Buchdrucker-Vereins, Zickfel dt (Osterwieck), machte in seiner Rede von einer größeren Geldsumme Mitteilung, die der Deutsche B u ch d r u ck e r - V e r - e i n dem Gutenberg-Musenm zugewendet habe — ebenso wie auch die amerikanischen Buchdrucker auf Anregung von Mr. Edward E. Bartlett in New Aork in hochherziger Weise einen größeren Be trag gestiftet hatten. Nach dem Festmahl unternahmen die Teilnehmer auf einem von der Stadt gestellten Salondampfer eine Nheinfahrt, an der sich auch der Reichskanzler beteiligte, den am Landungssteg eine tansendköpfige Menge jubelnd begrüßte. Ter Morgen des dritten Tages führte die Teilnehmer unter sach kundiger Führung zu historischen Stätten der Stadt Mainz, und um 1 Uhr bestieg man wieder den Dampfer, der seine Fahrt diesmal bis St. Goar ansdchnte. Auf Burg Nheinfels entbot der Bürger meister von St. Goar den Erschienenen den Willkommengruß. und mit Rosen geschmückte rheinische Mädchen sprachen einen Trinkspruch nnd reichten Oberbürgermeister vr. Kiilb den Ehrcntrunk. Mit Musik, Tanz nnd in fröhlichster Stimmung ging es dann wieder zurück nach Mainz, wo man in später Stunde ankam. Den Teil nehmern werden die schönen Stunden, die ihnen das gastliche Mainz bereitete, in unvergeßlicher Erinnerung bleiben. Mächtig ragte im Dämmer des Morgens Gutenbergs Statue vor uns auf: »Im Anfang war das Wort!« ... . Nein: »Im Anfang war die Tat!« Gedacht sei noch einer feinen kleinen Festgabe, die die Schrift gießerei D. Stempel A. - G. in Frankfurt a. M., die sich überhaupt um das Gutenberg-Museum ganz besonders verdient gemacht hat. den Teilnehmern am Gntcnbergfcst und der Tausendjahrfeier widmete: Goethe. Episteln: gedruckt in der kursiven Ratio-Latein von Prof. F-riedr. Will). Klenkens. nach dessen Entwürfen bas Büchlein auch künstlerisch ausgestattet wurde. Die Stempelsche Schriftgießerei stiftete auch eine Werbeschrift der Gntenberg-Gesellschaft in sechs Sprachen, die ebenfalls aus der Ratio-Latein gesetzt ist. Die große internationale G u t e n b e r g - F e st f ch r i f t zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum, die von Direktor vr. Nup pel herausgegcben wird und an der 70 Buchörnckfachleute aus allen Ländern mitgearbeitet haben, wird später erscheinen, ebenso ein Kata log der Ausstellung »Das deutsche schöne Buch 1900—1925«. R o ö e n b e r g.
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