Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1878
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18780313
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187803136
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18780313
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-13
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nichtamtlicher Theil. 1022 H? 61, 13. März. daß sie portugiesisch lautete, obgleich Text uud Titel in spanischer Sprache versaßt waren. Zweifellos ist, daß zuerst in Portugal die Juden die neue Er findung zu schätzen und auszubeuten verstanden. Die portugiesischen Juden wurden seit jeher von ihren Stammgenossen als eine Art Aristokratie angesehen und hatten zu Ausgang des 15. Jahrhunderts durch Wohlhabenheit und Bildung eine Bedeutung im Staat erlangt, die ihnen schließlich verhängnißvoll wurde. Der Jude Mestre*) Hortas druckte 1484 zu Leiria den ^IwLuaob psrpstnns sselssias- tiou8 astrouonii Aaeuti, die älteste portugiesische Jncunabel, Rabban Eliezer uud Samuel Zorba zu Lissabon das Sepher Orach Chaim (1485), einen Commentar zum Pentateuch (1489), den Text des Pentateuch (1491) und das Sepher Thephilod (1495). Um für den Druck christlicher Werke nicht auf jüdische Hände angewiesen zu sein, ließ die Königin Dona Leonor, die Gemahlin Dom Joäo's II., von der Quelle her die Buchdrucker Valentin aus Mähren und Nikolaus aus Sachsen nach Portugal kommen. Ob auch Johann Gerling — der Name klingt westphälisch — der 1494 zu Braga im Auftrag des erzbischöflichen Domcapitels das Orsviurium UrueobarsnLis seslssias druckte, auf ihre Veranlassung in Portugal einwanderte oder einer jener fahrenden Gesellen ist, die in einer Art Wettlauf die neue Kunst aus den deutschen Werkstätten nach den südeuropäischen Ländern trugen, läßt sich nicht bestimmen. Das Brevier von Braga, die einzige Leistung dieses deutschen Druckers in Portugal, ist kirchenhistorisch wichtig, da es Gebete und Hymnen nach dem Ritus der Mosaraber, der unter der Mauren-Herrschaft fast ohne jede Verbindung mit Rom fortbestehenden Christengemeinde, enthält. In der Farce Gil Bicente's: „Der Dorfcaplan aus der Beira", spricht der würdige Herr seinen Beichtsegen über eine Dirne mit den Worten aus: „Schwester, ich absolvire dich Nach dem Brevier von Braga." Valentin aus Mähren nennt sich in seinen Druckwerken Valen tin: (spr. Valenting) de Moravia, später Valentim Feruandes mit dem Zusatz Allenmo (Deutscher) oder AlemZ, wie man damals schrieb, auch wohl einfach Valentim Alema. Sein Dienstverhältniß zur Königin wird durch die Titel „ssoucksiro (Knappe) cka sxssltsn- tissima Ruanda Dona Oz-anor" uud „ssrvickor 6 smprsnrickor cks suu ^ltkLu" ausgedrückt. Durch seine Kenntniß des Lateinischen wurde er in Lissabon vielfach nützlich. So unterrichtete er eine Zeit lang den unehelichen Sohn Dom Joiio's II., Dom Jorge, den der Vater anfangs zum Thronerben bestimmt hatte, war Secretär des Königs Dom Manuel für die lateinische Korrespondenz und Notar der deutschen Kaufleute zu Lissabon, die ihre Contracte und Geschäfts briefe in lateinischer Sprache abzufassen pflegten. Nach den Berich ten des Seefahrers Diogo Gomes, der sich an den portugiesischen Entdeckungsfahrten betheiligt hatte, verfaßte er die beiden Abhand lungen: „Os prima, iuvsutious Ouinsas" und „Os insalis primo iuvsntis in muri oosuno oooicksutis", deren Originale auf der Mün chener Hosbibliothek beruhen und von Schmeller herausgegeben wurden.**) R. H. Major (Oits ok keines Ueurz- ok Lortuxul snr- uamsck tbs HuviAutsr. 2. Ausl. London 1877) charakterisirt den Verfasser dieser Mittheilungen als „balk-eckucatsck mau, musst mors 3. sailor tstau 3 stuckerst"; ein unberechtigter Schluß, da es ihm mehr auf treue Wiedergabe der Erzählungen als auf Entfaltung stylistischer Künste ankommen mochte. *) Die Titulatur Mestre (Magister) kam damals den aus der Uni versität zu Coimbra gebildeten Aerzten und Mathematikern zu. Bekannt sind die Juden Mestre Rodrigo und Mestre Josepe, denen Dom Joäo II. die ihm von Columbus gemachten Vorschläge zur Begutachtung übergab. **) Ueber Valentim Fernande? AlemL und seine Sammlung von Nachrichten über die Entdeckungen und Besitzungen der Portugiesen in Afrika und Asien bis zum Jahr 1508. München >847. Valentim Jemandes war von 1495 bis 1513 in Lissabon als Drucker thätig und fand für seine Presse um so mehr Arbeit, als das Decemberdecret des Jahres 1496, das alle Nichtchristen unter Todesstrafe aus dem Lande wies, die jüdische Concurrenz beseitigte. Ueberdies kam die Erfindung Gutenberg's nach Portugal zur ge legenen Stunde. Der Plan Dom Manuel's, die Rechtsordnungen Dom Affonso's durch einen neuen Codex zu ersetzen, ließ sich mit Hilfe des Drucks schneller und wohlfeiler verwirklichen, als wenn die Exemplare für die einzelnen Gerichtssprengel handschriftlich ausgearbeitet werden mußten; der rasch wachsende Handelsverkehr und die Colonialverwaltung erforderten manche gesetzliche Be stimmungen, Hafenordnuugen, Zolltarife u. s. w., und die in den Colonien mit Erfolg betriebene Missionsthätigkeit machte das Be- dürfniß nach einer zur Massenverbreitung geeigneten Darstellung der christlichen Lehre fühlbar. Ehe Valentim Fernandes diesen praktischen Aufgaben diente, druckte er eine Anzahl Werke, die der Königin Dona Leonor besonders ans Herz gewachsen waren. Bereits im Katalog der von Dom Duarte (1433—1438) be gründeten Bibliothek wird die „Vita Ostristi" des Carthäusermönchs Ludolfo de Saxonia erwähnt, aus welcher der König in seinem be rühmten „Ossi Oonsslstsiro" das siebente Capitel ins Portugiesische übertrug. Die Herzogin Dona Jsabella ließ das ganze Manuskript, an dem die königliche Familie sich wie an einer Handpostille zu er bauen pflegte, durch den Abt des Lissaboner Klosters Sam Paulo übersetzen, und Dona Leonor gab die Ucbersetzung in Druck, nach dem der Hofprediger Frei Andre die vielfach veraltete Ausdrucks weise corrigirt hatte. Valentim Fernandes vollendete die Arbeit 1495 in Gemeinschaft mit Nikolaus aus Sachsen (Nicolao de Saxo nia). Die „Vita Ostristi", von der die Lissaboner Nationalbiblio thek das einzige noch übrige Exemplar besitzt, gilt als eine der ge diegensten typographischen Leistungen in Portugal.*) In den nächst folgenden Jahren druckte Valentim Fernandes die Ritternovelle „Ostoria cko muz-uostrs impsrackor Vsspasis-no" (1496), die hiuter- lassenen Schriften des Sicilianers Cataldo, der als Hofmeister des Prinzen Dom Jorge nach Lissabon gekommen war (1500), die Co plas des Jorge Manrique (1501) und 1502 eine von ihm selbst be sorgte portugiesische Ucbersetzung der Reisen des Marco Polo zugleich mit den Nachrichten des Venetianers Nicolao Conti über den Orient, die M. Pogio aus Florenz auf Wunsch des Papstes Eugen II. ver öffentlicht hatte. Die Reisebeschreibung Marco Polo's war schon seit Anfang des 15. Jahrhunderts in der königlichen Bibliothek vorhanden. Der Senat von Venedig hatte Dom Pedro de Alfarro- beira bei seinem Besuche der Lagunenstadt das Werk des berühmten Reisenden in prachtvoll ausgestatteter Handschrift überreicht. Der Jnfaut schenkte es seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, der daraus neue Anregung zu seinen Entdeckungsplänen schöpfte. Im Auftrag der Regierung druckte Valentim Fernandes die „Gerichtsordnung" (ksßimsnto äasjustipas), deren Nachdruck durch königliches Decret vom 22. Februar 1503 unter Strafe von 100 Cruzados Gold verboten wurde, und die „Regel für die Großmeister des Christusordens" (1504). Die in demselben Jahr besorgte Aus gabe des „Kleinen Katechismus" (Oatseismo psgusno) wird durch die Bemerkung eines Chronisten illustrirt: Dom Manuel habe 1504 dem König von Congo auf dessen Wunsch Missionspriester, Lehrer für Lesen, Schreiben, Chorgesang und Orgelspiel und „viele Hand bücher der christlichen Lehre" gesandt. Von weiteren Arbeiten des selben Meisters wären noch eine portugiesische Ucbersetzung der Apostelgeschichte (1505) und die zwei ersten Bücher des auf Befehl Dom Manuel's ausgearbeitcten neuen Gesetzbuches („Orcksuayoss cko *) Der Originaltext der „Vita Ostristi" wurde 1483 bei Anton Coburger in Nürnberg gedruckt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder